lag, ist so vollkommen wahr, daß man ihn durch eine Reihe von Versuchen bestätigt findet, bei denen man nur vermeiden muß, daß der electrische Strom nicht die Nadel der Länge nach durchlaufe, indem er da gänzlich unwirksam sein würde, ja sogar den schon erlangten Magnetismus zerstören kann. Nimmt man aber, da- mit kein Uebergang der Electricität auf die Nadel selbst statt finde, einen mit Seide umsponnenen Drath als Leitungsdrath, und windet diesen in Form eines Schraubenganges um die Stahl- nadel; so macht der electrische Strom, wenn er mit hinreichender Stärke den Drath durchläuft, die Nadel magnetisch, und zwar ist diejenige Seite der Nadel ihre Ostseite, wo der positiv-electrische Strom, um die horizontale Nadel kreisend, herabwärts geht. Und nicht bloß der Schließungsdrath der einfachen galvanischen Kette oder der voltaischen Säule kann hier als Leiter des electrischen Stromes dienen, sondern man kann auch eine electrische Flasche durch die Leitung dieses Drathes ausladen, oder einen Strom durch Reibung erregter positiver Electricität so umkreisend fortleiten; auch dann hat man nicht bloß eine sicher hervorgebrachte Magneti- sirung, sondern auch eine Magnetisirung, bei welcher die Lage der Pole völlig sicher bestimmt ist, und bei gleichbleibender Lage der Nadel ist immer dasjenige Ende ein Nordpol, welches nach Ver- schiedenheit der Richtung der Umwickelung ein solcher werden muß. Auf die Lage der Nadel selbst gegen Norden oder Osten kömmt dabei nichts an. Dies nun ist eben etwas, was man früher mit electrischen Schlägen durchaus nicht zu leisten vermochte, da diese, wenn man sie durch die Nadel gehen ließ, wie ich früher erwähnt habe, nur eben so wie andre Erschütterungen unter Einfluß des Erdmagnetismus wirkten, aber bei der Lage der Nadel in der Ebne des magnetischen Aequators auch eben so unwirksam wie andre Schläge waren.
Diese Magnetisirungen sind auf höchst mannigfaltige Weise ausgeführt worden, und jede neue Anordnung gewährt eine neue Belehrung; indeß kann ich hier nur noch bei einigen wenigen Abänderungen des Versuches verweilen. Pfaff in Erlangen ließ den electrischen Strom durch Spiraldräthe, (Fig. 176.) die in einer Ebne liegen, gehen, und fand hier, daß die Nadel Nn, die beinahe durch den Mittelpunct geht, also gegen die Windungen
lag, iſt ſo vollkommen wahr, daß man ihn durch eine Reihe von Verſuchen beſtaͤtigt findet, bei denen man nur vermeiden muß, daß der electriſche Strom nicht die Nadel der Laͤnge nach durchlaufe, indem er da gaͤnzlich unwirkſam ſein wuͤrde, ja ſogar den ſchon erlangten Magnetismus zerſtoͤren kann. Nimmt man aber, da- mit kein Uebergang der Electricitaͤt auf die Nadel ſelbſt ſtatt finde, einen mit Seide umſponnenen Drath als Leitungsdrath, und windet dieſen in Form eines Schraubenganges um die Stahl- nadel; ſo macht der electriſche Strom, wenn er mit hinreichender Staͤrke den Drath durchlaͤuft, die Nadel magnetiſch, und zwar iſt diejenige Seite der Nadel ihre Oſtſeite, wo der poſitiv-electriſche Strom, um die horizontale Nadel kreiſend, herabwaͤrts geht. Und nicht bloß der Schließungsdrath der einfachen galvaniſchen Kette oder der voltaiſchen Saͤule kann hier als Leiter des electriſchen Stromes dienen, ſondern man kann auch eine electriſche Flaſche durch die Leitung dieſes Drathes ausladen, oder einen Strom durch Reibung erregter poſitiver Electricitaͤt ſo umkreiſend fortleiten; auch dann hat man nicht bloß eine ſicher hervorgebrachte Magneti- ſirung, ſondern auch eine Magnetiſirung, bei welcher die Lage der Pole voͤllig ſicher beſtimmt iſt, und bei gleichbleibender Lage der Nadel iſt immer dasjenige Ende ein Nordpol, welches nach Ver- ſchiedenheit der Richtung der Umwickelung ein ſolcher werden muß. Auf die Lage der Nadel ſelbſt gegen Norden oder Oſten koͤmmt dabei nichts an. Dies nun iſt eben etwas, was man fruͤher mit electriſchen Schlaͤgen durchaus nicht zu leiſten vermochte, da dieſe, wenn man ſie durch die Nadel gehen ließ, wie ich fruͤher erwaͤhnt habe, nur eben ſo wie andre Erſchuͤtterungen unter Einfluß des Erdmagnetismus wirkten, aber bei der Lage der Nadel in der Ebne des magnetiſchen Aequators auch eben ſo unwirkſam wie andre Schlaͤge waren.
Dieſe Magnetiſirungen ſind auf hoͤchſt mannigfaltige Weiſe ausgefuͤhrt worden, und jede neue Anordnung gewaͤhrt eine neue Belehrung; indeß kann ich hier nur noch bei einigen wenigen Abaͤnderungen des Verſuches verweilen. Pfaff in Erlangen ließ den electriſchen Strom durch Spiraldraͤthe, (Fig. 176.) die in einer Ebne liegen, gehen, und fand hier, daß die Nadel Nn, die beinahe durch den Mittelpunct geht, alſo gegen die Windungen
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der electriſche Strom nicht die Nadel der Laͤnge nach durchlaufe,
indem er da gaͤnzlich unwirkſam ſein wuͤrde, ja ſogar den ſchon
erlangten Magnetismus zerſtoͤren kann. Nimmt man aber, da-
mit kein Uebergang der Electricitaͤt auf die Nadel ſelbſt ſtatt
finde, einen mit Seide umſponnenen Drath als Leitungsdrath,
und windet dieſen in Form eines Schraubenganges um die Stahl-
nadel; ſo macht der electriſche Strom, wenn er mit hinreichender
Staͤrke den Drath durchlaͤuft, die Nadel magnetiſch, und zwar iſt
diejenige Seite der Nadel ihre Oſtſeite, wo der poſitiv-electriſche
Strom, um die horizontale Nadel kreiſend, herabwaͤrts geht. Und
nicht bloß der Schließungsdrath der einfachen galvaniſchen Kette
oder der voltaiſchen Saͤule kann hier als Leiter des electriſchen
Stromes dienen, ſondern man kann auch eine electriſche Flaſche
durch die Leitung dieſes Drathes ausladen, oder einen Strom durch
Reibung erregter poſitiver Electricitaͤt ſo umkreiſend fortleiten;
auch dann hat man nicht bloß eine ſicher hervorgebrachte Magneti-
ſirung, ſondern auch eine Magnetiſirung, bei welcher die Lage der
Pole voͤllig ſicher beſtimmt iſt, und bei gleichbleibender Lage der
Nadel iſt immer dasjenige Ende ein Nordpol, welches nach Ver-
ſchiedenheit der Richtung der Umwickelung ein ſolcher werden muß.
Auf die Lage der Nadel ſelbſt gegen Norden oder Oſten koͤmmt
dabei nichts an. Dies nun iſt eben etwas, was man fruͤher mit
electriſchen Schlaͤgen durchaus nicht zu leiſten vermochte, da dieſe,
wenn man ſie durch die Nadel gehen ließ, wie ich fruͤher erwaͤhnt
habe, nur eben ſo wie andre Erſchuͤtterungen unter Einfluß des
Erdmagnetismus wirkten, aber bei der Lage der Nadel in der Ebne
des magnetiſchen Aequators auch eben ſo unwirkſam wie andre
Schlaͤge waren.
Dieſe Magnetiſirungen ſind auf hoͤchſt mannigfaltige Weiſe
ausgefuͤhrt worden, und jede neue Anordnung gewaͤhrt eine neue
Belehrung; indeß kann ich hier nur noch bei einigen wenigen
Abaͤnderungen des Verſuches verweilen. Pfaff in Erlangen
ließ den electriſchen Strom durch Spiraldraͤthe, (Fig. 176.) die
in einer Ebne liegen, gehen, und fand hier, daß die Nadel Nn,
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/508>, abgerufen am 22.11.2024.
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