der Leitung während des kurzen Augenblickes, wo die Ströme wirksam sind, erforderlich sei, und brachten ihn daher zuerst so her- vor, daß sie beide Enden des Drathes, in welchem der electrische Strom durch Einwirkung des Magnetes entstand, in einem einzi- gen Gefäße mit Quecksilber eingetaucht anbrachten, und nun gleich- zeitig das Eisen vom Magnet abzureißen und den einen Drath aus dem Quecksilber hervorzuziehen suchten; geschah beides fast in demselben Moment, so zeigte sich der Funke. Da aber diese Gleich- zeitigkeit so schwer zu erhalten war, so wählten sie nachher ein anderes Verfahren. Legen sich die beiden Enden des um den Anker gewickelten Drathes, ohne mit dem Anker des Magnetes in leiten- der Verbindung zu stehen, vollkommen leitend an beide Pole des in die Form des Huf-Eisens gekrümmten Magnetes an, so ma- chen die electrischen Ströme, welche in dem Drathe entstehen, wenn das weiche Eisen plötzlich den Magnet berührend zum Magnet wird, ihren Kreislauf durch den Drath und den Magnet; richtet man es nun so ein, daß beim Abreißen des Eisens gleichzeitig auch die Enden des Drathes sich vom Magnet trennen, so wird der im Augenblicke des Abreißens entstehende Strom in seinem Uebergange gehindert und schlägt als Funke über.
Aussichten auf künftige Entdeckungen.
Die nächsten Erweiterungen unserer Kenntnisse, die wir von ferneren Untersuchungen über diese Hervorbringung electrischer Ströme durch den Magnet zu erwarten haben, scheinen den bei der Rotation der Metallscheiben in der Nähe eines Magnetes her- vortretenden Magnetismus zu betreffen. Schon Faraday und nachher auch Ampere und Nobili haben hierauf ihre Auf- merksamkeit gerichtet, und es erhellt schon jetzt, daß die schnell vorübergehenden, nur einen neuen Gleichgewichtszustand der elec- trischen Materien bewirkenden, electrischen Ströme, die der Ma- gnet in ruhenden Körpern hervorbringt, uns nicht leicht merklich werden können, daß dagegen in einer Metallscheibe, deren einzelne Puncte am Magnete schnell vorübergehen, entgegengesetzte elec- trische Ströme, damit aber auch sichtbare Einwirkungen auf den Magnet, entstehen müssen. In den herannahenden Theilen des bewegten Leiters müssen nämlich electrische Ströme den Umkrei-
III. L 1
der Leitung waͤhrend des kurzen Augenblickes, wo die Stroͤme wirkſam ſind, erforderlich ſei, und brachten ihn daher zuerſt ſo her- vor, daß ſie beide Enden des Drathes, in welchem der electriſche Strom durch Einwirkung des Magnetes entſtand, in einem einzi- gen Gefaͤße mit Queckſilber eingetaucht anbrachten, und nun gleich- zeitig das Eiſen vom Magnet abzureißen und den einen Drath aus dem Queckſilber hervorzuziehen ſuchten; geſchah beides faſt in demſelben Moment, ſo zeigte ſich der Funke. Da aber dieſe Gleich- zeitigkeit ſo ſchwer zu erhalten war, ſo waͤhlten ſie nachher ein anderes Verfahren. Legen ſich die beiden Enden des um den Anker gewickelten Drathes, ohne mit dem Anker des Magnetes in leiten- der Verbindung zu ſtehen, vollkommen leitend an beide Pole des in die Form des Huf-Eiſens gekruͤmmten Magnetes an, ſo ma- chen die electriſchen Stroͤme, welche in dem Drathe entſtehen, wenn das weiche Eiſen ploͤtzlich den Magnet beruͤhrend zum Magnet wird, ihren Kreislauf durch den Drath und den Magnet; richtet man es nun ſo ein, daß beim Abreißen des Eiſens gleichzeitig auch die Enden des Drathes ſich vom Magnet trennen, ſo wird der im Augenblicke des Abreißens entſtehende Strom in ſeinem Uebergange gehindert und ſchlaͤgt als Funke uͤber.
Ausſichten auf kuͤnftige Entdeckungen.
Die naͤchſten Erweiterungen unſerer Kenntniſſe, die wir von ferneren Unterſuchungen uͤber dieſe Hervorbringung electriſcher Stroͤme durch den Magnet zu erwarten haben, ſcheinen den bei der Rotation der Metallſcheiben in der Naͤhe eines Magnetes her- vortretenden Magnetismus zu betreffen. Schon Faraday und nachher auch Ampère und Nobili haben hierauf ihre Auf- merkſamkeit gerichtet, und es erhellt ſchon jetzt, daß die ſchnell voruͤbergehenden, nur einen neuen Gleichgewichtszuſtand der elec- triſchen Materien bewirkenden, electriſchen Stroͤme, die der Ma- gnet in ruhenden Koͤrpern hervorbringt, uns nicht leicht merklich werden koͤnnen, daß dagegen in einer Metallſcheibe, deren einzelne Puncte am Magnete ſchnell voruͤbergehen, entgegengeſetzte elec- triſche Stroͤme, damit aber auch ſichtbare Einwirkungen auf den Magnet, entſtehen muͤſſen. In den herannahenden Theilen des bewegten Leiters muͤſſen naͤmlich electriſche Stroͤme den Umkrei-
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der Leitung waͤhrend des kurzen Augenblickes, wo die Stroͤme
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vor, daß ſie beide Enden des Drathes, in welchem der electriſche
Strom durch Einwirkung des Magnetes entſtand, in einem einzi-
gen Gefaͤße mit Queckſilber eingetaucht anbrachten, und nun gleich-
zeitig das Eiſen vom Magnet abzureißen und den einen Drath
aus dem Queckſilber hervorzuziehen ſuchten; geſchah beides faſt in
demſelben Moment, ſo zeigte ſich der Funke. Da aber dieſe Gleich-
zeitigkeit ſo ſchwer zu erhalten war, ſo waͤhlten ſie nachher ein
anderes Verfahren. Legen ſich die beiden Enden des um den Anker
gewickelten Drathes, ohne mit dem Anker des Magnetes in leiten-
der Verbindung zu ſtehen, vollkommen leitend an beide Pole des
in die Form des Huf-Eiſens gekruͤmmten Magnetes an, ſo ma-
chen die electriſchen Stroͤme, welche in dem Drathe entſtehen, wenn
das weiche Eiſen ploͤtzlich den Magnet beruͤhrend zum Magnet
wird, ihren Kreislauf durch den Drath und den Magnet; richtet
man es nun ſo ein, daß beim Abreißen des Eiſens gleichzeitig auch
die Enden des Drathes ſich vom Magnet trennen, ſo wird der im
Augenblicke des Abreißens entſtehende Strom in ſeinem Uebergange
gehindert und ſchlaͤgt als Funke uͤber.
Ausſichten auf kuͤnftige Entdeckungen.
Die naͤchſten Erweiterungen unſerer Kenntniſſe, die wir von
ferneren Unterſuchungen uͤber dieſe Hervorbringung electriſcher
Stroͤme durch den Magnet zu erwarten haben, ſcheinen den bei
der Rotation der Metallſcheiben in der Naͤhe eines Magnetes her-
vortretenden Magnetismus zu betreffen. Schon Faraday und
nachher auch Ampère und Nobili haben hierauf ihre Auf-
merkſamkeit gerichtet, und es erhellt ſchon jetzt, daß die ſchnell
voruͤbergehenden, nur einen neuen Gleichgewichtszuſtand der elec-
triſchen Materien bewirkenden, electriſchen Stroͤme, die der Ma-
gnet in ruhenden Koͤrpern hervorbringt, uns nicht leicht merklich
werden koͤnnen, daß dagegen in einer Metallſcheibe, deren einzelne
Puncte am Magnete ſchnell voruͤbergehen, entgegengeſetzte elec-
triſche Stroͤme, damit aber auch ſichtbare Einwirkungen auf den
Magnet, entſtehen muͤſſen. In den herannahenden Theilen des
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/543>, abgerufen am 22.11.2024.
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