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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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nes Instrument angegeben. Dieses Calorimeter besteht aus einem
Gefäße ABC (Fig. 16.), in welches ein Drahtnetz DE, um den
zu beobachtenden Körper aufzunehmen, hineingebracht wird. Der
zwischen dem Drathnetze DE und dem Gefäße ABC freie Raum
wird mit Eis von der Nulltemperatur gefüllt, und dann, nachdem
der erhitzte Körper in das Drathnetz hineingebracht und ganz mit
Eis umgeben ist, das durch die Röhre F ausfließende, aus dem
aufgethauten Eise entstandene, Wasser abgewogen. Sie übersehen
leicht, daß wenn man ein Pfund 75° C. warmes Wasser in den
innern Raum bringen könnte, bis zur völligen Abkühlung ein
Pfund Wasser müßte abgeflossen sein, oder da die specifische Wärme
des Silbers 0,08 ist, daß 1 Pfund Silber von 75 Gr. warm in
das Drathnetz gelegt, 0,08 Pfund Wasser durch Schmelzen des
Eises hervorbringen wird, ehe jenes völlig bis zur Nulltemperatur
abgekühlt ist.

Diese Angaben reichen hin, um den Begriff von dem, was
das Calorimeter leisten soll, deutlich zu machen; aber in der Aus-
übung ist die Anstellung des Versuches nicht ganz so leicht. Zuerst
nämlich ist einleuchtend, daß bei etwas wärmerer Luft schon ver-
möge des Zutritts der äußern Wärme etwas Eis schmelzen würde,
und daß man dieses verhindern muß. Zu diesem Zwecke ist das
Gefäß ABC noch mit einem zweiten Gefäße GHI umgeben, und
der Zwischenraum zwischen beiden ist mit Eis gefüllt; die äußere
Luft wird von diesem Eise etwas schmelzen, aber da das so entstan-
dene Wasser von dem im innern Gefäße entstandenen getrennt bleibt
und durch eine andre Röhre K seinen Ausweg findet, so stört dieses
den Versuch nicht, und alles durch F abfließende Wasser ist durch
die Wärme des hineingebrachten Körpers geschmolzen. Ein zweiter
Umstand, welcher sich der genauen Beobachtung entgegenstellt, ist
der, daß der mit Eisstücken gefüllte Raum bei einer geringen
Menge abgethauten Wassers vielleicht gar kein Wasser giebt, weil
es durch Adhäsion an den Eisstücken und zwischen ihnen zurück-
gehalten wird, und daß aus eben dem Grunde immer das aus-
fließende Wasser nicht das ganz genaue Maaß des aufgethauten
Eises giebt. Diesem Uebel kann man nur dadurch ausweichen, daß
man schon vor dem Anfange des Versuches etwas Wasser zwi-
schen dem Eise sich bilden und dieses abfließen läßt, wo dann eben

nes Inſtrument angegeben. Dieſes Calorimeter beſteht aus einem
Gefaͤße ABC (Fig. 16.), in welches ein Drahtnetz DE, um den
zu beobachtenden Koͤrper aufzunehmen, hineingebracht wird. Der
zwiſchen dem Drathnetze DE und dem Gefaͤße ABC freie Raum
wird mit Eis von der Nulltemperatur gefuͤllt, und dann, nachdem
der erhitzte Koͤrper in das Drathnetz hineingebracht und ganz mit
Eis umgeben iſt, das durch die Roͤhre F ausfließende, aus dem
aufgethauten Eiſe entſtandene, Waſſer abgewogen. Sie uͤberſehen
leicht, daß wenn man ein Pfund 75° C. warmes Waſſer in den
innern Raum bringen koͤnnte, bis zur voͤlligen Abkuͤhlung ein
Pfund Waſſer muͤßte abgefloſſen ſein, oder da die ſpecifiſche Waͤrme
des Silbers 0,08 iſt, daß 1 Pfund Silber von 75 Gr. warm in
das Drathnetz gelegt, 0,08 Pfund Waſſer durch Schmelzen des
Eiſes hervorbringen wird, ehe jenes voͤllig bis zur Nulltemperatur
abgekuͤhlt iſt.

Dieſe Angaben reichen hin, um den Begriff von dem, was
das Calorimeter leiſten ſoll, deutlich zu machen; aber in der Aus-
uͤbung iſt die Anſtellung des Verſuches nicht ganz ſo leicht. Zuerſt
naͤmlich iſt einleuchtend, daß bei etwas waͤrmerer Luft ſchon ver-
moͤge des Zutritts der aͤußern Waͤrme etwas Eis ſchmelzen wuͤrde,
und daß man dieſes verhindern muß. Zu dieſem Zwecke iſt das
Gefaͤß ABC noch mit einem zweiten Gefaͤße GHI umgeben, und
der Zwiſchenraum zwiſchen beiden iſt mit Eis gefuͤllt; die aͤußere
Luft wird von dieſem Eiſe etwas ſchmelzen, aber da das ſo entſtan-
dene Waſſer von dem im innern Gefaͤße entſtandenen getrennt bleibt
und durch eine andre Roͤhre K ſeinen Ausweg findet, ſo ſtoͤrt dieſes
den Verſuch nicht, und alles durch F abfließende Waſſer iſt durch
die Waͤrme des hineingebrachten Koͤrpers geſchmolzen. Ein zweiter
Umſtand, welcher ſich der genauen Beobachtung entgegenſtellt, iſt
der, daß der mit Eisſtuͤcken gefuͤllte Raum bei einer geringen
Menge abgethauten Waſſers vielleicht gar kein Waſſer giebt, weil
es durch Adhaͤſion an den Eisſtuͤcken und zwiſchen ihnen zuruͤck-
gehalten wird, und daß aus eben dem Grunde immer das aus-
fließende Waſſer nicht das ganz genaue Maaß des aufgethauten
Eiſes giebt. Dieſem Uebel kann man nur dadurch ausweichen, daß
man ſchon vor dem Anfange des Verſuches etwas Waſſer zwi-
ſchen dem Eiſe ſich bilden und dieſes abfließen laͤßt, wo dann eben

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[69/0083] nes Inſtrument angegeben. Dieſes Calorimeter beſteht aus einem Gefaͤße ABC (Fig. 16.), in welches ein Drahtnetz DE, um den zu beobachtenden Koͤrper aufzunehmen, hineingebracht wird. Der zwiſchen dem Drathnetze DE und dem Gefaͤße ABC freie Raum wird mit Eis von der Nulltemperatur gefuͤllt, und dann, nachdem der erhitzte Koͤrper in das Drathnetz hineingebracht und ganz mit Eis umgeben iſt, das durch die Roͤhre F ausfließende, aus dem aufgethauten Eiſe entſtandene, Waſſer abgewogen. Sie uͤberſehen leicht, daß wenn man ein Pfund 75° C. warmes Waſſer in den innern Raum bringen koͤnnte, bis zur voͤlligen Abkuͤhlung ein Pfund Waſſer muͤßte abgefloſſen ſein, oder da die ſpecifiſche Waͤrme des Silbers 0,08 iſt, daß 1 Pfund Silber von 75 Gr. warm in das Drathnetz gelegt, 0,08 Pfund Waſſer durch Schmelzen des Eiſes hervorbringen wird, ehe jenes voͤllig bis zur Nulltemperatur abgekuͤhlt iſt. Dieſe Angaben reichen hin, um den Begriff von dem, was das Calorimeter leiſten ſoll, deutlich zu machen; aber in der Aus- uͤbung iſt die Anſtellung des Verſuches nicht ganz ſo leicht. Zuerſt naͤmlich iſt einleuchtend, daß bei etwas waͤrmerer Luft ſchon ver- moͤge des Zutritts der aͤußern Waͤrme etwas Eis ſchmelzen wuͤrde, und daß man dieſes verhindern muß. Zu dieſem Zwecke iſt das Gefaͤß ABC noch mit einem zweiten Gefaͤße GHI umgeben, und der Zwiſchenraum zwiſchen beiden iſt mit Eis gefuͤllt; die aͤußere Luft wird von dieſem Eiſe etwas ſchmelzen, aber da das ſo entſtan- dene Waſſer von dem im innern Gefaͤße entſtandenen getrennt bleibt und durch eine andre Roͤhre K ſeinen Ausweg findet, ſo ſtoͤrt dieſes den Verſuch nicht, und alles durch F abfließende Waſſer iſt durch die Waͤrme des hineingebrachten Koͤrpers geſchmolzen. Ein zweiter Umſtand, welcher ſich der genauen Beobachtung entgegenſtellt, iſt der, daß der mit Eisſtuͤcken gefuͤllte Raum bei einer geringen Menge abgethauten Waſſers vielleicht gar kein Waſſer giebt, weil es durch Adhaͤſion an den Eisſtuͤcken und zwiſchen ihnen zuruͤck- gehalten wird, und daß aus eben dem Grunde immer das aus- fließende Waſſer nicht das ganz genaue Maaß des aufgethauten Eiſes giebt. Dieſem Uebel kann man nur dadurch ausweichen, daß man ſchon vor dem Anfange des Verſuches etwas Waſſer zwi- ſchen dem Eiſe ſich bilden und dieſes abfließen laͤßt, wo dann eben

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/83>, abgerufen am 21.11.2024.