darauf sehen, daß Luft von bestimmter Dichtigkeit und bestimmter Wärme gleichförmig durch die gekrümmte Röhre DE fließe; man muß es so einrichten, daß sie ihre Wärme bei dem Durchgange durch das im Wasser befindliche Rohr ganz verliere, und muß dann die Zunahme der Temperatur des Wassers beobachten, und bei der Berechnung auf die zugleich statt findende Erwärmung des Gefäßes Rücksicht nehmen. Damit man die Wärme des Wassers genau kennen lerne, hat das in dem Gefäße AB befindliche Thermometer K nicht eine Kugel, sondern einen mit Quecksilber gefüllten Cylin- der, der sich durch die ganze Tiefe des Gefäßes erstreckt, und so wir- ken alle Wasserschichten, die vielleicht etwas ungleich erwärmt sein könnten, auf das Thermometer ein. Die für den Zug der warmen Luft bestimmte Röhre, welche dem Wasser die Wärme mittheilt, liegt unten im Gefäße, damit das durch erwärmte Wasser, auf- steigend in dem übrigen, die Wärme gleichmäßiger vertheile. Da- mit man nicht nöthig habe, die Abkühlung durch die umgebende Luft in Rechnung zu ziehen, füllt man das Gefäß mit sehr kaltem Wasser, und läßt den Versuch so lange dauern, bis das Wasser ebenso weit über die Temperatur der Luft erhitzt ist, als es beim Anfange des Versuchs unter die Temperatur der Luft erkältet war, indem dann während der ersten Hälfte des Versuches die umgebende Luft ebenso viel zur Erwärmung, als während der letzten Hälfte des Versuchs zur Abkühlung beiträgt. Hat man alles dieses beach- tet, so muß man auf folgende Weise rechnen. Wenn das Gefäß von Kupfer ist, so brauchen 900 Gewichtstheile Kupfer nur unge- fähr ebenso viel Wärme als 100 Gewichtstheile Wasser um gleiche Temperatur anzunehmen, und man rechnet daher dem Gewichte des Wassers, welches erwärmt wird, ein Neuntel des Gewichtes des Kupfers hinzu, und nennt dies, das Gefäß auf Wasser redu- ciren. Beträgt nun die Wassermasse mit Einschluß des reducirten Gefäßes 6000 Gewichtstheile und man muß 2000 Gewichtstheile Luft, 65 Grad wärmer als das Wasser zu Anfang war, durch- gehen lassen, damit das Wasser um 5 Grade erwärmt werde; so sagt man, damit 6000 Gew.th. Wasser um 5 Gr. erwärmt wer- den, oder damit 30000 Gew.th. Wasser um 1 Gr. erwärmt werden müssen, 2000 Gew.th. Luft sich um 60 Gr. abkühlen, oder 120000 Gewichtth. Luft um 1 Grad. Die specifische Wärme der Luft ist
darauf ſehen, daß Luft von beſtimmter Dichtigkeit und beſtimmter Waͤrme gleichfoͤrmig durch die gekruͤmmte Roͤhre DE fließe; man muß es ſo einrichten, daß ſie ihre Waͤrme bei dem Durchgange durch das im Waſſer befindliche Rohr ganz verliere, und muß dann die Zunahme der Temperatur des Waſſers beobachten, und bei der Berechnung auf die zugleich ſtatt findende Erwaͤrmung des Gefaͤßes Ruͤckſicht nehmen. Damit man die Waͤrme des Waſſers genau kennen lerne, hat das in dem Gefaͤße AB befindliche Thermometer K nicht eine Kugel, ſondern einen mit Queckſilber gefuͤllten Cylin- der, der ſich durch die ganze Tiefe des Gefaͤßes erſtreckt, und ſo wir- ken alle Waſſerſchichten, die vielleicht etwas ungleich erwaͤrmt ſein koͤnnten, auf das Thermometer ein. Die fuͤr den Zug der warmen Luft beſtimmte Roͤhre, welche dem Waſſer die Waͤrme mittheilt, liegt unten im Gefaͤße, damit das durch erwaͤrmte Waſſer, auf- ſteigend in dem uͤbrigen, die Waͤrme gleichmaͤßiger vertheile. Da- mit man nicht noͤthig habe, die Abkuͤhlung durch die umgebende Luft in Rechnung zu ziehen, fuͤllt man das Gefaͤß mit ſehr kaltem Waſſer, und laͤßt den Verſuch ſo lange dauern, bis das Waſſer ebenſo weit uͤber die Temperatur der Luft erhitzt iſt, als es beim Anfange des Verſuchs unter die Temperatur der Luft erkaͤltet war, indem dann waͤhrend der erſten Haͤlfte des Verſuches die umgebende Luft ebenſo viel zur Erwaͤrmung, als waͤhrend der letzten Haͤlfte des Verſuchs zur Abkuͤhlung beitraͤgt. Hat man alles dieſes beach- tet, ſo muß man auf folgende Weiſe rechnen. Wenn das Gefaͤß von Kupfer iſt, ſo brauchen 900 Gewichtstheile Kupfer nur unge- faͤhr ebenſo viel Waͤrme als 100 Gewichtstheile Waſſer um gleiche Temperatur anzunehmen, und man rechnet daher dem Gewichte des Waſſers, welches erwaͤrmt wird, ein Neuntel des Gewichtes des Kupfers hinzu, und nennt dies, das Gefaͤß auf Waſſer redu- ciren. Betraͤgt nun die Waſſermaſſe mit Einſchluß des reducirten Gefaͤßes 6000 Gewichtstheile und man muß 2000 Gewichtstheile Luft, 65 Grad waͤrmer als das Waſſer zu Anfang war, durch- gehen laſſen, damit das Waſſer um 5 Grade erwaͤrmt werde; ſo ſagt man, damit 6000 Gew.th. Waſſer um 5 Gr. erwaͤrmt wer- den, oder damit 30000 Gew.th. Waſſer um 1 Gr. erwaͤrmt werden muͤſſen, 2000 Gew.th. Luft ſich um 60 Gr. abkuͤhlen, oder 120000 Gewichtth. Luft um 1 Grad. Die ſpecifiſche Waͤrme der Luft iſt
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darauf ſehen, daß Luft von beſtimmter Dichtigkeit und beſtimmter
Waͤrme gleichfoͤrmig durch die gekruͤmmte Roͤhre DE fließe; man
muß es ſo einrichten, daß ſie ihre Waͤrme bei dem Durchgange
durch das im Waſſer befindliche Rohr ganz verliere, und muß dann
die Zunahme der Temperatur des Waſſers beobachten, und bei der
Berechnung auf die zugleich ſtatt findende Erwaͤrmung des Gefaͤßes
Ruͤckſicht nehmen. Damit man die Waͤrme des Waſſers genau
kennen lerne, hat das in dem Gefaͤße AB befindliche Thermometer
K nicht eine Kugel, ſondern einen mit Queckſilber gefuͤllten Cylin-
der, der ſich durch die ganze Tiefe des Gefaͤßes erſtreckt, und ſo wir-
ken alle Waſſerſchichten, die vielleicht etwas ungleich erwaͤrmt ſein
koͤnnten, auf das Thermometer ein. Die fuͤr den Zug der warmen
Luft beſtimmte Roͤhre, welche dem Waſſer die Waͤrme mittheilt,
liegt unten im Gefaͤße, damit das durch erwaͤrmte Waſſer, auf-
ſteigend in dem uͤbrigen, die Waͤrme gleichmaͤßiger vertheile. Da-
mit man nicht noͤthig habe, die Abkuͤhlung durch die umgebende
Luft in Rechnung zu ziehen, fuͤllt man das Gefaͤß mit ſehr kaltem
Waſſer, und laͤßt den Verſuch ſo lange dauern, bis das Waſſer
ebenſo weit uͤber die Temperatur der Luft erhitzt iſt, als es beim
Anfange des Verſuchs unter die Temperatur der Luft erkaͤltet war,
indem dann waͤhrend der erſten Haͤlfte des Verſuches die umgebende
Luft ebenſo viel zur Erwaͤrmung, als waͤhrend der letzten Haͤlfte
des Verſuchs zur Abkuͤhlung beitraͤgt. Hat man alles dieſes beach-
tet, ſo muß man auf folgende Weiſe rechnen. Wenn das Gefaͤß
von Kupfer iſt, ſo brauchen 900 Gewichtstheile Kupfer nur unge-
faͤhr ebenſo viel Waͤrme als 100 Gewichtstheile Waſſer um gleiche
Temperatur anzunehmen, und man rechnet daher dem Gewichte
des Waſſers, welches erwaͤrmt wird, ein Neuntel des Gewichtes
des Kupfers hinzu, und nennt dies, das Gefaͤß auf Waſſer redu-
ciren. Betraͤgt nun die Waſſermaſſe mit Einſchluß des reducirten
Gefaͤßes 6000 Gewichtstheile und man muß 2000 Gewichtstheile
Luft, 65 Grad waͤrmer als das Waſſer zu Anfang war, durch-
gehen laſſen, damit das Waſſer um 5 Grade erwaͤrmt werde; ſo
ſagt man, damit 6000 Gew.th. Waſſer um 5 Gr. erwaͤrmt wer-
den, oder damit 30000 Gew.th. Waſſer um 1 Gr. erwaͤrmt werden
muͤſſen, 2000 Gew.th. Luft ſich um 60 Gr. abkuͤhlen, oder 120000
Gewichtth. Luft um 1 Grad. Die ſpecifiſche Waͤrme der Luft iſt
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/86>, abgerufen am 24.11.2024.
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