Braunschweig-Wolfenbüttel, Anton Ulrich von: Erneuerte Kirchen-Ordnung Unser von Gottes Gnaden Anthon Ulrichs Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg, Erster Teil. Braunschweig, 1709.implicite noch explicite anders lehren und predigen / als daß dieselbe heilige Schrifft das einige sonst keinen mehrern Beweiß bedürfendes principium incomplexum Unser Christlichen und Evangelischen Religion und der eintzige Grund und alleinige Richtschnur aller Glaubens- und Lebens-Lehre / auch gantz vollkommen und an Ihr selbst gnug sey den Menschen zur Seeligkeit zu unterrichten / Und wann sie die Glaubens Geheimnissen aus der heiligen Schrifft vortragen / sollen sie zufoderst dabey die loca scripturae, welche am hellesten und deutlichsten seyn / gebrauchen / und was etwa an einem Orte dunckel ist durch andere klärere und hellere Sprüche und also Schrifft durch Schrifft erklären / nicht aber auf eine vermeintlich habende innerliche Bezeugung sich beruffen / noch auch andere aus derselben des rechtens Verstandes solcher dunckeln Oerter versichern. 2. Sollen Unsere Prediger lehren / ob gleich solch Heil. GOttes Wort aus GOtt sein Licht mit sich führe und die Augen des Verstandes erleuchte / daß dennoch wegen menschlicher Verderbniß und weil die Göttliche Geheimnissen über alle Vernunfft gehen / auch der natürliche irrdische gesinneter Mensch solchem Worte widerstrebet / GOtt bey Lehrung und Anhörung der H. Schrifft anzurnffen sey / daß er durch seines Geistes Gnade in allem den Verstand gebe und das Hertz zum rechten Glauben und wahrer Gottseeligkeit kräfftiglich bewege. 3. Sollen sie lehren / daß bey Erklärung der Schrifft kein Licht und Erleuchtung gegeben werde / so nicht mit dem wörtlichen Verstande überein komme / und daß daher alle Erleuchtung weiter nicht als zum Verstande des geschriebenen Worts verheissen. 4. Daß auch in Glaubens-Sachen keine andere Erleuchtung von GOtt zu bitten noch zu erwarten / so etwas lehre oder eingebe / welches in dem geschriebenen Worte nicht enthalten / sondern wann jemand etwas so darinn nicht zu finden vorgeben oder lehren wolte / solches / als nicht von GOtt / zu verwerffen sey. implicitè noch explicitè anders lehren und predigen / als daß dieselbe heilige Schrifft das einige sonst keinen mehrern Beweiß bedürfendes principium incomplexum Unser Christlichen und Evangelischen Religion und der eintzige Grund und alleinige Richtschnur aller Glaubens- und Lebens-Lehre / auch gantz vollkommen und an Ihr selbst gnug sey den Menschen zur Seeligkeit zu unterrichten / Und wann sie die Glaubens Geheimnissen aus der heiligen Schrifft vortragen / sollen sie zufoderst dabey die loca scripturae, welche am hellesten und deutlichsten seyn / gebrauchen / und was etwa an einem Orte dunckel ist durch andere klärere und hellere Sprüche und also Schrifft durch Schrifft erklären / nicht aber auf eine vermeintlich habende innerliche Bezeugung sich beruffen / noch auch andere aus derselben des rechtens Verstandes solcher dunckeln Oerter versichern. 2. Sollen Unsere Prediger lehren / ob gleich solch Heil. GOttes Wort aus GOtt sein Licht mit sich führe und die Augen des Verstandes erleuchte / daß dennoch wegen menschlicher Verderbniß und weil die Göttliche Geheimnissen über alle Vernunfft gehen / auch der natürliche irrdische gesinneter Mensch solchem Worte widerstrebet / GOtt bey Lehrung und Anhörung der H. Schrifft anzurnffen sey / daß er durch seines Geistes Gnade in allem den Verstand gebe und das Hertz zum rechten Glauben und wahrer Gottseeligkeit kräfftiglich bewege. 3. Sollen sie lehren / daß bey Erklärung der Schrifft kein Licht und Erleuchtung gegeben werde / so nicht mit dem wörtlichen Verstande überein komme / und daß daher alle Erleuchtung weiter nicht als zum Verstande des geschriebenen Worts verheissen. 4. Daß auch in Glaubens-Sachen keine andere Erleuchtung von GOtt zu bitten noch zu erwarten / so etwas lehre oder eingebe / welches in dem geschriebenen Worte nicht enthalten / sondern wann jemand etwas so darinn nicht zu finden vorgeben oder lehren wolte / solches / als nicht von GOtt / zu verwerffen sey. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0093" n="93"/> implicitè noch explicitè anders lehren und predigen / als daß dieselbe heilige Schrifft das einige sonst keinen mehrern Beweiß bedürfendes principium incomplexum Unser Christlichen und Evangelischen Religion und der eintzige Grund und alleinige Richtschnur aller Glaubens- und Lebens-Lehre / auch gantz vollkommen und an Ihr selbst gnug sey den Menschen zur Seeligkeit zu unterrichten / Und wann sie die Glaubens Geheimnissen aus der heiligen Schrifft vortragen / sollen sie zufoderst dabey die loca scripturae, welche am hellesten und deutlichsten seyn / gebrauchen / und was etwa an einem Orte dunckel ist durch andere klärere und hellere Sprüche und also Schrifft durch Schrifft erklären / nicht aber auf eine vermeintlich habende innerliche Bezeugung sich beruffen / noch auch andere aus derselben des rechtens Verstandes solcher dunckeln Oerter versichern.</p> <p>2. Sollen Unsere Prediger lehren / ob gleich solch Heil. GOttes Wort aus GOtt sein Licht mit sich führe und die Augen des Verstandes erleuchte / daß dennoch wegen menschlicher Verderbniß und weil die Göttliche Geheimnissen über alle Vernunfft gehen / auch der natürliche irrdische gesinneter Mensch solchem Worte widerstrebet / GOtt bey Lehrung und Anhörung der H. Schrifft anzurnffen sey / daß er durch seines Geistes Gnade in allem den Verstand gebe und das Hertz zum rechten Glauben und wahrer Gottseeligkeit kräfftiglich bewege.</p> <p>3. Sollen sie lehren / daß bey Erklärung der Schrifft kein Licht und Erleuchtung gegeben werde / so nicht mit dem wörtlichen Verstande überein komme / und daß daher alle Erleuchtung weiter nicht als zum Verstande des geschriebenen Worts verheissen.</p> <p>4. Daß auch in Glaubens-Sachen keine andere Erleuchtung von GOtt zu bitten noch zu erwarten / so etwas lehre oder eingebe / welches in dem geschriebenen Worte nicht enthalten / sondern wann jemand etwas so darinn nicht zu finden vorgeben oder lehren wolte / solches / als nicht von GOtt / zu verwerffen sey.</p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0093]
implicitè noch explicitè anders lehren und predigen / als daß dieselbe heilige Schrifft das einige sonst keinen mehrern Beweiß bedürfendes principium incomplexum Unser Christlichen und Evangelischen Religion und der eintzige Grund und alleinige Richtschnur aller Glaubens- und Lebens-Lehre / auch gantz vollkommen und an Ihr selbst gnug sey den Menschen zur Seeligkeit zu unterrichten / Und wann sie die Glaubens Geheimnissen aus der heiligen Schrifft vortragen / sollen sie zufoderst dabey die loca scripturae, welche am hellesten und deutlichsten seyn / gebrauchen / und was etwa an einem Orte dunckel ist durch andere klärere und hellere Sprüche und also Schrifft durch Schrifft erklären / nicht aber auf eine vermeintlich habende innerliche Bezeugung sich beruffen / noch auch andere aus derselben des rechtens Verstandes solcher dunckeln Oerter versichern.
2. Sollen Unsere Prediger lehren / ob gleich solch Heil. GOttes Wort aus GOtt sein Licht mit sich führe und die Augen des Verstandes erleuchte / daß dennoch wegen menschlicher Verderbniß und weil die Göttliche Geheimnissen über alle Vernunfft gehen / auch der natürliche irrdische gesinneter Mensch solchem Worte widerstrebet / GOtt bey Lehrung und Anhörung der H. Schrifft anzurnffen sey / daß er durch seines Geistes Gnade in allem den Verstand gebe und das Hertz zum rechten Glauben und wahrer Gottseeligkeit kräfftiglich bewege.
3. Sollen sie lehren / daß bey Erklärung der Schrifft kein Licht und Erleuchtung gegeben werde / so nicht mit dem wörtlichen Verstande überein komme / und daß daher alle Erleuchtung weiter nicht als zum Verstande des geschriebenen Worts verheissen.
4. Daß auch in Glaubens-Sachen keine andere Erleuchtung von GOtt zu bitten noch zu erwarten / so etwas lehre oder eingebe / welches in dem geschriebenen Worte nicht enthalten / sondern wann jemand etwas so darinn nicht zu finden vorgeben oder lehren wolte / solches / als nicht von GOtt / zu verwerffen sey.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |