Geschöpf vor der Hand noch der abscheulichen Vernichtungswuth entgeht, mit welcher der Mensch überall "seinen erstgebornen Brüdern" entgegentritt.
Bis jetzt ist der prachtvolle Affe noch nicht lebend nach Europa gekommen. Heuglin erhielt ein lebendes Junges, war aber nicht im Stande, dasselbe zu erhalten, trotzdem er ihm die beste Pflege zu Theil werden ließ. Auch in den Hütten der Landeseingebornen sieht man niemals einen zahmen Guereza: der schöne Waldbewohner erträgt keine Gefangenschaft.
Die beiden auf Seite 49 dargestellten Mitglieder der Sippe sind der bärenartige Stum- melaffe (Colobus ursinus, Fig. 1) und der Teufelsaffe (Colobus Satanus, Fig. 2).
Ersterer unterscheidet sich vom Guereza durch den Mangel des weißen Mähnengürtels, welcher durch das lange und flatternde, grobe, schmuzig fahlgelbe und schwarz gemischte Haar eben nur an- gedeutet ist, die längere Körperbehaarung und den fast ganz weißen Schwanz. Jn der Größe stimmt er so ziemlich mit dem Guereza überein und ebenso in der Lebensweise; seine Heimat aber ist der Westen Afrikas: er findet sich in den Wäldern der Sierra-Leone, Guineas und auf Fernando-Po.
Der Teufelsaffe, welcher einfärbig schwarz ist, und hauptsächlich auf Fernando-Po lebt, wird von vielen Forschern, aber wohl mit Unrecht, als bloße Spielart des Vorigen angesehen.
Afrika beherbergt nicht nur die größten, klügsten und häßlichsten Affen der alten Welt, sondern auch die schönsten, nettesten und gemüthlichsten. Zu diesen gehört unzweifelhaft die zahlreiche Gruppe, welche uns unter dem Namen "Meerkatzen" bekannt ist. Wir sehen dieses oder jenes Mitglied der betreffenden Sippe häufig genug in jedem Thiergarten oder in jeder Thierschaubude und finden es auch öfters als lustigen Gesellschafter irgend eines Thierfreundes.
Die Meerkatzen erhielten ihren Namen schon im 16. Jahrhundert, jedenfalls weil sie zuerst von dem Westen Afrikas, nemlich von Guinea zu uns kamen und entfernt an die Gestalt einer Katze erinnern. Jhre Aehnlichkeit mit unserm nützlichen Hausthiere ist übrigens nur eine sehr oberflächliche, denn alle Meerkatzen sind echte Affen in Gestalt und Wesen. Sie sind Bewohner der Wendekreis- länder des genannten Erdtheils und, mit Ausnahme einer einzigen Art, welche auf Madagaskar vorkommt, auch Bewohner des afrikanischen Festlandes. Wo sich Urwälder finden, zeigen sich auch diese Affen in großer Anzahl. Manche Arten gehen fast durch ganz Mittelafrika hindurch. Wir erhalten sie ebensowohl aus dem Osten, wie auch aus dem Westen und aus der Mitte Afrikas; wohl die meisten aber kommen aus Abissinien und den oberen Nilländern.
Eine ausführliche Beschreibung der Meerkatzen erscheint mir, ihrer Allbekanntschaft wegen, kaum nöthig. Sie zeichnen sich durch leichte und zierliche Formen, schlanke Gliedmaßen, feine, kurze Hände mit langen Daumen, auch durch einen langen Schwanz ohne Endquaste aus und besitzen weite Backentaschen und große Gefäßschwielen. Jhre Farben sind meistens ziemlich lebhaft, bei einzelnen Arten oft recht angenehm bunt. Man kennt ungefähr zwanzig Arten. Jn den Nilländern findet man zuerst unter dem 16. Grade nördlicher Breite Meerkatzen; im Westen und Osten reichen sie bis hart an die Meeresküste. Feuchte oder wenigstens von Flüssen durchschnittene Waldungen werden von ihnen den trockenen Baumgegenden stets vorgezogen; in der Nähe von Feldern siedeln sie sich außerordentlich gern an. Recht deutlich bemerkt man bei ihnen die eigenthümliche Erscheinung, daß sich Affen und Papageien nicht blos in Gestalt, Lebensart und Wesen, sondern auch der Ver- breitung entsprechen. Man darf mit Sicherheit darauf rechnen, daß man in Afrika da, wo man Papageien findet, auch unseren Meerkatzen begegnen wird, oder umgekehrt, Papageien zu vermuthen hat, wo sich Meerkatzen aufhalten.
Die Meerkatzen gehören zu den geselligsten, beweglichsten, lustigsten und, wie bemerkt, gemüth- lichsten aller Affen. Man findet sie fast stets in ziemlichen Banden; Familien kommen kaum vor. Es
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Lebensweiſe.
Geſchöpf vor der Hand noch der abſcheulichen Vernichtungswuth entgeht, mit welcher der Menſch überall „ſeinen erſtgebornen Brüdern‟ entgegentritt.
Bis jetzt iſt der prachtvolle Affe noch nicht lebend nach Europa gekommen. Heuglin erhielt ein lebendes Junges, war aber nicht im Stande, daſſelbe zu erhalten, trotzdem er ihm die beſte Pflege zu Theil werden ließ. Auch in den Hütten der Landeseingebornen ſieht man niemals einen zahmen Guereza: der ſchöne Waldbewohner erträgt keine Gefangenſchaft.
Die beiden auf Seite 49 dargeſtellten Mitglieder der Sippe ſind der bärenartige Stum- melaffe (Colobus ursinus, Fig. 1) und der Teufelsaffe (Colobus Satanus, Fig. 2).
Erſterer unterſcheidet ſich vom Guereza durch den Mangel des weißen Mähnengürtels, welcher durch das lange und flatternde, grobe, ſchmuzig fahlgelbe und ſchwarz gemiſchte Haar eben nur an- gedeutet iſt, die längere Körperbehaarung und den faſt ganz weißen Schwanz. Jn der Größe ſtimmt er ſo ziemlich mit dem Guereza überein und ebenſo in der Lebensweiſe; ſeine Heimat aber iſt der Weſten Afrikas: er findet ſich in den Wäldern der Sierra-Leone, Guineas und auf Fernando-Po.
Der Teufelsaffe, welcher einfärbig ſchwarz iſt, und hauptſächlich auf Fernando-Po lebt, wird von vielen Forſchern, aber wohl mit Unrecht, als bloße Spielart des Vorigen angeſehen.
Afrika beherbergt nicht nur die größten, klügſten und häßlichſten Affen der alten Welt, ſondern auch die ſchönſten, netteſten und gemüthlichſten. Zu dieſen gehört unzweifelhaft die zahlreiche Gruppe, welche uns unter dem Namen „Meerkatzen‟ bekannt iſt. Wir ſehen dieſes oder jenes Mitglied der betreffenden Sippe häufig genug in jedem Thiergarten oder in jeder Thierſchaubude und finden es auch öfters als luſtigen Geſellſchafter irgend eines Thierfreundes.
Die Meerkatzen erhielten ihren Namen ſchon im 16. Jahrhundert, jedenfalls weil ſie zuerſt von dem Weſten Afrikas, nemlich von Guinea zu uns kamen und entfernt an die Geſtalt einer Katze erinnern. Jhre Aehnlichkeit mit unſerm nützlichen Hausthiere iſt übrigens nur eine ſehr oberflächliche, denn alle Meerkatzen ſind echte Affen in Geſtalt und Weſen. Sie ſind Bewohner der Wendekreis- länder des genannten Erdtheils und, mit Ausnahme einer einzigen Art, welche auf Madagaskar vorkommt, auch Bewohner des afrikaniſchen Feſtlandes. Wo ſich Urwälder finden, zeigen ſich auch dieſe Affen in großer Anzahl. Manche Arten gehen faſt durch ganz Mittelafrika hindurch. Wir erhalten ſie ebenſowohl aus dem Oſten, wie auch aus dem Weſten und aus der Mitte Afrikas; wohl die meiſten aber kommen aus Abiſſinien und den oberen Nilländern.
Eine ausführliche Beſchreibung der Meerkatzen erſcheint mir, ihrer Allbekanntſchaft wegen, kaum nöthig. Sie zeichnen ſich durch leichte und zierliche Formen, ſchlanke Gliedmaßen, feine, kurze Hände mit langen Daumen, auch durch einen langen Schwanz ohne Endquaſte aus und beſitzen weite Backentaſchen und große Gefäßſchwielen. Jhre Farben ſind meiſtens ziemlich lebhaft, bei einzelnen Arten oft recht angenehm bunt. Man kennt ungefähr zwanzig Arten. Jn den Nilländern findet man zuerſt unter dem 16. Grade nördlicher Breite Meerkatzen; im Weſten und Oſten reichen ſie bis hart an die Meeresküſte. Feuchte oder wenigſtens von Flüſſen durchſchnittene Waldungen werden von ihnen den trockenen Baumgegenden ſtets vorgezogen; in der Nähe von Feldern ſiedeln ſie ſich außerordentlich gern an. Recht deutlich bemerkt man bei ihnen die eigenthümliche Erſcheinung, daß ſich Affen und Papageien nicht blos in Geſtalt, Lebensart und Weſen, ſondern auch der Ver- breitung entſprechen. Man darf mit Sicherheit darauf rechnen, daß man in Afrika da, wo man Papageien findet, auch unſeren Meerkatzen begegnen wird, oder umgekehrt, Papageien zu vermuthen hat, wo ſich Meerkatzen aufhalten.
Die Meerkatzen gehören zu den geſelligſten, beweglichſten, luſtigſten und, wie bemerkt, gemüth- lichſten aller Affen. Man findet ſie faſt ſtets in ziemlichen Banden; Familien kommen kaum vor. Es
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Lebensweiſe.
Geſchöpf vor der Hand noch der abſcheulichen Vernichtungswuth entgeht, mit welcher der Menſch
überall „ſeinen erſtgebornen Brüdern‟ entgegentritt.
Bis jetzt iſt der prachtvolle Affe noch nicht lebend nach Europa gekommen. Heuglin erhielt ein
lebendes Junges, war aber nicht im Stande, daſſelbe zu erhalten, trotzdem er ihm die beſte Pflege zu
Theil werden ließ. Auch in den Hütten der Landeseingebornen ſieht man niemals einen zahmen
Guereza: der ſchöne Waldbewohner erträgt keine Gefangenſchaft.
Die beiden auf Seite 49 dargeſtellten Mitglieder der Sippe ſind der bärenartige Stum-
melaffe (Colobus ursinus, Fig. 1) und der Teufelsaffe (Colobus Satanus, Fig. 2).
Erſterer unterſcheidet ſich vom Guereza durch den Mangel des weißen Mähnengürtels, welcher
durch das lange und flatternde, grobe, ſchmuzig fahlgelbe und ſchwarz gemiſchte Haar eben nur an-
gedeutet iſt, die längere Körperbehaarung und den faſt ganz weißen Schwanz. Jn der Größe ſtimmt
er ſo ziemlich mit dem Guereza überein und ebenſo in der Lebensweiſe; ſeine Heimat aber iſt
der Weſten Afrikas: er findet ſich in den Wäldern der Sierra-Leone, Guineas und auf
Fernando-Po.
Der Teufelsaffe, welcher einfärbig ſchwarz iſt, und hauptſächlich auf Fernando-Po lebt,
wird von vielen Forſchern, aber wohl mit Unrecht, als bloße Spielart des Vorigen angeſehen.
Afrika beherbergt nicht nur die größten, klügſten und häßlichſten Affen der alten Welt, ſondern
auch die ſchönſten, netteſten und gemüthlichſten. Zu dieſen gehört unzweifelhaft die zahlreiche Gruppe,
welche uns unter dem Namen „Meerkatzen‟ bekannt iſt. Wir ſehen dieſes oder jenes Mitglied der
betreffenden Sippe häufig genug in jedem Thiergarten oder in jeder Thierſchaubude und finden es
auch öfters als luſtigen Geſellſchafter irgend eines Thierfreundes.
Die Meerkatzen erhielten ihren Namen ſchon im 16. Jahrhundert, jedenfalls weil ſie zuerſt
von dem Weſten Afrikas, nemlich von Guinea zu uns kamen und entfernt an die Geſtalt einer Katze
erinnern. Jhre Aehnlichkeit mit unſerm nützlichen Hausthiere iſt übrigens nur eine ſehr oberflächliche,
denn alle Meerkatzen ſind echte Affen in Geſtalt und Weſen. Sie ſind Bewohner der Wendekreis-
länder des genannten Erdtheils und, mit Ausnahme einer einzigen Art, welche auf Madagaskar
vorkommt, auch Bewohner des afrikaniſchen Feſtlandes. Wo ſich Urwälder finden, zeigen ſich auch
dieſe Affen in großer Anzahl. Manche Arten gehen faſt durch ganz Mittelafrika hindurch. Wir
erhalten ſie ebenſowohl aus dem Oſten, wie auch aus dem Weſten und aus der Mitte Afrikas; wohl
die meiſten aber kommen aus Abiſſinien und den oberen Nilländern.
Eine ausführliche Beſchreibung der Meerkatzen erſcheint mir, ihrer Allbekanntſchaft wegen,
kaum nöthig. Sie zeichnen ſich durch leichte und zierliche Formen, ſchlanke Gliedmaßen, feine, kurze
Hände mit langen Daumen, auch durch einen langen Schwanz ohne Endquaſte aus und beſitzen weite
Backentaſchen und große Gefäßſchwielen. Jhre Farben ſind meiſtens ziemlich lebhaft, bei einzelnen
Arten oft recht angenehm bunt. Man kennt ungefähr zwanzig Arten. Jn den Nilländern findet man
zuerſt unter dem 16. Grade nördlicher Breite Meerkatzen; im Weſten und Oſten reichen ſie bis
hart an die Meeresküſte. Feuchte oder wenigſtens von Flüſſen durchſchnittene Waldungen werden
von ihnen den trockenen Baumgegenden ſtets vorgezogen; in der Nähe von Feldern ſiedeln ſie ſich
außerordentlich gern an. Recht deutlich bemerkt man bei ihnen die eigenthümliche Erſcheinung, daß
ſich Affen und Papageien nicht blos in Geſtalt, Lebensart und Weſen, ſondern auch der Ver-
breitung entſprechen. Man darf mit Sicherheit darauf rechnen, daß man in Afrika da, wo man
Papageien findet, auch unſeren Meerkatzen begegnen wird, oder umgekehrt, Papageien zu vermuthen
hat, wo ſich Meerkatzen aufhalten.
Die Meerkatzen gehören zu den geſelligſten, beweglichſten, luſtigſten und, wie bemerkt, gemüth-
lichſten aller Affen. Man findet ſie faſt ſtets in ziemlichen Banden; Familien kommen kaum vor. Es
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/105>, abgerufen am 28.11.2024.
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