Affen gemacht; sie sind meines Wissens aber auch die einzigen Thiere, welche an dem Tabaksrauche Gefallen finden.
Jhre Zuneigung zu mir überstieg alle Grenzen. Jch konnte thun, was ich immer wollte: ihre Liebe gegen mich blieb sich gleich. Wie es schien, betrachtete sie mich in allen Fällen als vollkommen unschuldig an allen Uebeln, welche ihr widerfuhren. Wenn ich sie züchtigen mußte, wurde sie niemals auf mich wüthend, sondern immer nur auf Diejenigen, welche zufällig anwesend waren, wahrschein- lich weil sie glaubte, daß diese die Schuld an ihrer Bestrafung trügen. Mich zog sie unter allen Umständen ihren sämmtlichen Bekannten vor; sie wurde, wenn ich mich nahte, augenblicklich eine Gegnerin von Denen, welche sie eben noch geliebkost hatte.
Freundliche Worte schmeichelten ihr sehr; Gelächter empörte sie, zumal wenn sie merkte, daß es ihr galt. Sie antwortete jedesmal, wenn wir sie riefen, und kam auch zu mir heran, wenn ich es wünschte. Jch konnte weite Spaziergänge mit ihr machen, ohne sie an die Leine zu nehmen. Sie folgte mir wie ein Hund, wenn auch nur in weiten Bogen, die sie nach eignen Ermessen ausführte, und Hassan lief wiederum ihr treulich nach.
Als Hassan starb, war sie sehr unglücklich und stieß von Zeit zu Zeit ein bellendes Geschrei aus, auch des Nachts, welche sie sonst regelmäßig verschlafen hatte. Wir mußten fürchten, daß sie den Verlust ihrer Gefährtin nicht überleben würde und verkauften sie deshalb an den Besitzer einer Thier- schaubude, bei welchem sie andere Gesellschaft fand. --
Jn der neuern Zeit hat man den Khird als eigne Art angesehen und ihm den Namen Cynocephalus Anubis gegeben. Der Unterschied zwischen ihm und dem Babuin ist übrigens so gering, daß jene Trennung nicht genug gerechtfertigt erscheint.
Schließlich müssen wir noch eines Affen gedenken, welcher von vielen Naturforschern unter die Paviane, von andern aber unter die Makaken gezählt wird. Jch meine den übermüthigen Schwarzen, dessen ich, als Peinigers des Budeng, bereits auf Seite 45 gedacht habe. Wie wir dort sahen, ähnelt er in seinem Wesen den eigentlichen Pavianen vollständig; hinsichtlich seiner Gestalt aber unter- scheidet er sich nicht unbeträchtlich von den wahren Hundsköpfen, und eben daher rührt die verschiedene Meinung der Forscher. Jch vertrete, seitdem ich den Schopfpavian, wie wir unser Thier nennen können, lebend gesehen habe, unbedingt die Ansicht Cuviers, welcher den Schwarzen zuerst unter die Hundsköpfe aufnahm.
Der Schopfpavian (Cynocephalus niger) unterscheidet sich von den bis jetzt beschriebenen Hundsköpfen durch seinen Stummelschwanz und die Bildung der Schnauze, welche breit, flach, kurz und besonders dadurch ausgezeichnet ist, daß die Nase nicht wie bei den Pavianen die Oberlippe überragt, sondern ziemlich weit hinten auf der Oberschnauze endigt. Gesicht und Gesäß sind nackt, alle übrigen Theile von einem langen und wolligen Pelze bedeckt, welcher sich auf den Gliedmaßen verkürzt, auf dem Kopfe aber zu einem ziemlich langen Schopfe verlängert. Die Färbung des Pelzes ist ein gleichmäßiges Dunkelschwarz, welches auch auf die sammetartig nackte Gesichtsfarbe übergeht. Das Gesäß ist roth. Jn der Größe steht der Schopfpavian hinter allen Verwandten zurück. Seine Leibeslänge beträgt nur zwei Fuß, die Länge des Schwanzstummels kaum einen Zoll.
Verschiedene Eilande des indischen Meeres, zumal Celebes, die Philippinen und Molukken beherbergen den schwarzen Hundskopf in ziemlicher Menge; jedoch ist über sein Freileben bis heutigen Tages -- mir wenigstens -- noch Nichts bekannt geworden. Schon mehrmals ist er lebend nach Europa gebracht worden, und hier hat er sich auch stets längere Zeit in der Gefangen- schaft erhalten. Der Schopfpavian, welchen ich im Amsterdamer Thiergarten sah, schien sich sehr wohl zu befinden. Er wurde bei Tage regelmäßig zu den Meerkatzen gebracht, welche in dem großen Affenhaus die Zuschauer belustigten. Jch habe der Beschreibung seines Wesens und Treibens nach Dem, was ich oben bemerkte, kaum noch Etwas hinzuzufügen. Der üppige und herrschsüchtige Schwarze würde alle schüchternen Affen ebenso gepeinigt haben, wie er die armen Budengs quälte, wenn
Heimat. Aufenthalt. Weſen.
Affen gemacht; ſie ſind meines Wiſſens aber auch die einzigen Thiere, welche an dem Tabaksrauche Gefallen finden.
Jhre Zuneigung zu mir überſtieg alle Grenzen. Jch konnte thun, was ich immer wollte: ihre Liebe gegen mich blieb ſich gleich. Wie es ſchien, betrachtete ſie mich in allen Fällen als vollkommen unſchuldig an allen Uebeln, welche ihr widerfuhren. Wenn ich ſie züchtigen mußte, wurde ſie niemals auf mich wüthend, ſondern immer nur auf Diejenigen, welche zufällig anweſend waren, wahrſchein- lich weil ſie glaubte, daß dieſe die Schuld an ihrer Beſtrafung trügen. Mich zog ſie unter allen Umſtänden ihren ſämmtlichen Bekannten vor; ſie wurde, wenn ich mich nahte, augenblicklich eine Gegnerin von Denen, welche ſie eben noch geliebkoſt hatte.
Freundliche Worte ſchmeichelten ihr ſehr; Gelächter empörte ſie, zumal wenn ſie merkte, daß es ihr galt. Sie antwortete jedesmal, wenn wir ſie riefen, und kam auch zu mir heran, wenn ich es wünſchte. Jch konnte weite Spaziergänge mit ihr machen, ohne ſie an die Leine zu nehmen. Sie folgte mir wie ein Hund, wenn auch nur in weiten Bogen, die ſie nach eignen Ermeſſen ausführte, und Haſſan lief wiederum ihr treulich nach.
Als Haſſan ſtarb, war ſie ſehr unglücklich und ſtieß von Zeit zu Zeit ein bellendes Geſchrei aus, auch des Nachts, welche ſie ſonſt regelmäßig verſchlafen hatte. Wir mußten fürchten, daß ſie den Verluſt ihrer Gefährtin nicht überleben würde und verkauften ſie deshalb an den Beſitzer einer Thier- ſchaubude, bei welchem ſie andere Geſellſchaft fand. —
Jn der neuern Zeit hat man den Khird als eigne Art angeſehen und ihm den Namen Cynocephalus Anubis gegeben. Der Unterſchied zwiſchen ihm und dem Babuin iſt übrigens ſo gering, daß jene Trennung nicht genug gerechtfertigt erſcheint.
Schließlich müſſen wir noch eines Affen gedenken, welcher von vielen Naturforſchern unter die Paviane, von andern aber unter die Makaken gezählt wird. Jch meine den übermüthigen Schwarzen, deſſen ich, als Peinigers des Budeng, bereits auf Seite 45 gedacht habe. Wie wir dort ſahen, ähnelt er in ſeinem Weſen den eigentlichen Pavianen vollſtändig; hinſichtlich ſeiner Geſtalt aber unter- ſcheidet er ſich nicht unbeträchtlich von den wahren Hundsköpfen, und eben daher rührt die verſchiedene Meinung der Forſcher. Jch vertrete, ſeitdem ich den Schopfpavian, wie wir unſer Thier nennen können, lebend geſehen habe, unbedingt die Anſicht Cuviers, welcher den Schwarzen zuerſt unter die Hundsköpfe aufnahm.
Der Schopfpavian (Cynocephalus niger) unterſcheidet ſich von den bis jetzt beſchriebenen Hundsköpfen durch ſeinen Stummelſchwanz und die Bildung der Schnauze, welche breit, flach, kurz und beſonders dadurch ausgezeichnet iſt, daß die Naſe nicht wie bei den Pavianen die Oberlippe überragt, ſondern ziemlich weit hinten auf der Oberſchnauze endigt. Geſicht und Geſäß ſind nackt, alle übrigen Theile von einem langen und wolligen Pelze bedeckt, welcher ſich auf den Gliedmaßen verkürzt, auf dem Kopfe aber zu einem ziemlich langen Schopfe verlängert. Die Färbung des Pelzes iſt ein gleichmäßiges Dunkelſchwarz, welches auch auf die ſammetartig nackte Geſichtsfarbe übergeht. Das Geſäß iſt roth. Jn der Größe ſteht der Schopfpavian hinter allen Verwandten zurück. Seine Leibeslänge beträgt nur zwei Fuß, die Länge des Schwanzſtummels kaum einen Zoll.
Verſchiedene Eilande des indiſchen Meeres, zumal Celebes, die Philippinen und Molukken beherbergen den ſchwarzen Hundskopf in ziemlicher Menge; jedoch iſt über ſein Freileben bis heutigen Tages — mir wenigſtens — noch Nichts bekannt geworden. Schon mehrmals iſt er lebend nach Europa gebracht worden, und hier hat er ſich auch ſtets längere Zeit in der Gefangen- ſchaft erhalten. Der Schopfpavian, welchen ich im Amſterdamer Thiergarten ſah, ſchien ſich ſehr wohl zu befinden. Er wurde bei Tage regelmäßig zu den Meerkatzen gebracht, welche in dem großen Affenhaus die Zuſchauer beluſtigten. Jch habe der Beſchreibung ſeines Weſens und Treibens nach Dem, was ich oben bemerkte, kaum noch Etwas hinzuzufügen. Der üppige und herrſchſüchtige Schwarze würde alle ſchüchternen Affen ebenſo gepeinigt haben, wie er die armen Budengs quälte, wenn
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Heimat. Aufenthalt. Weſen.
Affen gemacht; ſie ſind meines Wiſſens aber auch die einzigen Thiere, welche an dem Tabaksrauche
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Jhre Zuneigung zu mir überſtieg alle Grenzen. Jch konnte thun, was ich immer wollte: ihre
Liebe gegen mich blieb ſich gleich. Wie es ſchien, betrachtete ſie mich in allen Fällen als vollkommen
unſchuldig an allen Uebeln, welche ihr widerfuhren. Wenn ich ſie züchtigen mußte, wurde ſie niemals
auf mich wüthend, ſondern immer nur auf Diejenigen, welche zufällig anweſend waren, wahrſchein-
lich weil ſie glaubte, daß dieſe die Schuld an ihrer Beſtrafung trügen. Mich zog ſie unter allen
Umſtänden ihren ſämmtlichen Bekannten vor; ſie wurde, wenn ich mich nahte, augenblicklich eine
Gegnerin von Denen, welche ſie eben noch geliebkoſt hatte.
Freundliche Worte ſchmeichelten ihr ſehr; Gelächter empörte ſie, zumal wenn ſie merkte, daß es
ihr galt. Sie antwortete jedesmal, wenn wir ſie riefen, und kam auch zu mir heran, wenn ich es
wünſchte. Jch konnte weite Spaziergänge mit ihr machen, ohne ſie an die Leine zu nehmen. Sie folgte
mir wie ein Hund, wenn auch nur in weiten Bogen, die ſie nach eignen Ermeſſen ausführte, und
Haſſan lief wiederum ihr treulich nach.
Als Haſſan ſtarb, war ſie ſehr unglücklich und ſtieß von Zeit zu Zeit ein bellendes Geſchrei aus,
auch des Nachts, welche ſie ſonſt regelmäßig verſchlafen hatte. Wir mußten fürchten, daß ſie den
Verluſt ihrer Gefährtin nicht überleben würde und verkauften ſie deshalb an den Beſitzer einer Thier-
ſchaubude, bei welchem ſie andere Geſellſchaft fand. —
Jn der neuern Zeit hat man den Khird als eigne Art angeſehen und ihm den Namen Cynocephalus
Anubis gegeben. Der Unterſchied zwiſchen ihm und dem Babuin iſt übrigens ſo gering, daß jene
Trennung nicht genug gerechtfertigt erſcheint.
Schließlich müſſen wir noch eines Affen gedenken, welcher von vielen Naturforſchern unter die
Paviane, von andern aber unter die Makaken gezählt wird. Jch meine den übermüthigen Schwarzen,
deſſen ich, als Peinigers des Budeng, bereits auf Seite 45 gedacht habe. Wie wir dort ſahen,
ähnelt er in ſeinem Weſen den eigentlichen Pavianen vollſtändig; hinſichtlich ſeiner Geſtalt aber unter-
ſcheidet er ſich nicht unbeträchtlich von den wahren Hundsköpfen, und eben daher rührt die
verſchiedene Meinung der Forſcher. Jch vertrete, ſeitdem ich den Schopfpavian, wie wir unſer
Thier nennen können, lebend geſehen habe, unbedingt die Anſicht Cuviers, welcher den Schwarzen
zuerſt unter die Hundsköpfe aufnahm.
Der Schopfpavian (Cynocephalus niger) unterſcheidet ſich von den bis jetzt beſchriebenen
Hundsköpfen durch ſeinen Stummelſchwanz und die Bildung der Schnauze, welche breit, flach, kurz
und beſonders dadurch ausgezeichnet iſt, daß die Naſe nicht wie bei den Pavianen die Oberlippe
überragt, ſondern ziemlich weit hinten auf der Oberſchnauze endigt. Geſicht und Geſäß ſind nackt,
alle übrigen Theile von einem langen und wolligen Pelze bedeckt, welcher ſich auf den Gliedmaßen
verkürzt, auf dem Kopfe aber zu einem ziemlich langen Schopfe verlängert. Die Färbung des Pelzes
iſt ein gleichmäßiges Dunkelſchwarz, welches auch auf die ſammetartig nackte Geſichtsfarbe übergeht.
Das Geſäß iſt roth. Jn der Größe ſteht der Schopfpavian hinter allen Verwandten zurück. Seine
Leibeslänge beträgt nur zwei Fuß, die Länge des Schwanzſtummels kaum einen Zoll.
Verſchiedene Eilande des indiſchen Meeres, zumal Celebes, die Philippinen und
Molukken beherbergen den ſchwarzen Hundskopf in ziemlicher Menge; jedoch iſt über ſein Freileben
bis heutigen Tages — mir wenigſtens — noch Nichts bekannt geworden. Schon mehrmals iſt er
lebend nach Europa gebracht worden, und hier hat er ſich auch ſtets längere Zeit in der Gefangen-
ſchaft erhalten. Der Schopfpavian, welchen ich im Amſterdamer Thiergarten ſah, ſchien ſich ſehr
wohl zu befinden. Er wurde bei Tage regelmäßig zu den Meerkatzen gebracht, welche in dem großen
Affenhaus die Zuſchauer beluſtigten. Jch habe der Beſchreibung ſeines Weſens und Treibens nach
Dem, was ich oben bemerkte, kaum noch Etwas hinzuzufügen. Der üppige und herrſchſüchtige Schwarze
würde alle ſchüchternen Affen ebenſo gepeinigt haben, wie er die armen Budengs quälte, wenn
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/145>, abgerufen am 25.11.2024.
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