Haarbüscheln versehen, und das Gesicht ist von keiner Mähne umgeben. Bei den letzteren fehlen die Büschel an den Ohren; sie besitzen dafür aber meistentheils eine ziemlich ausgebildete Gesichtsmähne.
Unter den Seidenaffen ist das Weißohr oder der Marmoset, Saguin, Uistiti (Iacchus vulgaris) der bekannteste. Er ist ein sehr kleines, zierliches Thierchen von 81/2 Zoll Körperlänge und 13 Zoll Schwanzlänge. Der ganze Leibesban ist zierlich, aber nicht unkräftig; der Pelz sehr lang und weich. Die Färbung des Körpers besteht im Allgemeinen aus Schwarz, Weiß und Rostgelb, und zwar wird diese Färbung durch die eigenthümliche Zeichnung der Haare selbst bewirkt, welche an der Wurzel schwärzlich, dann rostgelb, hierauf wieder schwarz und endlich an der Spitze weißlich sind. Auf dem Oberrücken fällt die Färbung mehr in das Rostgelbe, auf dem Unterrücken wechseln schmale, schwarz und weiße wellenförmige Querbinden mit einander ab. Am Unterleibe und den Gliedmaßen sind alle Haare mit weißlichgrauen Spitzen versehen, weshalb an diesen Theilen die genannte Farbe vorherrschend wird. Ein weißlicher dreieckiger Stirnflecken und ein blendend weißer Ohrpinsel stechen
[Abbildung]
Der Marmoset oder Uistiti (Iacchus vulgaris).
von dem dunkelbraunen Kopf lebhaft ab. Das Gesicht ist dunkel fleischfarben und spärlich mit weiß- lichen Härchen besetzt. Der Schwanz ist schwarz mit etwa zwanzig schmalen, weißlichen Ringen und weißer Spitze.
Der Uistiti findet sich nur in den mittlen Theilen der Ostküste von Brasilien, hier aber in zahl- reichen Gesellschaften, nicht selten auch in der Nähe von Städten und Dörfern. Er ist ein echtes Baumthier und lebt durchaus wie die Eichhörnchen, denen er auch in seinen lebhaften Bewegungen, kurz in seinem ganzen Wesen ähnelt. Bei Tage ist er in beständiger Bewegung, des Nachts aber still und ruhig. Man sieht ihn selten aufrecht auf einem Baume sitzen, sondern gewöhnlich nach Eich- hörnchenart auf den Aesten liegen. Nicht selten kommen kleine Gesellschaften unter lautem Pfeifen und Zischen bis in die Pflanzungen. Sie werfen zwei bis drei Junge, bringen davon aber gewöhn- lich nur ein einziges auf.
Gegen Kälte und Nässe sind sie im höchsten Grade empfindlich; gleichwohl aber sind sie häufig lebend nach Europa gebracht worden. Man kennt sie nämlich schon seit Entdeckung von Amerika und hat sie stets in der Gefangenschaft gehalten. Sie lassen sich mit Obst, Gemüse, Kerbthieren, Schnecken
Die Affen. Krallenaffen. — Uiſtiti.
Haarbüſcheln verſehen, und das Geſicht iſt von keiner Mähne umgeben. Bei den letzteren fehlen die Büſchel an den Ohren; ſie beſitzen dafür aber meiſtentheils eine ziemlich ausgebildete Geſichtsmähne.
Unter den Seidenaffen iſt das Weißohr oder der Marmoſet, Saguin, Uiſtiti (Iacchus vulgaris) der bekannteſte. Er iſt ein ſehr kleines, zierliches Thierchen von 8½ Zoll Körperlänge und 13 Zoll Schwanzlänge. Der ganze Leibesban iſt zierlich, aber nicht unkräftig; der Pelz ſehr lang und weich. Die Färbung des Körpers beſteht im Allgemeinen aus Schwarz, Weiß und Roſtgelb, und zwar wird dieſe Färbung durch die eigenthümliche Zeichnung der Haare ſelbſt bewirkt, welche an der Wurzel ſchwärzlich, dann roſtgelb, hierauf wieder ſchwarz und endlich an der Spitze weißlich ſind. Auf dem Oberrücken fällt die Färbung mehr in das Roſtgelbe, auf dem Unterrücken wechſeln ſchmale, ſchwarz und weiße wellenförmige Querbinden mit einander ab. Am Unterleibe und den Gliedmaßen ſind alle Haare mit weißlichgrauen Spitzen verſehen, weshalb an dieſen Theilen die genannte Farbe vorherrſchend wird. Ein weißlicher dreieckiger Stirnflecken und ein blendend weißer Ohrpinſel ſtechen
[Abbildung]
Der Marmoſet oder Uiſtiti (Iacchus vulgaris).
von dem dunkelbraunen Kopf lebhaft ab. Das Geſicht iſt dunkel fleiſchfarben und ſpärlich mit weiß- lichen Härchen beſetzt. Der Schwanz iſt ſchwarz mit etwa zwanzig ſchmalen, weißlichen Ringen und weißer Spitze.
Der Uiſtiti findet ſich nur in den mittlen Theilen der Oſtküſte von Braſilien, hier aber in zahl- reichen Geſellſchaften, nicht ſelten auch in der Nähe von Städten und Dörfern. Er iſt ein echtes Baumthier und lebt durchaus wie die Eichhörnchen, denen er auch in ſeinen lebhaften Bewegungen, kurz in ſeinem ganzen Weſen ähnelt. Bei Tage iſt er in beſtändiger Bewegung, des Nachts aber ſtill und ruhig. Man ſieht ihn ſelten aufrecht auf einem Baume ſitzen, ſondern gewöhnlich nach Eich- hörnchenart auf den Aeſten liegen. Nicht ſelten kommen kleine Geſellſchaften unter lautem Pfeifen und Ziſchen bis in die Pflanzungen. Sie werfen zwei bis drei Junge, bringen davon aber gewöhn- lich nur ein einziges auf.
Gegen Kälte und Näſſe ſind ſie im höchſten Grade empfindlich; gleichwohl aber ſind ſie häufig lebend nach Europa gebracht worden. Man kennt ſie nämlich ſchon ſeit Entdeckung von Amerika und hat ſie ſtets in der Gefangenſchaft gehalten. Sie laſſen ſich mit Obſt, Gemüſe, Kerbthieren, Schnecken
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0184"n="126"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die Affen.</hi> Krallenaffen. —<hirendition="#g">Uiſtiti.</hi></fw><lb/>
Haarbüſcheln verſehen, und das Geſicht iſt von keiner Mähne umgeben. Bei den letzteren fehlen die<lb/>
Büſchel an den Ohren; ſie beſitzen dafür aber meiſtentheils eine ziemlich ausgebildete Geſichtsmähne.</p><lb/><p>Unter den Seidenaffen iſt das <hirendition="#g">Weißohr</hi> oder der <hirendition="#g">Marmoſet, Saguin, Uiſtiti</hi> (<hirendition="#aq">Iacchus<lb/>
vulgaris</hi>) der bekannteſte. Er iſt ein ſehr kleines, zierliches Thierchen von 8½ Zoll Körperlänge und<lb/>
13 Zoll Schwanzlänge. Der ganze Leibesban iſt zierlich, aber nicht unkräftig; der Pelz ſehr lang<lb/>
und weich. Die Färbung des Körpers beſteht im Allgemeinen aus Schwarz, Weiß und Roſtgelb,<lb/>
und zwar wird dieſe Färbung durch die eigenthümliche Zeichnung der Haare ſelbſt bewirkt, welche an<lb/>
der Wurzel ſchwärzlich, dann roſtgelb, hierauf wieder ſchwarz und endlich an der Spitze weißlich ſind.<lb/>
Auf dem Oberrücken fällt die Färbung mehr in das Roſtgelbe, auf dem Unterrücken wechſeln ſchmale,<lb/>ſchwarz und weiße wellenförmige Querbinden mit einander ab. Am Unterleibe und den Gliedmaßen<lb/>ſind alle Haare mit weißlichgrauen Spitzen verſehen, weshalb an dieſen Theilen die genannte Farbe<lb/>
vorherrſchend wird. Ein weißlicher dreieckiger Stirnflecken und ein blendend weißer Ohrpinſel ſtechen<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der Marmoſet</hi> oder <hirendition="#g">Uiſtiti</hi> (<hirendition="#aq">Iacchus vulgaris</hi>).</hi></head></figure><lb/>
von dem dunkelbraunen Kopf lebhaft ab. Das Geſicht iſt dunkel fleiſchfarben und ſpärlich mit weiß-<lb/>
lichen Härchen beſetzt. Der Schwanz iſt ſchwarz mit etwa zwanzig ſchmalen, weißlichen Ringen und<lb/>
weißer Spitze.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Uiſtiti</hi> findet ſich nur in den mittlen Theilen der Oſtküſte von Braſilien, hier aber in zahl-<lb/>
reichen Geſellſchaften, nicht ſelten auch in der Nähe von Städten und Dörfern. Er iſt ein echtes<lb/>
Baumthier und lebt durchaus wie die Eichhörnchen, denen er auch in ſeinen lebhaften Bewegungen,<lb/>
kurz in ſeinem ganzen Weſen ähnelt. Bei Tage iſt er in beſtändiger Bewegung, des Nachts aber ſtill<lb/>
und ruhig. Man ſieht ihn ſelten aufrecht auf einem Baume ſitzen, ſondern gewöhnlich nach Eich-<lb/>
hörnchenart auf den Aeſten liegen. Nicht ſelten kommen kleine Geſellſchaften unter lautem Pfeifen<lb/>
und Ziſchen bis in die Pflanzungen. Sie werfen zwei bis drei Junge, bringen davon aber gewöhn-<lb/>
lich nur ein einziges auf.</p><lb/><p>Gegen Kälte und Näſſe ſind ſie im höchſten Grade empfindlich; gleichwohl aber ſind ſie häufig<lb/>
lebend nach Europa gebracht worden. Man kennt ſie nämlich ſchon ſeit Entdeckung von Amerika und<lb/>
hat ſie ſtets in der Gefangenſchaft gehalten. Sie laſſen ſich mit Obſt, Gemüſe, Kerbthieren, Schnecken<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[126/0184]
Die Affen. Krallenaffen. — Uiſtiti.
Haarbüſcheln verſehen, und das Geſicht iſt von keiner Mähne umgeben. Bei den letzteren fehlen die
Büſchel an den Ohren; ſie beſitzen dafür aber meiſtentheils eine ziemlich ausgebildete Geſichtsmähne.
Unter den Seidenaffen iſt das Weißohr oder der Marmoſet, Saguin, Uiſtiti (Iacchus
vulgaris) der bekannteſte. Er iſt ein ſehr kleines, zierliches Thierchen von 8½ Zoll Körperlänge und
13 Zoll Schwanzlänge. Der ganze Leibesban iſt zierlich, aber nicht unkräftig; der Pelz ſehr lang
und weich. Die Färbung des Körpers beſteht im Allgemeinen aus Schwarz, Weiß und Roſtgelb,
und zwar wird dieſe Färbung durch die eigenthümliche Zeichnung der Haare ſelbſt bewirkt, welche an
der Wurzel ſchwärzlich, dann roſtgelb, hierauf wieder ſchwarz und endlich an der Spitze weißlich ſind.
Auf dem Oberrücken fällt die Färbung mehr in das Roſtgelbe, auf dem Unterrücken wechſeln ſchmale,
ſchwarz und weiße wellenförmige Querbinden mit einander ab. Am Unterleibe und den Gliedmaßen
ſind alle Haare mit weißlichgrauen Spitzen verſehen, weshalb an dieſen Theilen die genannte Farbe
vorherrſchend wird. Ein weißlicher dreieckiger Stirnflecken und ein blendend weißer Ohrpinſel ſtechen
[Abbildung Der Marmoſet oder Uiſtiti (Iacchus vulgaris).]
von dem dunkelbraunen Kopf lebhaft ab. Das Geſicht iſt dunkel fleiſchfarben und ſpärlich mit weiß-
lichen Härchen beſetzt. Der Schwanz iſt ſchwarz mit etwa zwanzig ſchmalen, weißlichen Ringen und
weißer Spitze.
Der Uiſtiti findet ſich nur in den mittlen Theilen der Oſtküſte von Braſilien, hier aber in zahl-
reichen Geſellſchaften, nicht ſelten auch in der Nähe von Städten und Dörfern. Er iſt ein echtes
Baumthier und lebt durchaus wie die Eichhörnchen, denen er auch in ſeinen lebhaften Bewegungen,
kurz in ſeinem ganzen Weſen ähnelt. Bei Tage iſt er in beſtändiger Bewegung, des Nachts aber ſtill
und ruhig. Man ſieht ihn ſelten aufrecht auf einem Baume ſitzen, ſondern gewöhnlich nach Eich-
hörnchenart auf den Aeſten liegen. Nicht ſelten kommen kleine Geſellſchaften unter lautem Pfeifen
und Ziſchen bis in die Pflanzungen. Sie werfen zwei bis drei Junge, bringen davon aber gewöhn-
lich nur ein einziges auf.
Gegen Kälte und Näſſe ſind ſie im höchſten Grade empfindlich; gleichwohl aber ſind ſie häufig
lebend nach Europa gebracht worden. Man kennt ſie nämlich ſchon ſeit Entdeckung von Amerika und
hat ſie ſtets in der Gefangenſchaft gehalten. Sie laſſen ſich mit Obſt, Gemüſe, Kerbthieren, Schnecken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/184>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.