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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Nutzen. Schätzung des Hundes bei verschiedenen Völkern. Sein Arzneigebrauch bei den Alten.
bringen, so habe er nicht einen gleichen. Alexander der Große ließ ihn also auf einen Löwen, dann
auf einen Elefanten; der Hund aber erlegte beide. Justinus berichtet, daß die Könige Habis und
Cyrus in der Jugend von Hunden ernährt worden sind. Gar nicht zu zählen sind die Schriftsteller,
welche die Treue des Hundes rühmen. Die Spartaner opferten dem Gott des Kriegs auch einen
Hund; junge, säugende Hunde durften von dem Opferfleische fressen. Die Griechen errichteten ihnen
sogar Bildsäulen: demungeachtet war bei ihnen das Wort Hund ein Schimpfwort. Die alten
Egypter gebrauchten die Hunde zur Jagd und hielten sie, wie man aus den Abbildungen auf Denk-
mälern sehen kann, sehr hoch. Bei den Juden hingegen war der Hund verachtet, was viele Stellen
aus der Bibel beweisen; und heutigen Tages ist Dies bei den Arabern kaum anders. Hoch geehrt
war der Hund bei den alten Deutschen. Als die Cimbern im Jahr 108 v. Chr. von den Römern
besiegt worden waren, mußten Letztere erst noch einen harten Kampf mit den Hunden bestehen, welche
das Gepäck bewachten. Bei den alten Deutschen galt ein Leithund zwölf Schillinge, ein Pferd
dagegen nur sechs. Wer bei den alten Burgundern einen Leithund oder ein Windspiel stahl,
mußte öffentlich dem Hunde den Hintern küssen oder sieben Schillinge zahlen. Die kanarischen Jnseln
haben, wie Plinius berichtet, ihren Namen von den Hunden erhalten. Jn Peru wurde, nach
Humboldt, der Hund bei einer Mondfinsterniß solange geschlagen, bis die Finsterniß vorüber war.

Wirklich spaßhaft ist es, was die alten Schriftsteller noch Alles von der Benutzung des Hundes zu
Arzneizwecken aufgeführt haben. Der ganze Hund war eigentlich nur Ein Arzneimittel. Namentlich
Plinius ist unermüdlich in Aufzählung der verschiedenen Heilkräfte des Hundes. Außer ihm leisten
Sextus, Hipokrates, Galen, Faventius, Marellus, Bontius, Aeskulap und Amatos
auch das Jhrige. Ein lebender Hund, bei Brustschmerzen aufgelegt, thut vortreffliche Dienste; wird
er aufgeschnitten und einer schwermüthigen Frau auf den Kopf gebunden, so hilft er sicher gegen die
Schwermuth. Nach Sextus heilt er sogar Milzkrankheiten. Mit allerlei Gewürz gekocht und gegessen,
dient er als Mittel gegen fallende Sucht; doch muß es dann ein säugender Hund sein, welcher mit
Wein und Myrrhen zubereitet wurde. Ein junger Jagdhund hilft gegen Leberkrankheiten. Wird eine
Frau, welche früher schon Kinder geboren hatte, unfruchtbar, dann befreit sie gekochtes Hundefleisch,
welches sie in reichlicher Menge genießt, von ihrer Schwäche. Sehniges Fleisch dagegen ist ein Vor-
kehrmittel gegen Hundebiß. Die Asche eines zu Pulver gebrannten Hundes dient gegen Augenleiden,
und werden mit ihr die Augenbrauen gestrichen, so erhalten sie die schönste Schwärze. Eingesalzenes
Fleisch von tollen Hunden giebt ein Mittel gegen Hundewuth. Die Asche vom Schädel eines gesunden
Hundes vertreibt alles wilde Fleisch, heilt den Krebs, schützt gegen Wasserscheu, mildert, wenn man
sie mit Wasser zu sich nimmt, Seitenstechen und Geschwülste aller Art etc.; die Asche von dem Schädel
eines tollen Hundes ist gut gegen Gelbsucht und Zahnschmerz. Das Hundeblut wird vielfach ange-
wandt. Gegen die Krätze ist es vortrefflich, den Pferden vertreibt es das Keuchen; wird es in reich-
licher Menge getrunken, so ist es ein Gegengift, welches für Alles brauchbar ist; wird ein Haus damit
angestrichen, so schützt es gegen die verschiedensten Krankheiten. Das Hundefett wird benutzt, um
Muttermäler und Gesichtsblüthen zu vertreiben, unfruchtbare Weiber fruchtbar zu machen: dazu muß
aber der ganze Hund gekocht und das Fett oben von der Brühe abgeschöpft werden; gegen Lähmung
wird es zu einer Salbe verwandt: doch darf es dann blos von jungen Hunden herrühren; mit
Wermuth versetzt heilt es die Taubheit. Das Hundegehirn ist, auf Leinwand gestrichen, bei Bein-
brüchen gut; es hilft aber auch für Blödigkeit der Augen. Hundemark vertreibt Ueberbeine und
Geschwülste. Die Milz ist gegen Milzbrand und Milzschmerzen vortrefflich; am besten wirkt sie,
wenn sie aus einem lebenden Hunde ausgeschnitten worden ist. Die rohe Leber wird gegen die
Wuthkrankheit empfohlen; doch muß sie stets von einem Hunde von demselben Geschlecht genommen
werden, welches der Beißende hatte. Gegen dieselbe Krankheit brauchte man auch Würmer aus dem
Aase eines tollen Hundes. Das Leder wird angewandt gegen schweißige Füße; ein dreifaches Hals-
band davon schützt gegen Bräune; ein Gurt von Hundeleder vertreibt das Leibschneiden. Das Haar
des Hundes in ein Tuch gewickelt und auf die Stirn gebunden, lindert Kopfschmerzen, schützt auch

Nutzen. Schätzung des Hundes bei verſchiedenen Völkern. Sein Arzneigebrauch bei den Alten.
bringen, ſo habe er nicht einen gleichen. Alexander der Große ließ ihn alſo auf einen Löwen, dann
auf einen Elefanten; der Hund aber erlegte beide. Juſtinus berichtet, daß die Könige Habis und
Cyrus in der Jugend von Hunden ernährt worden ſind. Gar nicht zu zählen ſind die Schriftſteller,
welche die Treue des Hundes rühmen. Die Spartaner opferten dem Gott des Kriegs auch einen
Hund; junge, ſäugende Hunde durften von dem Opferfleiſche freſſen. Die Griechen errichteten ihnen
ſogar Bildſäulen: demungeachtet war bei ihnen das Wort Hund ein Schimpfwort. Die alten
Egypter gebrauchten die Hunde zur Jagd und hielten ſie, wie man aus den Abbildungen auf Denk-
mälern ſehen kann, ſehr hoch. Bei den Juden hingegen war der Hund verachtet, was viele Stellen
aus der Bibel beweiſen; und heutigen Tages iſt Dies bei den Arabern kaum anders. Hoch geehrt
war der Hund bei den alten Deutſchen. Als die Cimbern im Jahr 108 v. Chr. von den Römern
beſiegt worden waren, mußten Letztere erſt noch einen harten Kampf mit den Hunden beſtehen, welche
das Gepäck bewachten. Bei den alten Deutſchen galt ein Leithund zwölf Schillinge, ein Pferd
dagegen nur ſechs. Wer bei den alten Burgundern einen Leithund oder ein Windſpiel ſtahl,
mußte öffentlich dem Hunde den Hintern küſſen oder ſieben Schillinge zahlen. Die kanariſchen Jnſeln
haben, wie Plinius berichtet, ihren Namen von den Hunden erhalten. Jn Peru wurde, nach
Humboldt, der Hund bei einer Mondfinſterniß ſolange geſchlagen, bis die Finſterniß vorüber war.

Wirklich ſpaßhaft iſt es, was die alten Schriftſteller noch Alles von der Benutzung des Hundes zu
Arzneizwecken aufgeführt haben. Der ganze Hund war eigentlich nur Ein Arzneimittel. Namentlich
Plinius iſt unermüdlich in Aufzählung der verſchiedenen Heilkräfte des Hundes. Außer ihm leiſten
Sextus, Hipokrates, Galen, Faventius, Marellus, Bontius, Aeskulap und Amatos
auch das Jhrige. Ein lebender Hund, bei Bruſtſchmerzen aufgelegt, thut vortreffliche Dienſte; wird
er aufgeſchnitten und einer ſchwermüthigen Frau auf den Kopf gebunden, ſo hilft er ſicher gegen die
Schwermuth. Nach Sextus heilt er ſogar Milzkrankheiten. Mit allerlei Gewürz gekocht und gegeſſen,
dient er als Mittel gegen fallende Sucht; doch muß es dann ein ſäugender Hund ſein, welcher mit
Wein und Myrrhen zubereitet wurde. Ein junger Jagdhund hilft gegen Leberkrankheiten. Wird eine
Frau, welche früher ſchon Kinder geboren hatte, unfruchtbar, dann befreit ſie gekochtes Hundefleiſch,
welches ſie in reichlicher Menge genießt, von ihrer Schwäche. Sehniges Fleiſch dagegen iſt ein Vor-
kehrmittel gegen Hundebiß. Die Aſche eines zu Pulver gebrannten Hundes dient gegen Augenleiden,
und werden mit ihr die Augenbrauen geſtrichen, ſo erhalten ſie die ſchönſte Schwärze. Eingeſalzenes
Fleiſch von tollen Hunden giebt ein Mittel gegen Hundewuth. Die Aſche vom Schädel eines geſunden
Hundes vertreibt alles wilde Fleiſch, heilt den Krebs, ſchützt gegen Waſſerſcheu, mildert, wenn man
ſie mit Waſſer zu ſich nimmt, Seitenſtechen und Geſchwülſte aller Art ꝛc.; die Aſche von dem Schädel
eines tollen Hundes iſt gut gegen Gelbſucht und Zahnſchmerz. Das Hundeblut wird vielfach ange-
wandt. Gegen die Krätze iſt es vortrefflich, den Pferden vertreibt es das Keuchen; wird es in reich-
licher Menge getrunken, ſo iſt es ein Gegengift, welches für Alles brauchbar iſt; wird ein Haus damit
angeſtrichen, ſo ſchützt es gegen die verſchiedenſten Krankheiten. Das Hundefett wird benutzt, um
Muttermäler und Geſichtsblüthen zu vertreiben, unfruchtbare Weiber fruchtbar zu machen: dazu muß
aber der ganze Hund gekocht und das Fett oben von der Brühe abgeſchöpft werden; gegen Lähmung
wird es zu einer Salbe verwandt: doch darf es dann blos von jungen Hunden herrühren; mit
Wermuth verſetzt heilt es die Taubheit. Das Hundegehirn iſt, auf Leinwand geſtrichen, bei Bein-
brüchen gut; es hilft aber auch für Blödigkeit der Augen. Hundemark vertreibt Ueberbeine und
Geſchwülſte. Die Milz iſt gegen Milzbrand und Milzſchmerzen vortrefflich; am beſten wirkt ſie,
wenn ſie aus einem lebenden Hunde ausgeſchnitten worden iſt. Die rohe Leber wird gegen die
Wuthkrankheit empfohlen; doch muß ſie ſtets von einem Hunde von demſelben Geſchlecht genommen
werden, welches der Beißende hatte. Gegen dieſelbe Krankheit brauchte man auch Würmer aus dem
Aaſe eines tollen Hundes. Das Leder wird angewandt gegen ſchweißige Füße; ein dreifaches Hals-
band davon ſchützt gegen Bräune; ein Gurt von Hundeleder vertreibt das Leibſchneiden. Das Haar
des Hundes in ein Tuch gewickelt und auf die Stirn gebunden, lindert Kopfſchmerzen, ſchützt auch

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[343/0409] Nutzen. Schätzung des Hundes bei verſchiedenen Völkern. Sein Arzneigebrauch bei den Alten. bringen, ſo habe er nicht einen gleichen. Alexander der Große ließ ihn alſo auf einen Löwen, dann auf einen Elefanten; der Hund aber erlegte beide. Juſtinus berichtet, daß die Könige Habis und Cyrus in der Jugend von Hunden ernährt worden ſind. Gar nicht zu zählen ſind die Schriftſteller, welche die Treue des Hundes rühmen. Die Spartaner opferten dem Gott des Kriegs auch einen Hund; junge, ſäugende Hunde durften von dem Opferfleiſche freſſen. Die Griechen errichteten ihnen ſogar Bildſäulen: demungeachtet war bei ihnen das Wort Hund ein Schimpfwort. Die alten Egypter gebrauchten die Hunde zur Jagd und hielten ſie, wie man aus den Abbildungen auf Denk- mälern ſehen kann, ſehr hoch. Bei den Juden hingegen war der Hund verachtet, was viele Stellen aus der Bibel beweiſen; und heutigen Tages iſt Dies bei den Arabern kaum anders. Hoch geehrt war der Hund bei den alten Deutſchen. Als die Cimbern im Jahr 108 v. Chr. von den Römern beſiegt worden waren, mußten Letztere erſt noch einen harten Kampf mit den Hunden beſtehen, welche das Gepäck bewachten. Bei den alten Deutſchen galt ein Leithund zwölf Schillinge, ein Pferd dagegen nur ſechs. Wer bei den alten Burgundern einen Leithund oder ein Windſpiel ſtahl, mußte öffentlich dem Hunde den Hintern küſſen oder ſieben Schillinge zahlen. Die kanariſchen Jnſeln haben, wie Plinius berichtet, ihren Namen von den Hunden erhalten. Jn Peru wurde, nach Humboldt, der Hund bei einer Mondfinſterniß ſolange geſchlagen, bis die Finſterniß vorüber war. Wirklich ſpaßhaft iſt es, was die alten Schriftſteller noch Alles von der Benutzung des Hundes zu Arzneizwecken aufgeführt haben. Der ganze Hund war eigentlich nur Ein Arzneimittel. Namentlich Plinius iſt unermüdlich in Aufzählung der verſchiedenen Heilkräfte des Hundes. Außer ihm leiſten Sextus, Hipokrates, Galen, Faventius, Marellus, Bontius, Aeskulap und Amatos auch das Jhrige. Ein lebender Hund, bei Bruſtſchmerzen aufgelegt, thut vortreffliche Dienſte; wird er aufgeſchnitten und einer ſchwermüthigen Frau auf den Kopf gebunden, ſo hilft er ſicher gegen die Schwermuth. Nach Sextus heilt er ſogar Milzkrankheiten. Mit allerlei Gewürz gekocht und gegeſſen, dient er als Mittel gegen fallende Sucht; doch muß es dann ein ſäugender Hund ſein, welcher mit Wein und Myrrhen zubereitet wurde. Ein junger Jagdhund hilft gegen Leberkrankheiten. Wird eine Frau, welche früher ſchon Kinder geboren hatte, unfruchtbar, dann befreit ſie gekochtes Hundefleiſch, welches ſie in reichlicher Menge genießt, von ihrer Schwäche. Sehniges Fleiſch dagegen iſt ein Vor- kehrmittel gegen Hundebiß. Die Aſche eines zu Pulver gebrannten Hundes dient gegen Augenleiden, und werden mit ihr die Augenbrauen geſtrichen, ſo erhalten ſie die ſchönſte Schwärze. Eingeſalzenes Fleiſch von tollen Hunden giebt ein Mittel gegen Hundewuth. Die Aſche vom Schädel eines geſunden Hundes vertreibt alles wilde Fleiſch, heilt den Krebs, ſchützt gegen Waſſerſcheu, mildert, wenn man ſie mit Waſſer zu ſich nimmt, Seitenſtechen und Geſchwülſte aller Art ꝛc.; die Aſche von dem Schädel eines tollen Hundes iſt gut gegen Gelbſucht und Zahnſchmerz. Das Hundeblut wird vielfach ange- wandt. Gegen die Krätze iſt es vortrefflich, den Pferden vertreibt es das Keuchen; wird es in reich- licher Menge getrunken, ſo iſt es ein Gegengift, welches für Alles brauchbar iſt; wird ein Haus damit angeſtrichen, ſo ſchützt es gegen die verſchiedenſten Krankheiten. Das Hundefett wird benutzt, um Muttermäler und Geſichtsblüthen zu vertreiben, unfruchtbare Weiber fruchtbar zu machen: dazu muß aber der ganze Hund gekocht und das Fett oben von der Brühe abgeſchöpft werden; gegen Lähmung wird es zu einer Salbe verwandt: doch darf es dann blos von jungen Hunden herrühren; mit Wermuth verſetzt heilt es die Taubheit. Das Hundegehirn iſt, auf Leinwand geſtrichen, bei Bein- brüchen gut; es hilft aber auch für Blödigkeit der Augen. Hundemark vertreibt Ueberbeine und Geſchwülſte. Die Milz iſt gegen Milzbrand und Milzſchmerzen vortrefflich; am beſten wirkt ſie, wenn ſie aus einem lebenden Hunde ausgeſchnitten worden iſt. Die rohe Leber wird gegen die Wuthkrankheit empfohlen; doch muß ſie ſtets von einem Hunde von demſelben Geſchlecht genommen werden, welches der Beißende hatte. Gegen dieſelbe Krankheit brauchte man auch Würmer aus dem Aaſe eines tollen Hundes. Das Leder wird angewandt gegen ſchweißige Füße; ein dreifaches Hals- band davon ſchützt gegen Bräune; ein Gurt von Hundeleder vertreibt das Leibſchneiden. Das Haar des Hundes in ein Tuch gewickelt und auf die Stirn gebunden, lindert Kopfſchmerzen, ſchützt auch

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/409>, abgerufen am 22.11.2024.