Während des Haarwechsels, welcher im September vor sich ging, bekam unser Schakal vorüber- gehend ein ganz eigenthümliches Aussehen. Seine schwarze Schabrake verlor sich in wenig Tagen bis auf spärliche Ueberbleibsel. Das neue Grannenhaar wuchs aber sehr rasch wieder heran, und bereits nach vier Wochen hatte er sein neues, schöneres Kleid angelegt.
Dem eigentlichen Schakal nahe verwandt ist ein noch sehr wenig bekannter Wildhund Mittel- afrikas, welchen ich für den von Cuvier aufgestellten Wolfshund (Canis Anthus) halten muß. Auch dieser Hund gilt, wie bereits bemerkt, als eine Abart des Schakal, und ein verdorrter Balg oder eine schlechte Abbildung von ihm mag wohl auch mit einem zusammengeschrumpften Schakalbalge oder mit einem fehlerhaften Schakalbilde eine gewisse Aehnlichkeit haben. Das lebende Thier aber zeigt mit dem Schakal eben nur soviel Aehnlichkeit, wie mit jedem andern Hunde. Seine Gestalt ist ebenso bezeichnend für ihn, als die Behaarung und die Färbung. Jch habe den Wolfshund auf meinen früheren Reisen in Afrika einigemal zu sehen bekommen, und gegenwärtig besitzen wir eine
[Abbildung]
Der Wolfshund (Canis Anthus).
Hündin, welche in Sansebar eingefangen wurde und von dort aus uns unmittelbar zukam. Sie ist, obgleich noch nicht vollständig erwachsen, doch schon bedeutend größer, namentlich höher, als der Schakal, vor diesem aber hauptsächlich durch die Schlankheit ihres Leibes- und Gliederbaues aus- gezeichnet. Der Kopf ist lang und schmal, die Schnauze sehr verlängert, jedoch nicht fuchsartig zu- gespitzt. Die Lunte reicht bis auf den Boden herab, die Lauscher sind mittelgroß, spitzig, die Seher schief gestellt von lichtbrauner Färbung, der Stern, wie beim Fuchs, eiförmig und senkrecht. Der Balg besteht aus langen, locker aufliegenden, straffen Grannen, welche das dünne Wollhaar voll- ständig bedecken.
Die allgemeine Färbung ist ein schwer zu bestimmendes fahles Graubraun, welches auf den Seiten dunkelt, auf dem Rücken dagegen stark ins Rothbraune schimmert. Der Rücken wird jeder- seits durch einen entschieden hervortretenden lichten, zollbreiten Streifen von der dunkeln Seite ge- trennt. Ueber dem hintern Schenkel, welcher oben und vorn lichtbraun, hinten und unten fahlgrau ist, verläuft eine dunkle Binde. Ein ähnlich gefärbtes Band zieht sich um die Vorderbrust. Jm Uebrigen ist die Unterseite lichtgelb, fast weiß, mit Unterbrechung eines dreieckigen, dunklern Fleckes zwischen
Räubereien. Zähmung. Haarwechſel. Beſchreibung.
Während des Haarwechſels, welcher im September vor ſich ging, bekam unſer Schakal vorüber- gehend ein ganz eigenthümliches Ausſehen. Seine ſchwarze Schabrake verlor ſich in wenig Tagen bis auf ſpärliche Ueberbleibſel. Das neue Grannenhaar wuchs aber ſehr raſch wieder heran, und bereits nach vier Wochen hatte er ſein neues, ſchöneres Kleid angelegt.
Dem eigentlichen Schakal nahe verwandt iſt ein noch ſehr wenig bekannter Wildhund Mittel- afrikas, welchen ich für den von Cuvier aufgeſtellten Wolfshund (Canis Anthus) halten muß. Auch dieſer Hund gilt, wie bereits bemerkt, als eine Abart des Schakal, und ein verdorrter Balg oder eine ſchlechte Abbildung von ihm mag wohl auch mit einem zuſammengeſchrumpften Schakalbalge oder mit einem fehlerhaften Schakalbilde eine gewiſſe Aehnlichkeit haben. Das lebende Thier aber zeigt mit dem Schakal eben nur ſoviel Aehnlichkeit, wie mit jedem andern Hunde. Seine Geſtalt iſt ebenſo bezeichnend für ihn, als die Behaarung und die Färbung. Jch habe den Wolfshund auf meinen früheren Reiſen in Afrika einigemal zu ſehen bekommen, und gegenwärtig beſitzen wir eine
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Der Wolfshund (Canis Anthus).
Hündin, welche in Sanſebar eingefangen wurde und von dort aus uns unmittelbar zukam. Sie iſt, obgleich noch nicht vollſtändig erwachſen, doch ſchon bedeutend größer, namentlich höher, als der Schakal, vor dieſem aber hauptſächlich durch die Schlankheit ihres Leibes- und Gliederbaues aus- gezeichnet. Der Kopf iſt lang und ſchmal, die Schnauze ſehr verlängert, jedoch nicht fuchsartig zu- geſpitzt. Die Lunte reicht bis auf den Boden herab, die Lauſcher ſind mittelgroß, ſpitzig, die Seher ſchief geſtellt von lichtbrauner Färbung, der Stern, wie beim Fuchs, eiförmig und ſenkrecht. Der Balg beſteht aus langen, locker aufliegenden, ſtraffen Grannen, welche das dünne Wollhaar voll- ſtändig bedecken.
Die allgemeine Färbung iſt ein ſchwer zu beſtimmendes fahles Graubraun, welches auf den Seiten dunkelt, auf dem Rücken dagegen ſtark ins Rothbraune ſchimmert. Der Rücken wird jeder- ſeits durch einen entſchieden hervortretenden lichten, zollbreiten Streifen von der dunkeln Seite ge- trennt. Ueber dem hintern Schenkel, welcher oben und vorn lichtbraun, hinten und unten fahlgrau iſt, verläuft eine dunkle Binde. Ein ähnlich gefärbtes Band zieht ſich um die Vorderbruſt. Jm Uebrigen iſt die Unterſeite lichtgelb, faſt weiß, mit Unterbrechung eines dreieckigen, dunklern Fleckes zwiſchen
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Räubereien. Zähmung. Haarwechſel. Beſchreibung.
Während des Haarwechſels, welcher im September vor ſich ging, bekam unſer Schakal vorüber-
gehend ein ganz eigenthümliches Ausſehen. Seine ſchwarze Schabrake verlor ſich in wenig Tagen
bis auf ſpärliche Ueberbleibſel. Das neue Grannenhaar wuchs aber ſehr raſch wieder heran, und
bereits nach vier Wochen hatte er ſein neues, ſchöneres Kleid angelegt.
Dem eigentlichen Schakal nahe verwandt iſt ein noch ſehr wenig bekannter Wildhund Mittel-
afrikas, welchen ich für den von Cuvier aufgeſtellten Wolfshund (Canis Anthus) halten muß.
Auch dieſer Hund gilt, wie bereits bemerkt, als eine Abart des Schakal, und ein verdorrter Balg
oder eine ſchlechte Abbildung von ihm mag wohl auch mit einem zuſammengeſchrumpften Schakalbalge
oder mit einem fehlerhaften Schakalbilde eine gewiſſe Aehnlichkeit haben. Das lebende Thier aber
zeigt mit dem Schakal eben nur ſoviel Aehnlichkeit, wie mit jedem andern Hunde. Seine Geſtalt iſt
ebenſo bezeichnend für ihn, als die Behaarung und die Färbung. Jch habe den Wolfshund auf
meinen früheren Reiſen in Afrika einigemal zu ſehen bekommen, und gegenwärtig beſitzen wir eine
[Abbildung Der Wolfshund (Canis Anthus).]
Hündin, welche in Sanſebar eingefangen wurde und von dort aus uns unmittelbar zukam. Sie iſt,
obgleich noch nicht vollſtändig erwachſen, doch ſchon bedeutend größer, namentlich höher, als der
Schakal, vor dieſem aber hauptſächlich durch die Schlankheit ihres Leibes- und Gliederbaues aus-
gezeichnet. Der Kopf iſt lang und ſchmal, die Schnauze ſehr verlängert, jedoch nicht fuchsartig zu-
geſpitzt. Die Lunte reicht bis auf den Boden herab, die Lauſcher ſind mittelgroß, ſpitzig, die Seher
ſchief geſtellt von lichtbrauner Färbung, der Stern, wie beim Fuchs, eiförmig und ſenkrecht. Der
Balg beſteht aus langen, locker aufliegenden, ſtraffen Grannen, welche das dünne Wollhaar voll-
ſtändig bedecken.
Die allgemeine Färbung iſt ein ſchwer zu beſtimmendes fahles Graubraun, welches auf den
Seiten dunkelt, auf dem Rücken dagegen ſtark ins Rothbraune ſchimmert. Der Rücken wird jeder-
ſeits durch einen entſchieden hervortretenden lichten, zollbreiten Streifen von der dunkeln Seite ge-
trennt. Ueber dem hintern Schenkel, welcher oben und vorn lichtbraun, hinten und unten fahlgrau iſt,
verläuft eine dunkle Binde. Ein ähnlich gefärbtes Band zieht ſich um die Vorderbruſt. Jm Uebrigen
iſt die Unterſeite lichtgelb, faſt weiß, mit Unterbrechung eines dreieckigen, dunklern Fleckes zwiſchen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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