Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.Die Raubthiere. Hunde. -- Eisfuchs. Korsack. um so größern Werth haben sie im Handel; und man unterscheidet ungefähr zwischen den dunkelenund hellen fünf Abstufungen. Der Fang ist eigenthümlich. Bei hohem Schnee graben sich die Füchse in diesen eine Röhre und wohnen in der Tiefe derselben. Das ist die Zeit, in welcher ihnen die Ostjäken und Samojeden am meisten nachstellen. Wo man sie erlangen kann, graben sie die Leute mit einem breiten Spaten aus Renthierhorn heraus, fassen sie ohne weiteres beim Schwanze und schleudern sie mit dem Kopfe gegen den Boden, um sie hierdurch zu tödten. Der Jäger erfährt sehr bald, ob sich ein Fuchs in einer solchen Röhre befindet oder nicht. Er legt das Ohr an die Mündung, und wenn sich das Thier darin rührt, scharrt er mit dem Spaten den Schnee weg; hierdurch wird der schlafende Fuchs aufgeweckt und verräth durch Gähnen und Niesen seine Gegenwart. Vor Erd- röhren stellt man wohl auch Netze und Schlingen. Außer dem Menschen besitzen die Eisfüchse in den Seeadlern und Jagdedelfalken gefährliche Feinde. Steller beobachtete, daß ein Seeadler einen Eisfuchs mit den Klauen erfaßte, ihn emporhob und dann fallen ließ, um ihn auf der Erde zu zerschmettern. Jung eingefangene Eisfüchse werden ziemlich zahm und können dahin gebracht werden, ihrem Auch in der Gefangenschaft tritt der Farbenwechsel in der Behaarung regelmäßig ein, gleichviel, Von den übrigen Fuchsarten will ich blos noch die hier erwähnen, welche sich durch besondere Der Korsack liebt einsame und trockne Stellen, namentlich solche in der Nähe von Flüssen Seines weichen, dichten, warmen und gut aussehenden Winterbalges wegen wird er eifrig Die Raubthiere. Hunde. — Eisfuchs. Korſack. um ſo größern Werth haben ſie im Handel; und man unterſcheidet ungefähr zwiſchen den dunkelenund hellen fünf Abſtufungen. Der Fang iſt eigenthümlich. Bei hohem Schnee graben ſich die Füchſe in dieſen eine Röhre und wohnen in der Tiefe derſelben. Das iſt die Zeit, in welcher ihnen die Oſtjäken und Samojeden am meiſten nachſtellen. Wo man ſie erlangen kann, graben ſie die Leute mit einem breiten Spaten aus Renthierhorn heraus, faſſen ſie ohne weiteres beim Schwanze und ſchleudern ſie mit dem Kopfe gegen den Boden, um ſie hierdurch zu tödten. Der Jäger erfährt ſehr bald, ob ſich ein Fuchs in einer ſolchen Röhre befindet oder nicht. Er legt das Ohr an die Mündung, und wenn ſich das Thier darin rührt, ſcharrt er mit dem Spaten den Schnee weg; hierdurch wird der ſchlafende Fuchs aufgeweckt und verräth durch Gähnen und Nieſen ſeine Gegenwart. Vor Erd- röhren ſtellt man wohl auch Netze und Schlingen. Außer dem Menſchen beſitzen die Eisfüchſe in den Seeadlern und Jagdedelfalken gefährliche Feinde. Steller beobachtete, daß ein Seeadler einen Eisfuchs mit den Klauen erfaßte, ihn emporhob und dann fallen ließ, um ihn auf der Erde zu zerſchmettern. Jung eingefangene Eisfüchſe werden ziemlich zahm und können dahin gebracht werden, ihrem Auch in der Gefangenſchaft tritt der Farbenwechſel in der Behaarung regelmäßig ein, gleichviel, Von den übrigen Fuchsarten will ich blos noch die hier erwähnen, welche ſich durch beſondere Der Korſack liebt einſame und trockne Stellen, namentlich ſolche in der Nähe von Flüſſen Seines weichen, dichten, warmen und gut ausſehenden Winterbalges wegen wird er eifrig <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0506" n="438"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Raubthiere.</hi> Hunde. — <hi rendition="#g">Eisfuchs. Korſack.</hi></fw><lb/> um ſo größern Werth haben ſie im Handel; und man unterſcheidet ungefähr zwiſchen den dunkelen<lb/> und hellen fünf Abſtufungen. Der Fang iſt eigenthümlich. 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Ein in Petersburg<lb/> beſtändig in einem warmen Zimmer eingeſperrter Eisfuchs erhielt ſeinen Winterpelz genau um die<lb/> beſtimmte Zeit, wie in der Freiheit.</p><lb/> <p>Von den übrigen Fuchsarten will ich blos noch die hier erwähnen, welche ſich durch beſondere<lb/> Eigenthümlichkeiten in der Lebensweiſe oder durch auffallende Färbung weſentlich unterſcheiden. Zu<lb/> den kleinſten und wildeſten Arten aller Füchſe gehört der Vertreter unſeres Reinecke in Aſien, der<lb/><hi rendition="#g">Korſack,</hi> wie ihn die Ruſſen nennen, die <hi rendition="#g">Kirſa</hi> der Mongolen (<hi rendition="#aq">Vulpes Corsac</hi>). Das Thier be-<lb/> wohnt alle tartariſchen Steppen, von der Wolga und dem Kaspiſchen Meere an durch das ganze<lb/> mittlere Aſien hindurch bis an den Baikalſee. Seine Größe ſteht ungefähr in der Mitte zwiſchen der<lb/> des Eisfuchſes und der unſerer Hauskatze: er iſt 20, der Schwanz 12 Zoll lang. Jn der Geſtalt<lb/> iſt er dem Fuchs ganz ähnlich. Die Färbung ſeines Balges iſt rothgelb im Sommer, bräunlichgelb<lb/> oder weißfahl im Winter; die Lunte iſt unten ſchwarz und grau gefleckt.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Korſack</hi> liebt einſame und trockne Stellen, namentlich ſolche in der Nähe von Flüſſen<lb/> als Aufenthalt und verbirgt ſich hier bei Tage in Höhlen und unterirdiſchen Gängen, welche er<lb/> ſich ſelbſt, aber nicht eben tief, in die Erde gräbt und mit zwei, drei oder vier Ausgängen verſieht.<lb/> Abweichend von der Sitte unſers Fuchſes finden ſich in dieſen Bauen immer zwei oder mehrere<lb/> Korſacks zuſammen: ſie ſcheinen alſo die Geſelligkeit beſonders zu lieben. Das Thier verfolgt haupt-<lb/> ſächlich einige Mäuſearten und größere Nager, Vögel, welche nachts auf der flachen Erde ſchlafen,<lb/> Eidechſen und Fröſche oder auch Fiſche. Waſſer ſoll der Korſack im Freileben niemals trinken, in<lb/> der Gefangenſchaft trinkt er aber wenigſtens Milch ſehr gern. Hier frißt er Schaf- und Rindfleiſch,<lb/> aber nur gekocht, und läßt es ſtehen, wenn er lebendige oder friſch getödtete Vögel und Fiſche<lb/> haben kann.</p><lb/> <p>Seines weichen, dichten, warmen und gut ausſehenden Winterbalges wegen wird er eifrig<lb/> gejagt, beſonders von den Kirgiſen, Karakalpaken, Truchmenen und anderen diesſeits des Urals<lb/> wohnenden Nomadenſtämmen. Man wendet alle nur denkbare Mittel an, um ſich ſeiner zu bemäch-<lb/> tigen. Außer den Fallen und Schlingen, welche man vor einen Ausgang ſeiner Höhlen ſtellt, jagt<lb/> man ihn auch mit Hunden, welche man vor den Röhren ſeines Baues aufſtellt. Der Fuchs ſelbſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [438/0506]
Die Raubthiere. Hunde. — Eisfuchs. Korſack.
um ſo größern Werth haben ſie im Handel; und man unterſcheidet ungefähr zwiſchen den dunkelen
und hellen fünf Abſtufungen. Der Fang iſt eigenthümlich. Bei hohem Schnee graben ſich die Füchſe
in dieſen eine Röhre und wohnen in der Tiefe derſelben. Das iſt die Zeit, in welcher ihnen die
Oſtjäken und Samojeden am meiſten nachſtellen. Wo man ſie erlangen kann, graben ſie die Leute
mit einem breiten Spaten aus Renthierhorn heraus, faſſen ſie ohne weiteres beim Schwanze und
ſchleudern ſie mit dem Kopfe gegen den Boden, um ſie hierdurch zu tödten. Der Jäger erfährt ſehr
bald, ob ſich ein Fuchs in einer ſolchen Röhre befindet oder nicht. Er legt das Ohr an die Mündung,
und wenn ſich das Thier darin rührt, ſcharrt er mit dem Spaten den Schnee weg; hierdurch wird
der ſchlafende Fuchs aufgeweckt und verräth durch Gähnen und Nieſen ſeine Gegenwart. Vor Erd-
röhren ſtellt man wohl auch Netze und Schlingen. Außer dem Menſchen beſitzen die Eisfüchſe in
den Seeadlern und Jagdedelfalken gefährliche Feinde. Steller beobachtete, daß ein Seeadler
einen Eisfuchs mit den Klauen erfaßte, ihn emporhob und dann fallen ließ, um ihn auf der Erde zu
zerſchmettern.
Jung eingefangene Eisfüchſe werden ziemlich zahm und können dahin gebracht werden, ihrem
Herrn wie ein Hund nachzufolgen. Sie ſind aber immer reizbar, und ſobald ſie angerührt werden,
knurren ſie boshaft, wie Hunde, und ihre grünen, glänzenden Augen blitzen dann feurig und tückiſch.
Mit anderen ihrer Art vertragen ſie ſich nicht gut in einem Käfig. Zwei Eisfüchſe des Hamburger
Thiergartens fielen über den dritten her und biſſen ihn todt, wobei der Bruder des Ermordeten
eifrig mit half.
Auch in der Gefangenſchaft tritt der Farbenwechſel in der Behaarung regelmäßig ein, gleichviel,
ob das Thier in ſeinem eignen Klima oder ob es warm oder kalt gehalten wird. Ein in Petersburg
beſtändig in einem warmen Zimmer eingeſperrter Eisfuchs erhielt ſeinen Winterpelz genau um die
beſtimmte Zeit, wie in der Freiheit.
Von den übrigen Fuchsarten will ich blos noch die hier erwähnen, welche ſich durch beſondere
Eigenthümlichkeiten in der Lebensweiſe oder durch auffallende Färbung weſentlich unterſcheiden. Zu
den kleinſten und wildeſten Arten aller Füchſe gehört der Vertreter unſeres Reinecke in Aſien, der
Korſack, wie ihn die Ruſſen nennen, die Kirſa der Mongolen (Vulpes Corsac). Das Thier be-
wohnt alle tartariſchen Steppen, von der Wolga und dem Kaspiſchen Meere an durch das ganze
mittlere Aſien hindurch bis an den Baikalſee. Seine Größe ſteht ungefähr in der Mitte zwiſchen der
des Eisfuchſes und der unſerer Hauskatze: er iſt 20, der Schwanz 12 Zoll lang. Jn der Geſtalt
iſt er dem Fuchs ganz ähnlich. Die Färbung ſeines Balges iſt rothgelb im Sommer, bräunlichgelb
oder weißfahl im Winter; die Lunte iſt unten ſchwarz und grau gefleckt.
Der Korſack liebt einſame und trockne Stellen, namentlich ſolche in der Nähe von Flüſſen
als Aufenthalt und verbirgt ſich hier bei Tage in Höhlen und unterirdiſchen Gängen, welche er
ſich ſelbſt, aber nicht eben tief, in die Erde gräbt und mit zwei, drei oder vier Ausgängen verſieht.
Abweichend von der Sitte unſers Fuchſes finden ſich in dieſen Bauen immer zwei oder mehrere
Korſacks zuſammen: ſie ſcheinen alſo die Geſelligkeit beſonders zu lieben. Das Thier verfolgt haupt-
ſächlich einige Mäuſearten und größere Nager, Vögel, welche nachts auf der flachen Erde ſchlafen,
Eidechſen und Fröſche oder auch Fiſche. Waſſer ſoll der Korſack im Freileben niemals trinken, in
der Gefangenſchaft trinkt er aber wenigſtens Milch ſehr gern. Hier frißt er Schaf- und Rindfleiſch,
aber nur gekocht, und läßt es ſtehen, wenn er lebendige oder friſch getödtete Vögel und Fiſche
haben kann.
Seines weichen, dichten, warmen und gut ausſehenden Winterbalges wegen wird er eifrig
gejagt, beſonders von den Kirgiſen, Karakalpaken, Truchmenen und anderen diesſeits des Urals
wohnenden Nomadenſtämmen. Man wendet alle nur denkbare Mittel an, um ſich ſeiner zu bemäch-
tigen. Außer den Fallen und Schlingen, welche man vor einen Ausgang ſeiner Höhlen ſtellt, jagt
man ihn auch mit Hunden, welche man vor den Röhren ſeines Baues aufſtellt. Der Fuchs ſelbſt
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