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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Fortpflanzung. Verfolgung. Fang. Lebende Arten.
größte und stärkste der jetzt lebenden, obgleich sie noch lange nicht die Größe der vorweltlichen Höhlen-
hiäne erreicht. Sie zeichnet sich durch ihren kräftigen Körperbau und den gefleckten Pelz vor der viel
häufigern, oder wenigstens viel häufiger zu uns kommenden, gestreiften Hiäne und dem einfarbigen
Strandwolf aus. Die Grundfarbe dieses Pelzes ist weißlichgrau, etwas mehr oder weniger ins
Fahlgelbe ziehend. Auf dieser finden sich an den Seiten und an den Schenkeln braune Flecken. Der
Kopf ist braun, auf den Wangen und auf dem Scheitel röthlich, die Branten sind weißlich; die
Standarte ist braun, geringelt und ihre Blume schwarz. Uebrigens wechselt diese Färbung nicht
unbedeutend: man findet bald dunklere, bald hellere. Die Leibeslänge des Thieres beträgt über
drei und einen halben, ja selbst über vier Fuß, ihre Höhe am Widerrist dritthalben Fuß.

Die gefleckte Hiäne bewohnt das südliche und östliche Afrika vom Vorgebirge der guten Hoff-
nung an bis zum siebzehnten Grad nördlicher Breite und verdrängt, wo sie sehr häufig vorkommt,

[Abbildung] Die gefleckte Hiäne (Hyaena crocuta).
die gestreifte Hiäne fast gänzlich. Jn Abissinien und Ostsudahn lebt sie mit dieser an gleichen Orten,
wird aber nach Süden hin immer häufiger und ist schließlich die einzig vorkommende. Jn Abissinien
ist sie gemein und geht hier in den Gebirgen sogar bis 12,000 Fuß über die Meereshöhe hinauf.
Jhre ganze Lebensweise ähnelt der der gestreiften. Sie wird aber ihrer Größe und Stärke halber
weit mehr gefürchtet und wohl deshalb auch hauptsächlich als unheilvolles, verzaubertes Wesen
betrachtet. Die Araber nennen sie Marrafil. Viele Beobachter versichern einstimmig, daß
sie wirklich auch Menschen angreife, namentlich über Schlafende und Ermattete herfallen. Dasselbe
behaupten die Abissinier, wie wir von Rüppell erfahren. "Die gefleckten Hiänen," sagt dieser
Forscher, "sind von Natur sehr seig, haben aber, wenn sie der Hunger quält, eine unglaubliche Kühn-
heit. Sie besuchen dann selbst zur Tageszeit die Häuser und schleppen kleine Kinder fort, wogegen

Fortpflanzung. Verfolgung. Fang. Lebende Arten.
größte und ſtärkſte der jetzt lebenden, obgleich ſie noch lange nicht die Größe der vorweltlichen Höhlen-
hiäne erreicht. Sie zeichnet ſich durch ihren kräftigen Körperbau und den gefleckten Pelz vor der viel
häufigern, oder wenigſtens viel häufiger zu uns kommenden, geſtreiften Hiäne und dem einfarbigen
Strandwolf aus. Die Grundfarbe dieſes Pelzes iſt weißlichgrau, etwas mehr oder weniger ins
Fahlgelbe ziehend. Auf dieſer finden ſich an den Seiten und an den Schenkeln braune Flecken. Der
Kopf iſt braun, auf den Wangen und auf dem Scheitel röthlich, die Branten ſind weißlich; die
Standarte iſt braun, geringelt und ihre Blume ſchwarz. Uebrigens wechſelt dieſe Färbung nicht
unbedeutend: man findet bald dunklere, bald hellere. Die Leibeslänge des Thieres beträgt über
drei und einen halben, ja ſelbſt über vier Fuß, ihre Höhe am Widerriſt dritthalben Fuß.

Die gefleckte Hiäne bewohnt das ſüdliche und öſtliche Afrika vom Vorgebirge der guten Hoff-
nung an bis zum ſiebzehnten Grad nördlicher Breite und verdrängt, wo ſie ſehr häufig vorkommt,

[Abbildung] Die gefleckte Hiäne (Hyaena crocuta).
die geſtreifte Hiäne faſt gänzlich. Jn Abiſſinien und Oſtſudahn lebt ſie mit dieſer an gleichen Orten,
wird aber nach Süden hin immer häufiger und iſt ſchließlich die einzig vorkommende. Jn Abiſſinien
iſt ſie gemein und geht hier in den Gebirgen ſogar bis 12,000 Fuß über die Meereshöhe hinauf.
Jhre ganze Lebensweiſe ähnelt der der geſtreiften. Sie wird aber ihrer Größe und Stärke halber
weit mehr gefürchtet und wohl deshalb auch hauptſächlich als unheilvolles, verzaubertes Weſen
betrachtet. Die Araber nennen ſie Marrafil. Viele Beobachter verſichern einſtimmig, daß
ſie wirklich auch Menſchen angreife, namentlich über Schlafende und Ermattete herfallen. Daſſelbe
behaupten die Abiſſinier, wie wir von Rüppell erfahren. „Die gefleckten Hiänen,‟ ſagt dieſer
Forſcher, „ſind von Natur ſehr ſeig, haben aber, wenn ſie der Hunger quält, eine unglaubliche Kühn-
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[455/0525] Fortpflanzung. Verfolgung. Fang. Lebende Arten. größte und ſtärkſte der jetzt lebenden, obgleich ſie noch lange nicht die Größe der vorweltlichen Höhlen- hiäne erreicht. Sie zeichnet ſich durch ihren kräftigen Körperbau und den gefleckten Pelz vor der viel häufigern, oder wenigſtens viel häufiger zu uns kommenden, geſtreiften Hiäne und dem einfarbigen Strandwolf aus. Die Grundfarbe dieſes Pelzes iſt weißlichgrau, etwas mehr oder weniger ins Fahlgelbe ziehend. Auf dieſer finden ſich an den Seiten und an den Schenkeln braune Flecken. Der Kopf iſt braun, auf den Wangen und auf dem Scheitel röthlich, die Branten ſind weißlich; die Standarte iſt braun, geringelt und ihre Blume ſchwarz. Uebrigens wechſelt dieſe Färbung nicht unbedeutend: man findet bald dunklere, bald hellere. Die Leibeslänge des Thieres beträgt über drei und einen halben, ja ſelbſt über vier Fuß, ihre Höhe am Widerriſt dritthalben Fuß. Die gefleckte Hiäne bewohnt das ſüdliche und öſtliche Afrika vom Vorgebirge der guten Hoff- nung an bis zum ſiebzehnten Grad nördlicher Breite und verdrängt, wo ſie ſehr häufig vorkommt, [Abbildung Die gefleckte Hiäne (Hyaena crocuta).] die geſtreifte Hiäne faſt gänzlich. Jn Abiſſinien und Oſtſudahn lebt ſie mit dieſer an gleichen Orten, wird aber nach Süden hin immer häufiger und iſt ſchließlich die einzig vorkommende. Jn Abiſſinien iſt ſie gemein und geht hier in den Gebirgen ſogar bis 12,000 Fuß über die Meereshöhe hinauf. Jhre ganze Lebensweiſe ähnelt der der geſtreiften. Sie wird aber ihrer Größe und Stärke halber weit mehr gefürchtet und wohl deshalb auch hauptſächlich als unheilvolles, verzaubertes Weſen betrachtet. Die Araber nennen ſie Marrafil. Viele Beobachter verſichern einſtimmig, daß ſie wirklich auch Menſchen angreife, namentlich über Schlafende und Ermattete herfallen. Daſſelbe behaupten die Abiſſinier, wie wir von Rüppell erfahren. „Die gefleckten Hiänen,‟ ſagt dieſer Forſcher, „ſind von Natur ſehr ſeig, haben aber, wenn ſie der Hunger quält, eine unglaubliche Kühn- heit. Sie beſuchen dann ſelbſt zur Tageszeit die Häuſer und ſchleppen kleine Kinder fort, wogegen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/525>, abgerufen am 25.11.2024.