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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Schleichkatzen. Zibetkatzen. -- Civette.
sich zwei oder mehrere Drüsen, welche besondere, aber selten wohlriechende Flüssigkeiten absondern und
diese zuweilen in einer eigenthümlichen Drüsentasche aufspeichern.

Jm allgemeinen ähneln die Schleichkatzen unseren Mardern, welche sie in den südlicheren
Ländern der alten Welt vertreten. Sie haben einen ähnlichen Leibesbau, dieselbe Gewandtheit und
Raublust und denselben Blutdurst, wie die echten Marder, kurz, sie ähneln ihnen leiblich und geistig.
Beide Familien unterscheidet hauptsächlich das Gebiß, welches bei den Schleichkatzen schärfer und spitz-
zackiger ist und zwei Kauzähne im Oberkiefer enthält, während bei den Mardern blos einer vorhanden
ist. Die einen wie die anderen besitzen ein echtes Raubthiergebiß mit großen, schlanken, schneidigen
Eckzähnen, kleinen Schneidezähnen und zackigen, spitzen Lück- und Backzähnen. Die Wirbelsäule
besteht aus einunddreißig Wirbeln, von welchen dreizehn oder funfzehn Rippen tragen, der Schwanz
enthält zwanzig bis vierunddreißig Wirbel.

Die Schleichkatzen sind in ihrer Verbreitung ziemlich beschränkt. Sie bewohnen, mit Ausnahme
einer einzigen amerikanischen Art, welche sich aber auch wesentlich von den übrigen unterscheidet, den
Süden der alten Welt, also vorzugsweise Afrika und Asien. Jn Europa finden sich nur zwei Arten
der Familie, und zwar ausschließlich in den Ländern des Mittelmeeres, die eine nur in Spanien. Die
Sippen erschienen bereits in der Vorzeit auf der Erdoberfläche, zeigten jedoch vormals keine Manchfaltig-
keit; wenigstens hat man bis jetzt aus dieser Familie nur sparsame und unvollkommene Reste sehr
ähnlicher Arten gefunden. Jn der gegenwärtigen Schöpfung zeichnen sie sich durch großen Formen-
reichthum aus, wie die Marder, und zwar auf weit beschränkterem Gebiet, als diese. Jhre Aufent-
haltsorte sind so verschieden, wie sie selbst. Manche wohnen in unfruchtbaren, hohen, trockenen
Gegenden, in Wüsten, Steppen, auf Gebirgen oder in den dünn bestandenen Waldungen des wasser-
armen Afrikas und Hochasiens, andere ziehen die fruchtbarsten Niederungen, zumal die Ufer von
Flüssen oder Rohrdickichte, allen übrigen Orten vor; diese nähern sich den menschlichen Ansiedelungen,
jene ziehen sich scheu in das Dunkel der dichtesten Wälder zurück; die einen führen ein Baumleben, die
anderen halten sich blos auf der Erde auf; einige gehen sogar auf kurze Zeit ins Wasser. Felsspalten
und Klüfte, hohle Bäume und Erdlöcher, welche sie sich selbst graben oder anderen Thieren abjagen,
dichte Gebüsche etc. bilden ihre Behausung und Ruheorte während derjenigen Tageszeit, welche sie der
Erholung widmen. Die meisten scheinen vollkommene Nachtthiere zu sein; eine nicht unbedeutende
Anzahl aber treibt sich auch bei Tage umher, zumal an Orten, wo sie von den Menschen nicht eben
behelligt werden. Nur höchst wenige sind träge, langsam und etwas schwerfällig, die größere Menge
zeichnet sich durch Behendigkeit und Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen aus. Die langsamen treten beim
Gehen mit der ganzen Sohle auf, die schnelleren sind echte Zehengänger und haben daher auch be-
haarte Sohlen. Viele klettern sehr geschickt, und fast alle sind wenigstens fähig, schiefstehende Bäume
zu ersteigen. Jhre Sinne sind sehr scharf, zumal die drei edleren, Gesicht, Gehör und Geruch. So
sind sie ganz geeignet, das Räuberhandwerk zu betreiben, und wirklich finden sie blos in den eigent-
lichen Mardern ebenbürtige Genossen. Sämmtliche Schleichkatzen sind im höchsten Grade räuberisch
und blutgierig und fallen alle Thiere an, welche sie zu bewältigen glauben. Kleine Säugethiere,
Vögel und deren Eier, sowie Kerfe der verschiedensten Art dürften wohl ihre Hauptnahrung aus-
machen, nicht wenige aber nähren sich auch von Lurchen, Fischen und Krebsen. Die Gewandtheit
und der Muth, mit welchem einige sich in Kämpfe mit den giftigsten Schlangen einlassen, hat sie von
Alters her berühmt gemacht bei allen Völkern, welche sie kannten, und einzelne Arten haben zu den
merkwürdigsten Fabeln Veranlassung gegeben. Ohne Unterlaß schweifen sie während ihres Wach-
seins in ihrem Gebiete umher und durchspähen und untersuchen jede Ritze, jeden Spalt, jede Höhlung,
das Feld oder die Baumdickung, Rohrwälder oder Geröllhalden, welche ihnen Nahrung versprechen
könnten. Während der Ruhe liegen sie dagegen meist in eine Kugel zusammengerollt in stiller, be-
schaulicher Zurückgezogenheit, gewöhnlich da, wo sie der Morgen überrascht, da nur wenige einen be-
stimmten Aufenthaltsort haben. Jhre Stimme ist bald ein heiseres und dumpfes Knurren, bald ein
scharfes, eintöniges Pfeifen, bald ein sehr wechselvolles Geschrei.

Die Raubthiere. Schleichkatzen. Zibetkatzen. — Civette.
ſich zwei oder mehrere Drüſen, welche beſondere, aber ſelten wohlriechende Flüſſigkeiten abſondern und
dieſe zuweilen in einer eigenthümlichen Drüſentaſche aufſpeichern.

Jm allgemeinen ähneln die Schleichkatzen unſeren Mardern, welche ſie in den ſüdlicheren
Ländern der alten Welt vertreten. Sie haben einen ähnlichen Leibesbau, dieſelbe Gewandtheit und
Raubluſt und denſelben Blutdurſt, wie die echten Marder, kurz, ſie ähneln ihnen leiblich und geiſtig.
Beide Familien unterſcheidet hauptſächlich das Gebiß, welches bei den Schleichkatzen ſchärfer und ſpitz-
zackiger iſt und zwei Kauzähne im Oberkiefer enthält, während bei den Mardern blos einer vorhanden
iſt. Die einen wie die anderen beſitzen ein echtes Raubthiergebiß mit großen, ſchlanken, ſchneidigen
Eckzähnen, kleinen Schneidezähnen und zackigen, ſpitzen Lück- und Backzähnen. Die Wirbelſäule
beſteht aus einunddreißig Wirbeln, von welchen dreizehn oder funfzehn Rippen tragen, der Schwanz
enthält zwanzig bis vierunddreißig Wirbel.

Die Schleichkatzen ſind in ihrer Verbreitung ziemlich beſchränkt. Sie bewohnen, mit Ausnahme
einer einzigen amerikaniſchen Art, welche ſich aber auch weſentlich von den übrigen unterſcheidet, den
Süden der alten Welt, alſo vorzugsweiſe Afrika und Aſien. Jn Europa finden ſich nur zwei Arten
der Familie, und zwar ausſchließlich in den Ländern des Mittelmeeres, die eine nur in Spanien. Die
Sippen erſchienen bereits in der Vorzeit auf der Erdoberfläche, zeigten jedoch vormals keine Manchfaltig-
keit; wenigſtens hat man bis jetzt aus dieſer Familie nur ſparſame und unvollkommene Reſte ſehr
ähnlicher Arten gefunden. Jn der gegenwärtigen Schöpfung zeichnen ſie ſich durch großen Formen-
reichthum aus, wie die Marder, und zwar auf weit beſchränkterem Gebiet, als dieſe. Jhre Aufent-
haltsorte ſind ſo verſchieden, wie ſie ſelbſt. Manche wohnen in unfruchtbaren, hohen, trockenen
Gegenden, in Wüſten, Steppen, auf Gebirgen oder in den dünn beſtandenen Waldungen des waſſer-
armen Afrikas und Hochaſiens, andere ziehen die fruchtbarſten Niederungen, zumal die Ufer von
Flüſſen oder Rohrdickichte, allen übrigen Orten vor; dieſe nähern ſich den menſchlichen Anſiedelungen,
jene ziehen ſich ſcheu in das Dunkel der dichteſten Wälder zurück; die einen führen ein Baumleben, die
anderen halten ſich blos auf der Erde auf; einige gehen ſogar auf kurze Zeit ins Waſſer. Felsſpalten
und Klüfte, hohle Bäume und Erdlöcher, welche ſie ſich ſelbſt graben oder anderen Thieren abjagen,
dichte Gebüſche ꝛc. bilden ihre Behauſung und Ruheorte während derjenigen Tageszeit, welche ſie der
Erholung widmen. Die meiſten ſcheinen vollkommene Nachtthiere zu ſein; eine nicht unbedeutende
Anzahl aber treibt ſich auch bei Tage umher, zumal an Orten, wo ſie von den Menſchen nicht eben
behelligt werden. Nur höchſt wenige ſind träge, langſam und etwas ſchwerfällig, die größere Menge
zeichnet ſich durch Behendigkeit und Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen aus. Die langſamen treten beim
Gehen mit der ganzen Sohle auf, die ſchnelleren ſind echte Zehengänger und haben daher auch be-
haarte Sohlen. Viele klettern ſehr geſchickt, und faſt alle ſind wenigſtens fähig, ſchiefſtehende Bäume
zu erſteigen. Jhre Sinne ſind ſehr ſcharf, zumal die drei edleren, Geſicht, Gehör und Geruch. So
ſind ſie ganz geeignet, das Räuberhandwerk zu betreiben, und wirklich finden ſie blos in den eigent-
lichen Mardern ebenbürtige Genoſſen. Sämmtliche Schleichkatzen ſind im höchſten Grade räuberiſch
und blutgierig und fallen alle Thiere an, welche ſie zu bewältigen glauben. Kleine Säugethiere,
Vögel und deren Eier, ſowie Kerfe der verſchiedenſten Art dürften wohl ihre Hauptnahrung aus-
machen, nicht wenige aber nähren ſich auch von Lurchen, Fiſchen und Krebſen. Die Gewandtheit
und der Muth, mit welchem einige ſich in Kämpfe mit den giftigſten Schlangen einlaſſen, hat ſie von
Alters her berühmt gemacht bei allen Völkern, welche ſie kannten, und einzelne Arten haben zu den
merkwürdigſten Fabeln Veranlaſſung gegeben. Ohne Unterlaß ſchweifen ſie während ihres Wach-
ſeins in ihrem Gebiete umher und durchſpähen und unterſuchen jede Ritze, jeden Spalt, jede Höhlung,
das Feld oder die Baumdickung, Rohrwälder oder Geröllhalden, welche ihnen Nahrung verſprechen
könnten. Während der Ruhe liegen ſie dagegen meiſt in eine Kugel zuſammengerollt in ſtiller, be-
ſchaulicher Zurückgezogenheit, gewöhnlich da, wo ſie der Morgen überraſcht, da nur wenige einen be-
ſtimmten Aufenthaltsort haben. Jhre Stimme iſt bald ein heiſeres und dumpfes Knurren, bald ein
ſcharfes, eintöniges Pfeifen, bald ein ſehr wechſelvolles Geſchrei.

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[462/0534] Die Raubthiere. Schleichkatzen. Zibetkatzen. — Civette. ſich zwei oder mehrere Drüſen, welche beſondere, aber ſelten wohlriechende Flüſſigkeiten abſondern und dieſe zuweilen in einer eigenthümlichen Drüſentaſche aufſpeichern. Jm allgemeinen ähneln die Schleichkatzen unſeren Mardern, welche ſie in den ſüdlicheren Ländern der alten Welt vertreten. Sie haben einen ähnlichen Leibesbau, dieſelbe Gewandtheit und Raubluſt und denſelben Blutdurſt, wie die echten Marder, kurz, ſie ähneln ihnen leiblich und geiſtig. Beide Familien unterſcheidet hauptſächlich das Gebiß, welches bei den Schleichkatzen ſchärfer und ſpitz- zackiger iſt und zwei Kauzähne im Oberkiefer enthält, während bei den Mardern blos einer vorhanden iſt. Die einen wie die anderen beſitzen ein echtes Raubthiergebiß mit großen, ſchlanken, ſchneidigen Eckzähnen, kleinen Schneidezähnen und zackigen, ſpitzen Lück- und Backzähnen. Die Wirbelſäule beſteht aus einunddreißig Wirbeln, von welchen dreizehn oder funfzehn Rippen tragen, der Schwanz enthält zwanzig bis vierunddreißig Wirbel. Die Schleichkatzen ſind in ihrer Verbreitung ziemlich beſchränkt. Sie bewohnen, mit Ausnahme einer einzigen amerikaniſchen Art, welche ſich aber auch weſentlich von den übrigen unterſcheidet, den Süden der alten Welt, alſo vorzugsweiſe Afrika und Aſien. Jn Europa finden ſich nur zwei Arten der Familie, und zwar ausſchließlich in den Ländern des Mittelmeeres, die eine nur in Spanien. Die Sippen erſchienen bereits in der Vorzeit auf der Erdoberfläche, zeigten jedoch vormals keine Manchfaltig- keit; wenigſtens hat man bis jetzt aus dieſer Familie nur ſparſame und unvollkommene Reſte ſehr ähnlicher Arten gefunden. Jn der gegenwärtigen Schöpfung zeichnen ſie ſich durch großen Formen- reichthum aus, wie die Marder, und zwar auf weit beſchränkterem Gebiet, als dieſe. Jhre Aufent- haltsorte ſind ſo verſchieden, wie ſie ſelbſt. Manche wohnen in unfruchtbaren, hohen, trockenen Gegenden, in Wüſten, Steppen, auf Gebirgen oder in den dünn beſtandenen Waldungen des waſſer- armen Afrikas und Hochaſiens, andere ziehen die fruchtbarſten Niederungen, zumal die Ufer von Flüſſen oder Rohrdickichte, allen übrigen Orten vor; dieſe nähern ſich den menſchlichen Anſiedelungen, jene ziehen ſich ſcheu in das Dunkel der dichteſten Wälder zurück; die einen führen ein Baumleben, die anderen halten ſich blos auf der Erde auf; einige gehen ſogar auf kurze Zeit ins Waſſer. Felsſpalten und Klüfte, hohle Bäume und Erdlöcher, welche ſie ſich ſelbſt graben oder anderen Thieren abjagen, dichte Gebüſche ꝛc. bilden ihre Behauſung und Ruheorte während derjenigen Tageszeit, welche ſie der Erholung widmen. Die meiſten ſcheinen vollkommene Nachtthiere zu ſein; eine nicht unbedeutende Anzahl aber treibt ſich auch bei Tage umher, zumal an Orten, wo ſie von den Menſchen nicht eben behelligt werden. Nur höchſt wenige ſind träge, langſam und etwas ſchwerfällig, die größere Menge zeichnet ſich durch Behendigkeit und Lebhaftigkeit ihrer Bewegungen aus. Die langſamen treten beim Gehen mit der ganzen Sohle auf, die ſchnelleren ſind echte Zehengänger und haben daher auch be- haarte Sohlen. Viele klettern ſehr geſchickt, und faſt alle ſind wenigſtens fähig, ſchiefſtehende Bäume zu erſteigen. Jhre Sinne ſind ſehr ſcharf, zumal die drei edleren, Geſicht, Gehör und Geruch. So ſind ſie ganz geeignet, das Räuberhandwerk zu betreiben, und wirklich finden ſie blos in den eigent- lichen Mardern ebenbürtige Genoſſen. Sämmtliche Schleichkatzen ſind im höchſten Grade räuberiſch und blutgierig und fallen alle Thiere an, welche ſie zu bewältigen glauben. Kleine Säugethiere, Vögel und deren Eier, ſowie Kerfe der verſchiedenſten Art dürften wohl ihre Hauptnahrung aus- machen, nicht wenige aber nähren ſich auch von Lurchen, Fiſchen und Krebſen. Die Gewandtheit und der Muth, mit welchem einige ſich in Kämpfe mit den giftigſten Schlangen einlaſſen, hat ſie von Alters her berühmt gemacht bei allen Völkern, welche ſie kannten, und einzelne Arten haben zu den merkwürdigſten Fabeln Veranlaſſung gegeben. Ohne Unterlaß ſchweifen ſie während ihres Wach- ſeins in ihrem Gebiete umher und durchſpähen und unterſuchen jede Ritze, jeden Spalt, jede Höhlung, das Feld oder die Baumdickung, Rohrwälder oder Geröllhalden, welche ihnen Nahrung verſprechen könnten. Während der Ruhe liegen ſie dagegen meiſt in eine Kugel zuſammengerollt in ſtiller, be- ſchaulicher Zurückgezogenheit, gewöhnlich da, wo ſie der Morgen überraſcht, da nur wenige einen be- ſtimmten Aufenthaltsort haben. Jhre Stimme iſt bald ein heiſeres und dumpfes Knurren, bald ein ſcharfes, eintöniges Pfeifen, bald ein ſehr wechſelvolles Geſchrei.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/534>, abgerufen am 26.11.2024.