stehende, verschiedenartig gestaltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel rostrothe Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen diese Flecken zu einem breiten, schwarzen Streifen zu- sammen, an den Seiten erscheinen sie sehr verwischt. Der Kopf ist bräunlich mit Weiß gemengt, und letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außenseite der Ohren ist braun, Kehle und Kinn sind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier schwarze regelmäßige Längs- streifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Halse, welcher bei manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt erscheint. Die Füße sind rothbraun, und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelrostfarbige Ringe, welche nach oben zusammenfließen und sich mit den Längsstreifen verbinden. Die Schwanzspitze ist schwarz. Ein ausgewachsenes Thier hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und besitzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am Widerrist beträgt etwa einen Fuß.
Die asiatische Zibetkatze bewohnt hauptsächlich Ostindien und seine Jnseln und wurde durch die Malaien sehr weit, ja selbst bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien sowohl, wie in der Ge- fangenschaft genau wie die vorige; sie zeigt sich, wie diese, bei Tage schläfrig, bei Nacht aber munter. Man sagt, daß sie leichter zu zähmen sei, als die Civette, doch ist Dies keineswegs erwiesen. Jm Uebrigen wissen wir über sie ebenso wenig, wie über ihre Verwandte.
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Die Rasse (Viverra indica).
Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu sehen bekommt, ist die Rasse (Viverra indiea). Sie ist bedeutend kleiner, als die vorstehend Beschriebenen; denn ihre Leibes- länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr sehr schmaler Kopf mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen sie aus. Der rauhe Pelz ist graugelbbräunlich oder schwarz gewässert, reihenweise dunkel gefleckt. Der Schwanz ist mehrfach geringelt.
Die Rasse bewohnt einen großen Theil Jndiens und sie wird außerdem in Java, Sumatra und auf anderen südasiatischen Jnseln gefunden, soll auch in China vorkommen. Der Name ist indischen Ursprungs und soll soviel als "Schnupperthier" bedeuten. Jn ihrer Heimat steht sie in sehr hohem Ansehen wegen des von den Malaien in der ausgedehntesten Weise benutzten Zibets. Man verwendet diesen wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen versetzt, nicht blos zum Besprengen der Kleider, sondern auch zur Herstellung eines für europäische Nasen geradezu uner- träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Rasse wird in Käfigen gehalten, mit Reis und Pisang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem man sie gewaltsam gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrüse mit einem entsprechend
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Leibes- und Lebensbeſchreibung.
ſtehende, verſchiedenartig geſtaltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel roſtrothe Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen dieſe Flecken zu einem breiten, ſchwarzen Streifen zu- ſammen, an den Seiten erſcheinen ſie ſehr verwiſcht. Der Kopf iſt bräunlich mit Weiß gemengt, und letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außenſeite der Ohren iſt braun, Kehle und Kinn ſind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier ſchwarze regelmäßige Längs- ſtreifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Halſe, welcher bei manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt erſcheint. Die Füße ſind rothbraun, und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelroſtfarbige Ringe, welche nach oben zuſammenfließen und ſich mit den Längsſtreifen verbinden. Die Schwanzſpitze iſt ſchwarz. Ein ausgewachſenes Thier hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und beſitzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am Widerriſt beträgt etwa einen Fuß.
Die aſiatiſche Zibetkatze bewohnt hauptſächlich Oſtindien und ſeine Jnſeln und wurde durch die Malaien ſehr weit, ja ſelbſt bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien ſowohl, wie in der Ge- fangenſchaft genau wie die vorige; ſie zeigt ſich, wie dieſe, bei Tage ſchläfrig, bei Nacht aber munter. Man ſagt, daß ſie leichter zu zähmen ſei, als die Civette, doch iſt Dies keineswegs erwieſen. Jm Uebrigen wiſſen wir über ſie ebenſo wenig, wie über ihre Verwandte.
[Abbildung]
Die Raſſe (Viverra indica).
Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu ſehen bekommt, iſt die Raſſe (Viverra indiea). Sie iſt bedeutend kleiner, als die vorſtehend Beſchriebenen; denn ihre Leibes- länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr ſehr ſchmaler Kopf mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen ſie aus. Der rauhe Pelz iſt graugelbbräunlich oder ſchwarz gewäſſert, reihenweiſe dunkel gefleckt. Der Schwanz iſt mehrfach geringelt.
Die Raſſe bewohnt einen großen Theil Jndiens und ſie wird außerdem in Java, Sumatra und auf anderen ſüdaſiatiſchen Jnſeln gefunden, ſoll auch in China vorkommen. Der Name iſt indiſchen Urſprungs und ſoll ſoviel als „Schnupperthier‟ bedeuten. Jn ihrer Heimat ſteht ſie in ſehr hohem Anſehen wegen des von den Malaien in der ausgedehnteſten Weiſe benutzten Zibets. Man verwendet dieſen wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen verſetzt, nicht blos zum Beſprengen der Kleider, ſondern auch zur Herſtellung eines für europäiſche Naſen geradezu uner- träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Raſſe wird in Käfigen gehalten, mit Reis und Piſang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem man ſie gewaltſam gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrüſe mit einem entſprechend
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Leibes- und Lebensbeſchreibung.
ſtehende, verſchiedenartig geſtaltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel roſtrothe
Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen dieſe Flecken zu einem breiten, ſchwarzen Streifen zu-
ſammen, an den Seiten erſcheinen ſie ſehr verwiſcht. Der Kopf iſt bräunlich mit Weiß gemengt, und
letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außenſeite der Ohren
iſt braun, Kehle und Kinn ſind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier ſchwarze regelmäßige Längs-
ſtreifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Halſe, welcher bei
manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt erſcheint. Die Füße ſind rothbraun,
und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelroſtfarbige Ringe, welche nach oben zuſammenfließen und
ſich mit den Längsſtreifen verbinden. Die Schwanzſpitze iſt ſchwarz. Ein ausgewachſenes Thier
hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und beſitzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am
Widerriſt beträgt etwa einen Fuß.
Die aſiatiſche Zibetkatze bewohnt hauptſächlich Oſtindien und ſeine Jnſeln und wurde durch die
Malaien ſehr weit, ja ſelbſt bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien ſowohl, wie in der Ge-
fangenſchaft genau wie die vorige; ſie zeigt ſich, wie dieſe, bei Tage ſchläfrig, bei Nacht aber munter.
Man ſagt, daß ſie leichter zu zähmen ſei, als die Civette, doch iſt Dies keineswegs erwieſen. Jm
Uebrigen wiſſen wir über ſie ebenſo wenig, wie über ihre Verwandte.
[Abbildung Die Raſſe (Viverra indica).]
Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu ſehen bekommt, iſt die
Raſſe (Viverra indiea). Sie iſt bedeutend kleiner, als die vorſtehend Beſchriebenen; denn ihre Leibes-
länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr ſehr ſchmaler Kopf
mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen ſie aus. Der rauhe Pelz iſt graugelbbräunlich oder
ſchwarz gewäſſert, reihenweiſe dunkel gefleckt. Der Schwanz iſt mehrfach geringelt.
Die Raſſe bewohnt einen großen Theil Jndiens und ſie wird außerdem in Java, Sumatra
und auf anderen ſüdaſiatiſchen Jnſeln gefunden, ſoll auch in China vorkommen. Der Name iſt indiſchen
Urſprungs und ſoll ſoviel als „Schnupperthier‟ bedeuten. Jn ihrer Heimat ſteht ſie in ſehr
hohem Anſehen wegen des von den Malaien in der ausgedehnteſten Weiſe benutzten Zibets. Man
verwendet dieſen wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen verſetzt, nicht blos
zum Beſprengen der Kleider, ſondern auch zur Herſtellung eines für europäiſche Naſen geradezu uner-
träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Raſſe wird in Käfigen gehalten, mit Reis
und Piſang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem
man ſie gewaltſam gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrüſe mit einem entſprechend
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/539>, abgerufen am 18.06.2024.
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