Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Leibes- und Lebensbeschreibung.
stehende, verschiedenartig gestaltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel rostrothe
Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen diese Flecken zu einem breiten, schwarzen Streifen zu-
sammen, an den Seiten erscheinen sie sehr verwischt. Der Kopf ist bräunlich mit Weiß gemengt, und
letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außenseite der Ohren
ist braun, Kehle und Kinn sind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier schwarze regelmäßige Längs-
streifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Halse, welcher bei
manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt erscheint. Die Füße sind rothbraun,
und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelrostfarbige Ringe, welche nach oben zusammenfließen und
sich mit den Längsstreifen verbinden. Die Schwanzspitze ist schwarz. Ein ausgewachsenes Thier
hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und besitzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am
Widerrist beträgt etwa einen Fuß.

Die asiatische Zibetkatze bewohnt hauptsächlich Ostindien und seine Jnseln und wurde durch die
Malaien sehr weit, ja selbst bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien sowohl, wie in der Ge-
fangenschaft genau wie die vorige; sie zeigt sich, wie diese, bei Tage schläfrig, bei Nacht aber munter.
Man sagt, daß sie leichter zu zähmen sei, als die Civette, doch ist Dies keineswegs erwiesen. Jm
Uebrigen wissen wir über sie ebenso wenig, wie über ihre Verwandte.

[Abbildung] Die Rasse (Viverra indica).

Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu sehen bekommt, ist die
Rasse (Viverra indiea). Sie ist bedeutend kleiner, als die vorstehend Beschriebenen; denn ihre Leibes-
länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr sehr schmaler Kopf
mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen sie aus. Der rauhe Pelz ist graugelbbräunlich oder
schwarz gewässert, reihenweise dunkel gefleckt. Der Schwanz ist mehrfach geringelt.

Die Rasse bewohnt einen großen Theil Jndiens und sie wird außerdem in Java, Sumatra
und auf anderen südasiatischen Jnseln gefunden, soll auch in China vorkommen. Der Name ist indischen
Ursprungs und soll soviel als "Schnupperthier" bedeuten. Jn ihrer Heimat steht sie in sehr
hohem Ansehen wegen des von den Malaien in der ausgedehntesten Weise benutzten Zibets. Man
verwendet diesen wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen versetzt, nicht blos
zum Besprengen der Kleider, sondern auch zur Herstellung eines für europäische Nasen geradezu uner-
träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Rasse wird in Käfigen gehalten, mit Reis
und Pisang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem
man sie gewaltsam gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrüse mit einem entsprechend

30 *

Leibes- und Lebensbeſchreibung.
ſtehende, verſchiedenartig geſtaltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel roſtrothe
Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen dieſe Flecken zu einem breiten, ſchwarzen Streifen zu-
ſammen, an den Seiten erſcheinen ſie ſehr verwiſcht. Der Kopf iſt bräunlich mit Weiß gemengt, und
letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außenſeite der Ohren
iſt braun, Kehle und Kinn ſind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier ſchwarze regelmäßige Längs-
ſtreifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Halſe, welcher bei
manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt erſcheint. Die Füße ſind rothbraun,
und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelroſtfarbige Ringe, welche nach oben zuſammenfließen und
ſich mit den Längsſtreifen verbinden. Die Schwanzſpitze iſt ſchwarz. Ein ausgewachſenes Thier
hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und beſitzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am
Widerriſt beträgt etwa einen Fuß.

Die aſiatiſche Zibetkatze bewohnt hauptſächlich Oſtindien und ſeine Jnſeln und wurde durch die
Malaien ſehr weit, ja ſelbſt bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien ſowohl, wie in der Ge-
fangenſchaft genau wie die vorige; ſie zeigt ſich, wie dieſe, bei Tage ſchläfrig, bei Nacht aber munter.
Man ſagt, daß ſie leichter zu zähmen ſei, als die Civette, doch iſt Dies keineswegs erwieſen. Jm
Uebrigen wiſſen wir über ſie ebenſo wenig, wie über ihre Verwandte.

[Abbildung] Die Raſſe (Viverra indica).

Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu ſehen bekommt, iſt die
Raſſe (Viverra indiea). Sie iſt bedeutend kleiner, als die vorſtehend Beſchriebenen; denn ihre Leibes-
länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr ſehr ſchmaler Kopf
mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen ſie aus. Der rauhe Pelz iſt graugelbbräunlich oder
ſchwarz gewäſſert, reihenweiſe dunkel gefleckt. Der Schwanz iſt mehrfach geringelt.

Die Raſſe bewohnt einen großen Theil Jndiens und ſie wird außerdem in Java, Sumatra
und auf anderen ſüdaſiatiſchen Jnſeln gefunden, ſoll auch in China vorkommen. Der Name iſt indiſchen
Urſprungs und ſoll ſoviel als „Schnupperthier‟ bedeuten. Jn ihrer Heimat ſteht ſie in ſehr
hohem Anſehen wegen des von den Malaien in der ausgedehnteſten Weiſe benutzten Zibets. Man
verwendet dieſen wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen verſetzt, nicht blos
zum Beſprengen der Kleider, ſondern auch zur Herſtellung eines für europäiſche Naſen geradezu uner-
träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Raſſe wird in Käfigen gehalten, mit Reis
und Piſang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem
man ſie gewaltſam gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrüſe mit einem entſprechend

30 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0539" n="467"/><fw place="top" type="header">Leibes- und Lebensbe&#x017F;chreibung.</fw><lb/>
&#x017F;tehende, ver&#x017F;chiedenartig ge&#x017F;taltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel ro&#x017F;trothe<lb/>
Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen die&#x017F;e Flecken zu einem breiten, &#x017F;chwarzen Streifen zu-<lb/>
&#x017F;ammen, an den Seiten er&#x017F;cheinen &#x017F;ie &#x017F;ehr verwi&#x017F;cht. Der Kopf i&#x017F;t bräunlich mit Weiß gemengt, und<lb/>
letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außen&#x017F;eite der Ohren<lb/>
i&#x017F;t braun, Kehle und Kinn &#x017F;ind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier &#x017F;chwarze regelmäßige Längs-<lb/>
&#x017F;treifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Hal&#x017F;e, welcher bei<lb/>
manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt er&#x017F;cheint. Die Füße &#x017F;ind rothbraun,<lb/>
und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelro&#x017F;tfarbige Ringe, welche nach oben zu&#x017F;ammenfließen und<lb/>
&#x017F;ich mit den Längs&#x017F;treifen verbinden. Die Schwanz&#x017F;pitze i&#x017F;t &#x017F;chwarz. Ein ausgewach&#x017F;enes Thier<lb/>
hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und be&#x017F;itzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am<lb/>
Widerri&#x017F;t beträgt etwa einen Fuß.</p><lb/>
          <p>Die a&#x017F;iati&#x017F;che Zibetkatze bewohnt haupt&#x017F;ächlich O&#x017F;tindien und &#x017F;eine Jn&#x017F;eln und wurde durch die<lb/>
Malaien &#x017F;ehr weit, ja &#x017F;elb&#x017F;t bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien &#x017F;owohl, wie in der Ge-<lb/>
fangen&#x017F;chaft genau wie die vorige; &#x017F;ie zeigt &#x017F;ich, wie die&#x017F;e, bei Tage &#x017F;chläfrig, bei Nacht aber munter.<lb/>
Man &#x017F;agt, daß &#x017F;ie leichter zu zähmen &#x017F;ei, als die Civette, doch i&#x017F;t Dies keineswegs erwie&#x017F;en. Jm<lb/>
Uebrigen wi&#x017F;&#x017F;en wir über &#x017F;ie eben&#x017F;o wenig, wie über ihre Verwandte.</p><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Ra&#x017F;&#x017F;e</hi> (<hi rendition="#aq">Viverra indica</hi>).</hi> </head>
          </figure><lb/>
          <p>Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu &#x017F;ehen bekommt, i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#g">Ra&#x017F;&#x017F;e</hi> (<hi rendition="#aq">Viverra indiea</hi>). Sie i&#x017F;t bedeutend kleiner, als die vor&#x017F;tehend Be&#x017F;chriebenen; denn ihre Leibes-<lb/>
länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr &#x017F;ehr &#x017F;chmaler Kopf<lb/>
mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen &#x017F;ie aus. Der rauhe Pelz i&#x017F;t graugelbbräunlich oder<lb/>
&#x017F;chwarz gewä&#x017F;&#x017F;ert, reihenwei&#x017F;e dunkel gefleckt. Der Schwanz i&#x017F;t mehrfach geringelt.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Ra&#x017F;&#x017F;e</hi> bewohnt einen großen Theil Jndiens und &#x017F;ie wird außerdem in Java, Sumatra<lb/>
und auf anderen &#x017F;üda&#x017F;iati&#x017F;chen Jn&#x017F;eln gefunden, &#x017F;oll auch in China vorkommen. Der Name i&#x017F;t indi&#x017F;chen<lb/>
Ur&#x017F;prungs und &#x017F;oll &#x017F;oviel als &#x201E;<hi rendition="#g">Schnupperthier</hi>&#x201F; bedeuten. Jn ihrer Heimat &#x017F;teht &#x017F;ie in &#x017F;ehr<lb/>
hohem An&#x017F;ehen wegen des von den Malaien in der ausgedehnte&#x017F;ten Wei&#x017F;e benutzten Zibets. Man<lb/>
verwendet die&#x017F;en wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen ver&#x017F;etzt, nicht blos<lb/>
zum Be&#x017F;prengen der Kleider, &#x017F;ondern auch zur Her&#x017F;tellung eines für europäi&#x017F;che Na&#x017F;en geradezu uner-<lb/>
träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Ra&#x017F;&#x017F;e wird in Käfigen gehalten, mit Reis<lb/>
und Pi&#x017F;ang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem<lb/>
man &#x017F;ie gewalt&#x017F;am gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrü&#x017F;e mit einem ent&#x017F;prechend<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">30 *</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[467/0539] Leibes- und Lebensbeſchreibung. ſtehende, verſchiedenartig geſtaltete und einigermaßen in Querreihen geordnete, dunkel roſtrothe Flecken abheben. Auf dem Rücken fließen dieſe Flecken zu einem breiten, ſchwarzen Streifen zu- ſammen, an den Seiten erſcheinen ſie ſehr verwiſcht. Der Kopf iſt bräunlich mit Weiß gemengt, und letztere Farbe bildet auch auf der Oberlippe und unter den Augen Flecken. Die Außenſeite der Ohren iſt braun, Kehle und Kinn ſind bräunlich und der Bauch weißlich. Vier ſchwarze regelmäßige Längs- ſtreifen laufen über den Nacken und einer von den Schultern herab nach dem Halſe, welcher bei manchem Thiere aber auch einfach gelblichweiß und dunkelgefleckt erſcheint. Die Füße ſind rothbraun, und der Schwanz hat neun bis zehn dunkelroſtfarbige Ringe, welche nach oben zuſammenfließen und ſich mit den Längsſtreifen verbinden. Die Schwanzſpitze iſt ſchwarz. Ein ausgewachſenes Thier hat zwei Fuß fünf Zoll Körperlänge und beſitzt einen funfzehn Zoll langen Schwanz. Die Höhe am Widerriſt beträgt etwa einen Fuß. Die aſiatiſche Zibetkatze bewohnt hauptſächlich Oſtindien und ſeine Jnſeln und wurde durch die Malaien ſehr weit, ja ſelbſt bis nach Arabien verbreitet. Sie lebt im Freien ſowohl, wie in der Ge- fangenſchaft genau wie die vorige; ſie zeigt ſich, wie dieſe, bei Tage ſchläfrig, bei Nacht aber munter. Man ſagt, daß ſie leichter zu zähmen ſei, als die Civette, doch iſt Dies keineswegs erwieſen. Jm Uebrigen wiſſen wir über ſie ebenſo wenig, wie über ihre Verwandte. [Abbildung Die Raſſe (Viverra indica).] Eine Schleichkatze, welche man in der Neuzeit öfters in Thiergärten zu ſehen bekommt, iſt die Raſſe (Viverra indiea). Sie iſt bedeutend kleiner, als die vorſtehend Beſchriebenen; denn ihre Leibes- länge beträgt nicht viel über einen Fuß, die Schwanzlänge etwas weniger. Jhr ſehr ſchmaler Kopf mit den verhältnißmäßig großen Ohren zeichnen ſie aus. Der rauhe Pelz iſt graugelbbräunlich oder ſchwarz gewäſſert, reihenweiſe dunkel gefleckt. Der Schwanz iſt mehrfach geringelt. Die Raſſe bewohnt einen großen Theil Jndiens und ſie wird außerdem in Java, Sumatra und auf anderen ſüdaſiatiſchen Jnſeln gefunden, ſoll auch in China vorkommen. Der Name iſt indiſchen Urſprungs und ſoll ſoviel als „Schnupperthier‟ bedeuten. Jn ihrer Heimat ſteht ſie in ſehr hohem Anſehen wegen des von den Malaien in der ausgedehnteſten Weiſe benutzten Zibets. Man verwendet dieſen wohlriechenden Stoff, den man mit anderen duftigen Dingen verſetzt, nicht blos zum Beſprengen der Kleider, ſondern auch zur Herſtellung eines für europäiſche Naſen geradezu uner- träglichen Geruches in Zimmern und auf Betten. Die Raſſe wird in Käfigen gehalten, mit Reis und Piſang, oder zur Abwechslung mit Geflügel gefüttert und regelmäßig ihres Zibets beraubt, indem man ſie gewaltſam gegen die Latten des Käfigs andrückt und ihre Zibetdrüſe mit einem entſprechend 30 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/539
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/539>, abgerufen am 18.06.2024.