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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Horsfields Schilderung des Stinkdachses. Beschreibung der Stinkthiere und ihrer Waffe.
Pelz zeichnen ihn noch außerdem aus. Seine Grundfärbung ist ein ziemlich dunkeles Grau; die
einzelnen Haare sind gelblichweiß und schwarzspitzig. An den Kopfseiten verlaufen zwei schwarze
Binden; die Kehle ist gelb und die Pfoten sind schwarz. Seine Körperlänge beträgt blos einen Fuß,
die des Schwanzes etwa halbsoviel.

Abweichend von dem Vorigen, legt er in der Gefangenschaft sein Wesen nicht ab, sondern bleibt
immer zornig und heftig. Sobald ihn ein Hund im Freien überrascht, grunzt er und sträubt sein
Rückenhaar, hebt sich dann zum Angriffe auf die Hinterbeine und hält die scharfen Krallen und Zähne
zur Vertheidigung bereit, hierdurch selbst dem wüthendsten Hunde Achtung einflößend. Er ist träge
und stumpfsinnig und verbringt den ganzen Tag schlafend. Erst mit der Nacht beginnt er seine
Raubzüge.



Alle Berichte von amerikanischen Reisenden und Naturforschern stimmen darin überein, daß die
eigentlichen Stinkthiere (Mephitis) die eben genannten Verwandten und Gesinnungsgenossen noch
weit übertreffen. Wir sind nicht im Stande, die Wirkung der Drüsenabsonderung dieser Thiere uns
gehörig ausmalen zu können. Keine Küche eines Scheidekünstlers, keine Senkgrube, kein Aasplatz,
kurz, kein Gestank der Erde soll an Heftigkeit und Unleidlichkeit dem gleichkommen, welchen die
äußerlich so zierlichen Stinkthiere zu verbreiten und auf Wochen und Monate hin einem Gegen-
stande einzuprägen vermögen. Man bezeichnet den Gestank mit dem Ausdruck "Pestgeruch"; denn
wirklich wird Jemand, welcher das Unglück hatte, mit einem Stinkthier in nähere Berührung zu
kommen, von Jedermann gemieden, wie ein mit der Pest Behafteter. Die Stinkthiere sind trotz ihrer
geringen Größe so gewaltige und mächtige Feinde des Menschen, daß sie Denjenigen, welchen sie
mit ihrem furchtbaren Saft bespritzten, geradezu aus der Gesellschaft verbannen und ihm selbst eine
Strafe auferlegen, welche so leicht von keiner andern übertroffen werden dürfte. Sie sind fähig, ein
ganzes Haus unbewohnbar zu machen und ein ganzes Vorrathsgewölbe, gefüllt mit den kostbarsten
Stoffen, vollkommen zu entwerthen. Mehr brauche ich wohl nicht über diese Thiere zu sagen, um
ihnen die Theilnahme meiner Leser, wenn auch nicht im guten Sinne, zu sichern.

Die Stinkthiere unterscheiden sich von den Dachsen durch den gestreckten, marderartigen Leib
mit langem, buschigen Schwanz, durch die kleinen, halb nackten Pfoten und die schwarze Färbung mit
weißen Längsstreifen. Die Schnauze ist sehr gestreckt und spitzig; die Beine sind niedrig und die
fünf Zehen an beiden Füßen mit starken, langen Grabkrallen versehen. Hinsichtlich des Zahnbaues
zeigen sie noch große Aehnlichkeit mit den Dachsen. Jhre Stinkdrüsen sind von bedeutender Größe
und öffnen sich innen in dem Mastdarme. Durch einen besondern Muskel können sie zusammen-
gezogen werden. Das Thier vermag, jenachdem der Druck schwächer oder stärker ist, seinen Pestsaft
von zwei bis auf sechs, ja acht Fuß weit von sich zu spritzen. Dieser fürchterliche Saft ist bei älteren
Thieren und bei Männchen stärker, als bei Jungen und bei Weibchen, und seine Wirkung steigert sich
während der Begattungszeit.

Alle eigentlichen Stinkthiere sind Bewohner Amerikas und zwar ebensowohl des Nordens als
des Südens. Bei Tage liegen sie in hohlen Bäumen, in Felsenspalten und in Erdhöhlen, welche sie
sich selbst graben, versteckt; nachts werden sie munter und springen und hüpfen höchst beweglich hin
und her, um Beute zu machen. Jhre gewöhnliche Nahrung besteht in Würmern, Kerbthieren, Lurchen,
Vögeln und Säugethieren; doch fressen sie auch Beeren und Wurzeln. Nur wenn sie gereizt werden
oder sich verfolgt sehen und deshalb in Angst gerathen, gebrauchen sie ihre sinnbetäubende Drüsen-
absonderung zur Abwehr gegen Feinde, und wirklich besitzen sie in ihrer stinkenden Flüssigkeit eine
Waffe, wie kein anderes Thier. Sie halten selbst die blutdürstigsten und raubgierigsten Katzen
nöthigenfalls in der bescheidensten Entfernung, und nur in sehr scharfen Hunden, welche, nachdem sie
bespritzt worden sind, gleichsam mit Todesverachtung sich auf sie stürzen, sinden sie Gegner. Abgesehen
von dem Pestgestanke, welchen sie zu verbreiten wissen, sind sie dem Menschen nicht eben schädlich;
ihre Drüsenabsonderung aber macht sie entschieden zu den von Allen am meisten gehaßten Thieren.

Horsfields Schilderung des Stinkdachſes. Beſchreibung der Stinkthiere und ihrer Waffe.
Pelz zeichnen ihn noch außerdem aus. Seine Grundfärbung iſt ein ziemlich dunkeles Grau; die
einzelnen Haare ſind gelblichweiß und ſchwarzſpitzig. An den Kopfſeiten verlaufen zwei ſchwarze
Binden; die Kehle iſt gelb und die Pfoten ſind ſchwarz. Seine Körperlänge beträgt blos einen Fuß,
die des Schwanzes etwa halbſoviel.

Abweichend von dem Vorigen, legt er in der Gefangenſchaft ſein Weſen nicht ab, ſondern bleibt
immer zornig und heftig. Sobald ihn ein Hund im Freien überraſcht, grunzt er und ſträubt ſein
Rückenhaar, hebt ſich dann zum Angriffe auf die Hinterbeine und hält die ſcharfen Krallen und Zähne
zur Vertheidigung bereit, hierdurch ſelbſt dem wüthendſten Hunde Achtung einflößend. Er iſt träge
und ſtumpfſinnig und verbringt den ganzen Tag ſchlafend. Erſt mit der Nacht beginnt er ſeine
Raubzüge.



Alle Berichte von amerikaniſchen Reiſenden und Naturforſchern ſtimmen darin überein, daß die
eigentlichen Stinkthiere (Mephitis) die eben genannten Verwandten und Geſinnungsgenoſſen noch
weit übertreffen. Wir ſind nicht im Stande, die Wirkung der Drüſenabſonderung dieſer Thiere uns
gehörig ausmalen zu können. Keine Küche eines Scheidekünſtlers, keine Senkgrube, kein Aasplatz,
kurz, kein Geſtank der Erde ſoll an Heftigkeit und Unleidlichkeit dem gleichkommen, welchen die
äußerlich ſo zierlichen Stinkthiere zu verbreiten und auf Wochen und Monate hin einem Gegen-
ſtande einzuprägen vermögen. Man bezeichnet den Geſtank mit dem Ausdruck „Peſtgeruch‟; denn
wirklich wird Jemand, welcher das Unglück hatte, mit einem Stinkthier in nähere Berührung zu
kommen, von Jedermann gemieden, wie ein mit der Peſt Behafteter. Die Stinkthiere ſind trotz ihrer
geringen Größe ſo gewaltige und mächtige Feinde des Menſchen, daß ſie Denjenigen, welchen ſie
mit ihrem furchtbaren Saft beſpritzten, geradezu aus der Geſellſchaft verbannen und ihm ſelbſt eine
Strafe auferlegen, welche ſo leicht von keiner andern übertroffen werden dürfte. Sie ſind fähig, ein
ganzes Haus unbewohnbar zu machen und ein ganzes Vorrathsgewölbe, gefüllt mit den koſtbarſten
Stoffen, vollkommen zu entwerthen. Mehr brauche ich wohl nicht über dieſe Thiere zu ſagen, um
ihnen die Theilnahme meiner Leſer, wenn auch nicht im guten Sinne, zu ſichern.

Die Stinkthiere unterſcheiden ſich von den Dachſen durch den geſtreckten, marderartigen Leib
mit langem, buſchigen Schwanz, durch die kleinen, halb nackten Pfoten und die ſchwarze Färbung mit
weißen Längsſtreifen. Die Schnauze iſt ſehr geſtreckt und ſpitzig; die Beine ſind niedrig und die
fünf Zehen an beiden Füßen mit ſtarken, langen Grabkrallen verſehen. Hinſichtlich des Zahnbaues
zeigen ſie noch große Aehnlichkeit mit den Dachſen. Jhre Stinkdrüſen ſind von bedeutender Größe
und öffnen ſich innen in dem Maſtdarme. Durch einen beſondern Muskel können ſie zuſammen-
gezogen werden. Das Thier vermag, jenachdem der Druck ſchwächer oder ſtärker iſt, ſeinen Peſtſaft
von zwei bis auf ſechs, ja acht Fuß weit von ſich zu ſpritzen. Dieſer fürchterliche Saft iſt bei älteren
Thieren und bei Männchen ſtärker, als bei Jungen und bei Weibchen, und ſeine Wirkung ſteigert ſich
während der Begattungszeit.

Alle eigentlichen Stinkthiere ſind Bewohner Amerikas und zwar ebenſowohl des Nordens als
des Südens. Bei Tage liegen ſie in hohlen Bäumen, in Felſenſpalten und in Erdhöhlen, welche ſie
ſich ſelbſt graben, verſteckt; nachts werden ſie munter und ſpringen und hüpfen höchſt beweglich hin
und her, um Beute zu machen. Jhre gewöhnliche Nahrung beſteht in Würmern, Kerbthieren, Lurchen,
Vögeln und Säugethieren; doch freſſen ſie auch Beeren und Wurzeln. Nur wenn ſie gereizt werden
oder ſich verfolgt ſehen und deshalb in Angſt gerathen, gebrauchen ſie ihre ſinnbetäubende Drüſen-
abſonderung zur Abwehr gegen Feinde, und wirklich beſitzen ſie in ihrer ſtinkenden Flüſſigkeit eine
Waffe, wie kein anderes Thier. Sie halten ſelbſt die blutdürſtigſten und raubgierigſten Katzen
nöthigenfalls in der beſcheidenſten Entfernung, und nur in ſehr ſcharfen Hunden, welche, nachdem ſie
beſpritzt worden ſind, gleichſam mit Todesverachtung ſich auf ſie ſtürzen, ſinden ſie Gegner. Abgeſehen
von dem Peſtgeſtanke, welchen ſie zu verbreiten wiſſen, ſind ſie dem Menſchen nicht eben ſchädlich;
ihre Drüſenabſonderung aber macht ſie entſchieden zu den von Allen am meiſten gehaßten Thieren.

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[505/0579] Horsfields Schilderung des Stinkdachſes. Beſchreibung der Stinkthiere und ihrer Waffe. Pelz zeichnen ihn noch außerdem aus. Seine Grundfärbung iſt ein ziemlich dunkeles Grau; die einzelnen Haare ſind gelblichweiß und ſchwarzſpitzig. An den Kopfſeiten verlaufen zwei ſchwarze Binden; die Kehle iſt gelb und die Pfoten ſind ſchwarz. Seine Körperlänge beträgt blos einen Fuß, die des Schwanzes etwa halbſoviel. Abweichend von dem Vorigen, legt er in der Gefangenſchaft ſein Weſen nicht ab, ſondern bleibt immer zornig und heftig. Sobald ihn ein Hund im Freien überraſcht, grunzt er und ſträubt ſein Rückenhaar, hebt ſich dann zum Angriffe auf die Hinterbeine und hält die ſcharfen Krallen und Zähne zur Vertheidigung bereit, hierdurch ſelbſt dem wüthendſten Hunde Achtung einflößend. Er iſt träge und ſtumpfſinnig und verbringt den ganzen Tag ſchlafend. Erſt mit der Nacht beginnt er ſeine Raubzüge. Alle Berichte von amerikaniſchen Reiſenden und Naturforſchern ſtimmen darin überein, daß die eigentlichen Stinkthiere (Mephitis) die eben genannten Verwandten und Geſinnungsgenoſſen noch weit übertreffen. Wir ſind nicht im Stande, die Wirkung der Drüſenabſonderung dieſer Thiere uns gehörig ausmalen zu können. Keine Küche eines Scheidekünſtlers, keine Senkgrube, kein Aasplatz, kurz, kein Geſtank der Erde ſoll an Heftigkeit und Unleidlichkeit dem gleichkommen, welchen die äußerlich ſo zierlichen Stinkthiere zu verbreiten und auf Wochen und Monate hin einem Gegen- ſtande einzuprägen vermögen. Man bezeichnet den Geſtank mit dem Ausdruck „Peſtgeruch‟; denn wirklich wird Jemand, welcher das Unglück hatte, mit einem Stinkthier in nähere Berührung zu kommen, von Jedermann gemieden, wie ein mit der Peſt Behafteter. Die Stinkthiere ſind trotz ihrer geringen Größe ſo gewaltige und mächtige Feinde des Menſchen, daß ſie Denjenigen, welchen ſie mit ihrem furchtbaren Saft beſpritzten, geradezu aus der Geſellſchaft verbannen und ihm ſelbſt eine Strafe auferlegen, welche ſo leicht von keiner andern übertroffen werden dürfte. Sie ſind fähig, ein ganzes Haus unbewohnbar zu machen und ein ganzes Vorrathsgewölbe, gefüllt mit den koſtbarſten Stoffen, vollkommen zu entwerthen. Mehr brauche ich wohl nicht über dieſe Thiere zu ſagen, um ihnen die Theilnahme meiner Leſer, wenn auch nicht im guten Sinne, zu ſichern. Die Stinkthiere unterſcheiden ſich von den Dachſen durch den geſtreckten, marderartigen Leib mit langem, buſchigen Schwanz, durch die kleinen, halb nackten Pfoten und die ſchwarze Färbung mit weißen Längsſtreifen. Die Schnauze iſt ſehr geſtreckt und ſpitzig; die Beine ſind niedrig und die fünf Zehen an beiden Füßen mit ſtarken, langen Grabkrallen verſehen. Hinſichtlich des Zahnbaues zeigen ſie noch große Aehnlichkeit mit den Dachſen. Jhre Stinkdrüſen ſind von bedeutender Größe und öffnen ſich innen in dem Maſtdarme. Durch einen beſondern Muskel können ſie zuſammen- gezogen werden. Das Thier vermag, jenachdem der Druck ſchwächer oder ſtärker iſt, ſeinen Peſtſaft von zwei bis auf ſechs, ja acht Fuß weit von ſich zu ſpritzen. Dieſer fürchterliche Saft iſt bei älteren Thieren und bei Männchen ſtärker, als bei Jungen und bei Weibchen, und ſeine Wirkung ſteigert ſich während der Begattungszeit. Alle eigentlichen Stinkthiere ſind Bewohner Amerikas und zwar ebenſowohl des Nordens als des Südens. Bei Tage liegen ſie in hohlen Bäumen, in Felſenſpalten und in Erdhöhlen, welche ſie ſich ſelbſt graben, verſteckt; nachts werden ſie munter und ſpringen und hüpfen höchſt beweglich hin und her, um Beute zu machen. Jhre gewöhnliche Nahrung beſteht in Würmern, Kerbthieren, Lurchen, Vögeln und Säugethieren; doch freſſen ſie auch Beeren und Wurzeln. Nur wenn ſie gereizt werden oder ſich verfolgt ſehen und deshalb in Angſt gerathen, gebrauchen ſie ihre ſinnbetäubende Drüſen- abſonderung zur Abwehr gegen Feinde, und wirklich beſitzen ſie in ihrer ſtinkenden Flüſſigkeit eine Waffe, wie kein anderes Thier. Sie halten ſelbſt die blutdürſtigſten und raubgierigſten Katzen nöthigenfalls in der beſcheidenſten Entfernung, und nur in ſehr ſcharfen Hunden, welche, nachdem ſie beſpritzt worden ſind, gleichſam mit Todesverachtung ſich auf ſie ſtürzen, ſinden ſie Gegner. Abgeſehen von dem Peſtgeſtanke, welchen ſie zu verbreiten wiſſen, ſind ſie dem Menſchen nicht eben ſchädlich; ihre Drüſenabſonderung aber macht ſie entſchieden zu den von Allen am meiſten gehaßten Thieren.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/579>, abgerufen am 26.11.2024.