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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Jagd auf den Vielfraß. Sein Gefangenleben.
durch die merkwürdigsten Turnkünste, welche er auf den Aesten ausführt, besonders zu vergnügen.
Zuweilen spielt er förmlich mit den Zweigen: er springt mit Leichtigkeit und ohne jede Furcht aus
ziemlichen Höhen herunter auf die Erde, hält sich aber nicht gern dort auf, sondern klettert entweder
an den eisernen Stäben seines Käfigs oder an seinem Lieblingsbaume rasch wieder empor; zuweilen
rennt er in einem kurzen Galopp im Kreise innerhalb seines Käfigs umher, hält aber ab und zu
inne, um zu sehen, ob ihm nicht einer von den Zuschauern ein Stückchen Kuchen oder sonst einen
Leckerbissen durch das Gitter geworfen habe.

Bis jetzt sind gefangene Vielfraße in Thiergärten und Schaubuden noch eine sehr große
Seltenheit, und daher ist es zu erklären, daß wir noch so wenig über das Leben und Wesen dieses
Thieres wissen.



Jn Brasilien leben einige Arten von Raubthieren, welche zwischen dem Vielfraß und den eigent-
lichen Mardern ungefähr in der Mitte stehen. Es sind Dies die Huronen oder Grisons (Galictis).

[Abbildung] Die Tayra (Galictis barbara).

Sie haben einen ziemlich schlanken Leib mit kurzen Beinen und ganz nackte Sohlen, ein kurzes
Haarkleid und einen nicht eben buschigen Schwanz. Der ziemlich dicke Kopf ist hinten breit und an
der Schnauze nur wenig vorgezogen; die Ohren sind niedrig und abgerundet. Die Zehen sind zum
Theil verbunden und mit mittellangen Krallen bewehrt. Jhre Afterdrüsen sondern eine stark nach
Moschus riechende Feuchtigkeit ab. Das Gebiß und der innere Leibesbau zeigen Eigenthümlichkeiten
sehr untergeordneter Art, welche blos den streng wissenschaftlichen Forscher beschäftigen und von uns
deshalb übergangen werden können. Bis jetzt kennt man zwei Arten, welche sich in Wäldern und im
Gebüsch aufhalten. Sie sind gewandt in allen ihren Bewegungen, klettern auch sehr geschickt und
sind deshalb flinke Jäger, welche kleinen und mittelgroßen Säugethieren nachstellen, mit dem Ratel
und den Bären aber die Liebhaberei nach Honig theilen. Diese beiden Arten sind die Tayra oder
Hyrare und der Grison.

Man hat auch sie in der letzten Zeit wieder in besondere Sippen getrennt, wahrscheinlich ohne
genügende Gründe. Wir unseres Theils können sie getrost zu einer vereinigen.

Die Tayra (Galictis barbara) ähnelt in ihrer Gestalt unseren Mardern; nur ist bei ihr der
Kopf im Verhältniß zum übrigen Körper größer und die Schnauze runder, als bei letzteren. Der
Leib ist schlank, der Hals lang und beinahe von der Dicke des Kopfes. Die Füße sind kurz, aber

Jagd auf den Vielfraß. Sein Gefangenleben.
durch die merkwürdigſten Turnkünſte, welche er auf den Aeſten ausführt, beſonders zu vergnügen.
Zuweilen ſpielt er förmlich mit den Zweigen: er ſpringt mit Leichtigkeit und ohne jede Furcht aus
ziemlichen Höhen herunter auf die Erde, hält ſich aber nicht gern dort auf, ſondern klettert entweder
an den eiſernen Stäben ſeines Käfigs oder an ſeinem Lieblingsbaume raſch wieder empor; zuweilen
rennt er in einem kurzen Galopp im Kreiſe innerhalb ſeines Käfigs umher, hält aber ab und zu
inne, um zu ſehen, ob ihm nicht einer von den Zuſchauern ein Stückchen Kuchen oder ſonſt einen
Leckerbiſſen durch das Gitter geworfen habe.

Bis jetzt ſind gefangene Vielfraße in Thiergärten und Schaubuden noch eine ſehr große
Seltenheit, und daher iſt es zu erklären, daß wir noch ſo wenig über das Leben und Weſen dieſes
Thieres wiſſen.



Jn Braſilien leben einige Arten von Raubthieren, welche zwiſchen dem Vielfraß und den eigent-
lichen Mardern ungefähr in der Mitte ſtehen. Es ſind Dies die Huronen oder Griſons (Galictis).

[Abbildung] Die Tayra (Galictis barbara).

Sie haben einen ziemlich ſchlanken Leib mit kurzen Beinen und ganz nackte Sohlen, ein kurzes
Haarkleid und einen nicht eben buſchigen Schwanz. Der ziemlich dicke Kopf iſt hinten breit und an
der Schnauze nur wenig vorgezogen; die Ohren ſind niedrig und abgerundet. Die Zehen ſind zum
Theil verbunden und mit mittellangen Krallen bewehrt. Jhre Afterdrüſen ſondern eine ſtark nach
Moſchus riechende Feuchtigkeit ab. Das Gebiß und der innere Leibesbau zeigen Eigenthümlichkeiten
ſehr untergeordneter Art, welche blos den ſtreng wiſſenſchaftlichen Forſcher beſchäftigen und von uns
deshalb übergangen werden können. Bis jetzt kennt man zwei Arten, welche ſich in Wäldern und im
Gebüſch aufhalten. Sie ſind gewandt in allen ihren Bewegungen, klettern auch ſehr geſchickt und
ſind deshalb flinke Jäger, welche kleinen und mittelgroßen Säugethieren nachſtellen, mit dem Ratel
und den Bären aber die Liebhaberei nach Honig theilen. Dieſe beiden Arten ſind die Tayra oder
Hyrare und der Griſon.

Man hat auch ſie in der letzten Zeit wieder in beſondere Sippen getrennt, wahrſcheinlich ohne
genügende Gründe. Wir unſeres Theils können ſie getroſt zu einer vereinigen.

Die Tayra (Galictis barbara) ähnelt in ihrer Geſtalt unſeren Mardern; nur iſt bei ihr der
Kopf im Verhältniß zum übrigen Körper größer und die Schnauze runder, als bei letzteren. Der
Leib iſt ſchlank, der Hals lang und beinahe von der Dicke des Kopfes. Die Füße ſind kurz, aber

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[521/0595] Jagd auf den Vielfraß. Sein Gefangenleben. durch die merkwürdigſten Turnkünſte, welche er auf den Aeſten ausführt, beſonders zu vergnügen. Zuweilen ſpielt er förmlich mit den Zweigen: er ſpringt mit Leichtigkeit und ohne jede Furcht aus ziemlichen Höhen herunter auf die Erde, hält ſich aber nicht gern dort auf, ſondern klettert entweder an den eiſernen Stäben ſeines Käfigs oder an ſeinem Lieblingsbaume raſch wieder empor; zuweilen rennt er in einem kurzen Galopp im Kreiſe innerhalb ſeines Käfigs umher, hält aber ab und zu inne, um zu ſehen, ob ihm nicht einer von den Zuſchauern ein Stückchen Kuchen oder ſonſt einen Leckerbiſſen durch das Gitter geworfen habe. Bis jetzt ſind gefangene Vielfraße in Thiergärten und Schaubuden noch eine ſehr große Seltenheit, und daher iſt es zu erklären, daß wir noch ſo wenig über das Leben und Weſen dieſes Thieres wiſſen. Jn Braſilien leben einige Arten von Raubthieren, welche zwiſchen dem Vielfraß und den eigent- lichen Mardern ungefähr in der Mitte ſtehen. Es ſind Dies die Huronen oder Griſons (Galictis). [Abbildung Die Tayra (Galictis barbara).] Sie haben einen ziemlich ſchlanken Leib mit kurzen Beinen und ganz nackte Sohlen, ein kurzes Haarkleid und einen nicht eben buſchigen Schwanz. Der ziemlich dicke Kopf iſt hinten breit und an der Schnauze nur wenig vorgezogen; die Ohren ſind niedrig und abgerundet. Die Zehen ſind zum Theil verbunden und mit mittellangen Krallen bewehrt. Jhre Afterdrüſen ſondern eine ſtark nach Moſchus riechende Feuchtigkeit ab. Das Gebiß und der innere Leibesbau zeigen Eigenthümlichkeiten ſehr untergeordneter Art, welche blos den ſtreng wiſſenſchaftlichen Forſcher beſchäftigen und von uns deshalb übergangen werden können. Bis jetzt kennt man zwei Arten, welche ſich in Wäldern und im Gebüſch aufhalten. Sie ſind gewandt in allen ihren Bewegungen, klettern auch ſehr geſchickt und ſind deshalb flinke Jäger, welche kleinen und mittelgroßen Säugethieren nachſtellen, mit dem Ratel und den Bären aber die Liebhaberei nach Honig theilen. Dieſe beiden Arten ſind die Tayra oder Hyrare und der Griſon. Man hat auch ſie in der letzten Zeit wieder in beſondere Sippen getrennt, wahrſcheinlich ohne genügende Gründe. Wir unſeres Theils können ſie getroſt zu einer vereinigen. Die Tayra (Galictis barbara) ähnelt in ihrer Geſtalt unſeren Mardern; nur iſt bei ihr der Kopf im Verhältniß zum übrigen Körper größer und die Schnauze runder, als bei letzteren. Der Leib iſt ſchlank, der Hals lang und beinahe von der Dicke des Kopfes. Die Füße ſind kurz, aber

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/595>, abgerufen am 25.11.2024.