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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Aeußeres. Benehmen. Hundsigel und Schweinsigel.
hauptsächlichste Kennzeichen in der spitzern Schnauze, der hellern Färbung und der bedeutendern
Größe liegen sollen. Diese Unterschiede beruhen offenbar blos auf zufälligen Eigenthümlichkeiten;
auch sind die Ansichten der so fein unterscheidenden naturkundigen Alleswisser keineswegs dieselben,
und wenn man der Sache genau auf den Grund geht, wird man regelmäßig mit geheimnißvollen
Bemerkungen abgespeist, aus denen, trotz aller Bemühungen, kein Sinn zu entnehmen ist. "Jch
erinnere mich noch sehr wohl," sagt Vogt, "daß mir die Bauern in der Wetterau, in dem Geburts-
dorfe meines Vaters, wo wir gewöhnlich die Ferien zubrachten, mit Abscheu von den Franzosen
erzählten, sie hätten sogar Hundsigel am Spieße gebraten und mit großer Befriedigung verzehrt.
[Abbildung] Der Jgel (Erinaceus europaeus).
Wir suchten damals alle Jgel zusammen, deren wir habhaft werden konnten, um den Unterschied
kennen zu lernen; der alte Bauer aber, der unser Orakel war, erklärte sie insgesammt für uneßbare
Hundsigel und fügte endlich mit boshaftem Lächeln hinzu, daß die Schweinsigel wohl viel eher an
anderen Orten, als im Felde zu finden seien."

Unser Jgel ist ein in Europa sehr bekanntes Thier. Seine Verbreitung erstreckt sich nicht blos
über den ganzen Erdtheil, mit Ausnahme der kältesten Länder, sondern auch über einen Theil von
Asien: man findet ihn in Syrien, und zwar in einem Zustande, welcher von großer Behäbigkeit zeigt;
denn er erlangt dort, wie in der Krim, eine viel bedeutendere Größe, als bei uns. Jn den europäischen
Alpen kommt er bis zum Krummholzgürtel, einzeln bis über 6000 Fuß hinauf vor; im Kankasus

Aeußeres. Benehmen. Hundsigel und Schweinsigel.
hauptſächlichſte Kennzeichen in der ſpitzern Schnauze, der hellern Färbung und der bedeutendern
Größe liegen ſollen. Dieſe Unterſchiede beruhen offenbar blos auf zufälligen Eigenthümlichkeiten;
auch ſind die Anſichten der ſo fein unterſcheidenden naturkundigen Alleswiſſer keineswegs dieſelben,
und wenn man der Sache genau auf den Grund geht, wird man regelmäßig mit geheimnißvollen
Bemerkungen abgeſpeiſt, aus denen, trotz aller Bemühungen, kein Sinn zu entnehmen iſt. „Jch
erinnere mich noch ſehr wohl,‟ ſagt Vogt, „daß mir die Bauern in der Wetterau, in dem Geburts-
dorfe meines Vaters, wo wir gewöhnlich die Ferien zubrachten, mit Abſcheu von den Franzoſen
erzählten, ſie hätten ſogar Hundsigel am Spieße gebraten und mit großer Befriedigung verzehrt.
[Abbildung] Der Jgel (Erinaceus europaeus).
Wir ſuchten damals alle Jgel zuſammen, deren wir habhaft werden konnten, um den Unterſchied
kennen zu lernen; der alte Bauer aber, der unſer Orakel war, erklärte ſie insgeſammt für uneßbare
Hundsigel und fügte endlich mit boshaftem Lächeln hinzu, daß die Schweinsigel wohl viel eher an
anderen Orten, als im Felde zu finden ſeien.‟

Unſer Jgel iſt ein in Europa ſehr bekanntes Thier. Seine Verbreitung erſtreckt ſich nicht blos
über den ganzen Erdtheil, mit Ausnahme der kälteſten Länder, ſondern auch über einen Theil von
Aſien: man findet ihn in Syrien, und zwar in einem Zuſtande, welcher von großer Behäbigkeit zeigt;
denn er erlangt dort, wie in der Krim, eine viel bedeutendere Größe, als bei uns. Jn den europäiſchen
Alpen kommt er bis zum Krummholzgürtel, einzeln bis über 6000 Fuß hinauf vor; im Kankaſus

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[649/0727] Aeußeres. Benehmen. Hundsigel und Schweinsigel. hauptſächlichſte Kennzeichen in der ſpitzern Schnauze, der hellern Färbung und der bedeutendern Größe liegen ſollen. Dieſe Unterſchiede beruhen offenbar blos auf zufälligen Eigenthümlichkeiten; auch ſind die Anſichten der ſo fein unterſcheidenden naturkundigen Alleswiſſer keineswegs dieſelben, und wenn man der Sache genau auf den Grund geht, wird man regelmäßig mit geheimnißvollen Bemerkungen abgeſpeiſt, aus denen, trotz aller Bemühungen, kein Sinn zu entnehmen iſt. „Jch erinnere mich noch ſehr wohl,‟ ſagt Vogt, „daß mir die Bauern in der Wetterau, in dem Geburts- dorfe meines Vaters, wo wir gewöhnlich die Ferien zubrachten, mit Abſcheu von den Franzoſen erzählten, ſie hätten ſogar Hundsigel am Spieße gebraten und mit großer Befriedigung verzehrt. [Abbildung Der Jgel (Erinaceus europaeus).] Wir ſuchten damals alle Jgel zuſammen, deren wir habhaft werden konnten, um den Unterſchied kennen zu lernen; der alte Bauer aber, der unſer Orakel war, erklärte ſie insgeſammt für uneßbare Hundsigel und fügte endlich mit boshaftem Lächeln hinzu, daß die Schweinsigel wohl viel eher an anderen Orten, als im Felde zu finden ſeien.‟ Unſer Jgel iſt ein in Europa ſehr bekanntes Thier. Seine Verbreitung erſtreckt ſich nicht blos über den ganzen Erdtheil, mit Ausnahme der kälteſten Länder, ſondern auch über einen Theil von Aſien: man findet ihn in Syrien, und zwar in einem Zuſtande, welcher von großer Behäbigkeit zeigt; denn er erlangt dort, wie in der Krim, eine viel bedeutendere Größe, als bei uns. Jn den europäiſchen Alpen kommt er bis zum Krummholzgürtel, einzeln bis über 6000 Fuß hinauf vor; im Kankaſus

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/727>, abgerufen am 24.11.2024.