Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.Beschreibung derselben. welchem ihn außer den angegebenen Merkmalen der gestrecktere Körper hinlänglich unterscheidet. Beiweitem das Merkwürdigste am ganzen Thiere ist der Kopf und an diesem wieder die lange Schnauze, welche in einem kurzen, dünnen Rüssel endigt, an dessen Vorderseite sich die Nasenlöcher befinden. Sie sind von einer ganz eigenthümlichen, sternförmigen Einfassung kleiner, spitzer und sehr beweglicher Knorpelfortsätze umgeben, welche das Thier nach Willkür auszubreiten oder zusammenzulegen vermag, und zwar in so ausgedehntem Grade, daß es ebensogut einen schönen Stern herstellen, als die Nasen- löcher vollkommen verschließen kann. Dieser Nasenstern besteht aus sechzehn größeren Knorpelstrahlen, von denen sich jederseits acht an den Seiten befinden, sowie aus vier kleineren, von denen zwei oben und zwei unten am Sterne stehen. Bis jetzt weiß man noch nicht gewiß, ob die Zahl dieser Fortsätze bei allen Sternmullen ständig dieselbe ist oder ob sie abweicht, und somit kann man auch noch nicht entscheiden, ob die Arten, welche einige Naturforscher aufgestellt haben, als wissenschaftlich begründet [Abbildung]
Der gemeine Sternmull (Condylura cristata). anzusehen sind oder nicht. Eine Art, welche Harlan unter dem Namen Condylura macrura be-schrieb, soll nach Audubons Meinung der Sternmull während der Rollzeit sein. Letzterer Forscher glaubt wahrgenommen zu haben, daß sich der Schwanz um diese Zeit bedeutend verlängere und ver- dicke. Jch kann nicht umhin, zu bemerken, daß diese Behauptung noch sehr des Beweises bedarf. Die Behaarung des Sternmulls ist kurz, weich, sammtartig und anliegend, wie bei unserm Jn der Lebensweise gleichen die Sternmulle den europäischen Maulwürfen vollständig. Sie Beſchreibung derſelben. welchem ihn außer den angegebenen Merkmalen der geſtrecktere Körper hinlänglich unterſcheidet. Beiweitem das Merkwürdigſte am ganzen Thiere iſt der Kopf und an dieſem wieder die lange Schnauze, welche in einem kurzen, dünnen Rüſſel endigt, an deſſen Vorderſeite ſich die Naſenlöcher befinden. Sie ſind von einer ganz eigenthümlichen, ſternförmigen Einfaſſung kleiner, ſpitzer und ſehr beweglicher Knorpelfortſätze umgeben, welche das Thier nach Willkür auszubreiten oder zuſammenzulegen vermag, und zwar in ſo ausgedehntem Grade, daß es ebenſogut einen ſchönen Stern herſtellen, als die Naſen- löcher vollkommen verſchließen kann. Dieſer Naſenſtern beſteht aus ſechzehn größeren Knorpelſtrahlen, von denen ſich jederſeits acht an den Seiten befinden, ſowie aus vier kleineren, von denen zwei oben und zwei unten am Sterne ſtehen. Bis jetzt weiß man noch nicht gewiß, ob die Zahl dieſer Fortſätze bei allen Sternmullen ſtändig dieſelbe iſt oder ob ſie abweicht, und ſomit kann man auch noch nicht entſcheiden, ob die Arten, welche einige Naturforſcher aufgeſtellt haben, als wiſſenſchaftlich begründet [Abbildung]
Der gemeine Sternmull (Condylura cristata). anzuſehen ſind oder nicht. Eine Art, welche Harlan unter dem Namen Condylura macrura be-ſchrieb, ſoll nach Audubons Meinung der Sternmull während der Rollzeit ſein. Letzterer Forſcher glaubt wahrgenommen zu haben, daß ſich der Schwanz um dieſe Zeit bedeutend verlängere und ver- dicke. Jch kann nicht umhin, zu bemerken, daß dieſe Behauptung noch ſehr des Beweiſes bedarf. Die Behaarung des Sternmulls iſt kurz, weich, ſammtartig und anliegend, wie bei unſerm Jn der Lebensweiſe gleichen die Sternmulle den europäiſchen Maulwürfen vollſtändig. Sie <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0771" n="693"/><fw place="top" type="header">Beſchreibung derſelben.</fw><lb/> welchem ihn außer den angegebenen Merkmalen der geſtrecktere Körper hinlänglich unterſcheidet. Bei<lb/> weitem das Merkwürdigſte am ganzen Thiere iſt der Kopf und an dieſem wieder die lange Schnauze,<lb/> welche in einem kurzen, dünnen Rüſſel endigt, an deſſen Vorderſeite ſich die Naſenlöcher befinden.<lb/> Sie ſind von einer ganz eigenthümlichen, ſternförmigen Einfaſſung kleiner, ſpitzer und ſehr beweglicher<lb/> Knorpelfortſätze umgeben, welche das Thier nach Willkür auszubreiten oder zuſammenzulegen vermag,<lb/> und zwar in ſo ausgedehntem Grade, daß es ebenſogut einen ſchönen Stern herſtellen, als die Naſen-<lb/> löcher vollkommen verſchließen kann. Dieſer Naſenſtern beſteht aus ſechzehn größeren Knorpelſtrahlen,<lb/> von denen ſich jederſeits acht an den Seiten befinden, ſowie aus vier kleineren, von denen zwei oben<lb/> und zwei unten am Sterne ſtehen. Bis jetzt weiß man noch nicht gewiß, ob die Zahl dieſer Fortſätze<lb/> bei allen Sternmullen ſtändig dieſelbe iſt oder ob ſie abweicht, und ſomit kann man auch noch nicht<lb/> entſcheiden, ob die Arten, welche einige Naturforſcher aufgeſtellt haben, als wiſſenſchaftlich begründet<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der gemeine Sternmull</hi> (<hi rendition="#aq">Condylura cristata</hi>).</hi></head></figure><lb/> anzuſehen ſind oder nicht. Eine Art, welche <hi rendition="#g">Harlan</hi> unter dem Namen <hi rendition="#aq">Condylura macrura</hi> be-<lb/> ſchrieb, ſoll nach <hi rendition="#g">Audubons</hi> Meinung der Sternmull während der Rollzeit ſein. Letzterer Forſcher<lb/> glaubt wahrgenommen zu haben, daß ſich der Schwanz um dieſe Zeit bedeutend verlängere und ver-<lb/> dicke. Jch kann nicht umhin, zu bemerken, daß dieſe Behauptung noch ſehr des Beweiſes bedarf.</p><lb/> <p>Die Behaarung des Sternmulls iſt kurz, weich, ſammtartig und anliegend, wie bei unſerm<lb/> Maulwurf; ihre Färbung iſt ſchieferſchwarz mit lichtbräunlichem Anfluge, am Rücken aber etwas<lb/> dunkler, als unten und an den Seiten. Eine andere Art oder Abart iſt prächtig ſmaragdfarben<lb/> und hat zweiundzwanzig Naſenknorpel. Eine dritte Art iſt bräunlichſchwarz mit zwanzig Naſen-<lb/> knorpeln u. ſ. w.</p><lb/> <p>Jn der Lebensweiſe gleichen die Sternmulle den europäiſchen Maulwürfen vollſtändig. Sie<lb/> graben ſich ähnliche Gänge unter der Erde, werfen Haufen auf und leben von Kerbthieren, wie dieſe.<lb/> Die Jungen, welche Audubon fand, zeigten noch keine Spur der Anhängſel an ihrer Naſe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [693/0771]
Beſchreibung derſelben.
welchem ihn außer den angegebenen Merkmalen der geſtrecktere Körper hinlänglich unterſcheidet. Bei
weitem das Merkwürdigſte am ganzen Thiere iſt der Kopf und an dieſem wieder die lange Schnauze,
welche in einem kurzen, dünnen Rüſſel endigt, an deſſen Vorderſeite ſich die Naſenlöcher befinden.
Sie ſind von einer ganz eigenthümlichen, ſternförmigen Einfaſſung kleiner, ſpitzer und ſehr beweglicher
Knorpelfortſätze umgeben, welche das Thier nach Willkür auszubreiten oder zuſammenzulegen vermag,
und zwar in ſo ausgedehntem Grade, daß es ebenſogut einen ſchönen Stern herſtellen, als die Naſen-
löcher vollkommen verſchließen kann. Dieſer Naſenſtern beſteht aus ſechzehn größeren Knorpelſtrahlen,
von denen ſich jederſeits acht an den Seiten befinden, ſowie aus vier kleineren, von denen zwei oben
und zwei unten am Sterne ſtehen. Bis jetzt weiß man noch nicht gewiß, ob die Zahl dieſer Fortſätze
bei allen Sternmullen ſtändig dieſelbe iſt oder ob ſie abweicht, und ſomit kann man auch noch nicht
entſcheiden, ob die Arten, welche einige Naturforſcher aufgeſtellt haben, als wiſſenſchaftlich begründet
[Abbildung Der gemeine Sternmull (Condylura cristata).]
anzuſehen ſind oder nicht. Eine Art, welche Harlan unter dem Namen Condylura macrura be-
ſchrieb, ſoll nach Audubons Meinung der Sternmull während der Rollzeit ſein. Letzterer Forſcher
glaubt wahrgenommen zu haben, daß ſich der Schwanz um dieſe Zeit bedeutend verlängere und ver-
dicke. Jch kann nicht umhin, zu bemerken, daß dieſe Behauptung noch ſehr des Beweiſes bedarf.
Die Behaarung des Sternmulls iſt kurz, weich, ſammtartig und anliegend, wie bei unſerm
Maulwurf; ihre Färbung iſt ſchieferſchwarz mit lichtbräunlichem Anfluge, am Rücken aber etwas
dunkler, als unten und an den Seiten. Eine andere Art oder Abart iſt prächtig ſmaragdfarben
und hat zweiundzwanzig Naſenknorpel. Eine dritte Art iſt bräunlichſchwarz mit zwanzig Naſen-
knorpeln u. ſ. w.
Jn der Lebensweiſe gleichen die Sternmulle den europäiſchen Maulwürfen vollſtändig. Sie
graben ſich ähnliche Gänge unter der Erde, werfen Haufen auf und leben von Kerbthieren, wie dieſe.
Die Jungen, welche Audubon fand, zeigten noch keine Spur der Anhängſel an ihrer Naſe.
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