det man in solchen Nestern 4 bis 7 Junge, welche bald groß werden und von Anfang an den Alten ähneln. Jn der Gefangenschaft kann man sie leicht erhalten. Sie lebt auch hier friedlich mit anderen Artverwandten zusammen. "Jch hielt," sagt Blasius, "eine Erdmaus in demselben Behälter mit einer Waldwühlmaus und einer Feldmaus zusammen. Jede grub sich in der Erde des Behälters eine besondere Röhre aus, veränderte dieselbe aber tagtäglich. Jn diese Röhren legten sich die Mäuse zum Schlafen oder flüchteten dahinein, wenn sie erschreckt wurden. Um zu fressen und sich zu putzen, saßen sie draußen und liebten es auch, ganz beschaulich die warme Sonne zu genießen. Am meisten nächtlicher Natur schien die Feldmaus zu sein. Sie trieb sich noch beweglich umher, wenn die anderen lange ruhten. Doch kamen auch diese in der Nacht von Zeit zu Zeit wieder zum Vorschein. Einen mehr als etliche Stunden langen, ununterbrochenen Schlaf habe ich bei keiner beobachtet."
Von den genannten Mäusen unterscheiden sich die eigentlichen Feldmäuse, welche in Europa und dem nördlichen Asien in mehreren Arten vorkommen, hauptsächlich durch das Gebiß. Bei uns
[Abbildung]
Die gemeine Feldmaus (Arvicola arvalis).
finden sich zwei wahre Feldmäuse und zwei Wiesenmäuse, von denen je eine ausführlicher beschrieben zu werden verdient.
Die gemeine Feldmaus (Arvicola arvalis) wird 41/2 bis 51/2 Zoll lang; hiervon nimmt der Schwanz 11/4 bis 11/2 Zoll weg. Der Pelz ist undeutlich zweifarbig, auf der Oberseite gelblichgrau, an den Seiten heller, die Unterseite ist schmuzig rostweißlich; die Füße sind reiner weiß.
Ganz Mittel- und ein Theil Nordeuropas, sowie der westliche Theil von Mittel- und Nord- asien sind die Heimat dieses kleinen und für den menschlichen Haushalt so überaus bedeutsamen Geschöpfes. Jn Europa reicht die Feldmaus bis in die nördlichen Provinzen Rußlands, in Asien südlich bis nach Persien, westlich bis jenseits des Ob. Jn Jrland, auf Jsland, Korsika, Sardi- nien und Sicilien fehlt sie ganz. Sie gehört ebensowohl der Ebene, wie dem Gebirge an, obgleich
Die gemeine Feldmaus.
det man in ſolchen Neſtern 4 bis 7 Junge, welche bald groß werden und von Anfang an den Alten ähneln. Jn der Gefangenſchaft kann man ſie leicht erhalten. Sie lebt auch hier friedlich mit anderen Artverwandten zuſammen. „Jch hielt,‟ ſagt Blaſius, „eine Erdmaus in demſelben Behälter mit einer Waldwühlmaus und einer Feldmaus zuſammen. Jede grub ſich in der Erde des Behälters eine beſondere Röhre aus, veränderte dieſelbe aber tagtäglich. Jn dieſe Röhren legten ſich die Mäuſe zum Schlafen oder flüchteten dahinein, wenn ſie erſchreckt wurden. Um zu freſſen und ſich zu putzen, ſaßen ſie draußen und liebten es auch, ganz beſchaulich die warme Sonne zu genießen. Am meiſten nächtlicher Natur ſchien die Feldmaus zu ſein. Sie trieb ſich noch beweglich umher, wenn die anderen lange ruhten. Doch kamen auch dieſe in der Nacht von Zeit zu Zeit wieder zum Vorſchein. Einen mehr als etliche Stunden langen, ununterbrochenen Schlaf habe ich bei keiner beobachtet.‟
Von den genannten Mäuſen unterſcheiden ſich die eigentlichen Feldmäuſe, welche in Europa und dem nördlichen Aſien in mehreren Arten vorkommen, hauptſächlich durch das Gebiß. Bei uns
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Die gemeine Feldmaus (Arvicola arvalis).
finden ſich zwei wahre Feldmäuſe und zwei Wieſenmäuſe, von denen je eine ausführlicher beſchrieben zu werden verdient.
Die gemeine Feldmaus (Arvicola arvalis) wird 4½ bis 5½ Zoll lang; hiervon nimmt der Schwanz 1¼ bis 1½ Zoll weg. Der Pelz iſt undeutlich zweifarbig, auf der Oberſeite gelblichgrau, an den Seiten heller, die Unterſeite iſt ſchmuzig roſtweißlich; die Füße ſind reiner weiß.
Ganz Mittel- und ein Theil Nordeuropas, ſowie der weſtliche Theil von Mittel- und Nord- aſien ſind die Heimat dieſes kleinen und für den menſchlichen Haushalt ſo überaus bedeutſamen Geſchöpfes. Jn Europa reicht die Feldmaus bis in die nördlichen Provinzen Rußlands, in Aſien ſüdlich bis nach Perſien, weſtlich bis jenſeits des Ob. Jn Jrland, auf Jsland, Korſika, Sardi- nien und Sicilien fehlt ſie ganz. Sie gehört ebenſowohl der Ebene, wie dem Gebirge an, obgleich
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Die gemeine Feldmaus.
det man in ſolchen Neſtern 4 bis 7 Junge, welche bald groß werden und von Anfang an den Alten
ähneln. Jn der Gefangenſchaft kann man ſie leicht erhalten. Sie lebt auch hier friedlich mit anderen
Artverwandten zuſammen. „Jch hielt,‟ ſagt Blaſius, „eine Erdmaus in demſelben Behälter mit
einer Waldwühlmaus und einer Feldmaus zuſammen. Jede grub ſich in der Erde des Behälters
eine beſondere Röhre aus, veränderte dieſelbe aber tagtäglich. Jn dieſe Röhren legten ſich die Mäuſe
zum Schlafen oder flüchteten dahinein, wenn ſie erſchreckt wurden. Um zu freſſen und ſich zu putzen,
ſaßen ſie draußen und liebten es auch, ganz beſchaulich die warme Sonne zu genießen. Am meiſten
nächtlicher Natur ſchien die Feldmaus zu ſein. Sie trieb ſich noch beweglich umher, wenn die anderen
lange ruhten. Doch kamen auch dieſe in der Nacht von Zeit zu Zeit wieder zum Vorſchein. Einen
mehr als etliche Stunden langen, ununterbrochenen Schlaf habe ich bei keiner beobachtet.‟
Von den genannten Mäuſen unterſcheiden ſich die eigentlichen Feldmäuſe, welche in Europa
und dem nördlichen Aſien in mehreren Arten vorkommen, hauptſächlich durch das Gebiß. Bei uns
[Abbildung Die gemeine Feldmaus (Arvicola arvalis).]
finden ſich zwei wahre Feldmäuſe und zwei Wieſenmäuſe, von denen je eine ausführlicher beſchrieben
zu werden verdient.
Die gemeine Feldmaus (Arvicola arvalis) wird 4½ bis 5½ Zoll lang; hiervon nimmt der
Schwanz 1¼ bis 1½ Zoll weg. Der Pelz iſt undeutlich zweifarbig, auf der Oberſeite gelblichgrau,
an den Seiten heller, die Unterſeite iſt ſchmuzig roſtweißlich; die Füße ſind reiner weiß.
Ganz Mittel- und ein Theil Nordeuropas, ſowie der weſtliche Theil von Mittel- und Nord-
aſien ſind die Heimat dieſes kleinen und für den menſchlichen Haushalt ſo überaus bedeutſamen
Geſchöpfes. Jn Europa reicht die Feldmaus bis in die nördlichen Provinzen Rußlands, in Aſien
ſüdlich bis nach Perſien, weſtlich bis jenſeits des Ob. Jn Jrland, auf Jsland, Korſika, Sardi-
nien und Sicilien fehlt ſie ganz. Sie gehört ebenſowohl der Ebene, wie dem Gebirge an, obgleich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/175>, abgerufen am 29.11.2024.
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