jetziger Stubengenosse sich ein Loch durch die Dielen zu schneiden; im Käfige aber hat er nie daran gedacht, seine scharfen Nagezähne zu etwas Anderem, als zum Fressen zu gebrauchen.
Gegen ihren Pfleger benimmt sich die Springmaus sehr liebenswürdig. Niemals fällt es ihr ein, Den zu beißen, welcher sie aufhebt. Man darf sie berühren, streicheln, umhertragen: sie läßt sich Alles gefallen. Nur wenn man ihr abends den Finger durch das Gitter hält, faßt sie denselben zu- weilen und schabt mit den Zähnen ein wenig an der Spitze, wahrscheinlich weil sie glaubt, daß man ihr irgend Etwas zum Fressen reichen wolle. Zu einem ernstlichen Beißen aber kommt es auch dann nicht. Man könnte, glaube ich, die Springmaus in jedem Putzzimmer halten, so groß ist ihre Gutmüthigkeit, Harmlosigkeit und Reinlichkeit. Ob sie ihren Pfleger von anderen Leuten unterscheiden lernt, steht dahin. Fast scheint es mir, als ob meine letzte Gefangene mich vor Anderen bevorzuge. Eins ist sicher: gegen Liebkosungen ist sie sehr empfänglich. Nichts ist ihr unangenehmer, als wenn ich sie in der Lust ihrer abendlichen Lustwandlungen außerhalb des Käfigs störe, und nur höchst ungern bleibt sie dann in meiner Hand. Setze ich sie aber auf die eine Hand, und streichle ich sie sanft mit dem Finger: so schließt sie entzückt die Augen zur Hälfte, rührt minutenlang kein Glied und vergißt Freiheit und alles Andere.
Sie ist mäßig, braucht aber viel Nahrung, weil sie von jedem Nährstoffe nur ein kleines Wenig frißt. Jhre Losung ähnelt der mancher Mäuse. Jhr Harn hinterläßt gar keinen üblen Geruch; seine Menge ist dazu auch viel zu gering. Jm Sande bemerkt man überhaupt Nichts von den natürlichen Ausleerungen des Thieres. --
Der Nutzen, welchen die Springmäuse bringen, ist nicht unbedeutend. Die Araber essen ihr ziemlich schmackloses Fleisch sehr gern und bereiten sich wohl auch aus den glänzenden Fellen kleine Pelze für Kinder und Frauen oder verwenden sie sonst zur Verzierung von Sätteln, zum Besatz von Decken etc. Die Felle werden, je länger sie getragen werden, um so schöner und glänzender; doch nutzen sich die Haare sehr bald ab, und auch die Häute zerreißen nach kurzem Gebrauch an vielen Stellen. Schaden bringen die Springmäuse natürlich nicht, sie nutzen höchstens diejenige Stelle der Wüste aus, welche sonst von keinem anderen Geschöpfe besucht wird.
Der Bau des Schädels, der Zähne und hauptsächlich der Hinterfüße unterscheiden die Sand- springer (Scirtetes) von den eigentlichen Springmäusen. Noch ist ein langer und starker Mittel- fußknochen vorhanden; aber zu seinen beiden Seiten liegen kleinere, welche Afterzehen tragen. Hierdurch wird der Hinterfuß eigentlich fünfzehig: der große Knochen trägt drei Zehen und die beiden je eine. Der Schädel ist hinten schmäler und etwas gerundeter, als bei den wahren Springmäusen. An den Nagezähnen fehlt die Rinne an der Vorderfläche; die Backzähne sind tiefer und vielfacher gefaltet. Jm übrigen ähneln die Sandspringer ihren Verwandten vollständig; theilweise bewohnen sie mit ihnen auch dasselbe Vaterland.
Durch die vorzüglichen Beschreibungen von Pallas, Brandt und Anderen ist uns namentlich der Pferdespringer (Scirtetes Jaculus) bekannt geworden. Das Thier hat ungefähr Eichhörnchengröße, sein Leib ist 7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll lang; die Ohren haben Kopfeslänge. Die Pelzfärbung des Pferdespringers ist im allgemeinen die seiner übrigen Verwandten. Die Oberseite ist röthlich gelb mit schwach graulichem Anfluge; die Seiten- und Oberschenkel sind etwas heller; die Unterseite und die Beine innen weiß. Ein länglicher, fast streifenähnlicher weißer Flecken, welcher scharf von der Grundfarbe absticht, zieht sich von den oberen Schenkeln bis zum Schwanz; ein ähnlicher verläuft vorn über die Hinterbeine. Der Schwanz ist röthlich gelb bis zur Quaste; diese ist in der ersten Hälfte schwarz, in der zweiten Spitze weiß, deutlich pfeilartig gezeichnet.
Der Pferdespringer oder Alakdaga gehört unbedingt zu den zierlichsten Thieren aus der ganzen Familie. Die eigenthümlichen Formen derselben treten bei ihm in besonderer Zartheit her-
Die Sandſpringer. — Der Pferdeſpringer.
jetziger Stubengenoſſe ſich ein Loch durch die Dielen zu ſchneiden; im Käfige aber hat er nie daran gedacht, ſeine ſcharfen Nagezähne zu etwas Anderem, als zum Freſſen zu gebrauchen.
Gegen ihren Pfleger benimmt ſich die Springmaus ſehr liebenswürdig. Niemals fällt es ihr ein, Den zu beißen, welcher ſie aufhebt. Man darf ſie berühren, ſtreicheln, umhertragen: ſie läßt ſich Alles gefallen. Nur wenn man ihr abends den Finger durch das Gitter hält, faßt ſie denſelben zu- weilen und ſchabt mit den Zähnen ein wenig an der Spitze, wahrſcheinlich weil ſie glaubt, daß man ihr irgend Etwas zum Freſſen reichen wolle. Zu einem ernſtlichen Beißen aber kommt es auch dann nicht. Man könnte, glaube ich, die Springmaus in jedem Putzzimmer halten, ſo groß iſt ihre Gutmüthigkeit, Harmloſigkeit und Reinlichkeit. Ob ſie ihren Pfleger von anderen Leuten unterſcheiden lernt, ſteht dahin. Faſt ſcheint es mir, als ob meine letzte Gefangene mich vor Anderen bevorzuge. Eins iſt ſicher: gegen Liebkoſungen iſt ſie ſehr empfänglich. Nichts iſt ihr unangenehmer, als wenn ich ſie in der Luſt ihrer abendlichen Luſtwandlungen außerhalb des Käfigs ſtöre, und nur höchſt ungern bleibt ſie dann in meiner Hand. Setze ich ſie aber auf die eine Hand, und ſtreichle ich ſie ſanft mit dem Finger: ſo ſchließt ſie entzückt die Augen zur Hälfte, rührt minutenlang kein Glied und vergißt Freiheit und alles Andere.
Sie iſt mäßig, braucht aber viel Nahrung, weil ſie von jedem Nährſtoffe nur ein kleines Wenig frißt. Jhre Loſung ähnelt der mancher Mäuſe. Jhr Harn hinterläßt gar keinen üblen Geruch; ſeine Menge iſt dazu auch viel zu gering. Jm Sande bemerkt man überhaupt Nichts von den natürlichen Ausleerungen des Thieres. —
Der Nutzen, welchen die Springmäuſe bringen, iſt nicht unbedeutend. Die Araber eſſen ihr ziemlich ſchmackloſes Fleiſch ſehr gern und bereiten ſich wohl auch aus den glänzenden Fellen kleine Pelze für Kinder und Frauen oder verwenden ſie ſonſt zur Verzierung von Sätteln, zum Beſatz von Decken ꝛc. Die Felle werden, je länger ſie getragen werden, um ſo ſchöner und glänzender; doch nutzen ſich die Haare ſehr bald ab, und auch die Häute zerreißen nach kurzem Gebrauch an vielen Stellen. Schaden bringen die Springmäuſe natürlich nicht, ſie nutzen höchſtens diejenige Stelle der Wüſte aus, welche ſonſt von keinem anderen Geſchöpfe beſucht wird.
Der Bau des Schädels, der Zähne und hauptſächlich der Hinterfüße unterſcheiden die Sand- ſpringer (Scirtetes) von den eigentlichen Springmäuſen. Noch iſt ein langer und ſtarker Mittel- fußknochen vorhanden; aber zu ſeinen beiden Seiten liegen kleinere, welche Afterzehen tragen. Hierdurch wird der Hinterfuß eigentlich fünfzehig: der große Knochen trägt drei Zehen und die beiden je eine. Der Schädel iſt hinten ſchmäler und etwas gerundeter, als bei den wahren Springmäuſen. An den Nagezähnen fehlt die Rinne an der Vorderfläche; die Backzähne ſind tiefer und vielfacher gefaltet. Jm übrigen ähneln die Sandſpringer ihren Verwandten vollſtändig; theilweiſe bewohnen ſie mit ihnen auch daſſelbe Vaterland.
Durch die vorzüglichen Beſchreibungen von Pallas, Brandt und Anderen iſt uns namentlich der Pferdeſpringer (Scirtetes Jaculus) bekannt geworden. Das Thier hat ungefähr Eichhörnchengröße, ſein Leib iſt 7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll lang; die Ohren haben Kopfeslänge. Die Pelzfärbung des Pferdeſpringers iſt im allgemeinen die ſeiner übrigen Verwandten. Die Oberſeite iſt röthlich gelb mit ſchwach graulichem Anfluge; die Seiten- und Oberſchenkel ſind etwas heller; die Unterſeite und die Beine innen weiß. Ein länglicher, faſt ſtreifenähnlicher weißer Flecken, welcher ſcharf von der Grundfarbe abſticht, zieht ſich von den oberen Schenkeln bis zum Schwanz; ein ähnlicher verläuft vorn über die Hinterbeine. Der Schwanz iſt röthlich gelb bis zur Quaſte; dieſe iſt in der erſten Hälfte ſchwarz, in der zweiten Spitze weiß, deutlich pfeilartig gezeichnet.
Der Pferdeſpringer oder Alakdaga gehört unbedingt zu den zierlichſten Thieren aus der ganzen Familie. Die eigenthümlichen Formen derſelben treten bei ihm in beſonderer Zartheit her-
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[188/0204]
Die Sandſpringer. — Der Pferdeſpringer.
jetziger Stubengenoſſe ſich ein Loch durch die Dielen zu ſchneiden; im Käfige aber hat er nie daran
gedacht, ſeine ſcharfen Nagezähne zu etwas Anderem, als zum Freſſen zu gebrauchen.
Gegen ihren Pfleger benimmt ſich die Springmaus ſehr liebenswürdig. Niemals fällt es ihr
ein, Den zu beißen, welcher ſie aufhebt. Man darf ſie berühren, ſtreicheln, umhertragen: ſie läßt
ſich Alles gefallen. Nur wenn man ihr abends den Finger durch das Gitter hält, faßt ſie denſelben zu-
weilen und ſchabt mit den Zähnen ein wenig an der Spitze, wahrſcheinlich weil ſie glaubt, daß man ihr
irgend Etwas zum Freſſen reichen wolle. Zu einem ernſtlichen Beißen aber kommt es auch dann nicht.
Man könnte, glaube ich, die Springmaus in jedem Putzzimmer halten, ſo groß iſt ihre Gutmüthigkeit,
Harmloſigkeit und Reinlichkeit. Ob ſie ihren Pfleger von anderen Leuten unterſcheiden lernt, ſteht
dahin. Faſt ſcheint es mir, als ob meine letzte Gefangene mich vor Anderen bevorzuge. Eins iſt ſicher:
gegen Liebkoſungen iſt ſie ſehr empfänglich. Nichts iſt ihr unangenehmer, als wenn ich ſie in der
Luſt ihrer abendlichen Luſtwandlungen außerhalb des Käfigs ſtöre, und nur höchſt ungern bleibt ſie
dann in meiner Hand. Setze ich ſie aber auf die eine Hand, und ſtreichle ich ſie ſanft mit dem Finger:
ſo ſchließt ſie entzückt die Augen zur Hälfte, rührt minutenlang kein Glied und vergißt Freiheit und
alles Andere.
Sie iſt mäßig, braucht aber viel Nahrung, weil ſie von jedem Nährſtoffe nur ein kleines Wenig
frißt. Jhre Loſung ähnelt der mancher Mäuſe. Jhr Harn hinterläßt gar keinen üblen Geruch; ſeine
Menge iſt dazu auch viel zu gering. Jm Sande bemerkt man überhaupt Nichts von den natürlichen
Ausleerungen des Thieres. —
Der Nutzen, welchen die Springmäuſe bringen, iſt nicht unbedeutend. Die Araber eſſen ihr
ziemlich ſchmackloſes Fleiſch ſehr gern und bereiten ſich wohl auch aus den glänzenden Fellen kleine
Pelze für Kinder und Frauen oder verwenden ſie ſonſt zur Verzierung von Sätteln, zum Beſatz von
Decken ꝛc. Die Felle werden, je länger ſie getragen werden, um ſo ſchöner und glänzender; doch
nutzen ſich die Haare ſehr bald ab, und auch die Häute zerreißen nach kurzem Gebrauch an vielen
Stellen. Schaden bringen die Springmäuſe natürlich nicht, ſie nutzen höchſtens diejenige Stelle der
Wüſte aus, welche ſonſt von keinem anderen Geſchöpfe beſucht wird.
Der Bau des Schädels, der Zähne und hauptſächlich der Hinterfüße unterſcheiden die Sand-
ſpringer (Scirtetes) von den eigentlichen Springmäuſen. Noch iſt ein langer und ſtarker Mittel-
fußknochen vorhanden; aber zu ſeinen beiden Seiten liegen kleinere, welche Afterzehen tragen. Hierdurch
wird der Hinterfuß eigentlich fünfzehig: der große Knochen trägt drei Zehen und die beiden je eine.
Der Schädel iſt hinten ſchmäler und etwas gerundeter, als bei den wahren Springmäuſen. An den
Nagezähnen fehlt die Rinne an der Vorderfläche; die Backzähne ſind tiefer und vielfacher gefaltet.
Jm übrigen ähneln die Sandſpringer ihren Verwandten vollſtändig; theilweiſe bewohnen ſie mit
ihnen auch daſſelbe Vaterland.
Durch die vorzüglichen Beſchreibungen von Pallas, Brandt und Anderen iſt uns namentlich der
Pferdeſpringer (Scirtetes Jaculus) bekannt geworden. Das Thier hat ungefähr Eichhörnchengröße,
ſein Leib iſt 7 Zoll, der Schwanz 10 Zoll lang; die Ohren haben Kopfeslänge. Die Pelzfärbung
des Pferdeſpringers iſt im allgemeinen die ſeiner übrigen Verwandten. Die Oberſeite iſt röthlich
gelb mit ſchwach graulichem Anfluge; die Seiten- und Oberſchenkel ſind etwas heller; die Unterſeite
und die Beine innen weiß. Ein länglicher, faſt ſtreifenähnlicher weißer Flecken, welcher ſcharf
von der Grundfarbe abſticht, zieht ſich von den oberen Schenkeln bis zum Schwanz; ein ähnlicher
verläuft vorn über die Hinterbeine. Der Schwanz iſt röthlich gelb bis zur Quaſte; dieſe iſt in der
erſten Hälfte ſchwarz, in der zweiten Spitze weiß, deutlich pfeilartig gezeichnet.
Der Pferdeſpringer oder Alakdaga gehört unbedingt zu den zierlichſten Thieren aus der
ganzen Familie. Die eigenthümlichen Formen derſelben treten bei ihm in beſonderer Zartheit her-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/204>, abgerufen am 27.11.2024.
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