Von den übrigen Mitgliedern unserer großen und reichhaltigen Familie verdient noch ein Afri- kaner Erwähnung, weil er gleichsam den Uebergang vom Sumpfbiber zum Stachelschwein bildet. Es ist dies das Borstenferkel (Aulacodus Swinderanus), ein Thier von 28 Zoll Gesammtlänge, wovon 8 Zoll auf den Schwanz kommen, mit eigenthümlichem Borstenpelz, welcher Schwanz und Beine frei läßt, auf dem übrigen Leib, zumal auf der Oberseite, aber aus glatten, stachelähn- lichen, oben geringelten Borsten mit biegsamen Spitzen besteht und lebhaft an die Bedeckung einiger Stachelschweine erinnert. Jn seiner äußeren Gestalt hat das Borstenferkel viel Aehnlichkeit mit dem Sumpfbiber, so daß man sagen kann, es verträte denselben in der alten Welt. Der Leibesbau ist kräftig und gedrungen, der Kopf klein, die Schnauze kurz und breit; die Ohren sind klein, halbkreis- förmig und nackt, die Füße kurz und vierzehig; das Vorderpaar hat eine Daumenwarze, welche einen Plattnagel trägt, während die übrigen Zehen mit sichelförmigen, starken Krallen versehen sind. Bei jungen Thieren sind die Haare gelblich und dunkelbraun geringelt, bei Alten am Grunde schwarzgrau, in der Mitte bräunlich, an der Spitze schwarz, meist noch mit bräunlich gelben Ringen vor dieser Spitze versehen. Kinn und Oberlippe sind weißlich, die Brust ist schmuzig gelb, der Unterleib bräunlich gelb, graubraun gesprenkelt; gelblich weiße Haare bekleiden die Ohren; die Schnurren sind theils weiß, theils schwarz. Jm Zahnbau fallen namentlich die oberen Nagezähne auf, weil sie auf ihrer
[Abbildung]
Das Vorstenferkel (Aulacodus Swinderanus).
inneren Hälfte der Borderseite drei tiefe Rinnen haben, während die unteren ganz glatt sind. Die Backenzähne sind in der Größe ziemlich gleich vierseitig mit zwei tiefen Falten an der Außenseite und einer kurzen, breiten Jnnenseite, während die untere Reihe die entgegengesetzte Zeichnung hat.
Ueber die Lebensweise des Thieres weiß man noch sehr wenig. Es bewohnt das südliche Afrika und zwar ebene, trockene Gegenden, gräbt keine Höhlen, sondern macht sich nur ein Nest aus Stroh im Grafe oder im Sande, liebt die Bambus- und Zuckerrohrpflanzungen und verursacht hier oder in den Getreidefeldern bisweilen großen Schaden. Das Fleisch des Borstenferkels ist zart und wohl- schmeckend, und deshalb verfolgt man es so eifrig als möglich.
Die Familie der Stachelschweine (Hystrices), welche große und plumpe Nager in sich vereinigt, bedarf keiner langen Beschreibung hinsichtlich der äußerlichen Kennzeichen ihrer Mitglieder. Das Stachelkleid läßt sämmtliche hierher gehörige Thiere sofort als Verwandte erscheinen, so verschieden es auch ausgebildet sein mag. Abgesehen von ihm haben die verschiedenen Stachelschweine nicht eben
Das Borſtenferkel. — Die Stachelſchweine.
Von den übrigen Mitgliedern unſerer großen und reichhaltigen Familie verdient noch ein Afri- kaner Erwähnung, weil er gleichſam den Uebergang vom Sumpfbiber zum Stachelſchwein bildet. Es iſt dies das Borſtenferkel (Aulacodus Swinderanus), ein Thier von 28 Zoll Geſammtlänge, wovon 8 Zoll auf den Schwanz kommen, mit eigenthümlichem Borſtenpelz, welcher Schwanz und Beine frei läßt, auf dem übrigen Leib, zumal auf der Oberſeite, aber aus glatten, ſtachelähn- lichen, oben geringelten Borſten mit biegſamen Spitzen beſteht und lebhaft an die Bedeckung einiger Stachelſchweine erinnert. Jn ſeiner äußeren Geſtalt hat das Borſtenferkel viel Aehnlichkeit mit dem Sumpfbiber, ſo daß man ſagen kann, es verträte denſelben in der alten Welt. Der Leibesbau iſt kräftig und gedrungen, der Kopf klein, die Schnauze kurz und breit; die Ohren ſind klein, halbkreis- förmig und nackt, die Füße kurz und vierzehig; das Vorderpaar hat eine Daumenwarze, welche einen Plattnagel trägt, während die übrigen Zehen mit ſichelförmigen, ſtarken Krallen verſehen ſind. Bei jungen Thieren ſind die Haare gelblich und dunkelbraun geringelt, bei Alten am Grunde ſchwarzgrau, in der Mitte bräunlich, an der Spitze ſchwarz, meiſt noch mit bräunlich gelben Ringen vor dieſer Spitze verſehen. Kinn und Oberlippe ſind weißlich, die Bruſt iſt ſchmuzig gelb, der Unterleib bräunlich gelb, graubraun geſprenkelt; gelblich weiße Haare bekleiden die Ohren; die Schnurren ſind theils weiß, theils ſchwarz. Jm Zahnbau fallen namentlich die oberen Nagezähne auf, weil ſie auf ihrer
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Das Vorſtenferkel (Aulacodus Swinderanus).
inneren Hälfte der Borderſeite drei tiefe Rinnen haben, während die unteren ganz glatt ſind. Die Backenzähne ſind in der Größe ziemlich gleich vierſeitig mit zwei tiefen Falten an der Außenſeite und einer kurzen, breiten Jnnenſeite, während die untere Reihe die entgegengeſetzte Zeichnung hat.
Ueber die Lebensweiſe des Thieres weiß man noch ſehr wenig. Es bewohnt das ſüdliche Afrika und zwar ebene, trockene Gegenden, gräbt keine Höhlen, ſondern macht ſich nur ein Neſt aus Stroh im Grafe oder im Sande, liebt die Bambus- und Zuckerrohrpflanzungen und verurſacht hier oder in den Getreidefeldern bisweilen großen Schaden. Das Fleiſch des Borſtenferkels iſt zart und wohl- ſchmeckend, und deshalb verfolgt man es ſo eifrig als möglich.
Die Familie der Stachelſchweine (Hystrices), welche große und plumpe Nager in ſich vereinigt, bedarf keiner langen Beſchreibung hinſichtlich der äußerlichen Kennzeichen ihrer Mitglieder. Das Stachelkleid läßt ſämmtliche hierher gehörige Thiere ſofort als Verwandte erſcheinen, ſo verſchieden es auch ausgebildet ſein mag. Abgeſehen von ihm haben die verſchiedenen Stachelſchweine nicht eben
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Das Borſtenferkel. — Die Stachelſchweine.
Von den übrigen Mitgliedern unſerer großen und reichhaltigen Familie verdient noch ein Afri-
kaner Erwähnung, weil er gleichſam den Uebergang vom Sumpfbiber zum Stachelſchwein bildet.
Es iſt dies das Borſtenferkel (Aulacodus Swinderanus), ein Thier von 28 Zoll Geſammtlänge,
wovon 8 Zoll auf den Schwanz kommen, mit eigenthümlichem Borſtenpelz, welcher Schwanz und
Beine frei läßt, auf dem übrigen Leib, zumal auf der Oberſeite, aber aus glatten, ſtachelähn-
lichen, oben geringelten Borſten mit biegſamen Spitzen beſteht und lebhaft an die Bedeckung einiger
Stachelſchweine erinnert. Jn ſeiner äußeren Geſtalt hat das Borſtenferkel viel Aehnlichkeit mit dem
Sumpfbiber, ſo daß man ſagen kann, es verträte denſelben in der alten Welt. Der Leibesbau iſt
kräftig und gedrungen, der Kopf klein, die Schnauze kurz und breit; die Ohren ſind klein, halbkreis-
förmig und nackt, die Füße kurz und vierzehig; das Vorderpaar hat eine Daumenwarze, welche einen
Plattnagel trägt, während die übrigen Zehen mit ſichelförmigen, ſtarken Krallen verſehen ſind. Bei
jungen Thieren ſind die Haare gelblich und dunkelbraun geringelt, bei Alten am Grunde ſchwarzgrau,
in der Mitte bräunlich, an der Spitze ſchwarz, meiſt noch mit bräunlich gelben Ringen vor dieſer
Spitze verſehen. Kinn und Oberlippe ſind weißlich, die Bruſt iſt ſchmuzig gelb, der Unterleib
bräunlich gelb, graubraun geſprenkelt; gelblich weiße Haare bekleiden die Ohren; die Schnurren ſind
theils weiß, theils ſchwarz. Jm Zahnbau fallen namentlich die oberen Nagezähne auf, weil ſie auf ihrer
[Abbildung Das Vorſtenferkel (Aulacodus Swinderanus).]
inneren Hälfte der Borderſeite drei tiefe Rinnen haben, während die unteren ganz glatt ſind. Die
Backenzähne ſind in der Größe ziemlich gleich vierſeitig mit zwei tiefen Falten an der Außenſeite und
einer kurzen, breiten Jnnenſeite, während die untere Reihe die entgegengeſetzte Zeichnung hat.
Ueber die Lebensweiſe des Thieres weiß man noch ſehr wenig. Es bewohnt das ſüdliche Afrika
und zwar ebene, trockene Gegenden, gräbt keine Höhlen, ſondern macht ſich nur ein Neſt aus Stroh
im Grafe oder im Sande, liebt die Bambus- und Zuckerrohrpflanzungen und verurſacht hier oder in
den Getreidefeldern bisweilen großen Schaden. Das Fleiſch des Borſtenferkels iſt zart und wohl-
ſchmeckend, und deshalb verfolgt man es ſo eifrig als möglich.
Die Familie der Stachelſchweine (Hystrices), welche große und plumpe Nager in ſich vereinigt,
bedarf keiner langen Beſchreibung hinſichtlich der äußerlichen Kennzeichen ihrer Mitglieder. Das
Stachelkleid läßt ſämmtliche hierher gehörige Thiere ſofort als Verwandte erſcheinen, ſo verſchieden es
auch ausgebildet ſein mag. Abgeſehen von ihm haben die verſchiedenen Stachelſchweine nicht eben
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/231>, abgerufen am 27.11.2024.
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