Die Kletterstachelschweine. Der merikanische Greifstachler.
halten es, während sie fressen, damit am Boden fest. Das Wasser scheinen fast Alle längere Zeit entbehren zu können; wahrscheinlich genügt ihnen der Thau auf den Blättern, welche sie verzehren.
Ueber die Fortpflanzung sind erst in der Neuzeit Beobachtungen gesammelt worden. Die Be- gattung wird in eigenthümlicher Weise vollzogen, die Jungen kommen ungefähr sieben bis neun Wochen später zur Welt. Jhre Zahl schwankt zwischen eins und vier.
Für den Menschen sind die Stachelschweine ziemlich bedeutungslose Wesen. Die erdbewohnenden Arten werden zuweilen durch das Graben ihrer Höhlen in Feldstücken und Gärten läftig, nützen aber dafür durch ihr Fleisch und durch ihr Stachelkleid, da, wie bekannt, dessen schön gezeichnetes, glattes Horngebilde zu mancherlei Zwecken Benutzung findet. Die kletternden Arten richten als arge Baum- verwüster oft großen Unfug an und nützen gar Nichts. Jn den reichen Gegenden zwischen den Wende- kreisen können die dort lebenden Arten ebenso wenig schaden, als nützen.
Gegenwärtig sind etwa ein Dutzend verschiedene Stachelschweine bekannt. Die Arten lassen sich in zwei größere Gruppen bringen, in dieselben, welche wir schon im Eingange unterschieden haben. Beide Gruppen zerfallen wieder in verschiedene Sippen, welche hauptsächlich auf Aeußerlichkeiten begründet sind.
Obenan stellt man die Kletterstachelschweine (Cercolabes), die schlankest gebauten, durch einen langen Greifschwanz ausgezeichneten Arten, welche sämmtlich in Süd- und Mittelamerika zu Hause sind. Man könnte sie recht wohl als besondere Familie aufführen; wenigstens zerfallen sie in mehrere Unterabtheilungen, welche den Werth von Sippen haben.
Diejenigen Arten, bei denen das Haarkleid die Stacheln überwiegt, welche letztere nur stellen- weise hervorragen und auf Kehle, Brust und Bauch gänzlich fehlen, faßt man unter dem Namen Greifstachler,Sphiggurus, zusammen. Soweit bisjetzt bekannt, ist gerade diese Gruppe die arten- reichste. Jch habe Gelegenheit gehabt, eine der schönsten Arten, den merikanischen Greifstachler (Sphiggurus novae hispaniae oder mexicanus), lebend zu beobachten, und mein lieber Freund Zimmer- mann hat eine so gelungene Zeichnung geliefert, daß ich diese Art meiner Beschreibung zu Grunde legen will. Die Länge des Thieres beträgt ungefähr drei Fuß, wovon der Schwanz etwa einen Fuß hin- wegnimmt. Die glänzenden Haare sind sehr dicht und weich, leicht gekräuselt und so lang, daß viele Stacheln von ihnen vollständig bedeckt werden. Letztere stehen am ganzen Leibe, mit Ausnahme der Unterseite, der Jnnenseite der Beine, der Schnauze und der Schwanzspitzenhälfte, welche oben nackt, unten mit schwarzen, seitlich mit gelben Vorsten besetzt ist. Nur der Unterhals wird noch von einigen Stacheln wie von einem Halsbande umgeben, hinter den Vorderbeinen besinden sich keine mehr und auch die Beine selbst sind vom Ellbogen an nach den Füßen zu frei von ihnen. Das Haarkleid erscheint schwarz, weil die einzelnen Haare, welche an ihrer Wurzel ins Bräunliche und Lichtgraue spielen, an der Spitze von glänzender Schwärze sind. Sehr lange Schnurren stehen im Gesicht, einzelne lange, steife Haare auf den Oberschenkeln und Oberarmen. Die Stacheln sind im allgemeinen von schwefelgelber Farbe mit schwarzer Spitze. Sie sind an der Wurzel sehr verdünnt, hierauf gleich- mäßig stark und sodann plötzlich zugespitzt. Jn der Mitte sind sie glatt, an der nadelscharfen Spitze mit abwärts gerichteten Widerhaken versehen; in der Augen- und Ohrgegend stehen sie so dicht, daß die Behaarung nicht zum Vorschein kommt und auch das Ohr vollständig von ihnen verdeckt wird. Sie sind hier aber weit kürzer, als am übrigen Körper und lichter gefärbt. Die längsten und dunkelsten stehen auf dem Rücken. Das Auge ist auffallend gewölbt, die Jris sehr lichtbraun, der Stern nicht größer, als der Knopf einer feinen Nadel, aber länglich gestaltet; das ganze Auge tritt wie eine Glasperle aus dem Kopfe hervor. Solange das Thier ruhig ist, gewahrt man von der Bestachelung mit Ausnahme der Stelle um das Auge und Ohr sehr wenig; das Fell erscheint verlockend weich und glatt, und nur, wenn das Thier sich erzürnt, weisen verschiedene Rauhheiten auf die verborgenen Spitzen unter den Haaren. Jm Zorn stäubt es alle Stacheln, so daß sie die Kreuz und die Quer vom Leib abstehen, und wenn man dann mit der Hand über das Fell gleitet, spürt man sie allseitig.
Die Kletterſtachelſchweine. Der merikaniſche Greifſtachler.
halten es, während ſie freſſen, damit am Boden feſt. Das Waſſer ſcheinen faſt Alle längere Zeit entbehren zu können; wahrſcheinlich genügt ihnen der Thau auf den Blättern, welche ſie verzehren.
Ueber die Fortpflanzung ſind erſt in der Neuzeit Beobachtungen geſammelt worden. Die Be- gattung wird in eigenthümlicher Weiſe vollzogen, die Jungen kommen ungefähr ſieben bis neun Wochen ſpäter zur Welt. Jhre Zahl ſchwankt zwiſchen eins und vier.
Für den Menſchen ſind die Stachelſchweine ziemlich bedeutungsloſe Weſen. Die erdbewohnenden Arten werden zuweilen durch das Graben ihrer Höhlen in Feldſtücken und Gärten läftig, nützen aber dafür durch ihr Fleiſch und durch ihr Stachelkleid, da, wie bekannt, deſſen ſchön gezeichnetes, glattes Horngebilde zu mancherlei Zwecken Benutzung findet. Die kletternden Arten richten als arge Baum- verwüſter oft großen Unfug an und nützen gar Nichts. Jn den reichen Gegenden zwiſchen den Wende- kreiſen können die dort lebenden Arten ebenſo wenig ſchaden, als nützen.
Gegenwärtig ſind etwa ein Dutzend verſchiedene Stachelſchweine bekannt. Die Arten laſſen ſich in zwei größere Gruppen bringen, in dieſelben, welche wir ſchon im Eingange unterſchieden haben. Beide Gruppen zerfallen wieder in verſchiedene Sippen, welche hauptſächlich auf Aeußerlichkeiten begründet ſind.
Obenan ſtellt man die Kletterſtachelſchweine (Cercolabes), die ſchlankeſt gebauten, durch einen langen Greifſchwanz ausgezeichneten Arten, welche ſämmtlich in Süd- und Mittelamerika zu Hauſe ſind. Man könnte ſie recht wohl als beſondere Familie aufführen; wenigſtens zerfallen ſie in mehrere Unterabtheilungen, welche den Werth von Sippen haben.
Diejenigen Arten, bei denen das Haarkleid die Stacheln überwiegt, welche letztere nur ſtellen- weiſe hervorragen und auf Kehle, Bruſt und Bauch gänzlich fehlen, faßt man unter dem Namen Greifſtachler,Sphiggurus, zuſammen. Soweit bisjetzt bekannt, iſt gerade dieſe Gruppe die arten- reichſte. Jch habe Gelegenheit gehabt, eine der ſchönſten Arten, den merikaniſchen Greifſtachler (Sphiggurus novae hispaniae oder mexicanus), lebend zu beobachten, und mein lieber Freund Zimmer- mann hat eine ſo gelungene Zeichnung geliefert, daß ich dieſe Art meiner Beſchreibung zu Grunde legen will. Die Länge des Thieres beträgt ungefähr drei Fuß, wovon der Schwanz etwa einen Fuß hin- wegnimmt. Die glänzenden Haare ſind ſehr dicht und weich, leicht gekräuſelt und ſo lang, daß viele Stacheln von ihnen vollſtändig bedeckt werden. Letztere ſtehen am ganzen Leibe, mit Ausnahme der Unterſeite, der Jnnenſeite der Beine, der Schnauze und der Schwanzſpitzenhälfte, welche oben nackt, unten mit ſchwarzen, ſeitlich mit gelben Vorſten beſetzt iſt. Nur der Unterhals wird noch von einigen Stacheln wie von einem Halsbande umgeben, hinter den Vorderbeinen beſinden ſich keine mehr und auch die Beine ſelbſt ſind vom Ellbogen an nach den Füßen zu frei von ihnen. Das Haarkleid erſcheint ſchwarz, weil die einzelnen Haare, welche an ihrer Wurzel ins Bräunliche und Lichtgraue ſpielen, an der Spitze von glänzender Schwärze ſind. Sehr lange Schnurren ſtehen im Geſicht, einzelne lange, ſteife Haare auf den Oberſchenkeln und Oberarmen. Die Stacheln ſind im allgemeinen von ſchwefelgelber Farbe mit ſchwarzer Spitze. Sie ſind an der Wurzel ſehr verdünnt, hierauf gleich- mäßig ſtark und ſodann plötzlich zugeſpitzt. Jn der Mitte ſind ſie glatt, an der nadelſcharfen Spitze mit abwärts gerichteten Widerhaken verſehen; in der Augen- und Ohrgegend ſtehen ſie ſo dicht, daß die Behaarung nicht zum Vorſchein kommt und auch das Ohr vollſtändig von ihnen verdeckt wird. Sie ſind hier aber weit kürzer, als am übrigen Körper und lichter gefärbt. Die längſten und dunkelſten ſtehen auf dem Rücken. Das Auge iſt auffallend gewölbt, die Jris ſehr lichtbraun, der Stern nicht größer, als der Knopf einer feinen Nadel, aber länglich geſtaltet; das ganze Auge tritt wie eine Glasperle aus dem Kopfe hervor. Solange das Thier ruhig iſt, gewahrt man von der Beſtachelung mit Ausnahme der Stelle um das Auge und Ohr ſehr wenig; das Fell erſcheint verlockend weich und glatt, und nur, wenn das Thier ſich erzürnt, weiſen verſchiedene Rauhheiten auf die verborgenen Spitzen unter den Haaren. Jm Zorn ſtäubt es alle Stacheln, ſo daß ſie die Kreuz und die Quer vom Leib abſtehen, und wenn man dann mit der Hand über das Fell gleitet, ſpürt man ſie allſeitig.
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Die Kletterſtachelſchweine. Der merikaniſche Greifſtachler.
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entbehren zu können; wahrſcheinlich genügt ihnen der Thau auf den Blättern, welche ſie verzehren.
Ueber die Fortpflanzung ſind erſt in der Neuzeit Beobachtungen geſammelt worden. Die Be-
gattung wird in eigenthümlicher Weiſe vollzogen, die Jungen kommen ungefähr ſieben bis neun
Wochen ſpäter zur Welt. Jhre Zahl ſchwankt zwiſchen eins und vier.
Für den Menſchen ſind die Stachelſchweine ziemlich bedeutungsloſe Weſen. Die erdbewohnenden
Arten werden zuweilen durch das Graben ihrer Höhlen in Feldſtücken und Gärten läftig, nützen aber
dafür durch ihr Fleiſch und durch ihr Stachelkleid, da, wie bekannt, deſſen ſchön gezeichnetes, glattes
Horngebilde zu mancherlei Zwecken Benutzung findet. Die kletternden Arten richten als arge Baum-
verwüſter oft großen Unfug an und nützen gar Nichts. Jn den reichen Gegenden zwiſchen den Wende-
kreiſen können die dort lebenden Arten ebenſo wenig ſchaden, als nützen.
Gegenwärtig ſind etwa ein Dutzend verſchiedene Stachelſchweine bekannt. Die Arten laſſen ſich
in zwei größere Gruppen bringen, in dieſelben, welche wir ſchon im Eingange unterſchieden haben.
Beide Gruppen zerfallen wieder in verſchiedene Sippen, welche hauptſächlich auf Aeußerlichkeiten
begründet ſind.
Obenan ſtellt man die Kletterſtachelſchweine (Cercolabes), die ſchlankeſt gebauten, durch
einen langen Greifſchwanz ausgezeichneten Arten, welche ſämmtlich in Süd- und Mittelamerika zu Hauſe
ſind. Man könnte ſie recht wohl als beſondere Familie aufführen; wenigſtens zerfallen ſie in mehrere
Unterabtheilungen, welche den Werth von Sippen haben.
Diejenigen Arten, bei denen das Haarkleid die Stacheln überwiegt, welche letztere nur ſtellen-
weiſe hervorragen und auf Kehle, Bruſt und Bauch gänzlich fehlen, faßt man unter dem Namen
Greifſtachler, Sphiggurus, zuſammen. Soweit bisjetzt bekannt, iſt gerade dieſe Gruppe die arten-
reichſte. Jch habe Gelegenheit gehabt, eine der ſchönſten Arten, den merikaniſchen Greifſtachler
(Sphiggurus novae hispaniae oder mexicanus), lebend zu beobachten, und mein lieber Freund Zimmer-
mann hat eine ſo gelungene Zeichnung geliefert, daß ich dieſe Art meiner Beſchreibung zu Grunde legen
will. Die Länge des Thieres beträgt ungefähr drei Fuß, wovon der Schwanz etwa einen Fuß hin-
wegnimmt. Die glänzenden Haare ſind ſehr dicht und weich, leicht gekräuſelt und ſo lang, daß viele
Stacheln von ihnen vollſtändig bedeckt werden. Letztere ſtehen am ganzen Leibe, mit Ausnahme der
Unterſeite, der Jnnenſeite der Beine, der Schnauze und der Schwanzſpitzenhälfte, welche oben nackt,
unten mit ſchwarzen, ſeitlich mit gelben Vorſten beſetzt iſt. Nur der Unterhals wird noch von einigen
Stacheln wie von einem Halsbande umgeben, hinter den Vorderbeinen beſinden ſich keine mehr und
auch die Beine ſelbſt ſind vom Ellbogen an nach den Füßen zu frei von ihnen. Das Haarkleid
erſcheint ſchwarz, weil die einzelnen Haare, welche an ihrer Wurzel ins Bräunliche und Lichtgraue
ſpielen, an der Spitze von glänzender Schwärze ſind. Sehr lange Schnurren ſtehen im Geſicht,
einzelne lange, ſteife Haare auf den Oberſchenkeln und Oberarmen. Die Stacheln ſind im allgemeinen
von ſchwefelgelber Farbe mit ſchwarzer Spitze. Sie ſind an der Wurzel ſehr verdünnt, hierauf gleich-
mäßig ſtark und ſodann plötzlich zugeſpitzt. Jn der Mitte ſind ſie glatt, an der nadelſcharfen Spitze
mit abwärts gerichteten Widerhaken verſehen; in der Augen- und Ohrgegend ſtehen ſie ſo dicht, daß
die Behaarung nicht zum Vorſchein kommt und auch das Ohr vollſtändig von ihnen verdeckt wird. Sie
ſind hier aber weit kürzer, als am übrigen Körper und lichter gefärbt. Die längſten und dunkelſten
ſtehen auf dem Rücken. Das Auge iſt auffallend gewölbt, die Jris ſehr lichtbraun, der Stern nicht
größer, als der Knopf einer feinen Nadel, aber länglich geſtaltet; das ganze Auge tritt wie eine
Glasperle aus dem Kopfe hervor. Solange das Thier ruhig iſt, gewahrt man von der Beſtachelung
mit Ausnahme der Stelle um das Auge und Ohr ſehr wenig; das Fell erſcheint verlockend weich und
glatt, und nur, wenn das Thier ſich erzürnt, weiſen verſchiedene Rauhheiten auf die verborgenen
Spitzen unter den Haaren. Jm Zorn ſtäubt es alle Stacheln, ſo daß ſie die Kreuz und die Quer
vom Leib abſtehen, und wenn man dann mit der Hand über das Fell gleitet, ſpürt man ſie allſeitig.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/233>, abgerufen am 27.11.2024.
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