den Rücken, die fünfte über die Lenden und die sechste über das Kreuz. Längs der Rückenlinie ver- läuft ein dunkler Streifen von einer Binde zur anderen. Die Ohren und der Schwanz sind schwarz, die Schwanzspitze ist fleischfarben. Die Pfoten sind oben hellbraun, die Sohlen dunkelbraun; die Nase ist schwarz. Ausgewachsene Thiere sind etwa 15 Zoll lang und haben einen beinahe eben so langen Schwanz. Jhre Höhe am Widerrist beträgt kaum vier Zoll. Einzelne sehr alte Männchen sollen zwei Fuß lang werden.
Der Schwimmbeutler ist über einen großen Theil von Südamerika verbreitet. Er findet sich von Rio de Janeiro an durch das ganze Küstenland Südamerikas bis nach Honduras; aber er scheint überall selten vorzukommen oder wenigstens schwer zu erlangen zu sein und wird daher auch noch in den wenigsten Sammlungen gefunden. Natterer, welcher siebzehn Jahre in Brasilien sammelte, erhielt das Thier blos dreimal, und auch nur zufällig. So darf es uns nicht Wunder nehmen, daß wir von seiner Lebensweise noch kaum Etwas wissen. Man hat erfahren, daß der Schwimmbeutler haupt- sächlich in den Wäldern an den Ufern kleiner Flüsse und Bäche sich aufhält und nach Art der meisten
[Abbildung]
Der Schwimmbeutler (Chironectes variegatus).
Wassersäugethiere sich hauptsächlich in Uferlöchern versteckt, oder mitten im Strome herumschwimmt, somit aber gewöhnlich der Beobachtung entgeht. Er soll mit größter Leichtigkeit schwimmen und sich auch rasch und behend bewegen können, und sowohl bei Tage als bei Nacht nach Nahrung ausgehen. Diese besteht, wie man angibt, in kleinen Fischen oder in anderen kleinen Wasserthieren und in Fisch- laich, doch deuten die großen Backentaschen wohl darauf hin, daß der Schwimmbeutler nebenbei auch Pflanzennahrung nicht verschmäht. Man sagt, daß das Thier, wenn es diese Vorrathskammern mit Nahrung gefüllt hat, nach dem Lande zurückkehre, um dort zu speisen. Sicheres hierüber ist jedoch nicht bekannt.
Das Weibchen wirft etwa fünf Junge, trägt sie im Beutel aus, führt sie dann schon ziemlich frühzeitig in das Wasser und unterrichtet sie hier längere Zeit im Schwimmen, Tauchen und im Er- werb der Nahrung. Ob die Jungen bei Gefahr in den Beutel zurückkehren, an der Mutter sich fest- klammern oder in Uferlöcher sich verstecken, ist nicht bekannt.
Die Jagd und der Fang des Schwimmbeutlers scheinen ganz dem Zufall unterworfen zu sein. Nur sehr selten soll man eins der Thiere zum Schuß bringen, wenn es in der Mitte des Flusses sich
Der Schwimmbeutler.
den Rücken, die fünfte über die Lenden und die ſechſte über das Kreuz. Längs der Rückenlinie ver- läuft ein dunkler Streifen von einer Binde zur anderen. Die Ohren und der Schwanz ſind ſchwarz, die Schwanzſpitze iſt fleiſchfarben. Die Pfoten ſind oben hellbraun, die Sohlen dunkelbraun; die Naſe iſt ſchwarz. Ausgewachſene Thiere ſind etwa 15 Zoll lang und haben einen beinahe eben ſo langen Schwanz. Jhre Höhe am Widerriſt beträgt kaum vier Zoll. Einzelne ſehr alte Männchen ſollen zwei Fuß lang werden.
Der Schwimmbeutler iſt über einen großen Theil von Südamerika verbreitet. Er findet ſich von Rio de Janeiro an durch das ganze Küſtenland Südamerikas bis nach Honduras; aber er ſcheint überall ſelten vorzukommen oder wenigſtens ſchwer zu erlangen zu ſein und wird daher auch noch in den wenigſten Sammlungen gefunden. Natterer, welcher ſiebzehn Jahre in Braſilien ſammelte, erhielt das Thier blos dreimal, und auch nur zufällig. So darf es uns nicht Wunder nehmen, daß wir von ſeiner Lebensweiſe noch kaum Etwas wiſſen. Man hat erfahren, daß der Schwimmbeutler haupt- ſächlich in den Wäldern an den Ufern kleiner Flüſſe und Bäche ſich aufhält und nach Art der meiſten
[Abbildung]
Der Schwimmbeutler (Chironectes variegatus).
Waſſerſäugethiere ſich hauptſächlich in Uferlöchern verſteckt, oder mitten im Strome herumſchwimmt, ſomit aber gewöhnlich der Beobachtung entgeht. Er ſoll mit größter Leichtigkeit ſchwimmen und ſich auch raſch und behend bewegen können, und ſowohl bei Tage als bei Nacht nach Nahrung ausgehen. Dieſe beſteht, wie man angibt, in kleinen Fiſchen oder in anderen kleinen Waſſerthieren und in Fiſch- laich, doch deuten die großen Backentaſchen wohl darauf hin, daß der Schwimmbeutler nebenbei auch Pflanzennahrung nicht verſchmäht. Man ſagt, daß das Thier, wenn es dieſe Vorrathskammern mit Nahrung gefüllt hat, nach dem Lande zurückkehre, um dort zu ſpeiſen. Sicheres hierüber iſt jedoch nicht bekannt.
Das Weibchen wirft etwa fünf Junge, trägt ſie im Beutel aus, führt ſie dann ſchon ziemlich frühzeitig in das Waſſer und unterrichtet ſie hier längere Zeit im Schwimmen, Tauchen und im Er- werb der Nahrung. Ob die Jungen bei Gefahr in den Beutel zurückkehren, an der Mutter ſich feſt- klammern oder in Uferlöcher ſich verſtecken, iſt nicht bekannt.
Die Jagd und der Fang des Schwimmbeutlers ſcheinen ganz dem Zufall unterworfen zu ſein. Nur ſehr ſelten ſoll man eins der Thiere zum Schuß bringen, wenn es in der Mitte des Fluſſes ſich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0036"n="24"/><fwplace="top"type="header">Der Schwimmbeutler.</fw><lb/>
den Rücken, die fünfte über die Lenden und die ſechſte über das Kreuz. Längs der Rückenlinie ver-<lb/>
läuft ein dunkler Streifen von einer Binde zur anderen. Die Ohren und der Schwanz ſind ſchwarz,<lb/>
die Schwanzſpitze iſt fleiſchfarben. Die Pfoten ſind oben hellbraun, die Sohlen dunkelbraun; die<lb/>
Naſe iſt ſchwarz. Ausgewachſene Thiere ſind etwa 15 Zoll lang und haben einen beinahe eben ſo<lb/>
langen Schwanz. Jhre Höhe am Widerriſt beträgt kaum vier Zoll. Einzelne ſehr alte Männchen<lb/>ſollen zwei Fuß lang werden.</p><lb/><p>Der Schwimmbeutler iſt über einen großen Theil von Südamerika verbreitet. Er findet ſich von<lb/><hirendition="#g">Rio de Janeiro</hi> an durch das ganze Küſtenland Südamerikas bis nach Honduras; aber er ſcheint<lb/>
überall ſelten vorzukommen oder wenigſtens ſchwer zu erlangen zu ſein und wird daher auch noch in den<lb/>
wenigſten Sammlungen gefunden. <hirendition="#g">Natterer,</hi> welcher ſiebzehn Jahre in Braſilien ſammelte, erhielt<lb/>
das Thier blos dreimal, und auch nur zufällig. So darf es uns nicht Wunder nehmen, daß wir<lb/>
von ſeiner Lebensweiſe noch kaum Etwas wiſſen. Man hat erfahren, daß der Schwimmbeutler haupt-<lb/>ſächlich in den Wäldern an den Ufern kleiner Flüſſe und Bäche ſich aufhält und nach Art der meiſten<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der Schwimmbeutler</hi> (<hirendition="#aq">Chironectes variegatus</hi>).</hi></head></figure><lb/>
Waſſerſäugethiere ſich hauptſächlich in Uferlöchern verſteckt, oder mitten im Strome herumſchwimmt,<lb/>ſomit aber gewöhnlich der Beobachtung entgeht. Er ſoll mit größter Leichtigkeit ſchwimmen und ſich<lb/>
auch raſch und behend bewegen können, und ſowohl bei Tage als bei Nacht nach Nahrung ausgehen.<lb/>
Dieſe beſteht, wie man angibt, in kleinen Fiſchen oder in anderen kleinen Waſſerthieren und in Fiſch-<lb/>
laich, doch deuten die großen Backentaſchen wohl darauf hin, daß der Schwimmbeutler nebenbei auch<lb/>
Pflanzennahrung nicht verſchmäht. Man ſagt, daß das Thier, wenn es dieſe Vorrathskammern<lb/>
mit Nahrung gefüllt hat, nach dem Lande zurückkehre, um dort zu ſpeiſen. Sicheres hierüber iſt jedoch<lb/>
nicht bekannt.</p><lb/><p>Das Weibchen wirft etwa fünf Junge, trägt ſie im Beutel aus, führt ſie dann ſchon ziemlich<lb/>
frühzeitig in das Waſſer und unterrichtet ſie hier längere Zeit im Schwimmen, Tauchen und im Er-<lb/>
werb der Nahrung. Ob die Jungen bei Gefahr in den Beutel zurückkehren, an der Mutter ſich feſt-<lb/>
klammern oder in Uferlöcher ſich verſtecken, iſt nicht bekannt.</p><lb/><p>Die Jagd und der Fang des Schwimmbeutlers ſcheinen ganz dem Zufall unterworfen zu ſein.<lb/>
Nur ſehr ſelten ſoll man eins der Thiere zum Schuß bringen, wenn es in der Mitte des Fluſſes ſich<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[24/0036]
Der Schwimmbeutler.
den Rücken, die fünfte über die Lenden und die ſechſte über das Kreuz. Längs der Rückenlinie ver-
läuft ein dunkler Streifen von einer Binde zur anderen. Die Ohren und der Schwanz ſind ſchwarz,
die Schwanzſpitze iſt fleiſchfarben. Die Pfoten ſind oben hellbraun, die Sohlen dunkelbraun; die
Naſe iſt ſchwarz. Ausgewachſene Thiere ſind etwa 15 Zoll lang und haben einen beinahe eben ſo
langen Schwanz. Jhre Höhe am Widerriſt beträgt kaum vier Zoll. Einzelne ſehr alte Männchen
ſollen zwei Fuß lang werden.
Der Schwimmbeutler iſt über einen großen Theil von Südamerika verbreitet. Er findet ſich von
Rio de Janeiro an durch das ganze Küſtenland Südamerikas bis nach Honduras; aber er ſcheint
überall ſelten vorzukommen oder wenigſtens ſchwer zu erlangen zu ſein und wird daher auch noch in den
wenigſten Sammlungen gefunden. Natterer, welcher ſiebzehn Jahre in Braſilien ſammelte, erhielt
das Thier blos dreimal, und auch nur zufällig. So darf es uns nicht Wunder nehmen, daß wir
von ſeiner Lebensweiſe noch kaum Etwas wiſſen. Man hat erfahren, daß der Schwimmbeutler haupt-
ſächlich in den Wäldern an den Ufern kleiner Flüſſe und Bäche ſich aufhält und nach Art der meiſten
[Abbildung Der Schwimmbeutler (Chironectes variegatus).]
Waſſerſäugethiere ſich hauptſächlich in Uferlöchern verſteckt, oder mitten im Strome herumſchwimmt,
ſomit aber gewöhnlich der Beobachtung entgeht. Er ſoll mit größter Leichtigkeit ſchwimmen und ſich
auch raſch und behend bewegen können, und ſowohl bei Tage als bei Nacht nach Nahrung ausgehen.
Dieſe beſteht, wie man angibt, in kleinen Fiſchen oder in anderen kleinen Waſſerthieren und in Fiſch-
laich, doch deuten die großen Backentaſchen wohl darauf hin, daß der Schwimmbeutler nebenbei auch
Pflanzennahrung nicht verſchmäht. Man ſagt, daß das Thier, wenn es dieſe Vorrathskammern
mit Nahrung gefüllt hat, nach dem Lande zurückkehre, um dort zu ſpeiſen. Sicheres hierüber iſt jedoch
nicht bekannt.
Das Weibchen wirft etwa fünf Junge, trägt ſie im Beutel aus, führt ſie dann ſchon ziemlich
frühzeitig in das Waſſer und unterrichtet ſie hier längere Zeit im Schwimmen, Tauchen und im Er-
werb der Nahrung. Ob die Jungen bei Gefahr in den Beutel zurückkehren, an der Mutter ſich feſt-
klammern oder in Uferlöcher ſich verſtecken, iſt nicht bekannt.
Die Jagd und der Fang des Schwimmbeutlers ſcheinen ganz dem Zufall unterworfen zu ſein.
Nur ſehr ſelten ſoll man eins der Thiere zum Schuß bringen, wenn es in der Mitte des Fluſſes ſich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/36>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.