"Es khan aber einen minschen oder hundt weit erwittern, dasselbige ist ihme offt zu heyl, sobald aber die hunde zu jme khomen, ist's gefangen."
"Es ist von leibe wie ein großer ochse, aber die beine seint ihme viel höher und hat nur kurtze weißlichte gelbe haare und gut fleisch zu essen."
"Die klawen helt man für die fallende sucht gut, darumb macht man ringe daraus und traget sie über den Fingern. Etzliche haben gemeint, es habe keine kne oder gelenke, aber das ist falsch u. s. w."
Nach dem siebenjährigen Krieg wurde in Ostpreußen der sehr verminderte Elchstand durch könig- liches Verbot geschont.
Jn Preußen ist nach neueren und sicheren Nachrichten der Hauptwildstand des Elch in dem königlichen Forstreviere Jbenhorst bei Memel. Jm Jahre der Jagdfreiheit 1848 waren die edlen Thiere bis auf 16 Stück vermindert worden; jetzt zählt der Bestand wieder mehr als 100 Stück. Nur die Jagdgesetze sind es dort, welche dem armen, gehetzten Thiere eine Freistätte gewähren. Zu Anfang dieses Jahrhunderts gab es in den Forsten Schorell, Tzulkinn und Skallisen viel Elenwild.
Gegenwärtig findet man den Elch noch in den höheren Breiten aller waldreichen Länder Euro- pas und Asiens. Jn unserem Erdtheile ist er auf die baltischen Niederungen, nämlich auf Ost- preußen, Lithauen, Kur- und Liefland, Schweden und Norwegen und einige Stellen Großrußlands beschränkt. Jm Jahre 1746 wurde das letzte Stück in Sachsen und 1760 das letzte in Galizien geschossen. Jn Norwegen bewohnt er die östlichen Provinzen des Südens, in Schweden die daran stoßenden westlichen oder mit andern Worten, die ungeheuren Waldungen, welche das sogenannte Kjölengebirge bedecken, namentlich also Dalekarlien, Herjedalen, Oesterdalen und Hedemarken.
Weit häufiger als in Europa findet sich der Elch in Asien; hier breitet er sich über den ganzen Norden bis an den Amur aus und lebt überall da, wo es große ausgedehnte Wälder gibt, nach Nor- den hin so weit der Baumwuchs reicht. Jm Strombett der Lena, am Beikalsee, am Amur, in der Mongolei und Tungusien hält er sich noch immer in ziemlicher Anzahl; nur auf den öden baumlosen Tundras fehlt er gänzlich.
Das Elen ist ein gewaltiges Thier. Die Leibeslänge eines erwachsenen Elchhirsches beträgt 8 bis 81/2 Fuß, die Länge des Schwanzes ungefähr 4 Zoll, die Höhe am Widerrist fast 6 Fuß, am Kreuz einige Zoll weniger. Sehr alte Thiere können ein Gewicht von tausend Pfund erreichen; als Durchschnittsgewicht müssen jedoch vier- bis sechshundert Pfund betrachtet werden. Der Leib des Elch ist verhältnißmäßig kurz und dick, breit an der Brust, hoch, fast höckerig am Widerrist, gerade am Rücken, niedrig am Kreuz. Er ruht auf sehr hohen und starken Beinen von gleicher Länge, welche in schmale, gerade, tiefgespaltene und durch eine ausdehnbare Bindehaut vereinigte Hufe endigen; die Afterklauen berühren leicht den Boden; der ganze Fußbau gestattet dem Elch beim Gehen auf feuchtem Boden, seinen Schuh sehr zu vergrößern, wie es das Renthier auch vermag. Auf dem kurzen, starken und kräftigen Halse ruht der große langgestreckte Kopf, welcher vor den Augen verschmälert ist und in eine lange, dicke, aufgetriebene, sehr breit nach vorn abgestutzte Schnauze endet. Diese ist durch die knorpelige Nase und die den Unterkiefer weit überragende dicke, sehr stark verlängerte, höchst bewegliche, gefurchte Oberlippe fast verunstaltet. Die Augen sind klein und matt; sie liegen auch tief in den stark vortretenden Augenhöhlen und sind nicht geeignet, den so häßlichen Kopf zu verschönern. Die Thränengruben sind klein. Große, lange, breite, aber zuge- spitzte Ohren stehen nach seitwärts gerichtet am Hinterkopfe, neigen sich aber oft schlotternd gegen einander. Das Geweih des erwachsenen Männchens besteht aus einer großen, einfachen, sehr aus- gebreiteten, dreieckigen, platten, schaufelförmigen, gefurchten Krone, welche an ihrem äußeren Rande mit zahlreichen Zacken besetzt ist; es wird von kurzen, dicken, gerundeten, mit wenigen Perlen besetzten Stangen getragen, welche auf kurzen Rosenstöcken sitzen und sich gleich seitlich biegen. Jm ersten Herbst erhält das Männchen die Rosenstöcke, im zweiten einen etwa Fuß langen Spieß, welcher erst
Der Elch oder das Elen.
„Es khan aber einen minſchen oder hundt weit erwittern, dasſelbige iſt ihme offt zu heyl, ſobald aber die hunde zu jme khomen, iſt’s gefangen.‟
„Es iſt von leibe wie ein großer ochſe, aber die beine ſeint ihme viel höher und hat nur kurtze weißlichte gelbe haare und gut fleiſch zu eſſen.‟
„Die klawen helt man für die fallende ſucht gut, darumb macht man ringe daraus und traget ſie über den Fingern. Etzliche haben gemeint, es habe keine kne oder gelenke, aber das iſt falſch u. ſ. w.‟
Nach dem ſiebenjährigen Krieg wurde in Oſtpreußen der ſehr verminderte Elchſtand durch könig- liches Verbot geſchont.
Jn Preußen iſt nach neueren und ſicheren Nachrichten der Hauptwildſtand des Elch in dem königlichen Forſtreviere Jbenhorſt bei Memel. Jm Jahre der Jagdfreiheit 1848 waren die edlen Thiere bis auf 16 Stück vermindert worden; jetzt zählt der Beſtand wieder mehr als 100 Stück. Nur die Jagdgeſetze ſind es dort, welche dem armen, gehetzten Thiere eine Freiſtätte gewähren. Zu Anfang dieſes Jahrhunderts gab es in den Forſten Schorell, Tzulkinn und Skalliſen viel Elenwild.
Gegenwärtig findet man den Elch noch in den höheren Breiten aller waldreichen Länder Euro- pas und Aſiens. Jn unſerem Erdtheile iſt er auf die baltiſchen Niederungen, nämlich auf Oſt- preußen, Lithauen, Kur- und Liefland, Schweden und Norwegen und einige Stellen Großrußlands beſchränkt. Jm Jahre 1746 wurde das letzte Stück in Sachſen und 1760 das letzte in Galizien geſchoſſen. Jn Norwegen bewohnt er die öſtlichen Provinzen des Südens, in Schweden die daran ſtoßenden weſtlichen oder mit andern Worten, die ungeheuren Waldungen, welche das ſogenannte Kjölengebirge bedecken, namentlich alſo Dalekarlien, Herjedalen, Oeſterdalen und Hedemarken.
Weit häufiger als in Europa findet ſich der Elch in Aſien; hier breitet er ſich über den ganzen Norden bis an den Amur aus und lebt überall da, wo es große ausgedehnte Wälder gibt, nach Nor- den hin ſo weit der Baumwuchs reicht. Jm Strombett der Lena, am Beikalſee, am Amur, in der Mongolei und Tunguſien hält er ſich noch immer in ziemlicher Anzahl; nur auf den öden baumloſen Tundras fehlt er gänzlich.
Das Elen iſt ein gewaltiges Thier. Die Leibeslänge eines erwachſenen Elchhirſches beträgt 8 bis 8½ Fuß, die Länge des Schwanzes ungefähr 4 Zoll, die Höhe am Widerriſt faſt 6 Fuß, am Kreuz einige Zoll weniger. Sehr alte Thiere können ein Gewicht von tauſend Pfund erreichen; als Durchſchnittsgewicht müſſen jedoch vier- bis ſechshundert Pfund betrachtet werden. Der Leib des Elch iſt verhältnißmäßig kurz und dick, breit an der Bruſt, hoch, faſt höckerig am Widerriſt, gerade am Rücken, niedrig am Kreuz. Er ruht auf ſehr hohen und ſtarken Beinen von gleicher Länge, welche in ſchmale, gerade, tiefgeſpaltene und durch eine ausdehnbare Bindehaut vereinigte Hufe endigen; die Afterklauen berühren leicht den Boden; der ganze Fußbau geſtattet dem Elch beim Gehen auf feuchtem Boden, ſeinen Schuh ſehr zu vergrößern, wie es das Renthier auch vermag. Auf dem kurzen, ſtarken und kräftigen Halſe ruht der große langgeſtreckte Kopf, welcher vor den Augen verſchmälert iſt und in eine lange, dicke, aufgetriebene, ſehr breit nach vorn abgeſtutzte Schnauze endet. Dieſe iſt durch die knorpelige Naſe und die den Unterkiefer weit überragende dicke, ſehr ſtark verlängerte, höchſt bewegliche, gefurchte Oberlippe faſt verunſtaltet. Die Augen ſind klein und matt; ſie liegen auch tief in den ſtark vortretenden Augenhöhlen und ſind nicht geeignet, den ſo häßlichen Kopf zu verſchönern. Die Thränengruben ſind klein. Große, lange, breite, aber zuge- ſpitzte Ohren ſtehen nach ſeitwärts gerichtet am Hinterkopfe, neigen ſich aber oft ſchlotternd gegen einander. Das Geweih des erwachſenen Männchens beſteht aus einer großen, einfachen, ſehr aus- gebreiteten, dreieckigen, platten, ſchaufelförmigen, gefurchten Krone, welche an ihrem äußeren Rande mit zahlreichen Zacken beſetzt iſt; es wird von kurzen, dicken, gerundeten, mit wenigen Perlen beſetzten Stangen getragen, welche auf kurzen Roſenſtöcken ſitzen und ſich gleich ſeitlich biegen. Jm erſten Herbſt erhält das Männchen die Roſenſtöcke, im zweiten einen etwa Fuß langen Spieß, welcher erſt
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[425/0451]
Der Elch oder das Elen.
„Es khan aber einen minſchen oder hundt weit erwittern, dasſelbige iſt ihme offt zu heyl,
ſobald aber die hunde zu jme khomen, iſt’s gefangen.‟
„Es iſt von leibe wie ein großer ochſe, aber die beine ſeint ihme viel höher und hat nur kurtze
weißlichte gelbe haare und gut fleiſch zu eſſen.‟
„Die klawen helt man für die fallende ſucht gut, darumb macht man ringe daraus und traget
ſie über den Fingern. Etzliche haben gemeint, es habe keine kne oder gelenke, aber das iſt falſch u. ſ. w.‟
Nach dem ſiebenjährigen Krieg wurde in Oſtpreußen der ſehr verminderte Elchſtand durch könig-
liches Verbot geſchont.
Jn Preußen iſt nach neueren und ſicheren Nachrichten der Hauptwildſtand des Elch in dem
königlichen Forſtreviere Jbenhorſt bei Memel. Jm Jahre der Jagdfreiheit 1848 waren die edlen
Thiere bis auf 16 Stück vermindert worden; jetzt zählt der Beſtand wieder mehr als 100 Stück.
Nur die Jagdgeſetze ſind es dort, welche dem armen, gehetzten Thiere eine Freiſtätte gewähren. Zu
Anfang dieſes Jahrhunderts gab es in den Forſten Schorell, Tzulkinn und Skalliſen viel
Elenwild.
Gegenwärtig findet man den Elch noch in den höheren Breiten aller waldreichen Länder Euro-
pas und Aſiens. Jn unſerem Erdtheile iſt er auf die baltiſchen Niederungen, nämlich auf Oſt-
preußen, Lithauen, Kur- und Liefland, Schweden und Norwegen und einige Stellen Großrußlands
beſchränkt. Jm Jahre 1746 wurde das letzte Stück in Sachſen und 1760 das letzte in Galizien
geſchoſſen. Jn Norwegen bewohnt er die öſtlichen Provinzen des Südens, in Schweden die daran
ſtoßenden weſtlichen oder mit andern Worten, die ungeheuren Waldungen, welche das ſogenannte
Kjölengebirge bedecken, namentlich alſo Dalekarlien, Herjedalen, Oeſterdalen und
Hedemarken.
Weit häufiger als in Europa findet ſich der Elch in Aſien; hier breitet er ſich über den ganzen
Norden bis an den Amur aus und lebt überall da, wo es große ausgedehnte Wälder gibt, nach Nor-
den hin ſo weit der Baumwuchs reicht. Jm Strombett der Lena, am Beikalſee, am Amur, in der
Mongolei und Tunguſien hält er ſich noch immer in ziemlicher Anzahl; nur auf den öden baumloſen
Tundras fehlt er gänzlich.
Das Elen iſt ein gewaltiges Thier. Die Leibeslänge eines erwachſenen Elchhirſches beträgt
8 bis 8½ Fuß, die Länge des Schwanzes ungefähr 4 Zoll, die Höhe am Widerriſt faſt 6 Fuß, am
Kreuz einige Zoll weniger. Sehr alte Thiere können ein Gewicht von tauſend Pfund erreichen; als
Durchſchnittsgewicht müſſen jedoch vier- bis ſechshundert Pfund betrachtet werden. Der Leib des
Elch iſt verhältnißmäßig kurz und dick, breit an der Bruſt, hoch, faſt höckerig am Widerriſt, gerade
am Rücken, niedrig am Kreuz. Er ruht auf ſehr hohen und ſtarken Beinen von gleicher Länge,
welche in ſchmale, gerade, tiefgeſpaltene und durch eine ausdehnbare Bindehaut vereinigte Hufe
endigen; die Afterklauen berühren leicht den Boden; der ganze Fußbau geſtattet dem Elch beim
Gehen auf feuchtem Boden, ſeinen Schuh ſehr zu vergrößern, wie es das Renthier auch vermag.
Auf dem kurzen, ſtarken und kräftigen Halſe ruht der große langgeſtreckte Kopf, welcher vor den
Augen verſchmälert iſt und in eine lange, dicke, aufgetriebene, ſehr breit nach vorn abgeſtutzte
Schnauze endet. Dieſe iſt durch die knorpelige Naſe und die den Unterkiefer weit überragende dicke,
ſehr ſtark verlängerte, höchſt bewegliche, gefurchte Oberlippe faſt verunſtaltet. Die Augen ſind klein
und matt; ſie liegen auch tief in den ſtark vortretenden Augenhöhlen und ſind nicht geeignet, den ſo
häßlichen Kopf zu verſchönern. Die Thränengruben ſind klein. Große, lange, breite, aber zuge-
ſpitzte Ohren ſtehen nach ſeitwärts gerichtet am Hinterkopfe, neigen ſich aber oft ſchlotternd gegen
einander. Das Geweih des erwachſenen Männchens beſteht aus einer großen, einfachen, ſehr aus-
gebreiteten, dreieckigen, platten, ſchaufelförmigen, gefurchten Krone, welche an ihrem äußeren Rande
mit zahlreichen Zacken beſetzt iſt; es wird von kurzen, dicken, gerundeten, mit wenigen Perlen beſetzten
Stangen getragen, welche auf kurzen Roſenſtöcken ſitzen und ſich gleich ſeitlich biegen. Jm erſten
Herbſt erhält das Männchen die Roſenſtöcke, im zweiten einen etwa Fuß langen Spieß, welcher erſt
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/451>, abgerufen am 23.11.2024.
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