zusammengedrückt und kaum nach aufwärts gebogen; der Kopf ist vorn nur wenig verschmälert, plumpschnäuzig, längs des Nasenrückens gerade; die Ohren sind kürzer, als beim Edelhirsch, jedoch von ähnlicher Bildung; die Augen sind groß und schön, die Thränengruben klein und von Haar- büscheln überdeckt; die Nasenkuppe ist vollständig behaart; die Nasenlöcher stehen schräg gegen einan- der; die Oberlippe hängt über; der Mund ist tief gespalten. Das Geweih der Renkuh ist regel- mäßig kleiner und weniger gezackt, als das des Renhirsches, bei beiden Geschlechtern aber dadurch besonders ausgezeichnet, daß die Stangen sehr dünn und nur im Grunde rundlich, nach oben dage-
[Abbildung]
Das Renthier (Tarandus rangifer).
gen abgeplattet sind und daß die Augensprossen, welche vorn in eine breite Schaufel enden, so dicht auf der Nasenhaut aufliegen, daß man kaum einen Finger dazwischen durchbringen kann. Jn der Mitte der Stange tritt außer der Eissprosse, welche sich ebenfalls schaufelt und auszackt, nur eine Sprosse und zwar nach hinten hervor; das Ende des Geweihes ist eine langgefingerte Schaufel mit verschiedenen Zacken. Aeußerst selten findet man ein regelmäßig gebautes Geweih, wie bei dem Hirsch; es kommt oft vor, daß selbst Hauptsprossen, wie z. B. die Augensprossen, gänzlich verküm- mern. Die Schenkel sind dick, die Beine immer noch stark und dabei niedrig, die Hufe sehr groß, breit, flach gedrückt und tief gespalten; die Afterklauen reichen bis auf den Boden herab. Bei den
Brehm, Thierleben. II. 28
Das Renthier.
zuſammengedrückt und kaum nach aufwärts gebogen; der Kopf iſt vorn nur wenig verſchmälert, plumpſchnäuzig, längs des Naſenrückens gerade; die Ohren ſind kürzer, als beim Edelhirſch, jedoch von ähnlicher Bildung; die Augen ſind groß und ſchön, die Thränengruben klein und von Haar- büſcheln überdeckt; die Naſenkuppe iſt vollſtändig behaart; die Naſenlöcher ſtehen ſchräg gegen einan- der; die Oberlippe hängt über; der Mund iſt tief geſpalten. Das Geweih der Renkuh iſt regel- mäßig kleiner und weniger gezackt, als das des Renhirſches, bei beiden Geſchlechtern aber dadurch beſonders ausgezeichnet, daß die Stangen ſehr dünn und nur im Grunde rundlich, nach oben dage-
[Abbildung]
Das Renthier (Tarandus rangifer).
gen abgeplattet ſind und daß die Augenſproſſen, welche vorn in eine breite Schaufel enden, ſo dicht auf der Naſenhaut aufliegen, daß man kaum einen Finger dazwiſchen durchbringen kann. Jn der Mitte der Stange tritt außer der Eisſproſſe, welche ſich ebenfalls ſchaufelt und auszackt, nur eine Sproſſe und zwar nach hinten hervor; das Ende des Geweihes iſt eine langgefingerte Schaufel mit verſchiedenen Zacken. Aeußerſt ſelten findet man ein regelmäßig gebautes Geweih, wie bei dem Hirſch; es kommt oft vor, daß ſelbſt Hauptſproſſen, wie z. B. die Augenſproſſen, gänzlich verküm- mern. Die Schenkel ſind dick, die Beine immer noch ſtark und dabei niedrig, die Hufe ſehr groß, breit, flach gedrückt und tief geſpalten; die Afterklauen reichen bis auf den Boden herab. Bei den
Brehm, Thierleben. II. 28
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Das Renthier.
zuſammengedrückt und kaum nach aufwärts gebogen; der Kopf iſt vorn nur wenig verſchmälert,
plumpſchnäuzig, längs des Naſenrückens gerade; die Ohren ſind kürzer, als beim Edelhirſch, jedoch
von ähnlicher Bildung; die Augen ſind groß und ſchön, die Thränengruben klein und von Haar-
büſcheln überdeckt; die Naſenkuppe iſt vollſtändig behaart; die Naſenlöcher ſtehen ſchräg gegen einan-
der; die Oberlippe hängt über; der Mund iſt tief geſpalten. Das Geweih der Renkuh iſt regel-
mäßig kleiner und weniger gezackt, als das des Renhirſches, bei beiden Geſchlechtern aber dadurch
beſonders ausgezeichnet, daß die Stangen ſehr dünn und nur im Grunde rundlich, nach oben dage-
[Abbildung Das Renthier (Tarandus rangifer).]
gen abgeplattet ſind und daß die Augenſproſſen, welche vorn in eine breite Schaufel enden, ſo dicht
auf der Naſenhaut aufliegen, daß man kaum einen Finger dazwiſchen durchbringen kann. Jn der
Mitte der Stange tritt außer der Eisſproſſe, welche ſich ebenfalls ſchaufelt und auszackt, nur eine
Sproſſe und zwar nach hinten hervor; das Ende des Geweihes iſt eine langgefingerte Schaufel mit
verſchiedenen Zacken. Aeußerſt ſelten findet man ein regelmäßig gebautes Geweih, wie bei dem
Hirſch; es kommt oft vor, daß ſelbſt Hauptſproſſen, wie z. B. die Augenſproſſen, gänzlich verküm-
mern. Die Schenkel ſind dick, die Beine immer noch ſtark und dabei niedrig, die Hufe ſehr groß,
breit, flach gedrückt und tief geſpalten; die Afterklauen reichen bis auf den Boden herab. Bei den
Brehm, Thierleben. II. 28
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/459>, abgerufen am 23.11.2024.
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