rung verspricht. Er ist ein halb nächtliches Thier, wenigstens verschläft er die größte Helle und Hitze des Tages tief versteckt in den Kronen der Gummibäume, welche seinen bevorzugten Aufenthalt bilden. Gegen Abend beginnt er seine Mahlzeit. Ruhig und unbehelligt von den übrigen Geschöpfen der Wildniß, weidet er äußerst ruhig und gemächlich die jungen Blätter und Schößlinge der Aeste ab, indem er sie mit den Vorderpfoten festhält und mit seinen Schneidezähnen abbeißt. Jn der Däm- merung steigt er wohl auch zuweilen auf die Erde herab und wühlt dann im Boden nach Wurzeln herum, welche ein bevorzugter Leckerbissen für ihn zu sein scheinen. Jn seinem ganzen Wesen und Treiben offenbart er eine seltene, würdige Ruhe oder, um richtiger zu sagen, eine mehr als gewöhnliche Stumpfheit. Man nennt ihn ein überaus gutmüthiges und friedliches Thier im vollsten Gegensatz zu seinem fast Furcht einflößenden Aussehen. Er ist nicht so leicht in den Harnisch zu bringen und geht schweigsam seinen Geschäften nach, unbekümmert um das Treiben der bösen Welt. Höchstens dann und wann läßt er seine Stimme vernehmen, ein dumpfes Gebell, welches blos, wenn er sehr hungrig ist oder hartnäckig gereizt wird, in ein gellendes, schrillendes Geschrei übergeht. Bei großem Zorne kann es wohl auch vorkommen, daß er eine wilddrohende Miene annimmt, und dann funkeln auch die lebhaften Augen böswillig dem Störenfried entgegen. Aber es ist nicht so schlimm gemeint: er denkt kaum daran, zu beißen oder zu kratzen.
Stumpfsinnig wie er ist, läßt er sich ohne große Mühe fangen und fügt sich gelassen in das Unvermeidliche, somit auch in die Gefangenschaft. Hier wird er nicht nur bald sehr zahm, sondern lernt auffallender Weise auch rasch seinen Pfleger kennen und gewinnt sogar eine gewisse Anhänglichkeit an ihn. Man füttert das Thier mit Blättern, Wurzeln u. dgl. Seine Speisen führt es mit den Vorderpfoten zum Munde, wobei es sich auf das Hintertheil setzt, während es sonst die Stellung eines sitzenden Hundes annimmt.
So viel man weiß, wirft das Weibchen blos ein Junges. Es schleppt dieses, nachdem es dem Beutel entwachsen, noch lange Zeit mit sich auf dem Rücken oder den Schultern herum und behandelt es mit großer Sorgfalt und Liebe. Das Junge klammert sich fest an den Hals der Mutter an und sieht theilnahmlos in die Welt hinaus, wenn die Alte mit anerkennenswerther Vorsicht in den Kro- nen der Bäume umherklettert.
Die Europäer kennen den Koala erst seit dem Jahre 1803. Die Eingeborenen, welche ihn Goribun nennen, haben ihn von jeher als ein geschätztes Jagdthier betrachtet. Sie verfolgen ihn seines Fleisches wegen mit großem Eifer und zwar kletternd, wie er, auf den Bäumen. Einen Koala jagend, lassen sie es sich nicht verdrießen, an den schlanken, 40 bis 50 Fuß hohen Stämmen emporzu- klimmen und in der Krone des Baumes eine Verfolgung zu beginnen, welche einem kletternden Affen Ehre machen könnte. So treiben sie das Thier bis zu dem höchsten Aste hinauf und werfen es von dort aus ihren Gefährten herab oder schlagen es mit Keulen todt.
Die Riesen unserer Ordnung sind die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhasen (Halmaturi). Sie sind durchschnittlich höchst auffallende Geschöpfe; ihre Gestalt ist eine ganz abson- derliche. Der Leib nimmt vom Kopfe an ungemein schnell an Dicke und Umfang zu; denn der ent- wickeltste Theil des Körpers ist die Lendengegend, wegen der in merkwürdigem Grade verstärkten Hinterglieder. Jhnen gegenüber erscheinen Kopf und Brust verkümmert. Der Hintertheil des Leibes vermittelt fast ausschließlich die Bewegung der Springbeutelthiere, und somit ist seine Ent- wickelung erklärlich. Das Känguru vermag seine schwachen Vorderbeine nur in sehr untergeordneter Weise zum Fortbewegen und zum Ergreifen der Nahrung zu benutzen, während die sehr verlängerten Hinterläufe und der mächtige Schwanz ihm eine satzweise Bewegung möglich machen, welche an Schnelligkeit mit dem Laufe eines Hirsches wetteifern kann. Hinterbeine und Schwanz sind unbe-
Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen.
rung verſpricht. Er iſt ein halb nächtliches Thier, wenigſtens verſchläft er die größte Helle und Hitze des Tages tief verſteckt in den Kronen der Gummibäume, welche ſeinen bevorzugten Aufenthalt bilden. Gegen Abend beginnt er ſeine Mahlzeit. Ruhig und unbehelligt von den übrigen Geſchöpfen der Wildniß, weidet er äußerſt ruhig und gemächlich die jungen Blätter und Schößlinge der Aeſte ab, indem er ſie mit den Vorderpfoten feſthält und mit ſeinen Schneidezähnen abbeißt. Jn der Däm- merung ſteigt er wohl auch zuweilen auf die Erde herab und wühlt dann im Boden nach Wurzeln herum, welche ein bevorzugter Leckerbiſſen für ihn zu ſein ſcheinen. Jn ſeinem ganzen Weſen und Treiben offenbart er eine ſeltene, würdige Ruhe oder, um richtiger zu ſagen, eine mehr als gewöhnliche Stumpfheit. Man nennt ihn ein überaus gutmüthiges und friedliches Thier im vollſten Gegenſatz zu ſeinem faſt Furcht einflößenden Ausſehen. Er iſt nicht ſo leicht in den Harniſch zu bringen und geht ſchweigſam ſeinen Geſchäften nach, unbekümmert um das Treiben der böſen Welt. Höchſtens dann und wann läßt er ſeine Stimme vernehmen, ein dumpfes Gebell, welches blos, wenn er ſehr hungrig iſt oder hartnäckig gereizt wird, in ein gellendes, ſchrillendes Geſchrei übergeht. Bei großem Zorne kann es wohl auch vorkommen, daß er eine wilddrohende Miene annimmt, und dann funkeln auch die lebhaften Augen böswillig dem Störenfried entgegen. Aber es iſt nicht ſo ſchlimm gemeint: er denkt kaum daran, zu beißen oder zu kratzen.
Stumpfſinnig wie er iſt, läßt er ſich ohne große Mühe fangen und fügt ſich gelaſſen in das Unvermeidliche, ſomit auch in die Gefangenſchaft. Hier wird er nicht nur bald ſehr zahm, ſondern lernt auffallender Weiſe auch raſch ſeinen Pfleger kennen und gewinnt ſogar eine gewiſſe Anhänglichkeit an ihn. Man füttert das Thier mit Blättern, Wurzeln u. dgl. Seine Speiſen führt es mit den Vorderpfoten zum Munde, wobei es ſich auf das Hintertheil ſetzt, während es ſonſt die Stellung eines ſitzenden Hundes annimmt.
So viel man weiß, wirft das Weibchen blos ein Junges. Es ſchleppt dieſes, nachdem es dem Beutel entwachſen, noch lange Zeit mit ſich auf dem Rücken oder den Schultern herum und behandelt es mit großer Sorgfalt und Liebe. Das Junge klammert ſich feſt an den Hals der Mutter an und ſieht theilnahmlos in die Welt hinaus, wenn die Alte mit anerkennenswerther Vorſicht in den Kro- nen der Bäume umherklettert.
Die Europäer kennen den Koala erſt ſeit dem Jahre 1803. Die Eingeborenen, welche ihn Goribun nennen, haben ihn von jeher als ein geſchätztes Jagdthier betrachtet. Sie verfolgen ihn ſeines Fleiſches wegen mit großem Eifer und zwar kletternd, wie er, auf den Bäumen. Einen Koala jagend, laſſen ſie es ſich nicht verdrießen, an den ſchlanken, 40 bis 50 Fuß hohen Stämmen emporzu- klimmen und in der Krone des Baumes eine Verfolgung zu beginnen, welche einem kletternden Affen Ehre machen könnte. So treiben ſie das Thier bis zu dem höchſten Aſte hinauf und werfen es von dort aus ihren Gefährten herab oder ſchlagen es mit Keulen todt.
Die Rieſen unſerer Ordnung ſind die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen (Halmaturi). Sie ſind durchſchnittlich höchſt auffallende Geſchöpfe; ihre Geſtalt iſt eine ganz abſon- derliche. Der Leib nimmt vom Kopfe an ungemein ſchnell an Dicke und Umfang zu; denn der ent- wickeltſte Theil des Körpers iſt die Lendengegend, wegen der in merkwürdigem Grade verſtärkten Hinterglieder. Jhnen gegenüber erſcheinen Kopf und Bruſt verkümmert. Der Hintertheil des Leibes vermittelt faſt ausſchließlich die Bewegung der Springbeutelthiere, und ſomit iſt ſeine Ent- wickelung erklärlich. Das Känguru vermag ſeine ſchwachen Vorderbeine nur in ſehr untergeordneter Weiſe zum Fortbewegen und zum Ergreifen der Nahrung zu benutzen, während die ſehr verlängerten Hinterläufe und der mächtige Schwanz ihm eine ſatzweiſe Bewegung möglich machen, welche an Schnelligkeit mit dem Laufe eines Hirſches wetteifern kann. Hinterbeine und Schwanz ſind unbe-
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[42/0054]
Die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen.
rung verſpricht. Er iſt ein halb nächtliches Thier, wenigſtens verſchläft er die größte Helle und Hitze
des Tages tief verſteckt in den Kronen der Gummibäume, welche ſeinen bevorzugten Aufenthalt
bilden. Gegen Abend beginnt er ſeine Mahlzeit. Ruhig und unbehelligt von den übrigen Geſchöpfen
der Wildniß, weidet er äußerſt ruhig und gemächlich die jungen Blätter und Schößlinge der Aeſte ab,
indem er ſie mit den Vorderpfoten feſthält und mit ſeinen Schneidezähnen abbeißt. Jn der Däm-
merung ſteigt er wohl auch zuweilen auf die Erde herab und wühlt dann im Boden nach Wurzeln
herum, welche ein bevorzugter Leckerbiſſen für ihn zu ſein ſcheinen. Jn ſeinem ganzen Weſen und
Treiben offenbart er eine ſeltene, würdige Ruhe oder, um richtiger zu ſagen, eine mehr als gewöhnliche
Stumpfheit. Man nennt ihn ein überaus gutmüthiges und friedliches Thier im vollſten Gegenſatz zu
ſeinem faſt Furcht einflößenden Ausſehen. Er iſt nicht ſo leicht in den Harniſch zu bringen und geht
ſchweigſam ſeinen Geſchäften nach, unbekümmert um das Treiben der böſen Welt. Höchſtens dann
und wann läßt er ſeine Stimme vernehmen, ein dumpfes Gebell, welches blos, wenn er ſehr hungrig
iſt oder hartnäckig gereizt wird, in ein gellendes, ſchrillendes Geſchrei übergeht. Bei großem Zorne
kann es wohl auch vorkommen, daß er eine wilddrohende Miene annimmt, und dann funkeln auch
die lebhaften Augen böswillig dem Störenfried entgegen. Aber es iſt nicht ſo ſchlimm gemeint: er
denkt kaum daran, zu beißen oder zu kratzen.
Stumpfſinnig wie er iſt, läßt er ſich ohne große Mühe fangen und fügt ſich gelaſſen in das
Unvermeidliche, ſomit auch in die Gefangenſchaft. Hier wird er nicht nur bald ſehr zahm, ſondern
lernt auffallender Weiſe auch raſch ſeinen Pfleger kennen und gewinnt ſogar eine gewiſſe Anhänglichkeit
an ihn. Man füttert das Thier mit Blättern, Wurzeln u. dgl. Seine Speiſen führt es mit den
Vorderpfoten zum Munde, wobei es ſich auf das Hintertheil ſetzt, während es ſonſt die Stellung
eines ſitzenden Hundes annimmt.
So viel man weiß, wirft das Weibchen blos ein Junges. Es ſchleppt dieſes, nachdem es dem
Beutel entwachſen, noch lange Zeit mit ſich auf dem Rücken oder den Schultern herum und behandelt
es mit großer Sorgfalt und Liebe. Das Junge klammert ſich feſt an den Hals der Mutter an und
ſieht theilnahmlos in die Welt hinaus, wenn die Alte mit anerkennenswerther Vorſicht in den Kro-
nen der Bäume umherklettert.
Die Europäer kennen den Koala erſt ſeit dem Jahre 1803. Die Eingeborenen, welche ihn
Goribun nennen, haben ihn von jeher als ein geſchätztes Jagdthier betrachtet. Sie verfolgen ihn
ſeines Fleiſches wegen mit großem Eifer und zwar kletternd, wie er, auf den Bäumen. Einen Koala
jagend, laſſen ſie es ſich nicht verdrießen, an den ſchlanken, 40 bis 50 Fuß hohen Stämmen emporzu-
klimmen und in der Krone des Baumes eine Verfolgung zu beginnen, welche einem kletternden Affen
Ehre machen könnte. So treiben ſie das Thier bis zu dem höchſten Aſte hinauf und werfen es von
dort aus ihren Gefährten herab oder ſchlagen es mit Keulen todt.
Die Rieſen unſerer Ordnung ſind die Kängurus, Springbeutler oder Beutelhaſen
(Halmaturi). Sie ſind durchſchnittlich höchſt auffallende Geſchöpfe; ihre Geſtalt iſt eine ganz abſon-
derliche. Der Leib nimmt vom Kopfe an ungemein ſchnell an Dicke und Umfang zu; denn der ent-
wickeltſte Theil des Körpers iſt die Lendengegend, wegen der in merkwürdigem Grade verſtärkten
Hinterglieder. Jhnen gegenüber erſcheinen Kopf und Bruſt verkümmert. Der Hintertheil des
Leibes vermittelt faſt ausſchließlich die Bewegung der Springbeutelthiere, und ſomit iſt ſeine Ent-
wickelung erklärlich. Das Känguru vermag ſeine ſchwachen Vorderbeine nur in ſehr untergeordneter
Weiſe zum Fortbewegen und zum Ergreifen der Nahrung zu benutzen, während die ſehr verlängerten
Hinterläufe und der mächtige Schwanz ihm eine ſatzweiſe Bewegung möglich machen, welche an
Schnelligkeit mit dem Laufe eines Hirſches wetteifern kann. Hinterbeine und Schwanz ſind unbe-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/54>, abgerufen am 17.02.2025.
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