durch sie verursachte Loch außen übersponnen hatte. Jch gebe Dies mit allem Vorbehalt, weil ich vielleicht getäuscht wurde, d. h. weil das Kerbthier sich erst nach dem Tode des Agaseen das Gehörn zum Wohnsitz erkoren haben könnte: so viel aber ist sicher, daß beide Stangen ihrer Wurzel ein Mal zahlreich von einem wespenartigen Thiere bevölkert gewesen sind. An anderen Gehörnen dieser und der übrigen Antilopen oder überhaupt der scheidenhörnigen Thiere habe ich Aehnliches nie gesehen, und deshalb scheint mir Obiges immerhin der Aufzeichnung werth.
Jung eingefangene Kudus werden sehr zahm. Anderson, welcher ein kleines Kalb fing, rühmt es als ein niedliches, spiellustiges und zutrauliches Geschöpf. Das kleine Ding war, als man es erlangte, noch so zart, daß man ihm die Milch aus einer Flasche reichen mußte, welche man mit einem leinenen Pfropfen leicht verkorkt hatte. Bald aber gewöhnte sich der Pflegling so an seinen Herrn, daß er zu einem vollständigen Hausthiere wurde. Am Kap würde man unzweifelhaft schon Versuche gemacht haben, Kudus zu zähmen und für die Haushaltung zu verwenden, hätte man nicht in Erfahrung gebracht, daß sie der furchtbaren "Pferdekrankheit", welche soviele südafri- kanische Thiere dahin rafft, unterworfen sind und ihr fast regelmäßig erliegen.
Nach Europa ist der Kudu bisjetzt nur einige Mal lebend gekommen, und noch heutigen Tages, wo für die Thiergärten soviel Wild oft auf unbegreifliche Weise gefangen wird, gehört er zu den größten Seltenheiten.
Schließlich verdient noch erwähnt zu werden, daß die Araber die männlichen und weiblichen Ku- dus als verschiedene Thiere ansehen und deshalb auch mit besonderen Namen bezeichnen. Der Bock wird in der Gegend von Massaua Garrea (zu Deutsch: der Kühne), das Altthier dagegen Nel- let (zu Deutsch: die Gewandte oder Starke) genannt.
Einige sehr große Arten unserer Familie sind zu der Gruppe der Säbel- oder Pferde- antilopen (Aegocerus) vereinigt worden. Sie zeichnen sich durch ein bockartiges Gehörn aus, welches beide Geschlechter tragen. Der ziemlich lange Schwanz endigt in eine starke Quaste. Die Thränengruben werden durch einen Haarbüschel gewissermaßen ersetzt. Klauendrüsen und Weichen- gruben fehlen. Das Weibchen hat zwei Zitzen. Hiermit ist die Kennzeichnung der Gruppe gegeben; nicht so leicht aber ist es, die hierher gehörigen Arten zu bestimmen. Es herrscht über sie noch großer Streit unter den Naturforschern.
Unsere Abbildung zeigt uns den Blaubock der holländischen Ansiedler (Aegocerus leuco- phaeus), eins der stärksten und schönsten Mitglieder der ganzen Familie. Jhm sehr ähnlich sind noch einige andere Arten, welche gewöhnlich vereinigt werden, ob mit Recht oder Unrecht, lassen wir dahingestellt. So nimmt man an, daß die schwarze Säbelantilope (Aegocerus niger) nur ein Blaubock in seiner Sommertracht und die sogenannte Pferdeantilope (Aegocerus equinus) blos eine Spielart des Blaubocks wäre. Der Grund der widersprechenden Ansicht mag hauptsächlich darin zu suchen sein, daß genaue Nachrichten über die betreffenden Thiere uns fast gänzlich fehlen und daß nur die reichhaltigsten Museen die betreffenden Antilopen wirklich besitzen. Am Kap der guten Hoffnung, von wo aus früher die meisten südafrikanischen Wiederkäuer nach Europa gelangten, ist durch die Ausbreitung der Ansiedelungen dem Wildstand soviel Abbruch gethan worden, daß viele Arten, und so auch der Blaubock, vollständig dort ausgerottet sind. Selbstverständlich häufen sich die Schwierigkeiten des beobachtenden Naturforschers, je seltener ein Thier wird und je entfernter es von den bewohnten Orten lebt. Die Pferdeantilopen scheint bisher gar kein Forscher in ihrem Freileben beobachtet zu haben, und so bleibt Nichts übrig, als sich auf die Berichte der besseren Jäger zu verlassen. Diese nun unterscheiden die betreffenden Thiere sehr genau, und verdienen deshalb unzweifelhaft mehr Glauben, als die Balgkundigen. Gerade bei den Antilopen ist die Färbung eine sehr beständige, nur
Die Antilopen. — Der Kudu. Der Blaubock.
durch ſie verurſachte Loch außen überſponnen hatte. Jch gebe Dies mit allem Vorbehalt, weil ich vielleicht getäuſcht wurde, d. h. weil das Kerbthier ſich erſt nach dem Tode des Agaſeen das Gehörn zum Wohnſitz erkoren haben könnte: ſo viel aber iſt ſicher, daß beide Stangen ihrer Wurzel ein Mal zahlreich von einem wespenartigen Thiere bevölkert geweſen ſind. An anderen Gehörnen dieſer und der übrigen Antilopen oder überhaupt der ſcheidenhörnigen Thiere habe ich Aehnliches nie geſehen, und deshalb ſcheint mir Obiges immerhin der Aufzeichnung werth.
Jung eingefangene Kudus werden ſehr zahm. Anderſon, welcher ein kleines Kalb fing, rühmt es als ein niedliches, ſpielluſtiges und zutrauliches Geſchöpf. Das kleine Ding war, als man es erlangte, noch ſo zart, daß man ihm die Milch aus einer Flaſche reichen mußte, welche man mit einem leinenen Pfropfen leicht verkorkt hatte. Bald aber gewöhnte ſich der Pflegling ſo an ſeinen Herrn, daß er zu einem vollſtändigen Hausthiere wurde. Am Kap würde man unzweifelhaft ſchon Verſuche gemacht haben, Kudus zu zähmen und für die Haushaltung zu verwenden, hätte man nicht in Erfahrung gebracht, daß ſie der furchtbaren „Pferdekrankheit‟, welche ſoviele ſüdafri- kaniſche Thiere dahin rafft, unterworfen ſind und ihr faſt regelmäßig erliegen.
Nach Europa iſt der Kudu bisjetzt nur einige Mal lebend gekommen, und noch heutigen Tages, wo für die Thiergärten ſoviel Wild oft auf unbegreifliche Weiſe gefangen wird, gehört er zu den größten Seltenheiten.
Schließlich verdient noch erwähnt zu werden, daß die Araber die männlichen und weiblichen Ku- dus als verſchiedene Thiere anſehen und deshalb auch mit beſonderen Namen bezeichnen. Der Bock wird in der Gegend von Maſſaua Garrea (zu Deutſch: der Kühne), das Altthier dagegen Nel- let (zu Deutſch: die Gewandte oder Starke) genannt.
Einige ſehr große Arten unſerer Familie ſind zu der Gruppe der Säbel- oder Pferde- antilopen (Aegocerus) vereinigt worden. Sie zeichnen ſich durch ein bockartiges Gehörn aus, welches beide Geſchlechter tragen. Der ziemlich lange Schwanz endigt in eine ſtarke Quaſte. Die Thränengruben werden durch einen Haarbüſchel gewiſſermaßen erſetzt. Klauendrüſen und Weichen- gruben fehlen. Das Weibchen hat zwei Zitzen. Hiermit iſt die Kennzeichnung der Gruppe gegeben; nicht ſo leicht aber iſt es, die hierher gehörigen Arten zu beſtimmen. Es herrſcht über ſie noch großer Streit unter den Naturforſchern.
Unſere Abbildung zeigt uns den Blaubock der holländiſchen Anſiedler (Aegocerus leuco- phaeus), eins der ſtärkſten und ſchönſten Mitglieder der ganzen Familie. Jhm ſehr ähnlich ſind noch einige andere Arten, welche gewöhnlich vereinigt werden, ob mit Recht oder Unrecht, laſſen wir dahingeſtellt. So nimmt man an, daß die ſchwarze Säbelantilope (Aegocerus niger) nur ein Blaubock in ſeiner Sommertracht und die ſogenannte Pferdeantilope (Aegocerus equinus) blos eine Spielart des Blaubocks wäre. Der Grund der widerſprechenden Anſicht mag hauptſächlich darin zu ſuchen ſein, daß genaue Nachrichten über die betreffenden Thiere uns faſt gänzlich fehlen und daß nur die reichhaltigſten Muſeen die betreffenden Antilopen wirklich beſitzen. Am Kap der guten Hoffnung, von wo aus früher die meiſten ſüdafrikaniſchen Wiederkäuer nach Europa gelangten, iſt durch die Ausbreitung der Anſiedelungen dem Wildſtand ſoviel Abbruch gethan worden, daß viele Arten, und ſo auch der Blaubock, vollſtändig dort ausgerottet ſind. Selbſtverſtändlich häufen ſich die Schwierigkeiten des beobachtenden Naturforſchers, je ſeltener ein Thier wird und je entfernter es von den bewohnten Orten lebt. Die Pferdeantilopen ſcheint bisher gar kein Forſcher in ihrem Freileben beobachtet zu haben, und ſo bleibt Nichts übrig, als ſich auf die Berichte der beſſeren Jäger zu verlaſſen. Dieſe nun unterſcheiden die betreffenden Thiere ſehr genau, und verdienen deshalb unzweifelhaft mehr Glauben, als die Balgkundigen. Gerade bei den Antilopen iſt die Färbung eine ſehr beſtändige, nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0574"n="544"/><fwplace="top"type="header">Die Antilopen. — Der Kudu. Der Blaubock.</fw><lb/>
durch ſie verurſachte Loch außen überſponnen hatte. Jch gebe Dies mit allem Vorbehalt, weil ich<lb/>
vielleicht getäuſcht wurde, d. h. weil das Kerbthier ſich erſt nach dem Tode des Agaſeen das Gehörn<lb/>
zum Wohnſitz erkoren haben könnte: ſo viel aber iſt ſicher, daß beide Stangen ihrer Wurzel ein Mal<lb/>
zahlreich von einem wespenartigen Thiere bevölkert geweſen ſind. An anderen Gehörnen dieſer und<lb/>
der übrigen Antilopen oder überhaupt der ſcheidenhörnigen Thiere habe ich Aehnliches nie geſehen, und<lb/>
deshalb ſcheint mir Obiges immerhin der Aufzeichnung werth.</p><lb/><p>Jung eingefangene Kudus werden ſehr zahm. <hirendition="#g">Anderſon,</hi> welcher ein kleines Kalb fing,<lb/>
rühmt es als ein niedliches, ſpielluſtiges und zutrauliches Geſchöpf. Das kleine Ding war, als<lb/>
man es erlangte, noch ſo zart, daß man ihm die Milch aus einer Flaſche reichen mußte, welche man<lb/>
mit einem leinenen Pfropfen leicht verkorkt hatte. Bald aber gewöhnte ſich der Pflegling ſo an<lb/>ſeinen Herrn, daß er zu einem vollſtändigen Hausthiere wurde. Am Kap würde man unzweifelhaft<lb/>ſchon Verſuche gemacht haben, Kudus zu zähmen und für die Haushaltung zu verwenden, hätte man<lb/>
nicht in Erfahrung gebracht, daß ſie der furchtbaren <hirendition="#g">„Pferdekrankheit‟,</hi> welche ſoviele ſüdafri-<lb/>
kaniſche Thiere dahin rafft, unterworfen ſind und ihr faſt regelmäßig erliegen.</p><lb/><p>Nach Europa iſt der Kudu bisjetzt nur einige Mal lebend gekommen, und noch heutigen Tages,<lb/>
wo für die Thiergärten ſoviel Wild oft auf unbegreifliche Weiſe gefangen wird, gehört er zu den<lb/>
größten Seltenheiten.</p><lb/><p>Schließlich verdient noch erwähnt zu werden, daß die Araber die männlichen und weiblichen Ku-<lb/>
dus als verſchiedene Thiere anſehen und deshalb auch mit beſonderen Namen bezeichnen. Der Bock<lb/>
wird in der Gegend von Maſſaua <hirendition="#g">Garrea</hi> (zu Deutſch: der Kühne), das Altthier dagegen <hirendition="#g">Nel-<lb/>
let</hi> (zu Deutſch: die Gewandte oder Starke) genannt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Einige ſehr große Arten unſerer Familie ſind zu der Gruppe der <hirendition="#g">Säbel-</hi> oder <hirendition="#g">Pferde-<lb/>
antilopen</hi> (<hirendition="#aq">Aegocerus</hi>) vereinigt worden. Sie zeichnen ſich durch ein bockartiges Gehörn aus,<lb/>
welches beide Geſchlechter tragen. Der ziemlich lange Schwanz endigt in eine ſtarke Quaſte. Die<lb/>
Thränengruben werden durch einen Haarbüſchel gewiſſermaßen erſetzt. Klauendrüſen und Weichen-<lb/>
gruben fehlen. Das Weibchen hat zwei Zitzen. Hiermit iſt die Kennzeichnung der Gruppe gegeben;<lb/>
nicht ſo leicht aber iſt es, die hierher gehörigen Arten zu beſtimmen. Es herrſcht über ſie noch großer<lb/>
Streit unter den Naturforſchern.</p><lb/><p>Unſere Abbildung zeigt uns den <hirendition="#g">Blaubock</hi> der holländiſchen Anſiedler (<hirendition="#aq">Aegocerus leuco-<lb/>
phaeus</hi>), eins der ſtärkſten und ſchönſten Mitglieder der ganzen Familie. Jhm ſehr ähnlich ſind<lb/>
noch einige andere Arten, welche gewöhnlich vereinigt werden, ob mit Recht oder Unrecht, laſſen wir<lb/>
dahingeſtellt. So nimmt man an, daß die <hirendition="#g">ſchwarze Säbelantilope</hi> (<hirendition="#aq">Aegocerus niger</hi>) nur<lb/>
ein Blaubock in ſeiner Sommertracht und die ſogenannte <hirendition="#g">Pferdeantilope</hi> (<hirendition="#aq">Aegocerus equinus</hi>)<lb/>
blos eine Spielart des Blaubocks wäre. Der Grund der widerſprechenden Anſicht mag hauptſächlich<lb/>
darin zu ſuchen ſein, daß genaue Nachrichten über die betreffenden Thiere uns faſt gänzlich fehlen<lb/>
und daß nur die reichhaltigſten Muſeen die betreffenden Antilopen wirklich beſitzen. Am Kap der<lb/>
guten Hoffnung, von wo aus früher die meiſten ſüdafrikaniſchen Wiederkäuer nach Europa gelangten,<lb/>
iſt durch die Ausbreitung der Anſiedelungen dem Wildſtand ſoviel Abbruch gethan worden, daß viele<lb/>
Arten, und ſo auch der Blaubock, vollſtändig dort ausgerottet ſind. Selbſtverſtändlich häufen ſich<lb/>
die Schwierigkeiten des beobachtenden Naturforſchers, je ſeltener ein Thier wird und je entfernter es<lb/>
von den bewohnten Orten lebt. Die Pferdeantilopen ſcheint bisher gar kein Forſcher in ihrem Freileben<lb/>
beobachtet zu haben, und ſo bleibt Nichts übrig, als ſich auf die Berichte der beſſeren Jäger zu verlaſſen.<lb/>
Dieſe nun unterſcheiden die betreffenden Thiere ſehr genau, und verdienen deshalb unzweifelhaft mehr<lb/>
Glauben, als die Balgkundigen. Gerade bei den Antilopen iſt die Färbung eine ſehr beſtändige, nur<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[544/0574]
Die Antilopen. — Der Kudu. Der Blaubock.
durch ſie verurſachte Loch außen überſponnen hatte. Jch gebe Dies mit allem Vorbehalt, weil ich
vielleicht getäuſcht wurde, d. h. weil das Kerbthier ſich erſt nach dem Tode des Agaſeen das Gehörn
zum Wohnſitz erkoren haben könnte: ſo viel aber iſt ſicher, daß beide Stangen ihrer Wurzel ein Mal
zahlreich von einem wespenartigen Thiere bevölkert geweſen ſind. An anderen Gehörnen dieſer und
der übrigen Antilopen oder überhaupt der ſcheidenhörnigen Thiere habe ich Aehnliches nie geſehen, und
deshalb ſcheint mir Obiges immerhin der Aufzeichnung werth.
Jung eingefangene Kudus werden ſehr zahm. Anderſon, welcher ein kleines Kalb fing,
rühmt es als ein niedliches, ſpielluſtiges und zutrauliches Geſchöpf. Das kleine Ding war, als
man es erlangte, noch ſo zart, daß man ihm die Milch aus einer Flaſche reichen mußte, welche man
mit einem leinenen Pfropfen leicht verkorkt hatte. Bald aber gewöhnte ſich der Pflegling ſo an
ſeinen Herrn, daß er zu einem vollſtändigen Hausthiere wurde. Am Kap würde man unzweifelhaft
ſchon Verſuche gemacht haben, Kudus zu zähmen und für die Haushaltung zu verwenden, hätte man
nicht in Erfahrung gebracht, daß ſie der furchtbaren „Pferdekrankheit‟, welche ſoviele ſüdafri-
kaniſche Thiere dahin rafft, unterworfen ſind und ihr faſt regelmäßig erliegen.
Nach Europa iſt der Kudu bisjetzt nur einige Mal lebend gekommen, und noch heutigen Tages,
wo für die Thiergärten ſoviel Wild oft auf unbegreifliche Weiſe gefangen wird, gehört er zu den
größten Seltenheiten.
Schließlich verdient noch erwähnt zu werden, daß die Araber die männlichen und weiblichen Ku-
dus als verſchiedene Thiere anſehen und deshalb auch mit beſonderen Namen bezeichnen. Der Bock
wird in der Gegend von Maſſaua Garrea (zu Deutſch: der Kühne), das Altthier dagegen Nel-
let (zu Deutſch: die Gewandte oder Starke) genannt.
Einige ſehr große Arten unſerer Familie ſind zu der Gruppe der Säbel- oder Pferde-
antilopen (Aegocerus) vereinigt worden. Sie zeichnen ſich durch ein bockartiges Gehörn aus,
welches beide Geſchlechter tragen. Der ziemlich lange Schwanz endigt in eine ſtarke Quaſte. Die
Thränengruben werden durch einen Haarbüſchel gewiſſermaßen erſetzt. Klauendrüſen und Weichen-
gruben fehlen. Das Weibchen hat zwei Zitzen. Hiermit iſt die Kennzeichnung der Gruppe gegeben;
nicht ſo leicht aber iſt es, die hierher gehörigen Arten zu beſtimmen. Es herrſcht über ſie noch großer
Streit unter den Naturforſchern.
Unſere Abbildung zeigt uns den Blaubock der holländiſchen Anſiedler (Aegocerus leuco-
phaeus), eins der ſtärkſten und ſchönſten Mitglieder der ganzen Familie. Jhm ſehr ähnlich ſind
noch einige andere Arten, welche gewöhnlich vereinigt werden, ob mit Recht oder Unrecht, laſſen wir
dahingeſtellt. So nimmt man an, daß die ſchwarze Säbelantilope (Aegocerus niger) nur
ein Blaubock in ſeiner Sommertracht und die ſogenannte Pferdeantilope (Aegocerus equinus)
blos eine Spielart des Blaubocks wäre. Der Grund der widerſprechenden Anſicht mag hauptſächlich
darin zu ſuchen ſein, daß genaue Nachrichten über die betreffenden Thiere uns faſt gänzlich fehlen
und daß nur die reichhaltigſten Muſeen die betreffenden Antilopen wirklich beſitzen. Am Kap der
guten Hoffnung, von wo aus früher die meiſten ſüdafrikaniſchen Wiederkäuer nach Europa gelangten,
iſt durch die Ausbreitung der Anſiedelungen dem Wildſtand ſoviel Abbruch gethan worden, daß viele
Arten, und ſo auch der Blaubock, vollſtändig dort ausgerottet ſind. Selbſtverſtändlich häufen ſich
die Schwierigkeiten des beobachtenden Naturforſchers, je ſeltener ein Thier wird und je entfernter es
von den bewohnten Orten lebt. Die Pferdeantilopen ſcheint bisher gar kein Forſcher in ihrem Freileben
beobachtet zu haben, und ſo bleibt Nichts übrig, als ſich auf die Berichte der beſſeren Jäger zu verlaſſen.
Dieſe nun unterſcheiden die betreffenden Thiere ſehr genau, und verdienen deshalb unzweifelhaft mehr
Glauben, als die Balgkundigen. Gerade bei den Antilopen iſt die Färbung eine ſehr beſtändige, nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/574>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.