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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die nubische Mendesantilope.

Die Mendesantilope ist plumper und stärker, als die meisten anderen ihrer Familie. Jhr Leib
ist untersetzt, am Widerrist merklich erhaben, am Kreuz sehr gerundet. Der Kopf ist gestreckt, aber
sehr breit am Hinterhaupt. Die Beine sind stark und verhältnißmäßig kräftig. Die Hörner richten
sich nach auf- und rückwärts und biegen sich in doppelter Windung allmählich nach der Spitze von
einander abweichend; von der Wurzel an umgeben sie 31 bis 45 schiefe, nicht eben regelmäßig gestellte
Ringe; im letzten Drittel sind sie gerade und vollkommen glatt. Die Behaarung ist dicht und mit
Ausnahme einiger Körperstellen kurz und grob. Vor der Wurzel der Hörner steht ein Schopf, welcher
über die Stirn herabhängt; vom Ohr nach dem Hinterhaupte zieht sich ein Streifen verlängerter
Haare hinab; den Vorderhals schmückt eine fast drei Zoll lange Mähne. Von der gelblich weißen
Grundfärbung sticht das Braun des Kopfes, des Halses und der Mähne ziemlich lebhaft ab. Unterhalb
der Augen verläuft eine breite Binde, und hinter den Augen, sowie auf der Oberlippe stehen weiße

[Abbildung] Die nubische Mendesantilope (Addax nasomaculatus).
Flecke. Die Quaste des ziemlich langen Schwanzes besteht aus weißen und braunen Haaren.
Während der kühlen Jahreszeit geht die gelblich weiße Färbung allmählich ins Graue über. Beim
Männchen ist das Haar dunkler und die Mähne größer als beim Weibchen. Junge Thiere sind rein
weiß gefärbt.

Nur Ostafrika ist die Heimat der Mendesantilope. Jn den Ländern Südnubiens, zumal in der
Bahiuda, sieht man sie zuweilen in zahlreichen Herden und häufig in kleinen Familien. Sie bewohnt
auch die dürrsten Stellen, wo, nach der Versicherung der Nomaden, weit und breit kein Tropfen Wasser
sich findet. Wenn man diesen Leuten Glauben schenken darf, ist sie im Stande, monatelang das
Wasser gänzlich zu entbehren. Sie ist scheu und furchtsam, wie die übrigen Antilopen, behend und
ausdauernd im Laufe, dennoch aber vieler Verfolgung ausgesetzt. Unter den Thieren stellt ihr wohl
nur der Hiänenhund oder Simir und der Karakal nach: um so eifriger aber verfolgen sie die
Edlen des Landes, in denen sie lebt. Die Aschiach oder Machthaber der Nomaden und Beduinen

Die nubiſche Mendesantilope.

Die Mendesantilope iſt plumper und ſtärker, als die meiſten anderen ihrer Familie. Jhr Leib
iſt unterſetzt, am Widerriſt merklich erhaben, am Kreuz ſehr gerundet. Der Kopf iſt geſtreckt, aber
ſehr breit am Hinterhaupt. Die Beine ſind ſtark und verhältnißmäßig kräftig. Die Hörner richten
ſich nach auf- und rückwärts und biegen ſich in doppelter Windung allmählich nach der Spitze von
einander abweichend; von der Wurzel an umgeben ſie 31 bis 45 ſchiefe, nicht eben regelmäßig geſtellte
Ringe; im letzten Drittel ſind ſie gerade und vollkommen glatt. Die Behaarung iſt dicht und mit
Ausnahme einiger Körperſtellen kurz und grob. Vor der Wurzel der Hörner ſteht ein Schopf, welcher
über die Stirn herabhängt; vom Ohr nach dem Hinterhaupte zieht ſich ein Streifen verlängerter
Haare hinab; den Vorderhals ſchmückt eine faſt drei Zoll lange Mähne. Von der gelblich weißen
Grundfärbung ſticht das Braun des Kopfes, des Halſes und der Mähne ziemlich lebhaft ab. Unterhalb
der Augen verläuft eine breite Binde, und hinter den Augen, ſowie auf der Oberlippe ſtehen weiße

[Abbildung] Die nubiſche Mendesantilope (Addax nasomaculatus).
Flecke. Die Quaſte des ziemlich langen Schwanzes beſteht aus weißen und braunen Haaren.
Während der kühlen Jahreszeit geht die gelblich weiße Färbung allmählich ins Graue über. Beim
Männchen iſt das Haar dunkler und die Mähne größer als beim Weibchen. Junge Thiere ſind rein
weiß gefärbt.

Nur Oſtafrika iſt die Heimat der Mendesantilope. Jn den Ländern Südnubiens, zumal in der
Bahiuda, ſieht man ſie zuweilen in zahlreichen Herden und häufig in kleinen Familien. Sie bewohnt
auch die dürrſten Stellen, wo, nach der Verſicherung der Nomaden, weit und breit kein Tropfen Waſſer
ſich findet. Wenn man dieſen Leuten Glauben ſchenken darf, iſt ſie im Stande, monatelang das
Waſſer gänzlich zu entbehren. Sie iſt ſcheu und furchtſam, wie die übrigen Antilopen, behend und
ausdauernd im Laufe, dennoch aber vieler Verfolgung ausgeſetzt. Unter den Thieren ſtellt ihr wohl
nur der Hiänenhund oder Simir und der Karakal nach: um ſo eifriger aber verfolgen ſie die
Edlen des Landes, in denen ſie lebt. Die Aſchiach oder Machthaber der Nomaden und Beduinen

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[553/0583] Die nubiſche Mendesantilope. Die Mendesantilope iſt plumper und ſtärker, als die meiſten anderen ihrer Familie. Jhr Leib iſt unterſetzt, am Widerriſt merklich erhaben, am Kreuz ſehr gerundet. Der Kopf iſt geſtreckt, aber ſehr breit am Hinterhaupt. Die Beine ſind ſtark und verhältnißmäßig kräftig. Die Hörner richten ſich nach auf- und rückwärts und biegen ſich in doppelter Windung allmählich nach der Spitze von einander abweichend; von der Wurzel an umgeben ſie 31 bis 45 ſchiefe, nicht eben regelmäßig geſtellte Ringe; im letzten Drittel ſind ſie gerade und vollkommen glatt. Die Behaarung iſt dicht und mit Ausnahme einiger Körperſtellen kurz und grob. Vor der Wurzel der Hörner ſteht ein Schopf, welcher über die Stirn herabhängt; vom Ohr nach dem Hinterhaupte zieht ſich ein Streifen verlängerter Haare hinab; den Vorderhals ſchmückt eine faſt drei Zoll lange Mähne. Von der gelblich weißen Grundfärbung ſticht das Braun des Kopfes, des Halſes und der Mähne ziemlich lebhaft ab. Unterhalb der Augen verläuft eine breite Binde, und hinter den Augen, ſowie auf der Oberlippe ſtehen weiße [Abbildung Die nubiſche Mendesantilope (Addax nasomaculatus).] Flecke. Die Quaſte des ziemlich langen Schwanzes beſteht aus weißen und braunen Haaren. Während der kühlen Jahreszeit geht die gelblich weiße Färbung allmählich ins Graue über. Beim Männchen iſt das Haar dunkler und die Mähne größer als beim Weibchen. Junge Thiere ſind rein weiß gefärbt. Nur Oſtafrika iſt die Heimat der Mendesantilope. Jn den Ländern Südnubiens, zumal in der Bahiuda, ſieht man ſie zuweilen in zahlreichen Herden und häufig in kleinen Familien. Sie bewohnt auch die dürrſten Stellen, wo, nach der Verſicherung der Nomaden, weit und breit kein Tropfen Waſſer ſich findet. Wenn man dieſen Leuten Glauben ſchenken darf, iſt ſie im Stande, monatelang das Waſſer gänzlich zu entbehren. Sie iſt ſcheu und furchtſam, wie die übrigen Antilopen, behend und ausdauernd im Laufe, dennoch aber vieler Verfolgung ausgeſetzt. Unter den Thieren ſtellt ihr wohl nur der Hiänenhund oder Simir und der Karakal nach: um ſo eifriger aber verfolgen ſie die Edlen des Landes, in denen ſie lebt. Die Aſchiach oder Machthaber der Nomaden und Beduinen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/583>, abgerufen am 23.11.2024.