Noch heutigen Tages findet sich diese Riesenantilope in dem größten Theile Südafrikas, in dem Lande der Kaffern, der Hottentotten und Buschmänner, im Norden und Osten des Kaplandes selbst, und in einem großen Theile des übrigen Südafrikas. Jn dem bevölkerten Kaplande ist sie ausge- rottet. Sie lebt gesellig, wie die übrigen Antilopen; ganz alte Böcke aber werden zuweilen von der Herde verbannt. Rudel von 8 bis 10 Stück sieht man seltener, als Herden von 20 bis 40 Stück, und in dem tiefsten Jnnern mögen auch noch größere Vereinigungen vorkommen.
[Abbildung]
Die Kanna (Boselaphus Oreas oder Canna).
Die Elandantilope hat auch in ihrem Betragen sehr viel mit dem Rind gemein. Sie trollt in geschlossenen Massen geraden Weges fort, und zuweilen ohne Furcht auf einen Menschen los, welcher dann eilen muß, ihr aus dem Wege zu kommen, wenn er nicht niedergeworfen und arg gemiß- handelt werden will. Wo das Thier die Wirkung des Feuergewehrs kennen gelernt hat, ist es scheuer, und namentlich die Weibchen und Jungen flüchten beim Erscheinen eines Menschen so eilig sie können, selbst über ziemlich steile Berge hinweg. Alte Männchen sind zu feist, als daß sie es ihnen nachthun könnten: sie bleiben in den Ebenen, machen aber immer noch einem flinken Jagd- pferde gehörig zu schaffen, bevor sie sich, ermüdet, dem Reiter stellen. Am Kap jagt man sie nur zu Pferde, am liebsten in den heißen Monaten; denn dann hetzt man einen feisten Elandbock schon in
Die Antilopen. — Die Kanna.
Noch heutigen Tages findet ſich dieſe Rieſenantilope in dem größten Theile Südafrikas, in dem Lande der Kaffern, der Hottentotten und Buſchmänner, im Norden und Oſten des Kaplandes ſelbſt, und in einem großen Theile des übrigen Südafrikas. Jn dem bevölkerten Kaplande iſt ſie ausge- rottet. Sie lebt geſellig, wie die übrigen Antilopen; ganz alte Böcke aber werden zuweilen von der Herde verbannt. Rudel von 8 bis 10 Stück ſieht man ſeltener, als Herden von 20 bis 40 Stück, und in dem tiefſten Jnnern mögen auch noch größere Vereinigungen vorkommen.
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Die Kanna (Boselaphus Oreas oder Canna).
Die Elandantilope hat auch in ihrem Betragen ſehr viel mit dem Rind gemein. Sie trollt in geſchloſſenen Maſſen geraden Weges fort, und zuweilen ohne Furcht auf einen Menſchen los, welcher dann eilen muß, ihr aus dem Wege zu kommen, wenn er nicht niedergeworfen und arg gemiß- handelt werden will. Wo das Thier die Wirkung des Feuergewehrs kennen gelernt hat, iſt es ſcheuer, und namentlich die Weibchen und Jungen flüchten beim Erſcheinen eines Menſchen ſo eilig ſie können, ſelbſt über ziemlich ſteile Berge hinweg. Alte Männchen ſind zu feiſt, als daß ſie es ihnen nachthun könnten: ſie bleiben in den Ebenen, machen aber immer noch einem flinken Jagd- pferde gehörig zu ſchaffen, bevor ſie ſich, ermüdet, dem Reiter ſtellen. Am Kap jagt man ſie nur zu Pferde, am liebſten in den heißen Monaten; denn dann hetzt man einen feiſten Elandbock ſchon in
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Die Antilopen. — Die Kanna.
Noch heutigen Tages findet ſich dieſe Rieſenantilope in dem größten Theile Südafrikas, in dem
Lande der Kaffern, der Hottentotten und Buſchmänner, im Norden und Oſten des Kaplandes ſelbſt,
und in einem großen Theile des übrigen Südafrikas. Jn dem bevölkerten Kaplande iſt ſie ausge-
rottet. Sie lebt geſellig, wie die übrigen Antilopen; ganz alte Böcke aber werden zuweilen von der
Herde verbannt. Rudel von 8 bis 10 Stück ſieht man ſeltener, als Herden von 20 bis 40 Stück,
und in dem tiefſten Jnnern mögen auch noch größere Vereinigungen vorkommen.
[Abbildung Die Kanna (Boselaphus Oreas oder Canna).]
Die Elandantilope hat auch in ihrem Betragen ſehr viel mit dem Rind gemein. Sie trollt in
geſchloſſenen Maſſen geraden Weges fort, und zuweilen ohne Furcht auf einen Menſchen los, welcher
dann eilen muß, ihr aus dem Wege zu kommen, wenn er nicht niedergeworfen und arg gemiß-
handelt werden will. Wo das Thier die Wirkung des Feuergewehrs kennen gelernt hat, iſt es
ſcheuer, und namentlich die Weibchen und Jungen flüchten beim Erſcheinen eines Menſchen ſo eilig
ſie können, ſelbſt über ziemlich ſteile Berge hinweg. Alte Männchen ſind zu feiſt, als daß ſie es
ihnen nachthun könnten: ſie bleiben in den Ebenen, machen aber immer noch einem flinken Jagd-
pferde gehörig zu ſchaffen, bevor ſie ſich, ermüdet, dem Reiter ſtellen. Am Kap jagt man ſie nur zu
Pferde, am liebſten in den heißen Monaten; denn dann hetzt man einen feiſten Elandbock ſchon in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/586>, abgerufen am 23.11.2024.
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