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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Rinder. -- Der Jak oder grunzende Ochs.
festigt wird, leidlich lenken. Fremden Personen gegenüber betragen sich die eigenthümlichen Reit-
thiere aber nicht so freundlich. "Der Jak," sagt Schlagintweit, "ist nicht ohne Schwierig-
keit zu beladen und zu besteigen, denn ehe er zum ruhigen Stehen gebracht werden kann, dreht
er sich mehrmals in raschen kreisförmigen Sprüngen. Jn ebenen Thalsohlen des Gebirges, welche
er mit herabhängendem Kopfe und mit herumgeschlagenem Schweife durchzieht, ist er schwer zu
lenken; aber bei Uebergängen steiler, schwieriger Stellen übertrifft kaum ein anderes Thier ihn an
Ruhe und Sicherheit. Zwar erschreckt den Reiter anfangs die Eigenheit des Thieres, stets an der
äußersten Kante des schmalen Pfades zu gehen, zunächst, um auf weite Strecken den Weg über-
sehen zu können, doch überzeugt man sich bald von der Zuverlässigkeit seines Ganges." Nach
den Berichten anderer Reisenden zeigt der Jak eine große Unruhe, wenn Fremde in seine Nähe
kommen, senkt den Kopf gegen den Boden und geberdet sich, als wolle er seinen Gegner zum
Kampfe fordern. Manchmal überkommt ihn ganz plötzlich ein rasender Zorn; er schüttelt den
ganzen Körper, hebt den Schwanz hoch empor, peitscht mit ihm durch die Luft und schaut mit
drohenden, grimmigen Augen auf seinen Zwingherrn. Einen gewissen Grad von Wildheit behält
er stets. Gegen andere Rinder benimmt er sich artiger; es hat deshalb keine Schwierigkeit, ihn
zur Paarung mit anderen Arten seiner Familie zu bringen. Dazu soll man jedoch blos Jak-
stiere verwenden können; denn es wird allgemein behauptet, daß die Stiere des gemeinen Rindes und
des Zebu sich vor den Jakkühen förmlich entsetzten.

Der Jak trägt 2 bis 21/2 Centner ohne Beschwerden und zwar auf den allerschwierigsten Fel-
senpfaden und Schneefeldern. Man ist im Stande, durch ihn Lasten über Höhen von 10 bis
16,000 Fuß zu schaffen; denn er bewegt sich auch dort oben, trotz der verdünnten Luft, welche
andere Geschöpfe ermattet und beängstigt, mit größter Sicherheit. Nur auf sehr klippenreichen
Pfaden kann man den beladenen Jak nicht benutzen, weil dann seine Last ihn hindert, über höhere
Felsen zu springen, wie er es sonst wohl zu thun pflegt; denn Moorcroft sah ihn ohne Um-
stände zehn Fuß hohe Felsenwände herabsetzen, ja, sich selbst in Abgründe von vierzig Fuß Tiefe
stürzen, ohne daß er sich dabei beschädigte. Auch die Mongolen verwenden den Jak als Lastthier, und
hier und da muß er, wie Gerard berichtet, den Pflug ziehen.

Milch und Fleisch des Jak sind recht gut. Ersteres ist, wenn es von alten Thieren stammt,
freilich etwas hart und zähe, von jüngeren aber um so besser. Die Milch ist, wie bei allen Stieren,
welche auf Alpentriften weiden, höchst wohlschmeckend und fett. Aus der Haut gerbt man Leder oder
schneidet Riemen aus ihr, aus den Haaren werden Stricke gedreht. Der kostbarste Theil des Thieres
ist aber der Schwanz, welcher förmlich zu einem Sinnbild und zum Kriegszeichen geworden ist.
Namentlich die weißen Jakschwänze stehen in hohem Werthe. Nicolo di Conti gibt an, daß die
feinen Schwanzhaare mit Silber aufgewogen werden, weil man aus ihnen Fliegenwedel macht, welche
zum Dienst der Götzen und der Könige gebraucht werden. Man faßt sie auch in Gold und Silber
und schmückt damit die Pferde und die Elefanten. Die Reiter tragen sie an ihren Lanzen als
Zeichen einer hohen Rangstufe. Die Chinesen färben das weiße Haar brennend roth und tragen die
Schwänze dann als Quasten auf ihren Sommerhüten. Belon gibt an, daß solche Schwänze 4 bis
5 Dukaten kosten und wesentlich dazu beitrügen, den reichen Sattelschmuck, wie ihn Türken und
Perser lieben, zu vertheuern. Jm ganzen Morgenlande scheint man die Schwänze als Fliegenwedel
zu benutzen und zwar schon seit uralten Zeiten, wie die angezogene Stelle von Aelian besagt. Man
treibt einen weit verbreiteten und viel Gewinn abwerfenden Handel damit. Der Preis richtet sich
nach der Schönheit und Länge des Haares; je länger, feiner und glänzender dies ist, um so höher
wächst er an. Schwarze Schwänze gelten weniger, als weiße.

Bei den Kalmücken und Mongolen stehen die Jaks in hoher Achtung. Sie glauben, daß nur
gutartige Seelen in den Leib dieser Thiere fahren.

Der zahme Jak ist, wie Schlagintweit berichtet, manchen Krankheiten ausgesetzt. Auf Rei-
sen leidet er oft an den Klauen, welche, wenn einmal verletzt, lange Zeit zur Heilung brauchen.

Die Rinder. — Der Jak oder grunzende Ochs.
feſtigt wird, leidlich lenken. Fremden Perſonen gegenüber betragen ſich die eigenthümlichen Reit-
thiere aber nicht ſo freundlich. „Der Jak,‟ ſagt Schlagintweit, „iſt nicht ohne Schwierig-
keit zu beladen und zu beſteigen, denn ehe er zum ruhigen Stehen gebracht werden kann, dreht
er ſich mehrmals in raſchen kreisförmigen Sprüngen. Jn ebenen Thalſohlen des Gebirges, welche
er mit herabhängendem Kopfe und mit herumgeſchlagenem Schweife durchzieht, iſt er ſchwer zu
lenken; aber bei Uebergängen ſteiler, ſchwieriger Stellen übertrifft kaum ein anderes Thier ihn an
Ruhe und Sicherheit. Zwar erſchreckt den Reiter anfangs die Eigenheit des Thieres, ſtets an der
äußerſten Kante des ſchmalen Pfades zu gehen, zunächſt, um auf weite Strecken den Weg über-
ſehen zu können, doch überzeugt man ſich bald von der Zuverläſſigkeit ſeines Ganges.‟ Nach
den Berichten anderer Reiſenden zeigt der Jak eine große Unruhe, wenn Fremde in ſeine Nähe
kommen, ſenkt den Kopf gegen den Boden und geberdet ſich, als wolle er ſeinen Gegner zum
Kampfe fordern. Manchmal überkommt ihn ganz plötzlich ein raſender Zorn; er ſchüttelt den
ganzen Körper, hebt den Schwanz hoch empor, peitſcht mit ihm durch die Luft und ſchaut mit
drohenden, grimmigen Augen auf ſeinen Zwingherrn. Einen gewiſſen Grad von Wildheit behält
er ſtets. Gegen andere Rinder benimmt er ſich artiger; es hat deshalb keine Schwierigkeit, ihn
zur Paarung mit anderen Arten ſeiner Familie zu bringen. Dazu ſoll man jedoch blos Jak-
ſtiere verwenden können; denn es wird allgemein behauptet, daß die Stiere des gemeinen Rindes und
des Zebu ſich vor den Jakkühen förmlich entſetzten.

Der Jak trägt 2 bis 2½ Centner ohne Beſchwerden und zwar auf den allerſchwierigſten Fel-
ſenpfaden und Schneefeldern. Man iſt im Stande, durch ihn Laſten über Höhen von 10 bis
16,000 Fuß zu ſchaffen; denn er bewegt ſich auch dort oben, trotz der verdünnten Luft, welche
andere Geſchöpfe ermattet und beängſtigt, mit größter Sicherheit. Nur auf ſehr klippenreichen
Pfaden kann man den beladenen Jak nicht benutzen, weil dann ſeine Laſt ihn hindert, über höhere
Felſen zu ſpringen, wie er es ſonſt wohl zu thun pflegt; denn Moorcroft ſah ihn ohne Um-
ſtände zehn Fuß hohe Felſenwände herabſetzen, ja, ſich ſelbſt in Abgründe von vierzig Fuß Tiefe
ſtürzen, ohne daß er ſich dabei beſchädigte. Auch die Mongolen verwenden den Jak als Laſtthier, und
hier und da muß er, wie Gerard berichtet, den Pflug ziehen.

Milch und Fleiſch des Jak ſind recht gut. Erſteres iſt, wenn es von alten Thieren ſtammt,
freilich etwas hart und zähe, von jüngeren aber um ſo beſſer. Die Milch iſt, wie bei allen Stieren,
welche auf Alpentriften weiden, höchſt wohlſchmeckend und fett. Aus der Haut gerbt man Leder oder
ſchneidet Riemen aus ihr, aus den Haaren werden Stricke gedreht. Der koſtbarſte Theil des Thieres
iſt aber der Schwanz, welcher förmlich zu einem Sinnbild und zum Kriegszeichen geworden iſt.
Namentlich die weißen Jakſchwänze ſtehen in hohem Werthe. Nicolo di Conti gibt an, daß die
feinen Schwanzhaare mit Silber aufgewogen werden, weil man aus ihnen Fliegenwedel macht, welche
zum Dienſt der Götzen und der Könige gebraucht werden. Man faßt ſie auch in Gold und Silber
und ſchmückt damit die Pferde und die Elefanten. Die Reiter tragen ſie an ihren Lanzen als
Zeichen einer hohen Rangſtufe. Die Chineſen färben das weiße Haar brennend roth und tragen die
Schwänze dann als Quaſten auf ihren Sommerhüten. Belon gibt an, daß ſolche Schwänze 4 bis
5 Dukaten koſten und weſentlich dazu beitrügen, den reichen Sattelſchmuck, wie ihn Türken und
Perſer lieben, zu vertheuern. Jm ganzen Morgenlande ſcheint man die Schwänze als Fliegenwedel
zu benutzen und zwar ſchon ſeit uralten Zeiten, wie die angezogene Stelle von Aelian beſagt. Man
treibt einen weit verbreiteten und viel Gewinn abwerfenden Handel damit. Der Preis richtet ſich
nach der Schönheit und Länge des Haares; je länger, feiner und glänzender dies iſt, um ſo höher
wächſt er an. Schwarze Schwänze gelten weniger, als weiße.

Bei den Kalmücken und Mongolen ſtehen die Jaks in hoher Achtung. Sie glauben, daß nur
gutartige Seelen in den Leib dieſer Thiere fahren.

Der zahme Jak iſt, wie Schlagintweit berichtet, manchen Krankheiten ausgeſetzt. Auf Rei-
ſen leidet er oft an den Klauen, welche, wenn einmal verletzt, lange Zeit zur Heilung brauchen.

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[624/0656] Die Rinder. — Der Jak oder grunzende Ochs. feſtigt wird, leidlich lenken. Fremden Perſonen gegenüber betragen ſich die eigenthümlichen Reit- thiere aber nicht ſo freundlich. „Der Jak,‟ ſagt Schlagintweit, „iſt nicht ohne Schwierig- keit zu beladen und zu beſteigen, denn ehe er zum ruhigen Stehen gebracht werden kann, dreht er ſich mehrmals in raſchen kreisförmigen Sprüngen. Jn ebenen Thalſohlen des Gebirges, welche er mit herabhängendem Kopfe und mit herumgeſchlagenem Schweife durchzieht, iſt er ſchwer zu lenken; aber bei Uebergängen ſteiler, ſchwieriger Stellen übertrifft kaum ein anderes Thier ihn an Ruhe und Sicherheit. Zwar erſchreckt den Reiter anfangs die Eigenheit des Thieres, ſtets an der äußerſten Kante des ſchmalen Pfades zu gehen, zunächſt, um auf weite Strecken den Weg über- ſehen zu können, doch überzeugt man ſich bald von der Zuverläſſigkeit ſeines Ganges.‟ Nach den Berichten anderer Reiſenden zeigt der Jak eine große Unruhe, wenn Fremde in ſeine Nähe kommen, ſenkt den Kopf gegen den Boden und geberdet ſich, als wolle er ſeinen Gegner zum Kampfe fordern. Manchmal überkommt ihn ganz plötzlich ein raſender Zorn; er ſchüttelt den ganzen Körper, hebt den Schwanz hoch empor, peitſcht mit ihm durch die Luft und ſchaut mit drohenden, grimmigen Augen auf ſeinen Zwingherrn. Einen gewiſſen Grad von Wildheit behält er ſtets. Gegen andere Rinder benimmt er ſich artiger; es hat deshalb keine Schwierigkeit, ihn zur Paarung mit anderen Arten ſeiner Familie zu bringen. Dazu ſoll man jedoch blos Jak- ſtiere verwenden können; denn es wird allgemein behauptet, daß die Stiere des gemeinen Rindes und des Zebu ſich vor den Jakkühen förmlich entſetzten. Der Jak trägt 2 bis 2½ Centner ohne Beſchwerden und zwar auf den allerſchwierigſten Fel- ſenpfaden und Schneefeldern. Man iſt im Stande, durch ihn Laſten über Höhen von 10 bis 16,000 Fuß zu ſchaffen; denn er bewegt ſich auch dort oben, trotz der verdünnten Luft, welche andere Geſchöpfe ermattet und beängſtigt, mit größter Sicherheit. Nur auf ſehr klippenreichen Pfaden kann man den beladenen Jak nicht benutzen, weil dann ſeine Laſt ihn hindert, über höhere Felſen zu ſpringen, wie er es ſonſt wohl zu thun pflegt; denn Moorcroft ſah ihn ohne Um- ſtände zehn Fuß hohe Felſenwände herabſetzen, ja, ſich ſelbſt in Abgründe von vierzig Fuß Tiefe ſtürzen, ohne daß er ſich dabei beſchädigte. Auch die Mongolen verwenden den Jak als Laſtthier, und hier und da muß er, wie Gerard berichtet, den Pflug ziehen. Milch und Fleiſch des Jak ſind recht gut. Erſteres iſt, wenn es von alten Thieren ſtammt, freilich etwas hart und zähe, von jüngeren aber um ſo beſſer. Die Milch iſt, wie bei allen Stieren, welche auf Alpentriften weiden, höchſt wohlſchmeckend und fett. Aus der Haut gerbt man Leder oder ſchneidet Riemen aus ihr, aus den Haaren werden Stricke gedreht. Der koſtbarſte Theil des Thieres iſt aber der Schwanz, welcher förmlich zu einem Sinnbild und zum Kriegszeichen geworden iſt. Namentlich die weißen Jakſchwänze ſtehen in hohem Werthe. Nicolo di Conti gibt an, daß die feinen Schwanzhaare mit Silber aufgewogen werden, weil man aus ihnen Fliegenwedel macht, welche zum Dienſt der Götzen und der Könige gebraucht werden. Man faßt ſie auch in Gold und Silber und ſchmückt damit die Pferde und die Elefanten. Die Reiter tragen ſie an ihren Lanzen als Zeichen einer hohen Rangſtufe. Die Chineſen färben das weiße Haar brennend roth und tragen die Schwänze dann als Quaſten auf ihren Sommerhüten. Belon gibt an, daß ſolche Schwänze 4 bis 5 Dukaten koſten und weſentlich dazu beitrügen, den reichen Sattelſchmuck, wie ihn Türken und Perſer lieben, zu vertheuern. Jm ganzen Morgenlande ſcheint man die Schwänze als Fliegenwedel zu benutzen und zwar ſchon ſeit uralten Zeiten, wie die angezogene Stelle von Aelian beſagt. Man treibt einen weit verbreiteten und viel Gewinn abwerfenden Handel damit. Der Preis richtet ſich nach der Schönheit und Länge des Haares; je länger, feiner und glänzender dies iſt, um ſo höher wächſt er an. Schwarze Schwänze gelten weniger, als weiße. Bei den Kalmücken und Mongolen ſtehen die Jaks in hoher Achtung. Sie glauben, daß nur gutartige Seelen in den Leib dieſer Thiere fahren. Der zahme Jak iſt, wie Schlagintweit berichtet, manchen Krankheiten ausgeſetzt. Auf Rei- ſen leidet er oft an den Klauen, welche, wenn einmal verletzt, lange Zeit zur Heilung brauchen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/656>, abgerufen am 23.11.2024.