übrigen vollends verdrängt. Der Schwanz ist mittellang, ziemlich gerundet. Er reicht bis an das Beugegelenk und endet in einem Büschel von sehr dichten, groben, drahtähnlichen Borsten.
Sehr merkwürdig ist das Gebiß. Der Elefant trägt im Oberkiefer zwei außerordentlich ent- wickelte Stoßzähne, aber weder Schneidezähne, noch Eckzähne, sondern blos noch einen einzigen, gewaltigen Backzahn in jedem Kiefer. Dieser Zahn besteht aus einer ziemlichen Anzahl einzelner Schmelzplatten, welche mit einander verbunden sind. Wenn er sich durch das Kauen soweit abge- nutzt hat, daß er nicht vollständig mehr seine Dienste thut, bildet sich hinter ihm ein neuer Zahn, welcher weiter und weiter nach vorn rückt und noch vor dem Ausfallen des letzten Stummels in Thä- tigkeit tritt. Man hat beobachtet, daß dieser Zahnwechsel sechs Mal vor sich geht und kann des- halb von vierundzwanzig Backzähnen sprechen, welche der Elefant während seines Lebens besitzt. Die Stoßzähne haben ein ununterbrochenes Wachsthum und können deshalb eine ungeheure Länge und ein Gewicht von 150 bis 180 Pfund erreichen.
Der afrikanische Elefant (Elephas africanus) ist der größte unter allen und durch seinen flachen Kopf mit schief abfallender Stirn und durch seine auffallend großen, unbeweglichen Ohren ausgezeichnet. Der indische Elefant (Elephas indicus) hat einen höheren Kopf mit senkrecht ab- fallender Stirn und kleinen, beweglichen Ohren, auch kleinere Stoßzähne. Die Backzähne sind ver- schieden. Bei der indischen Art verlaufen die Schmelzleisten der Quere, bei der afrikanischen dagegen rautenförmig. Verschiedene Spielarten, welche von den elefantenkundigen Jndiern als stehende Rassen angesehen werden, kommen vor. Die Haut beider Elefanten ist bald lichter, bald dunkler, gewöhnlich braungrau oder schiefergrau, fast erdfarben, hier und da fleischfarben gefleckt. Die Bor- sten sind mehr schwärzlich, die Haut schwach röthlich. Der Augenstern ist braun, die Zähne sind licht- gelblichweiß.
Die Größe der Elefanten ist gewöhnlich sehr überschätzt worden. Es läßt sich Dies leicht erklä- ren; der vergleichende Maßstab fehlt, und die Reisenden urtheilen meist ohne scharfe Beobachtung. Corse und Tennent, welche am ausführlichsten und genauesten über den indischen Elefanten be- richtet haben, geben übereinstimmend an, daß Elefanten von mehr als zehn Fuß Höhe am Widerrist zu den größten Seltenheiten gehören. Wenn nun auch der afrikanische etwas größer sein mag, als der indische, so wird der Unterschied doch nicht soviel betragen, als man geglaubt hat, und soviel dürfte mit Sicherheit anzunehmen sein, daß Elefanten von sechszehn Fuß Höhe auch in Afrika nicht vorkommen. Die Leibeslänge ohne den Rüssel schwankt zwischen 10 und 15 Fuß; hiervon kommen auf den Schwanz beinahe 4 Fuß. Der Rüssel wird 6 bis 8 Fuß lang. Das Gewicht eines erwach- senen Elefanten schätzt man zu 4 bis 5 Tonnen oder nach anderen Angaben zu 9 bis 10,000 Pfund. Nach Darwin's Bericht aber wog ein Elefant, welcher getödtet werden mußte und dann stückweis auf die Wage gebracht wurde, 12,100 Pfund. Die Haut allein wiegt über 2000 Pfund. Die Stoßzähne des afrikanischen Elefanten können zusammen ein Gewicht von mehr als drei Centnern erreichen. Neugeborene Elefanten, welche gemessen wurden, waren 35 Zoll hoch, wuchsen im ersten Jahre 11 Zoll, im zweiten 8 Zoll, im dritten 6 Zoll, im vierten 5 Zoll, im fünften 5 Zoll, im sech- sten 31/2 Zoll, im siebenten 21/2 Zoll, und waren dann also 6 Fuß 4 Zoll hoch.
Gegenwärtig ist der afrikanische Elefant über ganz Mittelafrika verbreitet. Er reicht vom indi- schen bis zum atlantischen Weltmeer und vom sechszehnten Grad nördlicher Breite etwa bis zum fünf- undzwanzigsten der Südbreite. Vormals kam er auch im Kapland vor; dort ist er jedoch bereits ver- tilgt worden. Jn den von mir durchreisten Ländern tritt er unter dem sechszehnten Grad nördlicher Breite auf, ist aber am blauen und weißen Flusse auch schon bedeutend zurückgedrängt worden.
Der indische Elefant bewohnt Jndien, zumal Cochinchina, Siam, Pegu, Hindostan, sowie die Jnsel Ceylon. Ob er auf Borneo und Celebes vorkommt, ist noch fraglich. Der in Sumatra lebende Elefant ist in der Neuzeit von Temminck und Schlegel als besondere Art (Elephas su- matranus) aufgestellt worden.
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten.
übrigen vollends verdrängt. Der Schwanz iſt mittellang, ziemlich gerundet. Er reicht bis an das Beugegelenk und endet in einem Büſchel von ſehr dichten, groben, drahtähnlichen Borſten.
Sehr merkwürdig iſt das Gebiß. Der Elefant trägt im Oberkiefer zwei außerordentlich ent- wickelte Stoßzähne, aber weder Schneidezähne, noch Eckzähne, ſondern blos noch einen einzigen, gewaltigen Backzahn in jedem Kiefer. Dieſer Zahn beſteht aus einer ziemlichen Anzahl einzelner Schmelzplatten, welche mit einander verbunden ſind. Wenn er ſich durch das Kauen ſoweit abge- nutzt hat, daß er nicht vollſtändig mehr ſeine Dienſte thut, bildet ſich hinter ihm ein neuer Zahn, welcher weiter und weiter nach vorn rückt und noch vor dem Ausfallen des letzten Stummels in Thä- tigkeit tritt. Man hat beobachtet, daß dieſer Zahnwechſel ſechs Mal vor ſich geht und kann des- halb von vierundzwanzig Backzähnen ſprechen, welche der Elefant während ſeines Lebens beſitzt. Die Stoßzähne haben ein ununterbrochenes Wachsthum und können deshalb eine ungeheure Länge und ein Gewicht von 150 bis 180 Pfund erreichen.
Der afrikaniſche Elefant (Elephas africanus) iſt der größte unter allen und durch ſeinen flachen Kopf mit ſchief abfallender Stirn und durch ſeine auffallend großen, unbeweglichen Ohren ausgezeichnet. Der indiſche Elefant (Elephas indicus) hat einen höheren Kopf mit ſenkrecht ab- fallender Stirn und kleinen, beweglichen Ohren, auch kleinere Stoßzähne. Die Backzähne ſind ver- ſchieden. Bei der indiſchen Art verlaufen die Schmelzleiſten der Quere, bei der afrikaniſchen dagegen rautenförmig. Verſchiedene Spielarten, welche von den elefantenkundigen Jndiern als ſtehende Raſſen angeſehen werden, kommen vor. Die Haut beider Elefanten iſt bald lichter, bald dunkler, gewöhnlich braungrau oder ſchiefergrau, faſt erdfarben, hier und da fleiſchfarben gefleckt. Die Bor- ſten ſind mehr ſchwärzlich, die Haut ſchwach röthlich. Der Augenſtern iſt braun, die Zähne ſind licht- gelblichweiß.
Die Größe der Elefanten iſt gewöhnlich ſehr überſchätzt worden. Es läßt ſich Dies leicht erklä- ren; der vergleichende Maßſtab fehlt, und die Reiſenden urtheilen meiſt ohne ſcharfe Beobachtung. Corſe und Tennent, welche am ausführlichſten und genaueſten über den indiſchen Elefanten be- richtet haben, geben übereinſtimmend an, daß Elefanten von mehr als zehn Fuß Höhe am Widerriſt zu den größten Seltenheiten gehören. Wenn nun auch der afrikaniſche etwas größer ſein mag, als der indiſche, ſo wird der Unterſchied doch nicht ſoviel betragen, als man geglaubt hat, und ſoviel dürfte mit Sicherheit anzunehmen ſein, daß Elefanten von ſechszehn Fuß Höhe auch in Afrika nicht vorkommen. Die Leibeslänge ohne den Rüſſel ſchwankt zwiſchen 10 und 15 Fuß; hiervon kommen auf den Schwanz beinahe 4 Fuß. Der Rüſſel wird 6 bis 8 Fuß lang. Das Gewicht eines erwach- ſenen Elefanten ſchätzt man zu 4 bis 5 Tonnen oder nach anderen Angaben zu 9 bis 10,000 Pfund. Nach Darwin’s Bericht aber wog ein Elefant, welcher getödtet werden mußte und dann ſtückweis auf die Wage gebracht wurde, 12,100 Pfund. Die Haut allein wiegt über 2000 Pfund. Die Stoßzähne des afrikaniſchen Elefanten können zuſammen ein Gewicht von mehr als drei Centnern erreichen. Neugeborene Elefanten, welche gemeſſen wurden, waren 35 Zoll hoch, wuchſen im erſten Jahre 11 Zoll, im zweiten 8 Zoll, im dritten 6 Zoll, im vierten 5 Zoll, im fünften 5 Zoll, im ſech- ſten 3½ Zoll, im ſiebenten 2½ Zoll, und waren dann alſo 6 Fuß 4 Zoll hoch.
Gegenwärtig iſt der afrikaniſche Elefant über ganz Mittelafrika verbreitet. Er reicht vom indi- ſchen bis zum atlantiſchen Weltmeer und vom ſechszehnten Grad nördlicher Breite etwa bis zum fünf- undzwanzigſten der Südbreite. Vormals kam er auch im Kapland vor; dort iſt er jedoch bereits ver- tilgt worden. Jn den von mir durchreiſten Ländern tritt er unter dem ſechszehnten Grad nördlicher Breite auf, iſt aber am blauen und weißen Fluſſe auch ſchon bedeutend zurückgedrängt worden.
Der indiſche Elefant bewohnt Jndien, zumal Cochinchina, Siam, Pegu, Hindoſtan, ſowie die Jnſel Ceylon. Ob er auf Borneo und Celebes vorkommt, iſt noch fraglich. Der in Sumatra lebende Elefant iſt in der Neuzeit von Temminck und Schlegel als beſondere Art (Elephas su- matranus) aufgeſtellt worden.
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[688/0722]
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Elefanten.
übrigen vollends verdrängt. Der Schwanz iſt mittellang, ziemlich gerundet. Er reicht bis an das
Beugegelenk und endet in einem Büſchel von ſehr dichten, groben, drahtähnlichen Borſten.
Sehr merkwürdig iſt das Gebiß. Der Elefant trägt im Oberkiefer zwei außerordentlich ent-
wickelte Stoßzähne, aber weder Schneidezähne, noch Eckzähne, ſondern blos noch einen einzigen,
gewaltigen Backzahn in jedem Kiefer. Dieſer Zahn beſteht aus einer ziemlichen Anzahl einzelner
Schmelzplatten, welche mit einander verbunden ſind. Wenn er ſich durch das Kauen ſoweit abge-
nutzt hat, daß er nicht vollſtändig mehr ſeine Dienſte thut, bildet ſich hinter ihm ein neuer Zahn,
welcher weiter und weiter nach vorn rückt und noch vor dem Ausfallen des letzten Stummels in Thä-
tigkeit tritt. Man hat beobachtet, daß dieſer Zahnwechſel ſechs Mal vor ſich geht und kann des-
halb von vierundzwanzig Backzähnen ſprechen, welche der Elefant während ſeines Lebens beſitzt.
Die Stoßzähne haben ein ununterbrochenes Wachsthum und können deshalb eine ungeheure Länge
und ein Gewicht von 150 bis 180 Pfund erreichen.
Der afrikaniſche Elefant (Elephas africanus) iſt der größte unter allen und durch ſeinen
flachen Kopf mit ſchief abfallender Stirn und durch ſeine auffallend großen, unbeweglichen Ohren
ausgezeichnet. Der indiſche Elefant (Elephas indicus) hat einen höheren Kopf mit ſenkrecht ab-
fallender Stirn und kleinen, beweglichen Ohren, auch kleinere Stoßzähne. Die Backzähne ſind ver-
ſchieden. Bei der indiſchen Art verlaufen die Schmelzleiſten der Quere, bei der afrikaniſchen dagegen
rautenförmig. Verſchiedene Spielarten, welche von den elefantenkundigen Jndiern als ſtehende
Raſſen angeſehen werden, kommen vor. Die Haut beider Elefanten iſt bald lichter, bald dunkler,
gewöhnlich braungrau oder ſchiefergrau, faſt erdfarben, hier und da fleiſchfarben gefleckt. Die Bor-
ſten ſind mehr ſchwärzlich, die Haut ſchwach röthlich. Der Augenſtern iſt braun, die Zähne ſind licht-
gelblichweiß.
Die Größe der Elefanten iſt gewöhnlich ſehr überſchätzt worden. Es läßt ſich Dies leicht erklä-
ren; der vergleichende Maßſtab fehlt, und die Reiſenden urtheilen meiſt ohne ſcharfe Beobachtung.
Corſe und Tennent, welche am ausführlichſten und genaueſten über den indiſchen Elefanten be-
richtet haben, geben übereinſtimmend an, daß Elefanten von mehr als zehn Fuß Höhe am Widerriſt
zu den größten Seltenheiten gehören. Wenn nun auch der afrikaniſche etwas größer ſein mag,
als der indiſche, ſo wird der Unterſchied doch nicht ſoviel betragen, als man geglaubt hat, und ſoviel
dürfte mit Sicherheit anzunehmen ſein, daß Elefanten von ſechszehn Fuß Höhe auch in Afrika nicht
vorkommen. Die Leibeslänge ohne den Rüſſel ſchwankt zwiſchen 10 und 15 Fuß; hiervon kommen
auf den Schwanz beinahe 4 Fuß. Der Rüſſel wird 6 bis 8 Fuß lang. Das Gewicht eines erwach-
ſenen Elefanten ſchätzt man zu 4 bis 5 Tonnen oder nach anderen Angaben zu 9 bis 10,000 Pfund.
Nach Darwin’s Bericht aber wog ein Elefant, welcher getödtet werden mußte und dann ſtückweis
auf die Wage gebracht wurde, 12,100 Pfund. Die Haut allein wiegt über 2000 Pfund. Die
Stoßzähne des afrikaniſchen Elefanten können zuſammen ein Gewicht von mehr als drei Centnern
erreichen. Neugeborene Elefanten, welche gemeſſen wurden, waren 35 Zoll hoch, wuchſen im erſten
Jahre 11 Zoll, im zweiten 8 Zoll, im dritten 6 Zoll, im vierten 5 Zoll, im fünften 5 Zoll, im ſech-
ſten 3½ Zoll, im ſiebenten 2½ Zoll, und waren dann alſo 6 Fuß 4 Zoll hoch.
Gegenwärtig iſt der afrikaniſche Elefant über ganz Mittelafrika verbreitet. Er reicht vom indi-
ſchen bis zum atlantiſchen Weltmeer und vom ſechszehnten Grad nördlicher Breite etwa bis zum fünf-
undzwanzigſten der Südbreite. Vormals kam er auch im Kapland vor; dort iſt er jedoch bereits ver-
tilgt worden. Jn den von mir durchreiſten Ländern tritt er unter dem ſechszehnten Grad nördlicher
Breite auf, iſt aber am blauen und weißen Fluſſe auch ſchon bedeutend zurückgedrängt worden.
Der indiſche Elefant bewohnt Jndien, zumal Cochinchina, Siam, Pegu, Hindoſtan, ſowie
die Jnſel Ceylon. Ob er auf Borneo und Celebes vorkommt, iſt noch fraglich. Der in Sumatra
lebende Elefant iſt in der Neuzeit von Temminck und Schlegel als beſondere Art (Elephas su-
matranus) aufgeſtellt worden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/722>, abgerufen am 23.11.2024.
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