Die Alten haben das Nashorn recht wohl gekannt. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß unser Thier das Einhorn der Bibel ist, von welchem Hiob sagt: "Meinest du, das Einhorn wird dir dienen und bleiben an deiner Krippe? Kannst du ihm dein Joch anknüpfen, die Furchen zu ma- chen, daß es hinter dir breche in Gründen? Magst du dich auf eines verlassen, da es so stark ist und wird es dir lassen arbeiten? Magst du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheunen sammle?" Der Urtert nennt dieses Thier Rem und schreibt ihm bald ein Horn
[Abbildung]
Das Keitloa (Rhinoceros Keltloa).
bald zwei Hörner zu. Die Römer kannten unser Thier, wie zu erwarten, sehr gut und zwar das einhörnige ebensowohl als die zweihörnigen. Sie ließen sie auf ihren Kampfplätzen arbeiten. Nach Plinius brachte Pompejus das erste einhörnige Nashorn im Jahre 61 v. Chr. nach Rom zu den Spielen neben dem Luchs aus Gallien und den Pavian aus Aethiopien. "Das Nashorn," erzählt Plinius, "ist der geborne Feind der Elefanten. Es wetzt das Horn an einem Steine und zielt im Kampfe vorzüglich nach dem Bauche, wohl wissend, daß er weicher ist, und so erlegt es den Elefanten." Dann fügt er hinzu, daß man schon bei Meroe Nashörner finde, und Dies ist ganz richtig; denn dort
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Die| Nashörner.
Die Alten haben das Nashorn recht wohl gekannt. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß unſer Thier das Einhorn der Bibel iſt, von welchem Hiob ſagt: „Meineſt du, das Einhorn wird dir dienen und bleiben an deiner Krippe? Kannſt du ihm dein Joch anknüpfen, die Furchen zu ma- chen, daß es hinter dir breche in Gründen? Magſt du dich auf eines verlaſſen, da es ſo ſtark iſt und wird es dir laſſen arbeiten? Magſt du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheunen ſammle?‟ Der Urtert nennt dieſes Thier Rem und ſchreibt ihm bald ein Horn
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Das Keitloa (Rhinoceros Keltloa).
bald zwei Hörner zu. Die Römer kannten unſer Thier, wie zu erwarten, ſehr gut und zwar das einhörnige ebenſowohl als die zweihörnigen. Sie ließen ſie auf ihren Kampfplätzen arbeiten. Nach Plinius brachte Pompejus das erſte einhörnige Nashorn im Jahre 61 v. Chr. nach Rom zu den Spielen neben dem Luchs aus Gallien und den Pavian aus Aethiopien. „Das Nashorn,‟ erzählt Plinius, „iſt der geborne Feind der Elefanten. Es wetzt das Horn an einem Steine und zielt im Kampfe vorzüglich nach dem Bauche, wohl wiſſend, daß er weicher iſt, und ſo erlegt es den Elefanten.‟ Dann fügt er hinzu, daß man ſchon bei Meroe Nashörner finde, und Dies iſt ganz richtig; denn dort
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Die| Nashörner.
Die Alten haben das Nashorn recht wohl gekannt. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß
unſer Thier das Einhorn der Bibel iſt, von welchem Hiob ſagt: „Meineſt du, das Einhorn wird
dir dienen und bleiben an deiner Krippe? Kannſt du ihm dein Joch anknüpfen, die Furchen zu ma-
chen, daß es hinter dir breche in Gründen? Magſt du dich auf eines verlaſſen, da es ſo ſtark iſt und
wird es dir laſſen arbeiten? Magſt du ihm trauen, daß es deinen Samen dir wiederbringe und in
deine Scheunen ſammle?‟ Der Urtert nennt dieſes Thier Rem und ſchreibt ihm bald ein Horn
[Abbildung Das Keitloa (Rhinoceros Keltloa).]
bald zwei Hörner zu. Die Römer kannten unſer Thier, wie zu erwarten, ſehr gut und zwar das
einhörnige ebenſowohl als die zweihörnigen. Sie ließen ſie auf ihren Kampfplätzen arbeiten. Nach
Plinius brachte Pompejus das erſte einhörnige Nashorn im Jahre 61 v. Chr. nach Rom zu den
Spielen neben dem Luchs aus Gallien und den Pavian aus Aethiopien. „Das Nashorn,‟ erzählt
Plinius, „iſt der geborne Feind der Elefanten. Es wetzt das Horn an einem Steine und zielt im
Kampfe vorzüglich nach dem Bauche, wohl wiſſend, daß er weicher iſt, und ſo erlegt es den Elefanten.‟
Dann fügt er hinzu, daß man ſchon bei Meroe Nashörner finde, und Dies iſt ganz richtig; denn dort
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/801>, abgerufen am 23.11.2024.
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