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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Das schwarze Eichhorn.
zen Hörnchens in Pennsylvanien bewirkt, daß die Regierung sich genöthigt sah, ein Schußgeld von
drei Pence für das Stück auszusetzen. Jn diesem Jahre allein wurden dann eine Million und
zweimalhundertachtzigtausend Stück der Thiere abgeliefert. James Hall erzählt, daß sich im ganzen
Westen Nordamerikas die Eichkätzchen binnen weniger Jahre oft ganz ungeheuer vermehren und dann
nothwendiger Weise auswandern müssen. Heuschreckenartigen Schwärmen vergleichbar sammeln sich
die Thiere im späten Jahre in größere und immer größer werdende Scharen und rücken, Felder und
Gärten plündernd, Wald und Hain verwüstend, in südöstlicher Richtung vor, über Gebirge und
Flüsse hinwegsetzend, verfolgt von einem ganzen Heere von Feinden, ohne daß eine wesentliche Ab-
nahme der Schar bemerkbar würde. Füchse, Jltisse, Falken und Eulen wetteifern mit den
Menschen, das wandernde Heer anzugreifen. Längs der Ufer der größeren Flüsse sammeln sich die
Knaben und erschlagen die Thiere, wenn sie vom jenseitigen Ufer herübergeschwommen kommen, hun-
dertweise. Jeder Bauer ermordet so viele von ihnen, als er kann, und dennoch lichten sich ihre
Reihen nicht. Beim Anfang ihrer Wanderung sind alle fett und glänzend, je weiter sie aber ziehen,
umsomehr kommt das allgemeine Elend, welches solche Nager höher betrifft, über sie; sie erkranken,
magern ab und fallen hundertweise der Seuche zum Opfer. Die Natur selbst übernimmt die beste
Verminderung der Thiere, der Mensch würde ihnen gegenüber auch geradezu ohnmächtig sein.

[Abbildung] Das schwarze Eichhorn (Sciurus niger).

Unsere Abbildung zeigt uns das schwarze Hörnchen, ein ziemlich ansehnliches Thier von drei-
zehn Zoll Körperlänge mit ebenso langem Schwanze. Der weiche und geschätzte Pelz ist im Sommer
glänzend schwarz; blos an der Unterseite finden sich einzelne weiße Haare. Der erste obere Backzahn
fällt regelmäßig aus, so daß das Thier im Alter deren blos vier besitzt. Der buschige Schwanz ist
so lang behaart, daß das Thier mit ihm ein fünf Zoll breites Steuer bilden kann.

Es ist merkwürdig, daß dieses Thier vor dem grauen nordischen Hörnchen Amerikas flieht oder
von diesem förmlich ausgetrieben wird; wenigstens bildet es immer den Vortrab jener ungeheuren
Heere, und erst wenn die allgemeine Ermattung eintritt, vermischt es sich mit diesen. Jn seiner
eigentlichen Heimat soll es, solange es die Nahrungssorge nicht zur Wanderung treibt, ein außer-
ordentlich thätiges und lebendiges Thier sein, welches mit seines Gleichen lustig in den Kronen der
Bäume spielt und häufig zahlreich zu den Flüssen herabkommt, um sich dort zu erfrischen. Dabei
hat man beobachtet, daß es gewöhnlich einen Zweig wählt, welcher bis dicht ans Wasser reicht. Dort
hängt es sich auf, biegt sich herab bis zum Spiegel, trinkt in einem langen Zuge und wäscht sich,
wenn es seinen Durst gelöscht hat, sorgsam sein Gesicht mit den Vorderfüßen, dabei gelegentlich
noch die eine oder die andere Pfote ins Wasser tauchend, um seinen Zweck besser zu erreichen.

Jn Jndien oder Südasien überhaupt gibt es sehr große und sehr kleine Hörnchen. Aus ersteren
hat man eine besondere Sippe gebildet, obgleich diese nur geringe Unterschiede von der vorigen zeigt.

Das ſchwarze Eichhorn.
zen Hörnchens in Pennſylvanien bewirkt, daß die Regierung ſich genöthigt ſah, ein Schußgeld von
drei Pence für das Stück auszuſetzen. Jn dieſem Jahre allein wurden dann eine Million und
zweimalhundertachtzigtauſend Stück der Thiere abgeliefert. James Hall erzählt, daß ſich im ganzen
Weſten Nordamerikas die Eichkätzchen binnen weniger Jahre oft ganz ungeheuer vermehren und dann
nothwendiger Weiſe auswandern müſſen. Heuſchreckenartigen Schwärmen vergleichbar ſammeln ſich
die Thiere im ſpäten Jahre in größere und immer größer werdende Scharen und rücken, Felder und
Gärten plündernd, Wald und Hain verwüſtend, in ſüdöſtlicher Richtung vor, über Gebirge und
Flüſſe hinwegſetzend, verfolgt von einem ganzen Heere von Feinden, ohne daß eine weſentliche Ab-
nahme der Schar bemerkbar würde. Füchſe, Jltiſſe, Falken und Eulen wetteifern mit den
Menſchen, das wandernde Heer anzugreifen. Längs der Ufer der größeren Flüſſe ſammeln ſich die
Knaben und erſchlagen die Thiere, wenn ſie vom jenſeitigen Ufer herübergeſchwommen kommen, hun-
dertweiſe. Jeder Bauer ermordet ſo viele von ihnen, als er kann, und dennoch lichten ſich ihre
Reihen nicht. Beim Anfang ihrer Wanderung ſind alle fett und glänzend, je weiter ſie aber ziehen,
umſomehr kommt das allgemeine Elend, welches ſolche Nager höher betrifft, über ſie; ſie erkranken,
magern ab und fallen hundertweiſe der Seuche zum Opfer. Die Natur ſelbſt übernimmt die beſte
Verminderung der Thiere, der Menſch würde ihnen gegenüber auch geradezu ohnmächtig ſein.

[Abbildung] Das ſchwarze Eichhorn (Sciurus niger).

Unſere Abbildung zeigt uns das ſchwarze Hörnchen, ein ziemlich anſehnliches Thier von drei-
zehn Zoll Körperlänge mit ebenſo langem Schwanze. Der weiche und geſchätzte Pelz iſt im Sommer
glänzend ſchwarz; blos an der Unterſeite finden ſich einzelne weiße Haare. Der erſte obere Backzahn
fällt regelmäßig aus, ſo daß das Thier im Alter deren blos vier beſitzt. Der buſchige Schwanz iſt
ſo lang behaart, daß das Thier mit ihm ein fünf Zoll breites Steuer bilden kann.

Es iſt merkwürdig, daß dieſes Thier vor dem grauen nordiſchen Hörnchen Amerikas flieht oder
von dieſem förmlich ausgetrieben wird; wenigſtens bildet es immer den Vortrab jener ungeheuren
Heere, und erſt wenn die allgemeine Ermattung eintritt, vermiſcht es ſich mit dieſen. Jn ſeiner
eigentlichen Heimat ſoll es, ſolange es die Nahrungsſorge nicht zur Wanderung treibt, ein außer-
ordentlich thätiges und lebendiges Thier ſein, welches mit ſeines Gleichen luſtig in den Kronen der
Bäume ſpielt und häufig zahlreich zu den Flüſſen herabkommt, um ſich dort zu erfriſchen. Dabei
hat man beobachtet, daß es gewöhnlich einen Zweig wählt, welcher bis dicht ans Waſſer reicht. Dort
hängt es ſich auf, biegt ſich herab bis zum Spiegel, trinkt in einem langen Zuge und wäſcht ſich,
wenn es ſeinen Durſt gelöſcht hat, ſorgſam ſein Geſicht mit den Vorderfüßen, dabei gelegentlich
noch die eine oder die andere Pfote ins Waſſer tauchend, um ſeinen Zweck beſſer zu erreichen.

Jn Jndien oder Südaſien überhaupt gibt es ſehr große und ſehr kleine Hörnchen. Aus erſteren
hat man eine beſondere Sippe gebildet, obgleich dieſe nur geringe Unterſchiede von der vorigen zeigt.

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[75/0089] Das ſchwarze Eichhorn. zen Hörnchens in Pennſylvanien bewirkt, daß die Regierung ſich genöthigt ſah, ein Schußgeld von drei Pence für das Stück auszuſetzen. Jn dieſem Jahre allein wurden dann eine Million und zweimalhundertachtzigtauſend Stück der Thiere abgeliefert. James Hall erzählt, daß ſich im ganzen Weſten Nordamerikas die Eichkätzchen binnen weniger Jahre oft ganz ungeheuer vermehren und dann nothwendiger Weiſe auswandern müſſen. Heuſchreckenartigen Schwärmen vergleichbar ſammeln ſich die Thiere im ſpäten Jahre in größere und immer größer werdende Scharen und rücken, Felder und Gärten plündernd, Wald und Hain verwüſtend, in ſüdöſtlicher Richtung vor, über Gebirge und Flüſſe hinwegſetzend, verfolgt von einem ganzen Heere von Feinden, ohne daß eine weſentliche Ab- nahme der Schar bemerkbar würde. Füchſe, Jltiſſe, Falken und Eulen wetteifern mit den Menſchen, das wandernde Heer anzugreifen. Längs der Ufer der größeren Flüſſe ſammeln ſich die Knaben und erſchlagen die Thiere, wenn ſie vom jenſeitigen Ufer herübergeſchwommen kommen, hun- dertweiſe. Jeder Bauer ermordet ſo viele von ihnen, als er kann, und dennoch lichten ſich ihre Reihen nicht. Beim Anfang ihrer Wanderung ſind alle fett und glänzend, je weiter ſie aber ziehen, umſomehr kommt das allgemeine Elend, welches ſolche Nager höher betrifft, über ſie; ſie erkranken, magern ab und fallen hundertweiſe der Seuche zum Opfer. Die Natur ſelbſt übernimmt die beſte Verminderung der Thiere, der Menſch würde ihnen gegenüber auch geradezu ohnmächtig ſein. [Abbildung Das ſchwarze Eichhorn (Sciurus niger).] Unſere Abbildung zeigt uns das ſchwarze Hörnchen, ein ziemlich anſehnliches Thier von drei- zehn Zoll Körperlänge mit ebenſo langem Schwanze. Der weiche und geſchätzte Pelz iſt im Sommer glänzend ſchwarz; blos an der Unterſeite finden ſich einzelne weiße Haare. Der erſte obere Backzahn fällt regelmäßig aus, ſo daß das Thier im Alter deren blos vier beſitzt. Der buſchige Schwanz iſt ſo lang behaart, daß das Thier mit ihm ein fünf Zoll breites Steuer bilden kann. Es iſt merkwürdig, daß dieſes Thier vor dem grauen nordiſchen Hörnchen Amerikas flieht oder von dieſem förmlich ausgetrieben wird; wenigſtens bildet es immer den Vortrab jener ungeheuren Heere, und erſt wenn die allgemeine Ermattung eintritt, vermiſcht es ſich mit dieſen. Jn ſeiner eigentlichen Heimat ſoll es, ſolange es die Nahrungsſorge nicht zur Wanderung treibt, ein außer- ordentlich thätiges und lebendiges Thier ſein, welches mit ſeines Gleichen luſtig in den Kronen der Bäume ſpielt und häufig zahlreich zu den Flüſſen herabkommt, um ſich dort zu erfriſchen. Dabei hat man beobachtet, daß es gewöhnlich einen Zweig wählt, welcher bis dicht ans Waſſer reicht. Dort hängt es ſich auf, biegt ſich herab bis zum Spiegel, trinkt in einem langen Zuge und wäſcht ſich, wenn es ſeinen Durſt gelöſcht hat, ſorgſam ſein Geſicht mit den Vorderfüßen, dabei gelegentlich noch die eine oder die andere Pfote ins Waſſer tauchend, um ſeinen Zweck beſſer zu erreichen. Jn Jndien oder Südaſien überhaupt gibt es ſehr große und ſehr kleine Hörnchen. Aus erſteren hat man eine beſondere Sippe gebildet, obgleich dieſe nur geringe Unterſchiede von der vorigen zeigt.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/89>, abgerufen am 27.11.2024.