armen Riesen befallen. Auch Meereicheln bedecken ihn nicht selten in großer Menge und geben wieder mancherlei Seepflanzen die geeigneten Anhaltspunkte her, so daß es Wale gibt, welche eine ganze Welt von Thieren und Pflanzen mit sich herumtragen müssen.
Der südliche Wal (Balaena australis) ist kleiner als sein nordischer Verwandter, klein- köpfiger und spitzschnäuziger. Die Flossen sind größer und spitzer, die Barten kürzer, als bei jenem; die Färbung ist mit Ausnahme einer kleinen weißen Stelle am Unterleibe tiefschwarz. Er liebt mehr gemäßigte Breiten, als die Länder nahe an den Polen. Jm Frühjahre sucht er die Buch- ten an der Westküste Amerikas auf und gibt nun den Fischern Gelegenheit zum Fang. Auch an der Südspitze Afrikas und in Neuholland kommt er vor; man hat ihn aber auch bei Japan und Kamtschatka, ja selbst im nördlichen Eismeere gefangen. Jn den südlichen Gewässern um Amerika und Neuholland ist er nicht selten, im südlichen Eismeer am häusigsten.
Er scheint regelmäßig und zwar in größeren Gesellschaften zu wandern. Ein Reisender sah einmal gegen 800 Stück nach dem ochotzkischen Meere ziehen.
Merkwürdigerweise sucht dieser Wal zur Fortpflanzungszeit die seichteren Gewässer auf; wenig- stens hat man in diesen nur Weibchen und Junge, niemals Männchen gefunden. Am Vorgebirge der guten Hoffnung erscheinen die trächtigen Weibchen im Juni oder Juli regelmäßig, verweilen in der Nähe der Küste bis zum September, und kehren dann mit ihren Jungen in die offene See zurück.
Auch der Fang des südlichen Walfisches ist ergiebig, obwohl er gegen früherhin bedeutend ab- genommen hat. Jn den letzten Jahren haben die Engländer wiederholt gar keine Walfische in der Südsee verfolgt, sondern den Fang einzig und allein den Amerikanern überlassen. Nächst diesen stellen die Japanesen dem südlichen Wale, wenn er in die Nähe ihrer Küsten kommt, eifrig nach. Wahrscheinlich wird auch er das Schicksal seines nordischen Verwandten theilen müssen. Er wird schließlich auch in den abgelegensten und unzugänglichsten Meerestheilen aufgesucht werden und mit der Zeit wahrscheinlich ganz von der Erde verschwinden.
Die Bartenwale. — Der ſüdliche Wal.
armen Rieſen befallen. Auch Meereicheln bedecken ihn nicht ſelten in großer Menge und geben wieder mancherlei Seepflanzen die geeigneten Anhaltspunkte her, ſo daß es Wale gibt, welche eine ganze Welt von Thieren und Pflanzen mit ſich herumtragen müſſen.
Der ſüdliche Wal (Balaena australis) iſt kleiner als ſein nordiſcher Verwandter, klein- köpfiger und ſpitzſchnäuziger. Die Floſſen ſind größer und ſpitzer, die Barten kürzer, als bei jenem; die Färbung iſt mit Ausnahme einer kleinen weißen Stelle am Unterleibe tiefſchwarz. Er liebt mehr gemäßigte Breiten, als die Länder nahe an den Polen. Jm Frühjahre ſucht er die Buch- ten an der Weſtküſte Amerikas auf und gibt nun den Fiſchern Gelegenheit zum Fang. Auch an der Südſpitze Afrikas und in Neuholland kommt er vor; man hat ihn aber auch bei Japan und Kamtſchatka, ja ſelbſt im nördlichen Eismeere gefangen. Jn den ſüdlichen Gewäſſern um Amerika und Neuholland iſt er nicht ſelten, im ſüdlichen Eismeer am häuſigſten.
Er ſcheint regelmäßig und zwar in größeren Geſellſchaften zu wandern. Ein Reiſender ſah einmal gegen 800 Stück nach dem ochotzkiſchen Meere ziehen.
Merkwürdigerweiſe ſucht dieſer Wal zur Fortpflanzungszeit die ſeichteren Gewäſſer auf; wenig- ſtens hat man in dieſen nur Weibchen und Junge, niemals Männchen gefunden. Am Vorgebirge der guten Hoffnung erſcheinen die trächtigen Weibchen im Juni oder Juli regelmäßig, verweilen in der Nähe der Küſte bis zum September, und kehren dann mit ihren Jungen in die offene See zurück.
Auch der Fang des ſüdlichen Walfiſches iſt ergiebig, obwohl er gegen früherhin bedeutend ab- genommen hat. Jn den letzten Jahren haben die Engländer wiederholt gar keine Walfiſche in der Südſee verfolgt, ſondern den Fang einzig und allein den Amerikanern überlaſſen. Nächſt dieſen ſtellen die Japaneſen dem ſüdlichen Wale, wenn er in die Nähe ihrer Küſten kommt, eifrig nach. Wahrſcheinlich wird auch er das Schickſal ſeines nordiſchen Verwandten theilen müſſen. Er wird ſchließlich auch in den abgelegenſten und unzugänglichſten Meerestheilen aufgeſucht werden und mit der Zeit wahrſcheinlich ganz von der Erde verſchwinden.
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Die Bartenwale. — Der ſüdliche Wal.
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mancherlei Seepflanzen die geeigneten Anhaltspunkte her, ſo daß es Wale gibt, welche eine ganze
Welt von Thieren und Pflanzen mit ſich herumtragen müſſen.
Der ſüdliche Wal (Balaena australis) iſt kleiner als ſein nordiſcher Verwandter, klein-
köpfiger und ſpitzſchnäuziger. Die Floſſen ſind größer und ſpitzer, die Barten kürzer, als bei
jenem; die Färbung iſt mit Ausnahme einer kleinen weißen Stelle am Unterleibe tiefſchwarz. Er
liebt mehr gemäßigte Breiten, als die Länder nahe an den Polen. Jm Frühjahre ſucht er die Buch-
ten an der Weſtküſte Amerikas auf und gibt nun den Fiſchern Gelegenheit zum Fang. Auch an
der Südſpitze Afrikas und in Neuholland kommt er vor; man hat ihn aber auch bei Japan und
Kamtſchatka, ja ſelbſt im nördlichen Eismeere gefangen. Jn den ſüdlichen Gewäſſern um Amerika
und Neuholland iſt er nicht ſelten, im ſüdlichen Eismeer am häuſigſten.
Er ſcheint regelmäßig und zwar in größeren Geſellſchaften zu wandern. Ein Reiſender ſah
einmal gegen 800 Stück nach dem ochotzkiſchen Meere ziehen.
Merkwürdigerweiſe ſucht dieſer Wal zur Fortpflanzungszeit die ſeichteren Gewäſſer auf; wenig-
ſtens hat man in dieſen nur Weibchen und Junge, niemals Männchen gefunden. Am Vorgebirge
der guten Hoffnung erſcheinen die trächtigen Weibchen im Juni oder Juli regelmäßig, verweilen in
der Nähe der Küſte bis zum September, und kehren dann mit ihren Jungen in die offene See
zurück.
Auch der Fang des ſüdlichen Walfiſches iſt ergiebig, obwohl er gegen früherhin bedeutend ab-
genommen hat. Jn den letzten Jahren haben die Engländer wiederholt gar keine Walfiſche in der
Südſee verfolgt, ſondern den Fang einzig und allein den Amerikanern überlaſſen. Nächſt dieſen
ſtellen die Japaneſen dem ſüdlichen Wale, wenn er in die Nähe ihrer Küſten kommt, eifrig nach.
Wahrſcheinlich wird auch er das Schickſal ſeines nordiſchen Verwandten theilen müſſen. Er wird
ſchließlich auch in den abgelegenſten und unzugänglichſten Meerestheilen aufgeſucht werden und mit
der Zeit wahrſcheinlich ganz von der Erde verſchwinden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/922>, abgerufen am 23.11.2024.
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