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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Zieselhörnchen.
"Eichhornfalke" (Squirrel-Hawk). Auch die Klapperschlange folgt, nach Geyer's Beobachtungen,
dem armen Schelme, und zwar mit ebenso großer Ausdauer, als Schnelligkeit. "Gewöhnlich",
erzählt mein Gewährsmann, "hatte das Grundeichhorn alle Schlupfwinkel seines Baues aufgesucht:
die Schlange folgte ihm zu allen Löchern hinein und heraus und überholte es, als es zuletzt, das
Weite suchend, unglücklicherweise einen Abhang hinabrannte, ergriff es und schoß rasselnd, ohne in
ihrer Schnelligkeit zu stocken, mit ihrem Opfer in ein nahes Dickicht hinein". Der Winter ist
ebenfalls ein böser Gesell und vermindert die während des Sommers erzeugte, bedeutende Nachkom-
menschaft der alten Hackis oft in unglaublicher Weise. Trotz alledem aber ist das Thierchen, in
gesegneten Jahren wenigstens, überall außerordentlich häufig; die große Fruchtbarkeit des Weibchens
ersetzt alle Verluste bald genug.

Die hübsche Färbung, die Zierlichkeit und Lebendigkeit der Bewegungen würden das Grund-
eichhörnchen sehr für die Gefangenschaft empfehlen, wenn es dieselbe ertrüge. Einige Wochen lang
dauert es wohl aus; dann aber kränkelt es und welkt dahin, auch wird es niemals ganz so zahm,
wie das gemeine Eichhorn, sondern bleibt immer furchtsam und bissig. Dazu kommt seine Lust,
Alles zu zernagen. Es übt dieses Vergnügen mit der Befähigung einer Ratte aus, läßt also so
leicht Nichts ganz im Käfig oder im Zimmer. Mit anderen seiner Art verträgt es sich durchaus nicht
im Käfig; zumal mehrere Männchen beginnen augenblicklich Streit unter einander und zwar so heftig,
daß eines dem anderen in der Hitze des Gefechtes sogar den Schwanz abbeißen soll. Die Ernährung
hat gar keine Schwierigkeiten; denn die einfachsten Körner genügen zu seinem Futter.



Ungleich häßlicher, als alle vorhergehenden, sind die Zieselhörnchen (Spermosciurus oder
Xerus), welche in Afrika leben. Fast alle Arten dieser Gruppe scheinen sich ebensowohl in ihrer
Farbe, als auch in der Lebensweise zu ähneln. Sie bewohnen dürre Steppenwaldungen des
Jnneren, die waldlose Ebene selbst, gebirgige, hügelige Gegenden mit spärlichem Pflanzenwuchs
und andere ähnliche Orte, graben sich geschickt und rasch unter dichten Büschen, zwischen dem Ge-
wurzel der Bäume und unter größeren Felsblöcken tiefe und künstliche Baue und streifen von diesen
aus bei Tage umher. Wie Rüppell angibt, klettern sie auch im niederen Gebüsch herum; bei
Gefahr flüchten sie aber schleunigst wieder nach ihren unterirdischen Schlupfwinkeln. Es sind sehr
garstige Nager, welche blos dann anmuthig erscheinen, wenn man sie aus einiger Entfernung
betrachtet. Jhr Leib ist gestreckt, und der zweizeilig behaarte Schwanz fast von der Länge des
Körpers. Der Kopf ist spitz, die Ohren sind klein, die Beine verhältnißmäßig sehr lang, die Füße mit
starken, zusammengedrückten Krallen bewehrt. Jn doppelter Hinsicht merkwürdig ist die Behaarung:
sie steht so spärlich auf dem Leibe, daß sie die Haut kaum deckt und die sehr starren Haare sind an der
Wurzel platt, von da an der Länge nach gefurcht und breit zugespitzt. Der ganze Pelz sieht aus, als
wären blos einzelne Haare auf den Balg geklebt. Außerdem besitzen wenigstens die Männchen noch
andere Eigenthümlichkeiten, welche sie verhäßlichen, in einem volksthümlichen Buche aber nicht wohl
beschrieben werden können.

Der Schilu der Abissinier (Xerus rutilus) wird im ganzen über 11/2 Fuß lang, wovon etwa
81/2 Zoll auf den Schwanz kommen. Die Färbung ist oben röthlichgelb, an den Seiten und unten
licht, fast weißlich. Der zweizeilig behaarte Schwanz ist seitlich und am Ende weiß, in der Mitte
roth, hier und da weiß gefleckt, weil viele seiner Haare in weiße Spitzen enden. Dasselbe ist auch
bei den Rückenhaaren der Fall. Jn den Steppenländern kommt eine andere Art, die Sabera der
Araber (Xerus leucoumbrinus), und zwar sehr häufig vor, während der Schilu immer nur einzeln
auftritt.

Beide Thiere ähneln sich in ihrem Leben vollständig. Man sieht sie bei Tage einzeln oder paar-
weise umherstreichen, auch in unmittelbarer Nähe der Dörfer, und wenn man sie aufscheucht, nach

Die Zieſelhörnchen.
Eichhornfalke‟ (Squirrel-Hawk). Auch die Klapperſchlange folgt, nach Geyer’s Beobachtungen,
dem armen Schelme, und zwar mit ebenſo großer Ausdauer, als Schnelligkeit. „Gewöhnlich‟,
erzählt mein Gewährsmann, „hatte das Grundeichhorn alle Schlupfwinkel ſeines Baues aufgeſucht:
die Schlange folgte ihm zu allen Löchern hinein und heraus und überholte es, als es zuletzt, das
Weite ſuchend, unglücklicherweiſe einen Abhang hinabrannte, ergriff es und ſchoß raſſelnd, ohne in
ihrer Schnelligkeit zu ſtocken, mit ihrem Opfer in ein nahes Dickicht hinein‟. Der Winter iſt
ebenfalls ein böſer Geſell und vermindert die während des Sommers erzeugte, bedeutende Nachkom-
menſchaft der alten Hackis oft in unglaublicher Weiſe. Trotz alledem aber iſt das Thierchen, in
geſegneten Jahren wenigſtens, überall außerordentlich häufig; die große Fruchtbarkeit des Weibchens
erſetzt alle Verluſte bald genug.

Die hübſche Färbung, die Zierlichkeit und Lebendigkeit der Bewegungen würden das Grund-
eichhörnchen ſehr für die Gefangenſchaft empfehlen, wenn es dieſelbe ertrüge. Einige Wochen lang
dauert es wohl aus; dann aber kränkelt es und welkt dahin, auch wird es niemals ganz ſo zahm,
wie das gemeine Eichhorn, ſondern bleibt immer furchtſam und biſſig. Dazu kommt ſeine Luſt,
Alles zu zernagen. Es übt dieſes Vergnügen mit der Befähigung einer Ratte aus, läßt alſo ſo
leicht Nichts ganz im Käfig oder im Zimmer. Mit anderen ſeiner Art verträgt es ſich durchaus nicht
im Käfig; zumal mehrere Männchen beginnen augenblicklich Streit unter einander und zwar ſo heftig,
daß eines dem anderen in der Hitze des Gefechtes ſogar den Schwanz abbeißen ſoll. Die Ernährung
hat gar keine Schwierigkeiten; denn die einfachſten Körner genügen zu ſeinem Futter.



Ungleich häßlicher, als alle vorhergehenden, ſind die Zieſelhörnchen (Spermosciurus oder
Xerus), welche in Afrika leben. Faſt alle Arten dieſer Gruppe ſcheinen ſich ebenſowohl in ihrer
Farbe, als auch in der Lebensweiſe zu ähneln. Sie bewohnen dürre Steppenwaldungen des
Jnneren, die waldloſe Ebene ſelbſt, gebirgige, hügelige Gegenden mit ſpärlichem Pflanzenwuchs
und andere ähnliche Orte, graben ſich geſchickt und raſch unter dichten Büſchen, zwiſchen dem Ge-
wurzel der Bäume und unter größeren Felsblöcken tiefe und künſtliche Baue und ſtreifen von dieſen
aus bei Tage umher. Wie Rüppell angibt, klettern ſie auch im niederen Gebüſch herum; bei
Gefahr flüchten ſie aber ſchleunigſt wieder nach ihren unterirdiſchen Schlupfwinkeln. Es ſind ſehr
garſtige Nager, welche blos dann anmuthig erſcheinen, wenn man ſie aus einiger Entfernung
betrachtet. Jhr Leib iſt geſtreckt, und der zweizeilig behaarte Schwanz faſt von der Länge des
Körpers. Der Kopf iſt ſpitz, die Ohren ſind klein, die Beine verhältnißmäßig ſehr lang, die Füße mit
ſtarken, zuſammengedrückten Krallen bewehrt. Jn doppelter Hinſicht merkwürdig iſt die Behaarung:
ſie ſteht ſo ſpärlich auf dem Leibe, daß ſie die Haut kaum deckt und die ſehr ſtarren Haare ſind an der
Wurzel platt, von da an der Länge nach gefurcht und breit zugeſpitzt. Der ganze Pelz ſieht aus, als
wären blos einzelne Haare auf den Balg geklebt. Außerdem beſitzen wenigſtens die Männchen noch
andere Eigenthümlichkeiten, welche ſie verhäßlichen, in einem volksthümlichen Buche aber nicht wohl
beſchrieben werden können.

Der Schilu der Abiſſinier (Xerus rutilus) wird im ganzen über 1½ Fuß lang, wovon etwa
8½ Zoll auf den Schwanz kommen. Die Färbung iſt oben röthlichgelb, an den Seiten und unten
licht, faſt weißlich. Der zweizeilig behaarte Schwanz iſt ſeitlich und am Ende weiß, in der Mitte
roth, hier und da weiß gefleckt, weil viele ſeiner Haare in weiße Spitzen enden. Daſſelbe iſt auch
bei den Rückenhaaren der Fall. Jn den Steppenländern kommt eine andere Art, die Sabera der
Araber (Xerus leucoumbrinus), und zwar ſehr häufig vor, während der Schilu immer nur einzeln
auftritt.

Beide Thiere ähneln ſich in ihrem Leben vollſtändig. Man ſieht ſie bei Tage einzeln oder paar-
weiſe umherſtreichen, auch in unmittelbarer Nähe der Dörfer, und wenn man ſie aufſcheucht, nach

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[80/0094] Die Zieſelhörnchen. „Eichhornfalke‟ (Squirrel-Hawk). Auch die Klapperſchlange folgt, nach Geyer’s Beobachtungen, dem armen Schelme, und zwar mit ebenſo großer Ausdauer, als Schnelligkeit. „Gewöhnlich‟, erzählt mein Gewährsmann, „hatte das Grundeichhorn alle Schlupfwinkel ſeines Baues aufgeſucht: die Schlange folgte ihm zu allen Löchern hinein und heraus und überholte es, als es zuletzt, das Weite ſuchend, unglücklicherweiſe einen Abhang hinabrannte, ergriff es und ſchoß raſſelnd, ohne in ihrer Schnelligkeit zu ſtocken, mit ihrem Opfer in ein nahes Dickicht hinein‟. Der Winter iſt ebenfalls ein böſer Geſell und vermindert die während des Sommers erzeugte, bedeutende Nachkom- menſchaft der alten Hackis oft in unglaublicher Weiſe. Trotz alledem aber iſt das Thierchen, in geſegneten Jahren wenigſtens, überall außerordentlich häufig; die große Fruchtbarkeit des Weibchens erſetzt alle Verluſte bald genug. Die hübſche Färbung, die Zierlichkeit und Lebendigkeit der Bewegungen würden das Grund- eichhörnchen ſehr für die Gefangenſchaft empfehlen, wenn es dieſelbe ertrüge. Einige Wochen lang dauert es wohl aus; dann aber kränkelt es und welkt dahin, auch wird es niemals ganz ſo zahm, wie das gemeine Eichhorn, ſondern bleibt immer furchtſam und biſſig. Dazu kommt ſeine Luſt, Alles zu zernagen. Es übt dieſes Vergnügen mit der Befähigung einer Ratte aus, läßt alſo ſo leicht Nichts ganz im Käfig oder im Zimmer. Mit anderen ſeiner Art verträgt es ſich durchaus nicht im Käfig; zumal mehrere Männchen beginnen augenblicklich Streit unter einander und zwar ſo heftig, daß eines dem anderen in der Hitze des Gefechtes ſogar den Schwanz abbeißen ſoll. Die Ernährung hat gar keine Schwierigkeiten; denn die einfachſten Körner genügen zu ſeinem Futter. Ungleich häßlicher, als alle vorhergehenden, ſind die Zieſelhörnchen (Spermosciurus oder Xerus), welche in Afrika leben. Faſt alle Arten dieſer Gruppe ſcheinen ſich ebenſowohl in ihrer Farbe, als auch in der Lebensweiſe zu ähneln. Sie bewohnen dürre Steppenwaldungen des Jnneren, die waldloſe Ebene ſelbſt, gebirgige, hügelige Gegenden mit ſpärlichem Pflanzenwuchs und andere ähnliche Orte, graben ſich geſchickt und raſch unter dichten Büſchen, zwiſchen dem Ge- wurzel der Bäume und unter größeren Felsblöcken tiefe und künſtliche Baue und ſtreifen von dieſen aus bei Tage umher. Wie Rüppell angibt, klettern ſie auch im niederen Gebüſch herum; bei Gefahr flüchten ſie aber ſchleunigſt wieder nach ihren unterirdiſchen Schlupfwinkeln. Es ſind ſehr garſtige Nager, welche blos dann anmuthig erſcheinen, wenn man ſie aus einiger Entfernung betrachtet. Jhr Leib iſt geſtreckt, und der zweizeilig behaarte Schwanz faſt von der Länge des Körpers. Der Kopf iſt ſpitz, die Ohren ſind klein, die Beine verhältnißmäßig ſehr lang, die Füße mit ſtarken, zuſammengedrückten Krallen bewehrt. Jn doppelter Hinſicht merkwürdig iſt die Behaarung: ſie ſteht ſo ſpärlich auf dem Leibe, daß ſie die Haut kaum deckt und die ſehr ſtarren Haare ſind an der Wurzel platt, von da an der Länge nach gefurcht und breit zugeſpitzt. Der ganze Pelz ſieht aus, als wären blos einzelne Haare auf den Balg geklebt. Außerdem beſitzen wenigſtens die Männchen noch andere Eigenthümlichkeiten, welche ſie verhäßlichen, in einem volksthümlichen Buche aber nicht wohl beſchrieben werden können. Der Schilu der Abiſſinier (Xerus rutilus) wird im ganzen über 1½ Fuß lang, wovon etwa 8½ Zoll auf den Schwanz kommen. Die Färbung iſt oben röthlichgelb, an den Seiten und unten licht, faſt weißlich. Der zweizeilig behaarte Schwanz iſt ſeitlich und am Ende weiß, in der Mitte roth, hier und da weiß gefleckt, weil viele ſeiner Haare in weiße Spitzen enden. Daſſelbe iſt auch bei den Rückenhaaren der Fall. Jn den Steppenländern kommt eine andere Art, die Sabera der Araber (Xerus leucoumbrinus), und zwar ſehr häufig vor, während der Schilu immer nur einzeln auftritt. Beide Thiere ähneln ſich in ihrem Leben vollſtändig. Man ſieht ſie bei Tage einzeln oder paar- weiſe umherſtreichen, auch in unmittelbarer Nähe der Dörfer, und wenn man ſie aufſcheucht, nach

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/94>, abgerufen am 27.11.2024.