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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken.

Der Schmetterlingsfink ist weit über Afrika verbreitet. Wir erhalten ihn von der ganzen
Westküste. Er findet sich aber auch überall im Jnnern bis in die Nilländer und weiter nach Osten
hin. Nach meinen Beobachtungen ist er niemals eigentlich häufig und schlägt sich auch nicht in
so große Schwärme zusammen, wie andere Arten der Familie, gesellt sich vielmehr in kleinen
Trupps den Flügen jener bei. Auch er ist lebhaft und beweglich, ein anmuthender Gegenstand
für den in seiner Heimat beobachtenden Naturforscher, welchen er noch außerdem durch sein nettes,
obgleich leises Liedchen erfreut.

Das Nest fand ich wiederholt und zwar nicht blos während der eigentlichen Regenzeit, son-
dern auch noch während der Dürre. Es steht in den Wäldern auf niedern Büschen, ganz frei
und sieht einem Bündel getrockneten Heues ähnlicher, als dem frischgebauten Neste eines Vogels.
Es ist luftig und schlecht zusammengebaut, ohne Gestalt und Regel. Die Eier sind 51/2 bis 6
Linien lang und von Farbe glänzend weiß. Jhre Zahl schwankt zwischen vier und sieben. Heuglin
hält es für möglich, daß der Schmetterlingsfink zuweilen auch in die Nester der Webervögel legt,
scheint aber bestimmte Erfahrungen hierüber nicht gemacht zu haben.

Auf unserm Thiermarkt ist der Benguelist, welcher von den Händlern gewöhnlich "Cordon
bleu"
genannt wird, nicht selten. Jn Hamburg kann man das Pärchen zum Preis von 3 Thlr.
kaufen. Bei guter Pflege hält man ein Pärchen mehrere Jahre in der Gefangenschaft, und wenn
man sich viel mit diesen Vögeln beschäftigt, kann man seine wahre Freude an ihnen haben.

"Beide Vögelchen", sagt Reichenbach, "zeigen die zierlichste Anhänglichkeit an einander,
und das Männchen singt sein Lied immer in der Nähe des Weibchens. Beide bauen das Nest
und beide theilen sich abwechselnd in das Brutgeschäft." Die Kälte verträgt der zärtliche Vogel
nicht; deshalb muß man solche Gefangene immer warm halten und namentlich dafür sorgen, daß
im Winter, ihrer eigentlichen Brütezeit, die Kälte ihnen nachts nicht schadet. Jm übrigen verur-
sacht die Haltung der Schmetterlingsfinken keine Mühe. Auch sie begnügen sich mit dem schon
wiederholt erwähnten Futter.



Die eigentlichen Astrilds ähneln den Schmetterlingsfinken. Auch sie sind schlank gebaute
Thierchen mit ziemlich langem, keilförmigen Schwanze; der etwas verschiedene Bau des Schnabels und
das Gefieder unterscheiden sie jedoch. Ersterer ist kaum länger als hoch und breit, seine Firste tritt
stumpfbogenlinig in die Stirn ein. Das Kleid ist seidenartig, seine Färbung äußerst zart, die Zeich-
nung fein gewellt. Zwei Arten, der graue Astrild und das Fasänchen (Astrilda cinerea und
Astrilda undulata) kommen häufig als Gefangene zu uns. Bei ersterem ist das Gefieder bräunlich-
grau, auf der Unterseite heller, kaum sichtbar dunkel gewellt, der Schwanz aber schwarz, jede Außen-
feder auf ihrer äußern Fahne weiß, der Zügel, welcher das Auge rings umschließt, blutroth wie der
Schnabel, der Fuß graulich. Das Fasänchen ist erdgrau, an der Kehle verloschen licht weißlich-
grau, auf Unterbrust und Bauchseiten roseuroth überlaufen. Die Außenfahnen der äußeren
Schwanzfedern sind graulichweiß, schwach dunkel gebändert. Jm übrigen ähnelt das Vögelchen seinen
Verwandten. Die Länge von beiden beträgt wegen des langen Schwanzes 4 Zoll, die Breite kaum
mehr. Der Fittig mißt gegen 2 Zoll, der Schwanz ebensoviel.

Ganz Mittel- und Südafrika ist die Heimat dieser Finken. Namentlich das Fasänchen ist
weit verbreitet, ich fand es vom 16. Grad nördl. Breite an, überall aber hauptsächlich in den
Wäldern, gewöhnlich in kleinen Trupps, zuweilen aber in außerordentlich zahlreichen Flügen, welche
in den niedern dichten Gebüschen sich aufhielten, vonhieraus auf den Boden flogen und dort
die Grassämereien auflasen. Jn Natal ist er einer der gemeinsten Finken, welcher sich nament-
lich im Winter in unermeßlichen Flügen zeigt, dann bebauten Boden gern besucht, namentlich aber
sich da aufhält, wo Unkräuter gedeihen und Samen tragen. Ein guter Beobachter versichert, daß

Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken.

Der Schmetterlingsfink iſt weit über Afrika verbreitet. Wir erhalten ihn von der ganzen
Weſtküſte. Er findet ſich aber auch überall im Jnnern bis in die Nilländer und weiter nach Oſten
hin. Nach meinen Beobachtungen iſt er niemals eigentlich häufig und ſchlägt ſich auch nicht in
ſo große Schwärme zuſammen, wie andere Arten der Familie, geſellt ſich vielmehr in kleinen
Trupps den Flügen jener bei. Auch er iſt lebhaft und beweglich, ein anmuthender Gegenſtand
für den in ſeiner Heimat beobachtenden Naturforſcher, welchen er noch außerdem durch ſein nettes,
obgleich leiſes Liedchen erfreut.

Das Neſt fand ich wiederholt und zwar nicht blos während der eigentlichen Regenzeit, ſon-
dern auch noch während der Dürre. Es ſteht in den Wäldern auf niedern Büſchen, ganz frei
und ſieht einem Bündel getrockneten Heues ähnlicher, als dem friſchgebauten Neſte eines Vogels.
Es iſt luftig und ſchlecht zuſammengebaut, ohne Geſtalt und Regel. Die Eier ſind 5½ bis 6
Linien lang und von Farbe glänzend weiß. Jhre Zahl ſchwankt zwiſchen vier und ſieben. Heuglin
hält es für möglich, daß der Schmetterlingsfink zuweilen auch in die Neſter der Webervögel legt,
ſcheint aber beſtimmte Erfahrungen hierüber nicht gemacht zu haben.

Auf unſerm Thiermarkt iſt der Bengueliſt, welcher von den Händlern gewöhnlich „Cordon
bleu‟
genannt wird, nicht ſelten. Jn Hamburg kann man das Pärchen zum Preis von 3 Thlr.
kaufen. Bei guter Pflege hält man ein Pärchen mehrere Jahre in der Gefangenſchaft, und wenn
man ſich viel mit dieſen Vögeln beſchäftigt, kann man ſeine wahre Freude an ihnen haben.

„Beide Vögelchen‟, ſagt Reichenbach, „zeigen die zierlichſte Anhänglichkeit an einander,
und das Männchen ſingt ſein Lied immer in der Nähe des Weibchens. Beide bauen das Neſt
und beide theilen ſich abwechſelnd in das Brutgeſchäft.‟ Die Kälte verträgt der zärtliche Vogel
nicht; deshalb muß man ſolche Gefangene immer warm halten und namentlich dafür ſorgen, daß
im Winter, ihrer eigentlichen Brütezeit, die Kälte ihnen nachts nicht ſchadet. Jm übrigen verur-
ſacht die Haltung der Schmetterlingsfinken keine Mühe. Auch ſie begnügen ſich mit dem ſchon
wiederholt erwähnten Futter.



Die eigentlichen Aſtrilds ähneln den Schmetterlingsfinken. Auch ſie ſind ſchlank gebaute
Thierchen mit ziemlich langem, keilförmigen Schwanze; der etwas verſchiedene Bau des Schnabels und
das Gefieder unterſcheiden ſie jedoch. Erſterer iſt kaum länger als hoch und breit, ſeine Firſte tritt
ſtumpfbogenlinig in die Stirn ein. Das Kleid iſt ſeidenartig, ſeine Färbung äußerſt zart, die Zeich-
nung fein gewellt. Zwei Arten, der graue Aſtrild und das Faſänchen (Astrilda cinerea und
Astrilda undulata) kommen häufig als Gefangene zu uns. Bei erſterem iſt das Gefieder bräunlich-
grau, auf der Unterſeite heller, kaum ſichtbar dunkel gewellt, der Schwanz aber ſchwarz, jede Außen-
feder auf ihrer äußern Fahne weiß, der Zügel, welcher das Auge rings umſchließt, blutroth wie der
Schnabel, der Fuß graulich. Das Faſänchen iſt erdgrau, an der Kehle verloſchen licht weißlich-
grau, auf Unterbruſt und Bauchſeiten roſeuroth überlaufen. Die Außenfahnen der äußeren
Schwanzfedern ſind graulichweiß, ſchwach dunkel gebändert. Jm übrigen ähnelt das Vögelchen ſeinen
Verwandten. Die Länge von beiden beträgt wegen des langen Schwanzes 4 Zoll, die Breite kaum
mehr. Der Fittig mißt gegen 2 Zoll, der Schwanz ebenſoviel.

Ganz Mittel- und Südafrika iſt die Heimat dieſer Finken. Namentlich das Faſänchen iſt
weit verbreitet, ich fand es vom 16. Grad nördl. Breite an, überall aber hauptſächlich in den
Wäldern, gewöhnlich in kleinen Trupps, zuweilen aber in außerordentlich zahlreichen Flügen, welche
in den niedern dichten Gebüſchen ſich aufhielten, vonhieraus auf den Boden flogen und dort
die Grasſämereien auflaſen. Jn Natal iſt er einer der gemeinſten Finken, welcher ſich nament-
lich im Winter in unermeßlichen Flügen zeigt, dann bebauten Boden gern beſucht, namentlich aber
ſich da aufhält, wo Unkräuter gedeihen und Samen tragen. Ein guter Beobachter verſichert, daß

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[216/0236] Die Knacker. Sperlingsvögel. Prachtfinken. Der Schmetterlingsfink iſt weit über Afrika verbreitet. Wir erhalten ihn von der ganzen Weſtküſte. Er findet ſich aber auch überall im Jnnern bis in die Nilländer und weiter nach Oſten hin. Nach meinen Beobachtungen iſt er niemals eigentlich häufig und ſchlägt ſich auch nicht in ſo große Schwärme zuſammen, wie andere Arten der Familie, geſellt ſich vielmehr in kleinen Trupps den Flügen jener bei. Auch er iſt lebhaft und beweglich, ein anmuthender Gegenſtand für den in ſeiner Heimat beobachtenden Naturforſcher, welchen er noch außerdem durch ſein nettes, obgleich leiſes Liedchen erfreut. Das Neſt fand ich wiederholt und zwar nicht blos während der eigentlichen Regenzeit, ſon- dern auch noch während der Dürre. Es ſteht in den Wäldern auf niedern Büſchen, ganz frei und ſieht einem Bündel getrockneten Heues ähnlicher, als dem friſchgebauten Neſte eines Vogels. Es iſt luftig und ſchlecht zuſammengebaut, ohne Geſtalt und Regel. Die Eier ſind 5½ bis 6 Linien lang und von Farbe glänzend weiß. Jhre Zahl ſchwankt zwiſchen vier und ſieben. Heuglin hält es für möglich, daß der Schmetterlingsfink zuweilen auch in die Neſter der Webervögel legt, ſcheint aber beſtimmte Erfahrungen hierüber nicht gemacht zu haben. Auf unſerm Thiermarkt iſt der Bengueliſt, welcher von den Händlern gewöhnlich „Cordon bleu‟ genannt wird, nicht ſelten. Jn Hamburg kann man das Pärchen zum Preis von 3 Thlr. kaufen. Bei guter Pflege hält man ein Pärchen mehrere Jahre in der Gefangenſchaft, und wenn man ſich viel mit dieſen Vögeln beſchäftigt, kann man ſeine wahre Freude an ihnen haben. „Beide Vögelchen‟, ſagt Reichenbach, „zeigen die zierlichſte Anhänglichkeit an einander, und das Männchen ſingt ſein Lied immer in der Nähe des Weibchens. Beide bauen das Neſt und beide theilen ſich abwechſelnd in das Brutgeſchäft.‟ Die Kälte verträgt der zärtliche Vogel nicht; deshalb muß man ſolche Gefangene immer warm halten und namentlich dafür ſorgen, daß im Winter, ihrer eigentlichen Brütezeit, die Kälte ihnen nachts nicht ſchadet. Jm übrigen verur- ſacht die Haltung der Schmetterlingsfinken keine Mühe. Auch ſie begnügen ſich mit dem ſchon wiederholt erwähnten Futter. Die eigentlichen Aſtrilds ähneln den Schmetterlingsfinken. Auch ſie ſind ſchlank gebaute Thierchen mit ziemlich langem, keilförmigen Schwanze; der etwas verſchiedene Bau des Schnabels und das Gefieder unterſcheiden ſie jedoch. Erſterer iſt kaum länger als hoch und breit, ſeine Firſte tritt ſtumpfbogenlinig in die Stirn ein. Das Kleid iſt ſeidenartig, ſeine Färbung äußerſt zart, die Zeich- nung fein gewellt. Zwei Arten, der graue Aſtrild und das Faſänchen (Astrilda cinerea und Astrilda undulata) kommen häufig als Gefangene zu uns. Bei erſterem iſt das Gefieder bräunlich- grau, auf der Unterſeite heller, kaum ſichtbar dunkel gewellt, der Schwanz aber ſchwarz, jede Außen- feder auf ihrer äußern Fahne weiß, der Zügel, welcher das Auge rings umſchließt, blutroth wie der Schnabel, der Fuß graulich. Das Faſänchen iſt erdgrau, an der Kehle verloſchen licht weißlich- grau, auf Unterbruſt und Bauchſeiten roſeuroth überlaufen. Die Außenfahnen der äußeren Schwanzfedern ſind graulichweiß, ſchwach dunkel gebändert. Jm übrigen ähnelt das Vögelchen ſeinen Verwandten. Die Länge von beiden beträgt wegen des langen Schwanzes 4 Zoll, die Breite kaum mehr. Der Fittig mißt gegen 2 Zoll, der Schwanz ebenſoviel. Ganz Mittel- und Südafrika iſt die Heimat dieſer Finken. Namentlich das Faſänchen iſt weit verbreitet, ich fand es vom 16. Grad nördl. Breite an, überall aber hauptſächlich in den Wäldern, gewöhnlich in kleinen Trupps, zuweilen aber in außerordentlich zahlreichen Flügen, welche in den niedern dichten Gebüſchen ſich aufhielten, vonhieraus auf den Boden flogen und dort die Grasſämereien auflaſen. Jn Natal iſt er einer der gemeinſten Finken, welcher ſich nament- lich im Winter in unermeßlichen Flügen zeigt, dann bebauten Boden gern beſucht, namentlich aber ſich da aufhält, wo Unkräuter gedeihen und Samen tragen. Ein guter Beobachter verſichert, daß

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/236>, abgerufen am 23.11.2024.