jedem Auge nach dem Hinterkopfe und unter diesem in gleicher Richtung ein dunkelbrauner. Die Backen, der Unterhals und die Oberbrust sind aschgrau, das Kinn und die Kehle abgesetzt weiß, nach unten schwärzlich gerandet, die Obertheile röthlichbraungrau, die Federn mit schwarzen Längsflecken, die Schulter- und Flügeldeckfedern schwarzbraun, die Federn am Vorderrande rothbraun, ihre Spitzen aber gelblichweiß, wodurch zwei helle Querbinden entstehen. Beim Weibchen ist die Kehle nicht so schön weiß und auf den Flügeln zeigt sich weniger Gelb.
Der weißkehlige Bindenammerfink verbreitet sich über ganz Amerika. Richardson fand ihn im höchsten Norden, Audubon tief unten im Süden. Jn vielen Gegenden scheint er nur Sommervogel zu sein. "Der kleine niedliche Vogel", sagt Audubon, "ist ein Gast in Louisiana und in allen übrigen südlichen Staaten; denn er verweilt hier nur kurze Zeit. Er erscheint Anfang Septembers und verschwindet im März wieder. Jn den mittleren Staaten verweilt er länger."
"Plötzlich sieht man alle Hecken und Zäune, welche die Felder umgeben, die Büsche und andere passende Oertlichkeiten bedeckt von Gesellschaften dieser Vögel, welche zwischen dreißig und funfzig Stück zählen und zusammen in bester Eintracht leben. Von den Hecken fliegen sie auf den Boden und hüpfen und arbeiten hier herum, kleine Grassämereien aufsuchend. Bei dem ersten War- nungston fliegt der ganze Schwarm wieder nach der Hecke zu und verbirgt sich hier im dichtesten Theil. Einen Augenblick später kommt einer nach dem andern nach den höheren Zweigen gehüpft, und es beginnt ein kleiner, zwar kurzer, aber außerordentlich lieblicher Gesangsvortrag. Jn ihren Tönen liegt eine Sanftheit, welche ich nicht beschreiben kann: ich vermag nur zu sagen, daß ich oft mit Ent- zücken gelauscht habe. Sofort nach dem Singen kehren sie auf den Boden zurück. So geht es den ganzen Tag über."
"Mit Anbruch des Tages stoßen sie einen schärferen, mehr schrillenden Ton aus, welchen man durch die Silbe "Twit" wiedergeben könnte, und mitten in der Nacht noch habe ich diesen Ton ver- nommen, gleichsam zum Beweis, daß Alles sich wohl befindet."
"An warmen Tagen fliegt ein solcher Schwarm auch in die Wälder und sucht sich dort Futter an den Ranken des wilden Weins, nimmt hier eine Beere weg, welche der Winter übrig gelassen oder sonst Etwas; niemals aber entfernen sie sich gänzlich von ihren Lieblingsdickichten. Mit Beginn des Frühlings verläßt der Vogel den Süden, um nach Norden zu wandern."
Der weißkehlige Ammerfink ist ein plumper Geselle, welcher oft ungemein fett wird und dann ein vortreffliches Gericht gibt. Er wird deshalb erlegt oder gefangen. Außerdem hat er im Sper- lingsfalken und seinen Verwandten schlimme Feinde.
Richardson fand das Nest dieses Vogels in der Mitte Julis unter einem umgefallenen Baume. Es ist aus Gras errichtet, innen aber mit Haaren und Federn ausgekleidet. Die Eier sind auf blaßgrünem Grunde dicht mit röthlichbraunen Punkten besetzt. Als Richardson das Weibchen aufstörte, flog es nicht davon, sondern lief nach Lerchenart lautlos auf dem Boden dahin.
Jm Käfig gewährt der weißkehlige Bindenammerfink viel Vergnügen, weil er, wenn der Frühling gekommen ist, des Nachts fingt, wie er Dies in seiner hochnordischen Heimat zu thun gewohnt ist.
Auch der südliche Vertreter dieses Vogels, der Morgenfink (Zonotrichia matutina), welcher über ganz Brasilien verbreitet ist, wird als Sänger gerühmt. Er ist kleiner, als der vorhergehende, nur 51/2 Zoll lang, unserem Nohrammer ähnelnd, auf dem Kopf grau, schwarz gestreift, auf dem Nacken rostroth, auf dem Rücken braun, mit breiten schwarzen Schaftstreifen und helleren Spitzen an den Fe- dern. Die Kehle ist weiß, an den Seiken schwarz eingefaßt.
Der Morgenfink lebt in jedem südamerikanischen Dorfe in Menge und zwar nach Art unserer Sperlinge. Bei Tage sieht man ihn in den Straßen im Pferdemist herumsuchen, morgens und abends pflegt er sich auf die Gebäude zu setzen und läßt von dem Dachfirste herab seine sanfte liebliche Stimme erschallen. Das große, aus trockenen Halmen, Haaren und Federn bestehende Nest steht in
Weißkehliger Sperling. Morgenfink.
jedem Auge nach dem Hinterkopfe und unter dieſem in gleicher Richtung ein dunkelbrauner. Die Backen, der Unterhals und die Oberbruſt ſind aſchgrau, das Kinn und die Kehle abgeſetzt weiß, nach unten ſchwärzlich gerandet, die Obertheile röthlichbraungrau, die Federn mit ſchwarzen Längsflecken, die Schulter- und Flügeldeckfedern ſchwarzbraun, die Federn am Vorderrande rothbraun, ihre Spitzen aber gelblichweiß, wodurch zwei helle Querbinden entſtehen. Beim Weibchen iſt die Kehle nicht ſo ſchön weiß und auf den Flügeln zeigt ſich weniger Gelb.
Der weißkehlige Bindenammerfink verbreitet ſich über ganz Amerika. Richardſon fand ihn im höchſten Norden, Audubon tief unten im Süden. Jn vielen Gegenden ſcheint er nur Sommervogel zu ſein. „Der kleine niedliche Vogel‟, ſagt Audubon, „iſt ein Gaſt in Louiſiana und in allen übrigen ſüdlichen Staaten; denn er verweilt hier nur kurze Zeit. Er erſcheint Anfang Septembers und verſchwindet im März wieder. Jn den mittleren Staaten verweilt er länger.‟
„Plötzlich ſieht man alle Hecken und Zäune, welche die Felder umgeben, die Büſche und andere paſſende Oertlichkeiten bedeckt von Geſellſchaften dieſer Vögel, welche zwiſchen dreißig und funfzig Stück zählen und zuſammen in beſter Eintracht leben. Von den Hecken fliegen ſie auf den Boden und hüpfen und arbeiten hier herum, kleine Grasſämereien aufſuchend. Bei dem erſten War- nungston fliegt der ganze Schwarm wieder nach der Hecke zu und verbirgt ſich hier im dichteſten Theil. Einen Augenblick ſpäter kommt einer nach dem andern nach den höheren Zweigen gehüpft, und es beginnt ein kleiner, zwar kurzer, aber außerordentlich lieblicher Geſangsvortrag. Jn ihren Tönen liegt eine Sanftheit, welche ich nicht beſchreiben kann: ich vermag nur zu ſagen, daß ich oft mit Ent- zücken gelauſcht habe. Sofort nach dem Singen kehren ſie auf den Boden zurück. So geht es den ganzen Tag über.‟
„Mit Anbruch des Tages ſtoßen ſie einen ſchärferen, mehr ſchrillenden Ton aus, welchen man durch die Silbe „Twit‟ wiedergeben könnte, und mitten in der Nacht noch habe ich dieſen Ton ver- nommen, gleichſam zum Beweis, daß Alles ſich wohl befindet.‟
„An warmen Tagen fliegt ein ſolcher Schwarm auch in die Wälder und ſucht ſich dort Futter an den Ranken des wilden Weins, nimmt hier eine Beere weg, welche der Winter übrig gelaſſen oder ſonſt Etwas; niemals aber entfernen ſie ſich gänzlich von ihren Lieblingsdickichten. Mit Beginn des Frühlings verläßt der Vogel den Süden, um nach Norden zu wandern.‟
Der weißkehlige Ammerfink iſt ein plumper Geſelle, welcher oft ungemein fett wird und dann ein vortreffliches Gericht gibt. Er wird deshalb erlegt oder gefangen. Außerdem hat er im Sper- lingsfalken und ſeinen Verwandten ſchlimme Feinde.
Richardſon fand das Neſt dieſes Vogels in der Mitte Julis unter einem umgefallenen Baume. Es iſt aus Gras errichtet, innen aber mit Haaren und Federn ausgekleidet. Die Eier ſind auf blaßgrünem Grunde dicht mit röthlichbraunen Punkten beſetzt. Als Richardſon das Weibchen aufſtörte, flog es nicht davon, ſondern lief nach Lerchenart lautlos auf dem Boden dahin.
Jm Käfig gewährt der weißkehlige Bindenammerfink viel Vergnügen, weil er, wenn der Frühling gekommen iſt, des Nachts fingt, wie er Dies in ſeiner hochnordiſchen Heimat zu thun gewohnt iſt.
Auch der ſüdliche Vertreter dieſes Vogels, der Morgenfink (Zonotrichia matutina), welcher über ganz Braſilien verbreitet iſt, wird als Sänger gerühmt. Er iſt kleiner, als der vorhergehende, nur 5½ Zoll lang, unſerem Nohrammer ähnelnd, auf dem Kopf grau, ſchwarz geſtreift, auf dem Nacken roſtroth, auf dem Rücken braun, mit breiten ſchwarzen Schaftſtreifen und helleren Spitzen an den Fe- dern. Die Kehle iſt weiß, an den Seiken ſchwarz eingefaßt.
Der Morgenfink lebt in jedem ſüdamerikaniſchen Dorfe in Menge und zwar nach Art unſerer Sperlinge. Bei Tage ſieht man ihn in den Straßen im Pferdemiſt herumſuchen, morgens und abends pflegt er ſich auf die Gebäude zu ſetzen und läßt von dem Dachfirſte herab ſeine ſanfte liebliche Stimme erſchallen. Das große, aus trockenen Halmen, Haaren und Federn beſtehende Neſt ſteht in
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Weißkehliger Sperling. Morgenfink.
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unten ſchwärzlich gerandet, die Obertheile röthlichbraungrau, die Federn mit ſchwarzen Längsflecken,
die Schulter- und Flügeldeckfedern ſchwarzbraun, die Federn am Vorderrande rothbraun, ihre Spitzen
aber gelblichweiß, wodurch zwei helle Querbinden entſtehen. Beim Weibchen iſt die Kehle nicht ſo
ſchön weiß und auf den Flügeln zeigt ſich weniger Gelb.
Der weißkehlige Bindenammerfink verbreitet ſich über ganz Amerika. Richardſon fand ihn im
höchſten Norden, Audubon tief unten im Süden. Jn vielen Gegenden ſcheint er nur Sommervogel
zu ſein. „Der kleine niedliche Vogel‟, ſagt Audubon, „iſt ein Gaſt in Louiſiana und in allen
übrigen ſüdlichen Staaten; denn er verweilt hier nur kurze Zeit. Er erſcheint Anfang Septembers
und verſchwindet im März wieder. Jn den mittleren Staaten verweilt er länger.‟
„Plötzlich ſieht man alle Hecken und Zäune, welche die Felder umgeben, die Büſche und andere
paſſende Oertlichkeiten bedeckt von Geſellſchaften dieſer Vögel, welche zwiſchen dreißig und funfzig
Stück zählen und zuſammen in beſter Eintracht leben. Von den Hecken fliegen ſie auf den Boden
und hüpfen und arbeiten hier herum, kleine Grasſämereien aufſuchend. Bei dem erſten War-
nungston fliegt der ganze Schwarm wieder nach der Hecke zu und verbirgt ſich hier im dichteſten Theil.
Einen Augenblick ſpäter kommt einer nach dem andern nach den höheren Zweigen gehüpft, und es
beginnt ein kleiner, zwar kurzer, aber außerordentlich lieblicher Geſangsvortrag. Jn ihren Tönen
liegt eine Sanftheit, welche ich nicht beſchreiben kann: ich vermag nur zu ſagen, daß ich oft mit Ent-
zücken gelauſcht habe. Sofort nach dem Singen kehren ſie auf den Boden zurück. So geht es den
ganzen Tag über.‟
„Mit Anbruch des Tages ſtoßen ſie einen ſchärferen, mehr ſchrillenden Ton aus, welchen man
durch die Silbe „Twit‟ wiedergeben könnte, und mitten in der Nacht noch habe ich dieſen Ton ver-
nommen, gleichſam zum Beweis, daß Alles ſich wohl befindet.‟
„An warmen Tagen fliegt ein ſolcher Schwarm auch in die Wälder und ſucht ſich dort Futter an
den Ranken des wilden Weins, nimmt hier eine Beere weg, welche der Winter übrig gelaſſen oder
ſonſt Etwas; niemals aber entfernen ſie ſich gänzlich von ihren Lieblingsdickichten. Mit Beginn des
Frühlings verläßt der Vogel den Süden, um nach Norden zu wandern.‟
Der weißkehlige Ammerfink iſt ein plumper Geſelle, welcher oft ungemein fett wird und dann
ein vortreffliches Gericht gibt. Er wird deshalb erlegt oder gefangen. Außerdem hat er im Sper-
lingsfalken und ſeinen Verwandten ſchlimme Feinde.
Richardſon fand das Neſt dieſes Vogels in der Mitte Julis unter einem umgefallenen
Baume. Es iſt aus Gras errichtet, innen aber mit Haaren und Federn ausgekleidet. Die Eier
ſind auf blaßgrünem Grunde dicht mit röthlichbraunen Punkten beſetzt. Als Richardſon das
Weibchen aufſtörte, flog es nicht davon, ſondern lief nach Lerchenart lautlos auf dem Boden dahin.
Jm Käfig gewährt der weißkehlige Bindenammerfink viel Vergnügen, weil er, wenn der
Frühling gekommen iſt, des Nachts fingt, wie er Dies in ſeiner hochnordiſchen Heimat zu thun
gewohnt iſt.
Auch der ſüdliche Vertreter dieſes Vogels, der Morgenfink (Zonotrichia matutina), welcher
über ganz Braſilien verbreitet iſt, wird als Sänger gerühmt. Er iſt kleiner, als der vorhergehende,
nur 5½ Zoll lang, unſerem Nohrammer ähnelnd, auf dem Kopf grau, ſchwarz geſtreift, auf dem Nacken
roſtroth, auf dem Rücken braun, mit breiten ſchwarzen Schaftſtreifen und helleren Spitzen an den Fe-
dern. Die Kehle iſt weiß, an den Seiken ſchwarz eingefaßt.
Der Morgenfink lebt in jedem ſüdamerikaniſchen Dorfe in Menge und zwar nach Art unſerer
Sperlinge. Bei Tage ſieht man ihn in den Straßen im Pferdemiſt herumſuchen, morgens und
abends pflegt er ſich auf die Gebäude zu ſetzen und läßt von dem Dachfirſte herab ſeine ſanfte liebliche
Stimme erſchallen. Das große, aus trockenen Halmen, Haaren und Federn beſtehende Neſt ſteht in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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