Jm übrigen muß der Rohrspatz ein munterer, netter Vogel genannt werden. Er ist behender und gewandter als seine Verwandten, klettert z. B. sehr geschickt im Rohr auf und nieder und weiß sich auf den schwächsten Zweigen oder Halmen sitzend zu erhalten. Er hüpft rasch auf dem Boden dahin, fliegt schnell und leicht, obgleich zuckend, schwingt sich beim Auffliegen rasch hoch empor und stürzt sich beim Niedersetzen plötzlich herab, fliegt auch oft zu seinem Vergnügen in schönen Bogen über dem Röhricht umher. Sein Lockton ist ein helles "Zie", welches mehr gedehnt wird als von andern Arten der Familie; der Gesang ist, wie Naumann sehr bezeichnend sagt, stammelnd, "der Rohrammer würgt die einzelnen Töne hervor". Dafür aber singt er sehr fleißig vom frühen Morgen an bis in die späte Nacht, und dieser Eifer befriedigt. Jch meinestheils muß gestehen, daß ich das Geschwätz dieses Vogels recht gern höre.
Während seines Sommerlebens nährt sich auch der Rohrammer fast ausschließlich von Kerbthie- ren, selbstverständlich von solchen, welche im Rohre, im und am Wasser leben; im Herbst und Winter aber bilden die Gesäme von Rohr, Schilf, Binsen, Seggengras und anderen Sumpfpflanzen seine Kost. Bald nach der Brutzeit sammelt auch er sich zu kleinen Flügen, und dann besucht er wohl ab und zu einmal die Felder, steigt hier an den Hirsestengeln oder an den Getreidehalmen in die Höhe und klaubt die Samen aus den Rispen nach Sperlingsart. Mit Eintritt der rauhen Witterung verläßt er wenigstens die nördlichen Gegenden und sucht sich in den Rohrwäldern oder auf den mit höheren Gräsern bestandenen Flächen Südeuropas eine Winterherberge. Jch fand ihn als Wintergast sehr häufig bei Toledo an den Ufern des Tajo und zwar hauptsächlich in den äußerst stachligen Disteln, welche dort das Land auf große Strecken hin bedecken. Am See Albufera bei Valencia ist er jahr- aus, jahrein eine gemeine Erscheinung.
Der Rohrammer ist ein angenehmer Zimmervogel, obgleich er sehr schweigsam ist. Seine Mun- terkeit, welche er auch im Käfig beibehält, erfreut und sein Geschwätz, ich wiederhole es, unterhält. Aber er ist zarter, als andere Ammern und verlangt deshalb bessere Kost. Jch habe meine Gefange- nen immer mit Nachtigallenfutter gehalten, dafür aber auch die Freude gehabt, sie stets wohl und munter zu sehen.
Jm hohen Norden wohnen neben vielen, theilweise sehr schön gefärbten Ammern, welche mit den beschriebenen Arten übereinstimmen, solche, bei denen die Daumennägel bedeutend verlängert sind. Man hat sie deshalb Sporenammer genannt. Die beiden bekanntesten Arten dieser Thiere zeich- nen sich aus: durch einen kleinen Schnabel mit wenig bemerkbarem Gaumenhöcker, verhältnißmäßig lange und spitze Flügel, mittellangen Schwanz, starke Füße und den erwähnten Sporn, welcher wenig gebogen und wenig kürzer oder noch etwas länger als die Zehe selbst ist. Auch die hierher gehörigen Thiere hat man wieder in besondere Sippen getrennt, hauptsächlich mit Rücksicht auf die Gestaltung des Sporns.
Beim eigentlichen Sporenammer (Centrophanes lapponicus), welcher sonst auch Lerchen- und lappländischer Ammer oder Ammer-, Lerchen- oder Sporenfink genannt wird, ist der Sporn länger als die Hinterzehe und sehr wenig gebogen, das Gefieder des Männchens auch durch schwarze Kehlfärbung ausgezeichnet. Jn seiner äußeren Erscheinung hat der Sporenammer auf den ersten Blick hin mit dem Rohrammer einige Aehnlichkeit; er unterscheidet sich jedoch bei nur einiger- maßen sorgfältiger Prüfung durch sein Kleid schon sehr leicht von diesem. Das Männchen ist ein anmuthig gezeichneter Vogel. Der Oberkopf, die Kehle und der ganze Vorderhals sind schwarz, der Nacken ist schönrostroth, durch ein röthlich weißes Band, welches an der Stirn über den Augen beginnt und Sförmig an der Kehle sich herabzieht, von dem Schwarz getrennt, der Rücken ammerfarben, auf röthlichfahlem Grunde streifig dunkler gefleckt, der Flügel braunschwarz mit helleren Säumen an den kleinen Deckfedern und den eigentlichen Schwingen, die ganze Unterseite graulichweiß, seitlich
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
Jm übrigen muß der Rohrſpatz ein munterer, netter Vogel genannt werden. Er iſt behender und gewandter als ſeine Verwandten, klettert z. B. ſehr geſchickt im Rohr auf und nieder und weiß ſich auf den ſchwächſten Zweigen oder Halmen ſitzend zu erhalten. Er hüpft raſch auf dem Boden dahin, fliegt ſchnell und leicht, obgleich zuckend, ſchwingt ſich beim Auffliegen raſch hoch empor und ſtürzt ſich beim Niederſetzen plötzlich herab, fliegt auch oft zu ſeinem Vergnügen in ſchönen Bogen über dem Röhricht umher. Sein Lockton iſt ein helles „Zie‟, welches mehr gedehnt wird als von andern Arten der Familie; der Geſang iſt, wie Naumann ſehr bezeichnend ſagt, ſtammelnd, „der Rohrammer würgt die einzelnen Töne hervor‟. Dafür aber ſingt er ſehr fleißig vom frühen Morgen an bis in die ſpäte Nacht, und dieſer Eifer befriedigt. Jch meinestheils muß geſtehen, daß ich das Geſchwätz dieſes Vogels recht gern höre.
Während ſeines Sommerlebens nährt ſich auch der Rohrammer faſt ausſchließlich von Kerbthie- ren, ſelbſtverſtändlich von ſolchen, welche im Rohre, im und am Waſſer leben; im Herbſt und Winter aber bilden die Geſäme von Rohr, Schilf, Binſen, Seggengras und anderen Sumpfpflanzen ſeine Koſt. Bald nach der Brutzeit ſammelt auch er ſich zu kleinen Flügen, und dann beſucht er wohl ab und zu einmal die Felder, ſteigt hier an den Hirſeſtengeln oder an den Getreidehalmen in die Höhe und klaubt die Samen aus den Riſpen nach Sperlingsart. Mit Eintritt der rauhen Witterung verläßt er wenigſtens die nördlichen Gegenden und ſucht ſich in den Rohrwäldern oder auf den mit höheren Gräſern beſtandenen Flächen Südeuropas eine Winterherberge. Jch fand ihn als Wintergaſt ſehr häufig bei Toledo an den Ufern des Tajo und zwar hauptſächlich in den äußerſt ſtachligen Diſteln, welche dort das Land auf große Strecken hin bedecken. Am See Albufera bei Valencia iſt er jahr- aus, jahrein eine gemeine Erſcheinung.
Der Rohrammer iſt ein angenehmer Zimmervogel, obgleich er ſehr ſchweigſam iſt. Seine Mun- terkeit, welche er auch im Käfig beibehält, erfreut und ſein Geſchwätz, ich wiederhole es, unterhält. Aber er iſt zarter, als andere Ammern und verlangt deshalb beſſere Koſt. Jch habe meine Gefange- nen immer mit Nachtigallenfutter gehalten, dafür aber auch die Freude gehabt, ſie ſtets wohl und munter zu ſehen.
Jm hohen Norden wohnen neben vielen, theilweiſe ſehr ſchön gefärbten Ammern, welche mit den beſchriebenen Arten übereinſtimmen, ſolche, bei denen die Daumennägel bedeutend verlängert ſind. Man hat ſie deshalb Sporenammer genannt. Die beiden bekannteſten Arten dieſer Thiere zeich- nen ſich aus: durch einen kleinen Schnabel mit wenig bemerkbarem Gaumenhöcker, verhältnißmäßig lange und ſpitze Flügel, mittellangen Schwanz, ſtarke Füße und den erwähnten Sporn, welcher wenig gebogen und wenig kürzer oder noch etwas länger als die Zehe ſelbſt iſt. Auch die hierher gehörigen Thiere hat man wieder in beſondere Sippen getrennt, hauptſächlich mit Rückſicht auf die Geſtaltung des Sporns.
Beim eigentlichen Sporenammer (Centrophanes lapponicus), welcher ſonſt auch Lerchen- und lappländiſcher Ammer oder Ammer-, Lerchen- oder Sporenfink genannt wird, iſt der Sporn länger als die Hinterzehe und ſehr wenig gebogen, das Gefieder des Männchens auch durch ſchwarze Kehlfärbung ausgezeichnet. Jn ſeiner äußeren Erſcheinung hat der Sporenammer auf den erſten Blick hin mit dem Rohrammer einige Aehnlichkeit; er unterſcheidet ſich jedoch bei nur einiger- maßen ſorgfältiger Prüfung durch ſein Kleid ſchon ſehr leicht von dieſem. Das Männchen iſt ein anmuthig gezeichneter Vogel. Der Oberkopf, die Kehle und der ganze Vorderhals ſind ſchwarz, der Nacken iſt ſchönroſtroth, durch ein röthlich weißes Band, welches an der Stirn über den Augen beginnt und Sförmig an der Kehle ſich herabzieht, von dem Schwarz getrennt, der Rücken ammerfarben, auf röthlichfahlem Grunde ſtreifig dunkler gefleckt, der Flügel braunſchwarz mit helleren Säumen an den kleinen Deckfedern und den eigentlichen Schwingen, die ganze Unterſeite graulichweiß, ſeitlich
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[252/0274]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Ammer.
Jm übrigen muß der Rohrſpatz ein munterer, netter Vogel genannt werden. Er iſt behender
und gewandter als ſeine Verwandten, klettert z. B. ſehr geſchickt im Rohr auf und nieder und weiß
ſich auf den ſchwächſten Zweigen oder Halmen ſitzend zu erhalten. Er hüpft raſch auf dem Boden
dahin, fliegt ſchnell und leicht, obgleich zuckend, ſchwingt ſich beim Auffliegen raſch hoch empor und ſtürzt
ſich beim Niederſetzen plötzlich herab, fliegt auch oft zu ſeinem Vergnügen in ſchönen Bogen über dem
Röhricht umher. Sein Lockton iſt ein helles „Zie‟, welches mehr gedehnt wird als von andern Arten
der Familie; der Geſang iſt, wie Naumann ſehr bezeichnend ſagt, ſtammelnd, „der Rohrammer würgt
die einzelnen Töne hervor‟. Dafür aber ſingt er ſehr fleißig vom frühen Morgen an bis in die ſpäte
Nacht, und dieſer Eifer befriedigt. Jch meinestheils muß geſtehen, daß ich das Geſchwätz dieſes
Vogels recht gern höre.
Während ſeines Sommerlebens nährt ſich auch der Rohrammer faſt ausſchließlich von Kerbthie-
ren, ſelbſtverſtändlich von ſolchen, welche im Rohre, im und am Waſſer leben; im Herbſt und Winter
aber bilden die Geſäme von Rohr, Schilf, Binſen, Seggengras und anderen Sumpfpflanzen ſeine Koſt.
Bald nach der Brutzeit ſammelt auch er ſich zu kleinen Flügen, und dann beſucht er wohl ab und zu
einmal die Felder, ſteigt hier an den Hirſeſtengeln oder an den Getreidehalmen in die Höhe und
klaubt die Samen aus den Riſpen nach Sperlingsart. Mit Eintritt der rauhen Witterung verläßt
er wenigſtens die nördlichen Gegenden und ſucht ſich in den Rohrwäldern oder auf den mit höheren
Gräſern beſtandenen Flächen Südeuropas eine Winterherberge. Jch fand ihn als Wintergaſt ſehr
häufig bei Toledo an den Ufern des Tajo und zwar hauptſächlich in den äußerſt ſtachligen Diſteln,
welche dort das Land auf große Strecken hin bedecken. Am See Albufera bei Valencia iſt er jahr-
aus, jahrein eine gemeine Erſcheinung.
Der Rohrammer iſt ein angenehmer Zimmervogel, obgleich er ſehr ſchweigſam iſt. Seine Mun-
terkeit, welche er auch im Käfig beibehält, erfreut und ſein Geſchwätz, ich wiederhole es, unterhält.
Aber er iſt zarter, als andere Ammern und verlangt deshalb beſſere Koſt. Jch habe meine Gefange-
nen immer mit Nachtigallenfutter gehalten, dafür aber auch die Freude gehabt, ſie ſtets wohl und
munter zu ſehen.
Jm hohen Norden wohnen neben vielen, theilweiſe ſehr ſchön gefärbten Ammern, welche mit
den beſchriebenen Arten übereinſtimmen, ſolche, bei denen die Daumennägel bedeutend verlängert ſind.
Man hat ſie deshalb Sporenammer genannt. Die beiden bekannteſten Arten dieſer Thiere zeich-
nen ſich aus: durch einen kleinen Schnabel mit wenig bemerkbarem Gaumenhöcker, verhältnißmäßig
lange und ſpitze Flügel, mittellangen Schwanz, ſtarke Füße und den erwähnten Sporn, welcher
wenig gebogen und wenig kürzer oder noch etwas länger als die Zehe ſelbſt iſt. Auch die hierher
gehörigen Thiere hat man wieder in beſondere Sippen getrennt, hauptſächlich mit Rückſicht auf die
Geſtaltung des Sporns.
Beim eigentlichen Sporenammer (Centrophanes lapponicus), welcher ſonſt auch Lerchen- und
lappländiſcher Ammer oder Ammer-, Lerchen- oder Sporenfink genannt wird, iſt der
Sporn länger als die Hinterzehe und ſehr wenig gebogen, das Gefieder des Männchens auch durch
ſchwarze Kehlfärbung ausgezeichnet. Jn ſeiner äußeren Erſcheinung hat der Sporenammer auf den
erſten Blick hin mit dem Rohrammer einige Aehnlichkeit; er unterſcheidet ſich jedoch bei nur einiger-
maßen ſorgfältiger Prüfung durch ſein Kleid ſchon ſehr leicht von dieſem. Das Männchen iſt ein
anmuthig gezeichneter Vogel. Der Oberkopf, die Kehle und der ganze Vorderhals ſind ſchwarz, der
Nacken iſt ſchönroſtroth, durch ein röthlich weißes Band, welches an der Stirn über den Augen beginnt
und Sförmig an der Kehle ſich herabzieht, von dem Schwarz getrennt, der Rücken ammerfarben,
auf röthlichfahlem Grunde ſtreifig dunkler gefleckt, der Flügel braunſchwarz mit helleren Säumen an
den kleinen Deckfedern und den eigentlichen Schwingen, die ganze Unterſeite graulichweiß, ſeitlich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/274>, abgerufen am 21.11.2024.
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