Liebe durch einen leisen, hübschen, jedoch ziemlich armen Gesang, aus welchem der erwähnte schwer- müthige Lockton am öftersten wiedertönt. Nach dem Singen umgeht es sein Weibchen mit etwas von dem Körper abgehaltenen Flügeln. Dann fliegen beide zusammen, gewöhnlich auf den höchsten Punkt ihres Wohnortes, auf einen der Steine z. B., und das Männchen beginnt von neuem zu singen.
Die Wüstenlerche ist so harmlos, wie nur irgend ein anderer Vogel des Landes. Sie scheut den Menschen nicht, gleichsam als wisse sie, daß sie seines Schutzes sicher sei. Mit innigem Vergnügen bin ich ganz nahe an sie herangegangen, und mit wahrem Entzücken habe ich gesehen, wie sie vertrauens- voll in das Zelt eines Nomaden kam, welcher an einem Brunnen der Bahiuda zeitweilig sich aufhielt. Dem Araber fällt es nicht ein, dem traulichen Vogel jemals feindselig entgegenzutreten, und auch der Europäer und zumal der Forscher gewinnt ihn bald so lieb, daß er sich förmlich scheut, ihn zu erlegen.
Weiter im Jnnern Afrikas, aber von der Ostküste des Erdtheils an bis zum atlantischen Meere und bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung leben noch andere Lerchen, die Zwerge der Familie, Ammerlerchen (Pyrrhullauda) genannt, welche sich, außer ihrer geringen Größe, durch den kur- zen, aber dicken Schnabel und sehr große Flügel kennzeichnen.
Die schwarzköpfige Ammerlerche (Pyrrhullauda leucotis) ist auf dem Kopf und der Unter- seite schwarz, auf dem Rücken zimmtbraun, die Wangen und eine Binde, welche über den Nacken ver- läuft, sind weiß, die Hüften schmuzig weiß, die Schwingen und Steuerfedern braun, die letzteren zur Hälfte weiß. Das Auge ist lichtbraun, der Schnabel und die Füße sind lichtgelb. Die Länge beträgt 5 Zoll, die Breite 93/4 Zoll, der Fittig mißt fast 3 Zoll, der Schwanz beinahe 2 Zoll. Das Männ- chen ist um 2 Linien kürzer und um 6 Linien schmäler.
Vom 16. Grad nördlicher Breite an vermißt man in allen tiefer gelegenen Gegenden die kleine, muntere und bewegliche Lerche nirgends; sie fehlt nur dem höheren Gebirge und dem eigentlichen Walde. Dem ihr gewährten Schutz vertrauend, treibt sie vor den Augen des Menschen ungescheut ihr Wesen. Sie findet sich dicht vor den Dörfern und selbst zwischen den Häusern, falls ihr hier ein wüster Platz erwünschten Aufenthalt gewährt. Auch im Steppenwalde sieht man sie; denn sie scheut die baumbestandenen Gegenden nicht, falls nur freie Strecken zwischen den Bäumen bleiben. Jn ihrem Betragen und Wesen hat sie viel mit der Wüstenlerche gemein. Sie trägt sich aber nicht so schmuck wie diese, sondern lässig; sie zieht den Kopf sehr ein und hält die Flügel gewöhnlich etwas vom Leibe ab. Jhr Lauf ist ungemein behend, ihr Flug leicht, schnell und anmuthig. Der Gesang ist höchst einfach, kaum mehr als eine oftmalige Wiederholung des leisen, aber wohllautenden Lockrufes "Titit", welches durch einige andere Laute verbunden wird. Das Lied wird gewöhnlich im Fliegen, nicht selten aber auch im Sitzen von Baumspitzen herab vorgetragen.
Jedes Pärchen bewohnt ein ziemlich großes Gebiet und hält sich hier treuinnig zusammen. Nach der Fortpflanzungszeit vereinigen sich dann die Familien mit andern ihrer Art, und dann sieht man oft zahlreiche Flüge dieser niedlichen Vögel. Ueber das Fortpflanzungsgeschäft habe ich selbst keine Beobachtungen machen können. Jm Mai und Juni bemerkte ich die von den Alten durchaus ver- schiedenen und deshalb leicht kenntlichen Jungen.
Dieser dürftigen Beschreibung, welche im wesentlichen ebenfalls aus meinen "Ergebnissen u. s. w." wiederholt ist, möchte ich noch ein paar Worte Jerdon's hinzufügen, welcher von einer in Jndien lebenden Art derselben Sippe spricht: "Die Ammerlerche lebt auf den offenen Flächen, fällt aber auch in die Felder ein und macht sich bemerklich durch ihr wechfelndes Auf- und Niedersteigen. Sie steigt bis zu einer gewissen Höhe mit wenigen Flügelschlägen auf und stürzt sich dann fast immer senkrecht herunter, bis sie den Grund fast berührt. Dann erhebt sie sich von neuem und wiederholt Dies ver- schiedene Male. Gewöhnlich fliegt sie nicht weit. Oft sieht man sie auf einem Hausfirst sitzen. Jhr Nest baut sie in den Monaten Januar bis März in einer kleinen Vertiefung auf den Boden aus
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
Liebe durch einen leiſen, hübſchen, jedoch ziemlich armen Geſang, aus welchem der erwähnte ſchwer- müthige Lockton am öfterſten wiedertönt. Nach dem Singen umgeht es ſein Weibchen mit etwas von dem Körper abgehaltenen Flügeln. Dann fliegen beide zuſammen, gewöhnlich auf den höchſten Punkt ihres Wohnortes, auf einen der Steine z. B., und das Männchen beginnt von neuem zu ſingen.
Die Wüſtenlerche iſt ſo harmlos, wie nur irgend ein anderer Vogel des Landes. Sie ſcheut den Menſchen nicht, gleichſam als wiſſe ſie, daß ſie ſeines Schutzes ſicher ſei. Mit innigem Vergnügen bin ich ganz nahe an ſie herangegangen, und mit wahrem Entzücken habe ich geſehen, wie ſie vertrauens- voll in das Zelt eines Nomaden kam, welcher an einem Brunnen der Bahiuda zeitweilig ſich aufhielt. Dem Araber fällt es nicht ein, dem traulichen Vogel jemals feindſelig entgegenzutreten, und auch der Europäer und zumal der Forſcher gewinnt ihn bald ſo lieb, daß er ſich förmlich ſcheut, ihn zu erlegen.
Weiter im Jnnern Afrikas, aber von der Oſtküſte des Erdtheils an bis zum atlantiſchen Meere und bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung leben noch andere Lerchen, die Zwerge der Familie, Ammerlerchen (Pyrrhullauda) genannt, welche ſich, außer ihrer geringen Größe, durch den kur- zen, aber dicken Schnabel und ſehr große Flügel kennzeichnen.
Die ſchwarzköpfige Ammerlerche (Pyrrhullauda leucotis) iſt auf dem Kopf und der Unter- ſeite ſchwarz, auf dem Rücken zimmtbraun, die Wangen und eine Binde, welche über den Nacken ver- läuft, ſind weiß, die Hüften ſchmuzig weiß, die Schwingen und Steuerfedern braun, die letzteren zur Hälfte weiß. Das Auge iſt lichtbraun, der Schnabel und die Füße ſind lichtgelb. Die Länge beträgt 5 Zoll, die Breite 9¾ Zoll, der Fittig mißt faſt 3 Zoll, der Schwanz beinahe 2 Zoll. Das Männ- chen iſt um 2 Linien kürzer und um 6 Linien ſchmäler.
Vom 16. Grad nördlicher Breite an vermißt man in allen tiefer gelegenen Gegenden die kleine, muntere und bewegliche Lerche nirgends; ſie fehlt nur dem höheren Gebirge und dem eigentlichen Walde. Dem ihr gewährten Schutz vertrauend, treibt ſie vor den Augen des Menſchen ungeſcheut ihr Weſen. Sie findet ſich dicht vor den Dörfern und ſelbſt zwiſchen den Häuſern, falls ihr hier ein wüſter Platz erwünſchten Aufenthalt gewährt. Auch im Steppenwalde ſieht man ſie; denn ſie ſcheut die baumbeſtandenen Gegenden nicht, falls nur freie Strecken zwiſchen den Bäumen bleiben. Jn ihrem Betragen und Weſen hat ſie viel mit der Wüſtenlerche gemein. Sie trägt ſich aber nicht ſo ſchmuck wie dieſe, ſondern läſſig; ſie zieht den Kopf ſehr ein und hält die Flügel gewöhnlich etwas vom Leibe ab. Jhr Lauf iſt ungemein behend, ihr Flug leicht, ſchnell und anmuthig. Der Geſang iſt höchſt einfach, kaum mehr als eine oftmalige Wiederholung des leiſen, aber wohllautenden Lockrufes „Titit‟, welches durch einige andere Laute verbunden wird. Das Lied wird gewöhnlich im Fliegen, nicht ſelten aber auch im Sitzen von Baumſpitzen herab vorgetragen.
Jedes Pärchen bewohnt ein ziemlich großes Gebiet und hält ſich hier treuinnig zuſammen. Nach der Fortpflanzungszeit vereinigen ſich dann die Familien mit andern ihrer Art, und dann ſieht man oft zahlreiche Flüge dieſer niedlichen Vögel. Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft habe ich ſelbſt keine Beobachtungen machen können. Jm Mai und Juni bemerkte ich die von den Alten durchaus ver- ſchiedenen und deshalb leicht kenntlichen Jungen.
Dieſer dürftigen Beſchreibung, welche im weſentlichen ebenfalls aus meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟ wiederholt iſt, möchte ich noch ein paar Worte Jerdon’s hinzufügen, welcher von einer in Jndien lebenden Art derſelben Sippe ſpricht: „Die Ammerlerche lebt auf den offenen Flächen, fällt aber auch in die Felder ein und macht ſich bemerklich durch ihr wechfelndes Auf- und Niederſteigen. Sie ſteigt bis zu einer gewiſſen Höhe mit wenigen Flügelſchlägen auf und ſtürzt ſich dann faſt immer ſenkrecht herunter, bis ſie den Grund faſt berührt. Dann erhebt ſie ſich von neuem und wiederholt Dies ver- ſchiedene Male. Gewöhnlich fliegt ſie nicht weit. Oft ſieht man ſie auf einem Hausfirſt ſitzen. Jhr Neſt baut ſie in den Monaten Januar bis März in einer kleinen Vertiefung auf den Boden aus
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[264/0286]
Die Knacker. Sperlingsvögel. Lerchen.
Liebe durch einen leiſen, hübſchen, jedoch ziemlich armen Geſang, aus welchem der erwähnte ſchwer-
müthige Lockton am öfterſten wiedertönt. Nach dem Singen umgeht es ſein Weibchen mit etwas von
dem Körper abgehaltenen Flügeln. Dann fliegen beide zuſammen, gewöhnlich auf den höchſten Punkt
ihres Wohnortes, auf einen der Steine z. B., und das Männchen beginnt von neuem zu ſingen.
Die Wüſtenlerche iſt ſo harmlos, wie nur irgend ein anderer Vogel des Landes. Sie ſcheut
den Menſchen nicht, gleichſam als wiſſe ſie, daß ſie ſeines Schutzes ſicher ſei. Mit innigem Vergnügen
bin ich ganz nahe an ſie herangegangen, und mit wahrem Entzücken habe ich geſehen, wie ſie vertrauens-
voll in das Zelt eines Nomaden kam, welcher an einem Brunnen der Bahiuda zeitweilig ſich aufhielt.
Dem Araber fällt es nicht ein, dem traulichen Vogel jemals feindſelig entgegenzutreten, und auch der
Europäer und zumal der Forſcher gewinnt ihn bald ſo lieb, daß er ſich förmlich ſcheut, ihn zu erlegen.
Weiter im Jnnern Afrikas, aber von der Oſtküſte des Erdtheils an bis zum atlantiſchen Meere
und bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung leben noch andere Lerchen, die Zwerge der Familie,
Ammerlerchen (Pyrrhullauda) genannt, welche ſich, außer ihrer geringen Größe, durch den kur-
zen, aber dicken Schnabel und ſehr große Flügel kennzeichnen.
Die ſchwarzköpfige Ammerlerche (Pyrrhullauda leucotis) iſt auf dem Kopf und der Unter-
ſeite ſchwarz, auf dem Rücken zimmtbraun, die Wangen und eine Binde, welche über den Nacken ver-
läuft, ſind weiß, die Hüften ſchmuzig weiß, die Schwingen und Steuerfedern braun, die letzteren zur
Hälfte weiß. Das Auge iſt lichtbraun, der Schnabel und die Füße ſind lichtgelb. Die Länge beträgt
5 Zoll, die Breite 9¾ Zoll, der Fittig mißt faſt 3 Zoll, der Schwanz beinahe 2 Zoll. Das Männ-
chen iſt um 2 Linien kürzer und um 6 Linien ſchmäler.
Vom 16. Grad nördlicher Breite an vermißt man in allen tiefer gelegenen Gegenden die kleine,
muntere und bewegliche Lerche nirgends; ſie fehlt nur dem höheren Gebirge und dem eigentlichen
Walde. Dem ihr gewährten Schutz vertrauend, treibt ſie vor den Augen des Menſchen ungeſcheut ihr
Weſen. Sie findet ſich dicht vor den Dörfern und ſelbſt zwiſchen den Häuſern, falls ihr hier ein
wüſter Platz erwünſchten Aufenthalt gewährt. Auch im Steppenwalde ſieht man ſie; denn ſie ſcheut
die baumbeſtandenen Gegenden nicht, falls nur freie Strecken zwiſchen den Bäumen bleiben. Jn ihrem
Betragen und Weſen hat ſie viel mit der Wüſtenlerche gemein. Sie trägt ſich aber nicht ſo ſchmuck
wie dieſe, ſondern läſſig; ſie zieht den Kopf ſehr ein und hält die Flügel gewöhnlich etwas vom Leibe
ab. Jhr Lauf iſt ungemein behend, ihr Flug leicht, ſchnell und anmuthig. Der Geſang iſt höchſt
einfach, kaum mehr als eine oftmalige Wiederholung des leiſen, aber wohllautenden Lockrufes „Titit‟,
welches durch einige andere Laute verbunden wird. Das Lied wird gewöhnlich im Fliegen, nicht ſelten
aber auch im Sitzen von Baumſpitzen herab vorgetragen.
Jedes Pärchen bewohnt ein ziemlich großes Gebiet und hält ſich hier treuinnig zuſammen. Nach
der Fortpflanzungszeit vereinigen ſich dann die Familien mit andern ihrer Art, und dann ſieht man
oft zahlreiche Flüge dieſer niedlichen Vögel. Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft habe ich ſelbſt keine
Beobachtungen machen können. Jm Mai und Juni bemerkte ich die von den Alten durchaus ver-
ſchiedenen und deshalb leicht kenntlichen Jungen.
Dieſer dürftigen Beſchreibung, welche im weſentlichen ebenfalls aus meinen „Ergebniſſen u. ſ. w.‟
wiederholt iſt, möchte ich noch ein paar Worte Jerdon’s hinzufügen, welcher von einer in Jndien
lebenden Art derſelben Sippe ſpricht: „Die Ammerlerche lebt auf den offenen Flächen, fällt aber auch
in die Felder ein und macht ſich bemerklich durch ihr wechfelndes Auf- und Niederſteigen. Sie ſteigt
bis zu einer gewiſſen Höhe mit wenigen Flügelſchlägen auf und ſtürzt ſich dann faſt immer ſenkrecht
herunter, bis ſie den Grund faſt berührt. Dann erhebt ſie ſich von neuem und wiederholt Dies ver-
ſchiedene Male. Gewöhnlich fliegt ſie nicht weit. Oft ſieht man ſie auf einem Hausfirſt ſitzen. Jhr
Neſt baut ſie in den Monaten Januar bis März in einer kleinen Vertiefung auf den Boden aus
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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