andern Morgen ihrer Nahrung nach, versammeln sich aber da, wo es viel Futter gibt, wiederum und bilden hier neue, vielleicht noch größere Schwärme als während der Nacht. Jn ihren Bewegungen ähneln die Rosenstaaren ebenfalls ihren Verwandten; sie sollen aber besser zu Fuße sein. Der Lockton ist ein angenehmes "Swit" oder "Hurwitt", welchem aber gewöhnlich ein kreischendes "Kritsch" angehängt wird. Dieses "Kritsch" und ein ebensowenig angenehmes "Tschirr" bilden den Grundton des Gesanges des Männchens, welcher eigentlich Nichts weiter ist, als ein Gemengfel zwit- schernder, kreischender, krächzender Töne, die mit großem Eifer und unter viel Anstrengung vorge- tragen werden. Nach Nordmann soll der Gesang die größte Aehnlichkeit mit einer Gesellschaft von Ratten haben, welche in einen engen Raum gesperrt unter einander hadern und sich beißen. Der Neu- ling, welcher Hirtenvögel singen hört, glaubt auch wirklich, daß die Thiere im heftigsten Streit mit einander lägen.
[Abbildung]
Der Rosenstaar (Pastor roseus).
Nicht umsonst führt der Rosenstaar auch den Namen Heuschreckenvogel; denn diese Kerfe bilden seine bevorzugteste Speise. Er verfolgt sie in allen Abschnitten ihres Lebens, vom Ei an bis sie erwachsen sind, und tödtet, wenn man den Berichten glauben darf, ihrer weit mehr, als er wirklich zur Nahrung nöthig hat. Namentlich die Wanderhenschrecke findet in dem Rosenstaar ihren gefährlichsten Feind. Sein Erscheinen gilt in vielen Gegenden als Vorbote der Heuschreckenplage, und in der That sammeln sich in Heuschreckenjahren bald Tausende und Hunderttausende der nützlichen Thiere an und folgen eifrig den verderblichen Heeren. Außerdem machen sich unsere Vögel um die Herden sehr verdient, indem sie Schmarotzer aller Art von dem Rücken der Thiere ablesen. Jn Jndien dagegen sollen sie nach Jerdon zuweilen lästig werden. "Sie richten hier in den Reisfeldern große Verwüstungen an, so daß man genöthigt ist, ihretwegen eigene Wachen anzustellen. Wenn das Getreide eingeheimst ist, fressen sie den Samen von Gras und andern Pflanzen, auch Blumen und Früchte und nur nebenbei Kerbthiere."
Die Knacker. Rabenvögel. Staaren.
andern Morgen ihrer Nahrung nach, verſammeln ſich aber da, wo es viel Futter gibt, wiederum und bilden hier neue, vielleicht noch größere Schwärme als während der Nacht. Jn ihren Bewegungen ähneln die Roſenſtaaren ebenfalls ihren Verwandten; ſie ſollen aber beſſer zu Fuße ſein. Der Lockton iſt ein angenehmes „Swit‟ oder „Hurwitt‟, welchem aber gewöhnlich ein kreiſchendes „Kritſch‟ angehängt wird. Dieſes „Kritſch‟ und ein ebenſowenig angenehmes „Tſchirr‟ bilden den Grundton des Geſanges des Männchens, welcher eigentlich Nichts weiter iſt, als ein Gemengfel zwit- ſchernder, kreiſchender, krächzender Töne, die mit großem Eifer und unter viel Anſtrengung vorge- tragen werden. Nach Nordmann ſoll der Geſang die größte Aehnlichkeit mit einer Geſellſchaft von Ratten haben, welche in einen engen Raum geſperrt unter einander hadern und ſich beißen. Der Neu- ling, welcher Hirtenvögel ſingen hört, glaubt auch wirklich, daß die Thiere im heftigſten Streit mit einander lägen.
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Der Roſenſtaar (Pastor roseus).
Nicht umſonſt führt der Roſenſtaar auch den Namen Heuſchreckenvogel; denn dieſe Kerfe bilden ſeine bevorzugteſte Speiſe. Er verfolgt ſie in allen Abſchnitten ihres Lebens, vom Ei an bis ſie erwachſen ſind, und tödtet, wenn man den Berichten glauben darf, ihrer weit mehr, als er wirklich zur Nahrung nöthig hat. Namentlich die Wanderhenſchrecke findet in dem Roſenſtaar ihren gefährlichſten Feind. Sein Erſcheinen gilt in vielen Gegenden als Vorbote der Heuſchreckenplage, und in der That ſammeln ſich in Heuſchreckenjahren bald Tauſende und Hunderttauſende der nützlichen Thiere an und folgen eifrig den verderblichen Heeren. Außerdem machen ſich unſere Vögel um die Herden ſehr verdient, indem ſie Schmarotzer aller Art von dem Rücken der Thiere ableſen. Jn Jndien dagegen ſollen ſie nach Jerdon zuweilen läſtig werden. „Sie richten hier in den Reisfeldern große Verwüſtungen an, ſo daß man genöthigt iſt, ihretwegen eigene Wachen anzuſtellen. Wenn das Getreide eingeheimſt iſt, freſſen ſie den Samen von Gras und andern Pflanzen, auch Blumen und Früchte und nur nebenbei Kerbthiere.‟
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Die Knacker. Rabenvögel. Staaren.
andern Morgen ihrer Nahrung nach, verſammeln ſich aber da, wo es viel Futter gibt, wiederum und
bilden hier neue, vielleicht noch größere Schwärme als während der Nacht. Jn ihren Bewegungen
ähneln die Roſenſtaaren ebenfalls ihren Verwandten; ſie ſollen aber beſſer zu Fuße ſein. Der Lockton
iſt ein angenehmes „Swit‟ oder „Hurwitt‟, welchem aber gewöhnlich ein kreiſchendes „Kritſch‟
angehängt wird. Dieſes „Kritſch‟ und ein ebenſowenig angenehmes „Tſchirr‟ bilden den
Grundton des Geſanges des Männchens, welcher eigentlich Nichts weiter iſt, als ein Gemengfel zwit-
ſchernder, kreiſchender, krächzender Töne, die mit großem Eifer und unter viel Anſtrengung vorge-
tragen werden. Nach Nordmann ſoll der Geſang die größte Aehnlichkeit mit einer Geſellſchaft von
Ratten haben, welche in einen engen Raum geſperrt unter einander hadern und ſich beißen. Der Neu-
ling, welcher Hirtenvögel ſingen hört, glaubt auch wirklich, daß die Thiere im heftigſten Streit mit
einander lägen.
[Abbildung Der Roſenſtaar (Pastor roseus).]
Nicht umſonſt führt der Roſenſtaar auch den Namen Heuſchreckenvogel; denn dieſe Kerfe bilden ſeine
bevorzugteſte Speiſe. Er verfolgt ſie in allen Abſchnitten ihres Lebens, vom Ei an bis ſie erwachſen
ſind, und tödtet, wenn man den Berichten glauben darf, ihrer weit mehr, als er wirklich zur Nahrung
nöthig hat. Namentlich die Wanderhenſchrecke findet in dem Roſenſtaar ihren gefährlichſten Feind.
Sein Erſcheinen gilt in vielen Gegenden als Vorbote der Heuſchreckenplage, und in der That ſammeln
ſich in Heuſchreckenjahren bald Tauſende und Hunderttauſende der nützlichen Thiere an und folgen
eifrig den verderblichen Heeren. Außerdem machen ſich unſere Vögel um die Herden ſehr verdient,
indem ſie Schmarotzer aller Art von dem Rücken der Thiere ableſen. Jn Jndien dagegen ſollen ſie
nach Jerdon zuweilen läſtig werden. „Sie richten hier in den Reisfeldern große Verwüſtungen an,
ſo daß man genöthigt iſt, ihretwegen eigene Wachen anzuſtellen. Wenn das Getreide eingeheimſt iſt,
freſſen ſie den Samen von Gras und andern Pflanzen, auch Blumen und Früchte und nur nebenbei
Kerbthiere.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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