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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Fadenhopf. Kragenhopf.
prächtig goldgelb, welche Farbe aber, wenn der Balg auch nur kurze Zeit der Einwirkung von Licht
und Rauch ausgesetzt wird, bald verbleicht und sich in Schmuzigweiß umwandelt. Flügel und Schwanz
sind violett, herrlich glänzend, unter gewissem Lichte gebändert. Das Merkwürdigste sind offenbar die
langen Seitenfedern. Die längsten von ihnen reichen bis über den Schwanz hinaus, und die letzten
untersten verwandeln sich in ein langes nacktes Gebilde von der Stärke eines Pferdehaares, welches am
Ursprunge goldgelb, von da an aber braun gefärbt ist. Das Auge ist scharlachroth, der Schnabel
schwarz, der Fuß fleischgelb. Beim Weibchen sind Oberkopf, Unterhals und Oberrücken schwarz, die
sammtartigen Kopffedern hellpurpur glänzend, der Unterrücken, die Flügel und der Schwanz rost-
braun, die großen Schwungfedern an der Jnnenseite schwarz. Die ganze Unterseite ist auf grau-
weißem oder hellschmuziggelbbräunlichem Grunde mit kleinen schwarzen Streifen in die Quere gewellt.
Der junge Vogel gleicht vollkommen dem Weibchen. Beim zunehmenden Alter erscheint zuerst der
Hals grau, bei der nächsten Mauser kommt sodann die gelbe Bauchfarbe zum Vorschein, gleichzeitig mit
den Federbüscheln an den Seiten; die zwölf länger hervorragenden Schäfte oder Fäden sind aber noch
nicht nach außen, sondern gerade nach hinten gerichtet. Erst mit der dritten Mauser krümmen sich die
genannten Schäfte nach außen.

"Obgleich von diesem Vogel", sagt Rosenberg, "jährlich eine ziemlich große Anzahl Bälge
im verstümmelten Zustande nach Maugkassar und Ternate gebracht werden, kann doch noch nicht eine
einzige Sammlung in Europa oder anderswo ein unversehrtes Stück davon aufweisen. Deshalb
sind auch alle bis jetzt vorhandenen Beschreibungen und Abbildungen unvollständig und unrichtig.
Während meines Aufenthalts auf Salawati im Monat August 1860 war ich so glücklich, ein
halbes Dutzend dieser unvergleichlich schönen Vögel zu erhalten. Sie leben in kleinen Trupps
oder Familien, sind kräftige Flieger und lassen, nach Futter suchend, ein scharf klingendes "Scheck,
scheck
" hören. Die Jnsel Salawati ist ihre ausschließliche Heimat; sie sind hier aber in bergig-
ten Strecken, welche sie bevorzugen, durchaus nicht selten. Bei Kalwal, einem kleinen, vor Kur-
zem angelegten Stranddörfchen an der Westküste der Jnsel, sah ich im August eine aus zehn
Stück bestehende Familie im hohen Walde nahe der Küste. Sechs davon fielen mir in die Hände,
die übrigen waren zwei Tage später nicht mehr zu sehen: das wiederholte Schießen und ein star-
ker, auf die Küste zu wehender Wind hatte sie nach dem Gebirge zurückgescheucht. Jn dem Magen
der Getödteten fand ich Früchte, vermischt mit einzelnen Ueberbleibseln von Kerbthieren."

"Jn der Brutzeit richtet der Vogel den Brustkragen ringförmig und vom Leibe abstehend,
nach vorn auf und öffnet die verlängerten Seitenfedern zu einem prachtvollen Fächer."



Der Kragenhopf (Epimachus magnus) vertritt eine andere Sippe dieser Horde. Sein
Schnabel ist lang, bogenförmig, auf der Firste rundkantig, der Flügel mäßig lang, der Schwanz sehr
langstufig, der Fuß mäßig, aber kräftig. Büschelfedern finden sich nur an den Brustseiten. Die Länge
beträgt ungefähr 31/4 Fuß, wovon mehr als 2 Fuß auf den langen Schwanz kommen; denn der Vogel
ist nicht groß und kommt hinsichtlich seines Leibes höchstens einer Taube gleich. Der Kopf ist mit
kleinen rundlichen Schuppenfedern bedeckt, welche bronzegrün sind, aber blau und goldgrün schillern.
Die langen zerfaserten Hinterhalsfedern sind sammtig und schwarz. Der Rücken ist ebenso gefärbt,
aber unregelmäßig zerstreute, längliche, spatenförmige Federn mit dicken Bärten, welche grünbläulich
schillern, bringen Abwechselung in diese Färbung. Die Unterseite ist schwarzviolett, die großen
Schmuckfedern an den Brustseiten, welche in der Ruhe nachlässig über die Flügel gelegt werden, schil-
lern im prachtvollsten Glanze. Der Schnabel und die Beine sind schwarz. Beim Weibchen sind
Oberkopf und Nacken zimmtfarben; das übrige Gefieder ist wie bei den Männchen gefärbt; nur sind
alle Farben matter.

Fadenhopf. Kragenhopf.
prächtig goldgelb, welche Farbe aber, wenn der Balg auch nur kurze Zeit der Einwirkung von Licht
und Rauch ausgeſetzt wird, bald verbleicht und ſich in Schmuzigweiß umwandelt. Flügel und Schwanz
ſind violett, herrlich glänzend, unter gewiſſem Lichte gebändert. Das Merkwürdigſte ſind offenbar die
langen Seitenfedern. Die längſten von ihnen reichen bis über den Schwanz hinaus, und die letzten
unterſten verwandeln ſich in ein langes nacktes Gebilde von der Stärke eines Pferdehaares, welches am
Urſprunge goldgelb, von da an aber braun gefärbt iſt. Das Auge iſt ſcharlachroth, der Schnabel
ſchwarz, der Fuß fleiſchgelb. Beim Weibchen ſind Oberkopf, Unterhals und Oberrücken ſchwarz, die
ſammtartigen Kopffedern hellpurpur glänzend, der Unterrücken, die Flügel und der Schwanz roſt-
braun, die großen Schwungfedern an der Jnnenſeite ſchwarz. Die ganze Unterſeite iſt auf grau-
weißem oder hellſchmuziggelbbräunlichem Grunde mit kleinen ſchwarzen Streifen in die Quere gewellt.
Der junge Vogel gleicht vollkommen dem Weibchen. Beim zunehmenden Alter erſcheint zuerſt der
Hals grau, bei der nächſten Mauſer kommt ſodann die gelbe Bauchfarbe zum Vorſchein, gleichzeitig mit
den Federbüſcheln an den Seiten; die zwölf länger hervorragenden Schäfte oder Fäden ſind aber noch
nicht nach außen, ſondern gerade nach hinten gerichtet. Erſt mit der dritten Mauſer krümmen ſich die
genannten Schäfte nach außen.

„Obgleich von dieſem Vogel‟, ſagt Roſenberg, „jährlich eine ziemlich große Anzahl Bälge
im verſtümmelten Zuſtande nach Maugkaſſar und Ternate gebracht werden, kann doch noch nicht eine
einzige Sammlung in Europa oder anderswo ein unverſehrtes Stück davon aufweiſen. Deshalb
ſind auch alle bis jetzt vorhandenen Beſchreibungen und Abbildungen unvollſtändig und unrichtig.
Während meines Aufenthalts auf Salawati im Monat Auguſt 1860 war ich ſo glücklich, ein
halbes Dutzend dieſer unvergleichlich ſchönen Vögel zu erhalten. Sie leben in kleinen Trupps
oder Familien, ſind kräftige Flieger und laſſen, nach Futter ſuchend, ein ſcharf klingendes „Scheck,
ſcheck
‟ hören. Die Jnſel Salawati iſt ihre ausſchließliche Heimat; ſie ſind hier aber in bergig-
ten Strecken, welche ſie bevorzugen, durchaus nicht ſelten. Bei Kalwal, einem kleinen, vor Kur-
zem angelegten Stranddörfchen an der Weſtküſte der Jnſel, ſah ich im Auguſt eine aus zehn
Stück beſtehende Familie im hohen Walde nahe der Küſte. Sechs davon fielen mir in die Hände,
die übrigen waren zwei Tage ſpäter nicht mehr zu ſehen: das wiederholte Schießen und ein ſtar-
ker, auf die Küſte zu wehender Wind hatte ſie nach dem Gebirge zurückgeſcheucht. Jn dem Magen
der Getödteten fand ich Früchte, vermiſcht mit einzelnen Ueberbleibſeln von Kerbthieren.‟

„Jn der Brutzeit richtet der Vogel den Bruſtkragen ringförmig und vom Leibe abſtehend,
nach vorn auf und öffnet die verlängerten Seitenfedern zu einem prachtvollen Fächer.‟



Der Kragenhopf (Epimachus magnus) vertritt eine andere Sippe dieſer Horde. Sein
Schnabel iſt lang, bogenförmig, auf der Firſte rundkantig, der Flügel mäßig lang, der Schwanz ſehr
langſtufig, der Fuß mäßig, aber kräftig. Büſchelfedern finden ſich nur an den Bruſtſeiten. Die Länge
beträgt ungefähr 3¼ Fuß, wovon mehr als 2 Fuß auf den langen Schwanz kommen; denn der Vogel
iſt nicht groß und kommt hinſichtlich ſeines Leibes höchſtens einer Taube gleich. Der Kopf iſt mit
kleinen rundlichen Schuppenfedern bedeckt, welche bronzegrün ſind, aber blau und goldgrün ſchillern.
Die langen zerfaſerten Hinterhalsfedern ſind ſammtig und ſchwarz. Der Rücken iſt ebenſo gefärbt,
aber unregelmäßig zerſtreute, längliche, ſpatenförmige Federn mit dicken Bärten, welche grünbläulich
ſchillern, bringen Abwechſelung in dieſe Färbung. Die Unterſeite iſt ſchwarzviolett, die großen
Schmuckfedern an den Bruſtſeiten, welche in der Ruhe nachläſſig über die Flügel gelegt werden, ſchil-
lern im prachtvollſten Glanze. Der Schnabel und die Beine ſind ſchwarz. Beim Weibchen ſind
Oberkopf und Nacken zimmtfarben; das übrige Gefieder iſt wie bei den Männchen gefärbt; nur ſind
alle Farben matter.

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[331/0357] Fadenhopf. Kragenhopf. prächtig goldgelb, welche Farbe aber, wenn der Balg auch nur kurze Zeit der Einwirkung von Licht und Rauch ausgeſetzt wird, bald verbleicht und ſich in Schmuzigweiß umwandelt. Flügel und Schwanz ſind violett, herrlich glänzend, unter gewiſſem Lichte gebändert. Das Merkwürdigſte ſind offenbar die langen Seitenfedern. Die längſten von ihnen reichen bis über den Schwanz hinaus, und die letzten unterſten verwandeln ſich in ein langes nacktes Gebilde von der Stärke eines Pferdehaares, welches am Urſprunge goldgelb, von da an aber braun gefärbt iſt. Das Auge iſt ſcharlachroth, der Schnabel ſchwarz, der Fuß fleiſchgelb. Beim Weibchen ſind Oberkopf, Unterhals und Oberrücken ſchwarz, die ſammtartigen Kopffedern hellpurpur glänzend, der Unterrücken, die Flügel und der Schwanz roſt- braun, die großen Schwungfedern an der Jnnenſeite ſchwarz. Die ganze Unterſeite iſt auf grau- weißem oder hellſchmuziggelbbräunlichem Grunde mit kleinen ſchwarzen Streifen in die Quere gewellt. Der junge Vogel gleicht vollkommen dem Weibchen. Beim zunehmenden Alter erſcheint zuerſt der Hals grau, bei der nächſten Mauſer kommt ſodann die gelbe Bauchfarbe zum Vorſchein, gleichzeitig mit den Federbüſcheln an den Seiten; die zwölf länger hervorragenden Schäfte oder Fäden ſind aber noch nicht nach außen, ſondern gerade nach hinten gerichtet. Erſt mit der dritten Mauſer krümmen ſich die genannten Schäfte nach außen. „Obgleich von dieſem Vogel‟, ſagt Roſenberg, „jährlich eine ziemlich große Anzahl Bälge im verſtümmelten Zuſtande nach Maugkaſſar und Ternate gebracht werden, kann doch noch nicht eine einzige Sammlung in Europa oder anderswo ein unverſehrtes Stück davon aufweiſen. Deshalb ſind auch alle bis jetzt vorhandenen Beſchreibungen und Abbildungen unvollſtändig und unrichtig. Während meines Aufenthalts auf Salawati im Monat Auguſt 1860 war ich ſo glücklich, ein halbes Dutzend dieſer unvergleichlich ſchönen Vögel zu erhalten. Sie leben in kleinen Trupps oder Familien, ſind kräftige Flieger und laſſen, nach Futter ſuchend, ein ſcharf klingendes „Scheck, ſcheck‟ hören. Die Jnſel Salawati iſt ihre ausſchließliche Heimat; ſie ſind hier aber in bergig- ten Strecken, welche ſie bevorzugen, durchaus nicht ſelten. Bei Kalwal, einem kleinen, vor Kur- zem angelegten Stranddörfchen an der Weſtküſte der Jnſel, ſah ich im Auguſt eine aus zehn Stück beſtehende Familie im hohen Walde nahe der Küſte. Sechs davon fielen mir in die Hände, die übrigen waren zwei Tage ſpäter nicht mehr zu ſehen: das wiederholte Schießen und ein ſtar- ker, auf die Küſte zu wehender Wind hatte ſie nach dem Gebirge zurückgeſcheucht. Jn dem Magen der Getödteten fand ich Früchte, vermiſcht mit einzelnen Ueberbleibſeln von Kerbthieren.‟ „Jn der Brutzeit richtet der Vogel den Bruſtkragen ringförmig und vom Leibe abſtehend, nach vorn auf und öffnet die verlängerten Seitenfedern zu einem prachtvollen Fächer.‟ Der Kragenhopf (Epimachus magnus) vertritt eine andere Sippe dieſer Horde. Sein Schnabel iſt lang, bogenförmig, auf der Firſte rundkantig, der Flügel mäßig lang, der Schwanz ſehr langſtufig, der Fuß mäßig, aber kräftig. Büſchelfedern finden ſich nur an den Bruſtſeiten. Die Länge beträgt ungefähr 3¼ Fuß, wovon mehr als 2 Fuß auf den langen Schwanz kommen; denn der Vogel iſt nicht groß und kommt hinſichtlich ſeines Leibes höchſtens einer Taube gleich. Der Kopf iſt mit kleinen rundlichen Schuppenfedern bedeckt, welche bronzegrün ſind, aber blau und goldgrün ſchillern. Die langen zerfaſerten Hinterhalsfedern ſind ſammtig und ſchwarz. Der Rücken iſt ebenſo gefärbt, aber unregelmäßig zerſtreute, längliche, ſpatenförmige Federn mit dicken Bärten, welche grünbläulich ſchillern, bringen Abwechſelung in dieſe Färbung. Die Unterſeite iſt ſchwarzviolett, die großen Schmuckfedern an den Bruſtſeiten, welche in der Ruhe nachläſſig über die Flügel gelegt werden, ſchil- lern im prachtvollſten Glanze. Der Schnabel und die Beine ſind ſchwarz. Beim Weibchen ſind Oberkopf und Nacken zimmtfarben; das übrige Gefieder iſt wie bei den Männchen gefärbt; nur ſind alle Farben matter.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/357>, abgerufen am 23.11.2024.