Der Frauenlori soll gesellig in Wäldern leben und diese niemals verlassen. Seine Bewegungen werden lebhaft genannt; der Flug soll reißend sein.
Es scheint, daß er sich nicht ausschließlich von Pflanzenhonig ernährt; wenigstens erhält man ihn ohne besondere Schwierigkeit mit eingeweichtem Brod und Milch oder anderem Papageifutter jahre- lang auch bei uns zu Lande in der Gefangenschaft. Von den Matrosen, welche ihn häufig nach Europa herüberbringen, erfahren wir, daß er ihnen in Jndien oft zu Kauf angeboten wird, aber auch sehr oft unterwegs zu Grunde geht. Bei Vogelhändlern steht er seiner schönen Färbung wegen hoch im Preise, und Liebhaber, welche ihn im Zimmer gehalten haben, behaupten, daß er ein ebenso sanfter, als gelehriger Vogel sei, welcher seinen Pflegern bald große Zuneigung beweise und diese vielfach zu erkennen gebe, auch wohl sprechen lerne und überhaupt gute Anlagen besitze. Jch selbst habe ihn einige Zeit beobachtet, diese Eigenschaften aber nicht bemerkt, vielmehr gefunden, daß er unter den Papageien einer der stillsten, ruhigsten ist, welcher gegen die Außenwelt geradezu gleichgiltig sein kann. Ein unbedingt zu empfehlender Stubenvogel ist er schon deshalb nicht, weil er selten lange in der Gefangenschaft ausdauert.
Auf dem Festlande Australiens werden die eigentlichen Loris durch mehrere Papageien vertreten, welche einige Naturforscher der in Rede stehenden Familie zuzählen, während andere sie zu den Lang- schwänzen rechnen, weil sie mit diesen äußerlich allerdings größere Aehnlichkeit haben, als mit den kurzschwänzigen Loris. Doch können in der Art zu nisten und zu leben kaum zwei Arten mehr ver- schieden sein, als eben die pinselzünglichen Loris und die übrigen Papageien Australiens. Jene sind Baumvögel und fressen Honig, diese treiben sich hauptsächlich im niederen Gebüsch und Gras umher und haben im wesentlichen den Bau anderer Körnerfresser. Unsere Vögel kennzeichnet äußerlich ein zierlicher, schlanker Bau mit verhältnißmäßig kleinem Schnabel und mäßig verlängertem Schwanze, innerlich die bereits beschriebene Zunge, der kleine Magen, die dicke Haut, das zähe Fleisch und ein sehr übler Geruch.
Der gescheckte Loriket (Psitteuteles versicolor) ist ein kleiner Vogel von nur 61/2 Zoll Länge. Sein Gefieder ist sehr bunt; der Zügel und der Oberkopf sind schön tiefroth; ein Nacken- halsband ist dunkelhimmelblau, der Rücken bläulichgrün, der Flügel grün; der Hinterrücken und die Oberschwanzdecken sind hellgelblichgrün. Alle Federn der Oberseite sind schmal gelbgrün gestreift und die Federn der Unterseite längs des Schaftes gelb gestrichelt. Zu beiden Seiten des Bauches und unter der Jnnenseite der Schenkel finden sich purpurrothe Flecke. Die Handschwingen sind schwarz, außen tiefgrün gerandet und mit einer feinen gelblichgrünen Linie eingefaßt. Der Schnabel ist schar- lachroth, der Fuß lichtaschgrau, die Wachshaut und der nackte Augenring sind grünlichweiß, die Regenbogenhaut ist röthlichgelb mit schmalem, rothen Ring um den dunklen Stern.
Wir verdanken dem Reisenden Gilbert eine kurze Beschreibung der Lebensweise dieses Vogels. Er lebt auf der Nordseite Australiens, besonders häufig zu Port Essington, versammelt sich zu Zeiten in unermeßliche Flüge und fällt dann auf den Gummibäumen ein, um dort Honig zu saugen. Wenn ein Flug im Zuge ist, sind seine Bewegungen so regelmäßig und gleichzeitig, daß man ihn eher für eine Wolke halten möchte, welche eilends dahinzieht, belehrte nicht ihr gewöhnlich dabei ausge- stoßenes, durchdringendes Geschrei eines Bessern. Jm Spätsommer werden sie auf den kleinen Jnseln um Vandiemensgolf ungemein häufig gesehen. Sie fressen Honig und verschlucken nur nebenbei kleine Theilchen von den Blüthen ihrer Lieblingsbäume. Es ist bedauerlich, daß man nicht im Stande ist, sie in der Gefangenschaft zu erhalten; sie würden, könnte man ein passendes Futter für sie finden und sie nach Europa senden, zu den angenehmsten aller Stubenvögel gehören.
Ueber eine verwandte Art, den zu Ehren Swainson's benannten Loriket, berichtet Gould ungefähr Folgendes. Die Eukalyptenwälder Südaustraliens bis zur Mortonbay und Vandiemens-
Knacker. Die Papageien. Loris.
Der Frauenlori ſoll geſellig in Wäldern leben und dieſe niemals verlaſſen. Seine Bewegungen werden lebhaft genannt; der Flug ſoll reißend ſein.
Es ſcheint, daß er ſich nicht ausſchließlich von Pflanzenhonig ernährt; wenigſtens erhält man ihn ohne beſondere Schwierigkeit mit eingeweichtem Brod und Milch oder anderem Papageifutter jahre- lang auch bei uns zu Lande in der Gefangenſchaft. Von den Matroſen, welche ihn häufig nach Europa herüberbringen, erfahren wir, daß er ihnen in Jndien oft zu Kauf angeboten wird, aber auch ſehr oft unterwegs zu Grunde geht. Bei Vogelhändlern ſteht er ſeiner ſchönen Färbung wegen hoch im Preiſe, und Liebhaber, welche ihn im Zimmer gehalten haben, behaupten, daß er ein ebenſo ſanfter, als gelehriger Vogel ſei, welcher ſeinen Pflegern bald große Zuneigung beweiſe und dieſe vielfach zu erkennen gebe, auch wohl ſprechen lerne und überhaupt gute Anlagen beſitze. Jch ſelbſt habe ihn einige Zeit beobachtet, dieſe Eigenſchaften aber nicht bemerkt, vielmehr gefunden, daß er unter den Papageien einer der ſtillſten, ruhigſten iſt, welcher gegen die Außenwelt geradezu gleichgiltig ſein kann. Ein unbedingt zu empfehlender Stubenvogel iſt er ſchon deshalb nicht, weil er ſelten lange in der Gefangenſchaft ausdauert.
Auf dem Feſtlande Auſtraliens werden die eigentlichen Loris durch mehrere Papageien vertreten, welche einige Naturforſcher der in Rede ſtehenden Familie zuzählen, während andere ſie zu den Lang- ſchwänzen rechnen, weil ſie mit dieſen äußerlich allerdings größere Aehnlichkeit haben, als mit den kurzſchwänzigen Loris. Doch können in der Art zu niſten und zu leben kaum zwei Arten mehr ver- ſchieden ſein, als eben die pinſelzünglichen Loris und die übrigen Papageien Auſtraliens. Jene ſind Baumvögel und freſſen Honig, dieſe treiben ſich hauptſächlich im niederen Gebüſch und Gras umher und haben im weſentlichen den Bau anderer Körnerfreſſer. Unſere Vögel kennzeichnet äußerlich ein zierlicher, ſchlanker Bau mit verhältnißmäßig kleinem Schnabel und mäßig verlängertem Schwanze, innerlich die bereits beſchriebene Zunge, der kleine Magen, die dicke Haut, das zähe Fleiſch und ein ſehr übler Geruch.
Der geſcheckte Loriket (Psitteuteles versicolor) iſt ein kleiner Vogel von nur 6½ Zoll Länge. Sein Gefieder iſt ſehr bunt; der Zügel und der Oberkopf ſind ſchön tiefroth; ein Nacken- halsband iſt dunkelhimmelblau, der Rücken bläulichgrün, der Flügel grün; der Hinterrücken und die Oberſchwanzdecken ſind hellgelblichgrün. Alle Federn der Oberſeite ſind ſchmal gelbgrün geſtreift und die Federn der Unterſeite längs des Schaftes gelb geſtrichelt. Zu beiden Seiten des Bauches und unter der Jnnenſeite der Schenkel finden ſich purpurrothe Flecke. Die Handſchwingen ſind ſchwarz, außen tiefgrün gerandet und mit einer feinen gelblichgrünen Linie eingefaßt. Der Schnabel iſt ſchar- lachroth, der Fuß lichtaſchgrau, die Wachshaut und der nackte Augenring ſind grünlichweiß, die Regenbogenhaut iſt röthlichgelb mit ſchmalem, rothen Ring um den dunklen Stern.
Wir verdanken dem Reiſenden Gilbert eine kurze Beſchreibung der Lebensweiſe dieſes Vogels. Er lebt auf der Nordſeite Auſtraliens, beſonders häufig zu Port Eſſington, verſammelt ſich zu Zeiten in unermeßliche Flüge und fällt dann auf den Gummibäumen ein, um dort Honig zu ſaugen. Wenn ein Flug im Zuge iſt, ſind ſeine Bewegungen ſo regelmäßig und gleichzeitig, daß man ihn eher für eine Wolke halten möchte, welche eilends dahinzieht, belehrte nicht ihr gewöhnlich dabei ausge- ſtoßenes, durchdringendes Geſchrei eines Beſſern. Jm Spätſommer werden ſie auf den kleinen Jnſeln um Vandiemensgolf ungemein häufig geſehen. Sie freſſen Honig und verſchlucken nur nebenbei kleine Theilchen von den Blüthen ihrer Lieblingsbäume. Es iſt bedauerlich, daß man nicht im Stande iſt, ſie in der Gefangenſchaft zu erhalten; ſie würden, könnte man ein paſſendes Futter für ſie finden und ſie nach Europa ſenden, zu den angenehmſten aller Stubenvögel gehören.
Ueber eine verwandte Art, den zu Ehren Swainſon’s benannten Loriket, berichtet Gould ungefähr Folgendes. Die Eukalyptenwälder Südauſtraliens bis zur Mortonbay und Vandiemens-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0048"n="36"/><fwplace="top"type="header">Knacker. Die Papageien. Loris.</fw><lb/><p>Der Frauenlori ſoll geſellig in Wäldern leben und dieſe niemals verlaſſen. Seine Bewegungen<lb/>
werden lebhaft genannt; der Flug ſoll reißend ſein.</p><lb/><p>Es ſcheint, daß er ſich nicht ausſchließlich von Pflanzenhonig ernährt; wenigſtens erhält man ihn<lb/>
ohne beſondere Schwierigkeit mit eingeweichtem Brod und Milch oder anderem Papageifutter jahre-<lb/>
lang auch bei uns zu Lande in der Gefangenſchaft. Von den Matroſen, welche ihn häufig nach<lb/>
Europa herüberbringen, erfahren wir, daß er ihnen in Jndien oft zu Kauf angeboten wird, aber auch<lb/>ſehr oft unterwegs zu Grunde geht. Bei Vogelhändlern ſteht er ſeiner ſchönen Färbung wegen hoch<lb/>
im Preiſe, und Liebhaber, welche ihn im Zimmer gehalten haben, behaupten, daß er ein ebenſo ſanfter,<lb/>
als gelehriger Vogel ſei, welcher ſeinen Pflegern bald große Zuneigung beweiſe und dieſe vielfach zu<lb/>
erkennen gebe, auch wohl ſprechen lerne und überhaupt gute Anlagen beſitze. Jch ſelbſt habe ihn<lb/>
einige Zeit beobachtet, dieſe Eigenſchaften aber nicht bemerkt, vielmehr gefunden, daß er unter den<lb/>
Papageien einer der ſtillſten, ruhigſten iſt, welcher gegen die Außenwelt geradezu gleichgiltig ſein<lb/>
kann. Ein unbedingt zu empfehlender Stubenvogel iſt er ſchon deshalb nicht, weil er ſelten lange in<lb/>
der Gefangenſchaft ausdauert.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Auf dem Feſtlande Auſtraliens werden die eigentlichen Loris durch mehrere Papageien vertreten,<lb/>
welche einige Naturforſcher der in Rede ſtehenden Familie zuzählen, während andere ſie zu den Lang-<lb/>ſchwänzen rechnen, weil ſie mit dieſen äußerlich allerdings größere Aehnlichkeit haben, als mit den<lb/>
kurzſchwänzigen Loris. Doch können in der Art zu niſten und zu leben kaum zwei Arten mehr ver-<lb/>ſchieden ſein, als eben die pinſelzünglichen Loris und die übrigen Papageien Auſtraliens. Jene ſind<lb/>
Baumvögel und freſſen Honig, dieſe treiben ſich hauptſächlich im niederen Gebüſch und Gras umher<lb/>
und haben im weſentlichen den Bau anderer Körnerfreſſer. Unſere Vögel kennzeichnet äußerlich ein<lb/>
zierlicher, ſchlanker Bau mit verhältnißmäßig kleinem Schnabel und mäßig verlängertem Schwanze,<lb/>
innerlich die bereits beſchriebene Zunge, der kleine Magen, die dicke Haut, das zähe Fleiſch und ein<lb/>ſehr übler Geruch.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">geſcheckte Loriket</hi> (<hirendition="#aq">Psitteuteles versicolor</hi>) iſt ein kleiner Vogel von nur 6½ Zoll<lb/>
Länge. Sein Gefieder iſt ſehr bunt; der Zügel und der Oberkopf ſind ſchön tiefroth; ein Nacken-<lb/>
halsband iſt dunkelhimmelblau, der Rücken bläulichgrün, der Flügel grün; der Hinterrücken und die<lb/>
Oberſchwanzdecken ſind hellgelblichgrün. Alle Federn der Oberſeite ſind ſchmal gelbgrün geſtreift und<lb/>
die Federn der Unterſeite längs des Schaftes gelb geſtrichelt. Zu beiden Seiten des Bauches und<lb/>
unter der Jnnenſeite der Schenkel finden ſich purpurrothe Flecke. Die Handſchwingen ſind ſchwarz,<lb/>
außen tiefgrün gerandet und mit einer feinen gelblichgrünen Linie eingefaßt. Der Schnabel iſt ſchar-<lb/>
lachroth, der Fuß lichtaſchgrau, die Wachshaut und der nackte Augenring ſind grünlichweiß, die<lb/>
Regenbogenhaut iſt röthlichgelb mit ſchmalem, rothen Ring um den dunklen Stern.</p><lb/><p>Wir verdanken dem Reiſenden <hirendition="#g">Gilbert</hi> eine kurze Beſchreibung der Lebensweiſe dieſes Vogels.<lb/>
Er lebt auf der Nordſeite Auſtraliens, beſonders häufig zu <hirendition="#g">Port Eſſington,</hi> verſammelt ſich zu<lb/>
Zeiten in unermeßliche Flüge und fällt dann auf den Gummibäumen ein, um dort Honig zu ſaugen.<lb/>
Wenn ein Flug im Zuge iſt, ſind ſeine Bewegungen ſo regelmäßig und gleichzeitig, daß man ihn eher<lb/>
für eine Wolke halten möchte, welche eilends dahinzieht, belehrte nicht ihr gewöhnlich dabei ausge-<lb/>ſtoßenes, durchdringendes Geſchrei eines Beſſern. Jm Spätſommer werden ſie auf den kleinen Jnſeln<lb/>
um Vandiemensgolf ungemein häufig geſehen. Sie freſſen Honig und verſchlucken nur nebenbei kleine<lb/>
Theilchen von den Blüthen ihrer Lieblingsbäume. Es iſt bedauerlich, daß man nicht im Stande iſt,<lb/>ſie in der Gefangenſchaft zu erhalten; ſie würden, könnte man ein paſſendes Futter für ſie finden und<lb/>ſie nach Europa ſenden, zu den angenehmſten aller Stubenvögel gehören.</p><lb/><p>Ueber eine verwandte Art, den zu Ehren <hirendition="#g">Swainſon’s</hi> benannten Loriket, berichtet <hirendition="#g">Gould</hi><lb/>
ungefähr Folgendes. Die Eukalyptenwälder Südauſtraliens bis zur Mortonbay und Vandiemens-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[36/0048]
Knacker. Die Papageien. Loris.
Der Frauenlori ſoll geſellig in Wäldern leben und dieſe niemals verlaſſen. Seine Bewegungen
werden lebhaft genannt; der Flug ſoll reißend ſein.
Es ſcheint, daß er ſich nicht ausſchließlich von Pflanzenhonig ernährt; wenigſtens erhält man ihn
ohne beſondere Schwierigkeit mit eingeweichtem Brod und Milch oder anderem Papageifutter jahre-
lang auch bei uns zu Lande in der Gefangenſchaft. Von den Matroſen, welche ihn häufig nach
Europa herüberbringen, erfahren wir, daß er ihnen in Jndien oft zu Kauf angeboten wird, aber auch
ſehr oft unterwegs zu Grunde geht. Bei Vogelhändlern ſteht er ſeiner ſchönen Färbung wegen hoch
im Preiſe, und Liebhaber, welche ihn im Zimmer gehalten haben, behaupten, daß er ein ebenſo ſanfter,
als gelehriger Vogel ſei, welcher ſeinen Pflegern bald große Zuneigung beweiſe und dieſe vielfach zu
erkennen gebe, auch wohl ſprechen lerne und überhaupt gute Anlagen beſitze. Jch ſelbſt habe ihn
einige Zeit beobachtet, dieſe Eigenſchaften aber nicht bemerkt, vielmehr gefunden, daß er unter den
Papageien einer der ſtillſten, ruhigſten iſt, welcher gegen die Außenwelt geradezu gleichgiltig ſein
kann. Ein unbedingt zu empfehlender Stubenvogel iſt er ſchon deshalb nicht, weil er ſelten lange in
der Gefangenſchaft ausdauert.
Auf dem Feſtlande Auſtraliens werden die eigentlichen Loris durch mehrere Papageien vertreten,
welche einige Naturforſcher der in Rede ſtehenden Familie zuzählen, während andere ſie zu den Lang-
ſchwänzen rechnen, weil ſie mit dieſen äußerlich allerdings größere Aehnlichkeit haben, als mit den
kurzſchwänzigen Loris. Doch können in der Art zu niſten und zu leben kaum zwei Arten mehr ver-
ſchieden ſein, als eben die pinſelzünglichen Loris und die übrigen Papageien Auſtraliens. Jene ſind
Baumvögel und freſſen Honig, dieſe treiben ſich hauptſächlich im niederen Gebüſch und Gras umher
und haben im weſentlichen den Bau anderer Körnerfreſſer. Unſere Vögel kennzeichnet äußerlich ein
zierlicher, ſchlanker Bau mit verhältnißmäßig kleinem Schnabel und mäßig verlängertem Schwanze,
innerlich die bereits beſchriebene Zunge, der kleine Magen, die dicke Haut, das zähe Fleiſch und ein
ſehr übler Geruch.
Der geſcheckte Loriket (Psitteuteles versicolor) iſt ein kleiner Vogel von nur 6½ Zoll
Länge. Sein Gefieder iſt ſehr bunt; der Zügel und der Oberkopf ſind ſchön tiefroth; ein Nacken-
halsband iſt dunkelhimmelblau, der Rücken bläulichgrün, der Flügel grün; der Hinterrücken und die
Oberſchwanzdecken ſind hellgelblichgrün. Alle Federn der Oberſeite ſind ſchmal gelbgrün geſtreift und
die Federn der Unterſeite längs des Schaftes gelb geſtrichelt. Zu beiden Seiten des Bauches und
unter der Jnnenſeite der Schenkel finden ſich purpurrothe Flecke. Die Handſchwingen ſind ſchwarz,
außen tiefgrün gerandet und mit einer feinen gelblichgrünen Linie eingefaßt. Der Schnabel iſt ſchar-
lachroth, der Fuß lichtaſchgrau, die Wachshaut und der nackte Augenring ſind grünlichweiß, die
Regenbogenhaut iſt röthlichgelb mit ſchmalem, rothen Ring um den dunklen Stern.
Wir verdanken dem Reiſenden Gilbert eine kurze Beſchreibung der Lebensweiſe dieſes Vogels.
Er lebt auf der Nordſeite Auſtraliens, beſonders häufig zu Port Eſſington, verſammelt ſich zu
Zeiten in unermeßliche Flüge und fällt dann auf den Gummibäumen ein, um dort Honig zu ſaugen.
Wenn ein Flug im Zuge iſt, ſind ſeine Bewegungen ſo regelmäßig und gleichzeitig, daß man ihn eher
für eine Wolke halten möchte, welche eilends dahinzieht, belehrte nicht ihr gewöhnlich dabei ausge-
ſtoßenes, durchdringendes Geſchrei eines Beſſern. Jm Spätſommer werden ſie auf den kleinen Jnſeln
um Vandiemensgolf ungemein häufig geſehen. Sie freſſen Honig und verſchlucken nur nebenbei kleine
Theilchen von den Blüthen ihrer Lieblingsbäume. Es iſt bedauerlich, daß man nicht im Stande iſt,
ſie in der Gefangenſchaft zu erhalten; ſie würden, könnte man ein paſſendes Futter für ſie finden und
ſie nach Europa ſenden, zu den angenehmſten aller Stubenvögel gehören.
Ueber eine verwandte Art, den zu Ehren Swainſon’s benannten Loriket, berichtet Gould
ungefähr Folgendes. Die Eukalyptenwälder Südauſtraliens bis zur Mortonbay und Vandiemens-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/48>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.