höheren und kurzhakigeren Schnabel, durch ein anderes Verhältniß der Schwungfedern, da die erste Schwinge ebenso lang ist, als die siebente, sowie endlich durch den verhältnißmäßig längeren und breiteren, auch tiefer ausgegabelten Schwanz. Doch sind die Unterschiede zwischen beiden Sippen äußerst geringfügige, und es ist deshalb durchaus kein Verstoß gegen die Wissenschaftlichkeit, wenn man beide Milane als Glieder ein und derselben Sippe betrachtet.
Die Länge des Königsweih beträgt 2 Fuß, die Breite 43/4 Fuß, der Fittig mißt 11/2 Fuß, der Schwanz etwas über 14 Zoll. Das Weibchen ist um fast 3 Zoll länger und um ebenso viel breiter, als das Männchen. Das Gefieder, welches sich durch breitere Federn auszeichnet, ist rostroth, überall mit schwarzbraunen Schaftstrichen und Schaftflecken gezeichnet. Der Kopf und Hals sind auf weißem
[Abbildung]
Der Schmarotzermilan (Hydroictinia parasitica).
Grunde braun in die Länge gestreift, die Schwingenspitzen sind schwarz, der Schwanz ist rostroth, dunkler braun gebändert. Bei jungen Vögeln ist der Kopf gelblichweiß und rostroth gefleckt und jede Feder der Unterseite licht gerandet.
Ebene Gegenden Europas von Südschweden an bis Spanien und von hier bis Sibirien sind die Heimat des gemeinen und unedeln Raubvogels, welchen Schiller als "König der Lüfte" bezeichnet hat. Jm nördlichen Deutschland fehlt er nirgends; die gebirgigen Gegenden aber berührt er nur während seines Zuges. Er erscheint regelmäßig zu Anfang des März und verweilt im Lande bis zu den ersten Tagen des Oktobers, bleibt auch wohl in gelinden Wintern einzeln in der Heimat, falls er hier glaubt, sich durch das Leben schlagen zu können. Auf seinen Zügen vereinigt er sich oft zu zahl-
Gowinda. Schmarotzermilan. Königsweih.
höheren und kurzhakigeren Schnabel, durch ein anderes Verhältniß der Schwungfedern, da die erſte Schwinge ebenſo lang iſt, als die ſiebente, ſowie endlich durch den verhältnißmäßig längeren und breiteren, auch tiefer ausgegabelten Schwanz. Doch ſind die Unterſchiede zwiſchen beiden Sippen äußerſt geringfügige, und es iſt deshalb durchaus kein Verſtoß gegen die Wiſſenſchaftlichkeit, wenn man beide Milane als Glieder ein und derſelben Sippe betrachtet.
Die Länge des Königsweih beträgt 2 Fuß, die Breite 4¾ Fuß, der Fittig mißt 1½ Fuß, der Schwanz etwas über 14 Zoll. Das Weibchen iſt um faſt 3 Zoll länger und um ebenſo viel breiter, als das Männchen. Das Gefieder, welches ſich durch breitere Federn auszeichnet, iſt roſtroth, überall mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen und Schaftflecken gezeichnet. Der Kopf und Hals ſind auf weißem
[Abbildung]
Der Schmarotzermilan (Hydroictinia parasitica).
Grunde braun in die Länge geſtreift, die Schwingenſpitzen ſind ſchwarz, der Schwanz iſt roſtroth, dunkler braun gebändert. Bei jungen Vögeln iſt der Kopf gelblichweiß und roſtroth gefleckt und jede Feder der Unterſeite licht gerandet.
Ebene Gegenden Europas von Südſchweden an bis Spanien und von hier bis Sibirien ſind die Heimat des gemeinen und unedeln Raubvogels, welchen Schiller als „König der Lüfte‟ bezeichnet hat. Jm nördlichen Deutſchland fehlt er nirgends; die gebirgigen Gegenden aber berührt er nur während ſeines Zuges. Er erſcheint regelmäßig zu Anfang des März und verweilt im Lande bis zu den erſten Tagen des Oktobers, bleibt auch wohl in gelinden Wintern einzeln in der Heimat, falls er hier glaubt, ſich durch das Leben ſchlagen zu können. Auf ſeinen Zügen vereinigt er ſich oft zu zahl-
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Gowinda. Schmarotzermilan. Königsweih.
höheren und kurzhakigeren Schnabel, durch ein anderes Verhältniß der Schwungfedern, da die erſte
Schwinge ebenſo lang iſt, als die ſiebente, ſowie endlich durch den verhältnißmäßig längeren und
breiteren, auch tiefer ausgegabelten Schwanz. Doch ſind die Unterſchiede zwiſchen beiden Sippen
äußerſt geringfügige, und es iſt deshalb durchaus kein Verſtoß gegen die Wiſſenſchaftlichkeit, wenn
man beide Milane als Glieder ein und derſelben Sippe betrachtet.
Die Länge des Königsweih beträgt 2 Fuß, die Breite 4¾ Fuß, der Fittig mißt 1½ Fuß, der
Schwanz etwas über 14 Zoll. Das Weibchen iſt um faſt 3 Zoll länger und um ebenſo viel breiter,
als das Männchen. Das Gefieder, welches ſich durch breitere Federn auszeichnet, iſt roſtroth, überall
mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen und Schaftflecken gezeichnet. Der Kopf und Hals ſind auf weißem
[Abbildung Der Schmarotzermilan (Hydroictinia parasitica).]
Grunde braun in die Länge geſtreift, die Schwingenſpitzen ſind ſchwarz, der Schwanz iſt roſtroth,
dunkler braun gebändert. Bei jungen Vögeln iſt der Kopf gelblichweiß und roſtroth gefleckt und jede
Feder der Unterſeite licht gerandet.
Ebene Gegenden Europas von Südſchweden an bis Spanien und von hier bis Sibirien ſind
die Heimat des gemeinen und unedeln Raubvogels, welchen Schiller als „König der Lüfte‟ bezeichnet
hat. Jm nördlichen Deutſchland fehlt er nirgends; die gebirgigen Gegenden aber berührt er nur
während ſeines Zuges. Er erſcheint regelmäßig zu Anfang des März und verweilt im Lande bis zu
den erſten Tagen des Oktobers, bleibt auch wohl in gelinden Wintern einzeln in der Heimat, falls er
hier glaubt, ſich durch das Leben ſchlagen zu können. Auf ſeinen Zügen vereinigt er ſich oft zu zahl-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/525>, abgerufen am 22.11.2024.
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