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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Raubvögel. Bussarde.
sich, wenn sie ihn ankommen sehen, schnell zusammen und eilen dem nächsten Schilf zu. "Verfolgt sie
der Raubvogel auch hier, so flüchten sie wieder nach dem blanken Wasser und suchen sich durch Unter-
tauchen zu retten; denn im Rohr macht er sie oft müde, indem er von einem Rohrstengel zum andern
so lange hinter ihnen herspringt, bis er eine ertappt. Den alten Enten thut der Rohrweih Nichts zu
leide, und wenn die Mutter zugegen ist, darf er sich auch nicht an die Jungen wagen; denn die Alte
springt, sobald der Räuber Miene macht, auf ihre Kinder zu stoßen, ihm entgegen und schnappt nach
ihm." Dem Jäger wird der Weih oft sehr lästig, namentlich in Egypten und Jndien, wo er gerade
während der besten Jagdzeit massenhaft auftritt. Er nimmt hier die geschossenen Schnepfen in
unverschämter Weise dem Schützen vor den Augen weg.

Der Horst wird Anfangs Mai auf erhabenen Stellen im Röhricht gefunden. Er ist ein wirrer
Bau aus Rohr- oder Schilfstengeln, Binsen und dgl. Das Gelege besteht aus vier bis sechs großen
Eiern von grünlichweißer Farbe. Während das Weibchen brütet, unterhält es das Männchen durch
allerlei Gaukeleien. "Es schwingt sich", sagt Naumann, "oft zu einer außerordentlichen Höhe in die
Luft, läßt allerlei traurige, angenehme Töne hören, stürzt sich plötzlich mit beständigen Schwenkungen
aus der Höhe herab, schwingt sich wieder hinauf und wiederholt Dies oft stundenlang." Die Jungen
werden von beiden Eltern mit entsprechender Nahrung aufgefüttert, sehr reichlich versorgt, warm
geliebt und muthig vertheidigt.

Alle Wasser- und Sumpfvögel sind dem Rohrweih von Herzen feind, aber auch die Krähen necken
und verfolgen ihn, wo sie ihn sehen. Der Mensch thut wohl, wenn er ihn so viel als möglich ver-
nichtet, weil der Schaden, welchen er anrichtet, den Nutzen, welchen er stiftet, weit überragt, selbst
wenn man es ihm zu Gute rechnen wollte, daß er als Baizvogel Dienste leistet. Freilich geben
sich nur die Baschkiren und Kirgisen die Mühe, ihn zur Entenjagd abzurichten, bei uns zu Lande hat
Niemand daran gedacht, Dies zu thun. Jm Käfig ist der Rohrweih einer der langweiligsten Gesellen,
welche die Ordnung der Raubvögel überhaupt aufzuweisen hat.



Jn Neuholland leben Weihen, welche unter dem Namen Spilocircus getrennt worden sind,
obgleich sie sich im wesentlichen nur durch eigenthümliche Färbung, nicht aber durch Eigenthümlichkeiten
der Gestalt unterscheiden.

Der Fleckenweih (Spilocircus Jardinii) ist etwa so groß, wie ein Rohrweih. Der Oberkopf,
die Wangen und die Ohrdecken sind dunkel nußbraun mit schwarzbraunen Schaftstrichen; das Gesicht,
der Rücken und die Brust sind dunkelgrau, die Unterseite der Flügel, der Bauch und die Schenkel
kastanienbraun. Die meisten Federn des Unterrückens und der Schultern und alle der Unterseite von
der Brust an sind zu beiden Seiten des Schaftes durch weiße runde Flecken geschmückt; die Schwingen
sind dunkel und die Schwanzfedern abwechselnd dunkelbraun und grau gebändert. Der Schnabel ist
an der Wurzel grau, an der Spitze schwarz, der Fuß gelb, das Auge orangegelb. Junge Vögel sind
auf der Oberseite einfarbig dunkelbraun, auf der Unterseite aber gestreift, anstatt gefleckt.

Nach Gould findet sich der Fleckenweih in ganz Neusüdwales an geeigneten Orten überall
häufig. Jn seiner Lebensweise unterscheidet er sich nicht von seinen europäischen Verwandten. Kleine
Säugethiere, Vögel, Eidechsen und Schlangen bilden seine Nahrung. Der Horst steht ebenfalls auf
dem Boden.



Beide Hälften und fast alle Gürtel der Erde beherbergen große oder mittelgroße, etwas plump
gestaltete Raubvögel, welche in vieler Hinsicht an die Adler erinnern, durch ihr unedles Wesen sich
aber sehr unterscheiden. Wir nennen sie den bei uns vorkommenden Arten zu Liebe Bussarde oder
Busaare (Buteones). Jhr Leib ist ziemlich plump, der Kopf ist dick, breit und flach, der Schnabel

Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde.
ſich, wenn ſie ihn ankommen ſehen, ſchnell zuſammen und eilen dem nächſten Schilf zu. „Verfolgt ſie
der Raubvogel auch hier, ſo flüchten ſie wieder nach dem blanken Waſſer und ſuchen ſich durch Unter-
tauchen zu retten; denn im Rohr macht er ſie oft müde, indem er von einem Rohrſtengel zum andern
ſo lange hinter ihnen herſpringt, bis er eine ertappt. Den alten Enten thut der Rohrweih Nichts zu
leide, und wenn die Mutter zugegen iſt, darf er ſich auch nicht an die Jungen wagen; denn die Alte
ſpringt, ſobald der Räuber Miene macht, auf ihre Kinder zu ſtoßen, ihm entgegen und ſchnappt nach
ihm.‟ Dem Jäger wird der Weih oft ſehr läſtig, namentlich in Egypten und Jndien, wo er gerade
während der beſten Jagdzeit maſſenhaft auftritt. Er nimmt hier die geſchoſſenen Schnepfen in
unverſchämter Weiſe dem Schützen vor den Augen weg.

Der Horſt wird Anfangs Mai auf erhabenen Stellen im Röhricht gefunden. Er iſt ein wirrer
Bau aus Rohr- oder Schilfſtengeln, Binſen und dgl. Das Gelege beſteht aus vier bis ſechs großen
Eiern von grünlichweißer Farbe. Während das Weibchen brütet, unterhält es das Männchen durch
allerlei Gaukeleien. „Es ſchwingt ſich‟, ſagt Naumann, „oft zu einer außerordentlichen Höhe in die
Luft, läßt allerlei traurige, angenehme Töne hören, ſtürzt ſich plötzlich mit beſtändigen Schwenkungen
aus der Höhe herab, ſchwingt ſich wieder hinauf und wiederholt Dies oft ſtundenlang.‟ Die Jungen
werden von beiden Eltern mit entſprechender Nahrung aufgefüttert, ſehr reichlich verſorgt, warm
geliebt und muthig vertheidigt.

Alle Waſſer- und Sumpfvögel ſind dem Rohrweih von Herzen feind, aber auch die Krähen necken
und verfolgen ihn, wo ſie ihn ſehen. Der Menſch thut wohl, wenn er ihn ſo viel als möglich ver-
nichtet, weil der Schaden, welchen er anrichtet, den Nutzen, welchen er ſtiftet, weit überragt, ſelbſt
wenn man es ihm zu Gute rechnen wollte, daß er als Baizvogel Dienſte leiſtet. Freilich geben
ſich nur die Baſchkiren und Kirgiſen die Mühe, ihn zur Entenjagd abzurichten, bei uns zu Lande hat
Niemand daran gedacht, Dies zu thun. Jm Käfig iſt der Rohrweih einer der langweiligſten Geſellen,
welche die Ordnung der Raubvögel überhaupt aufzuweiſen hat.



Jn Neuholland leben Weihen, welche unter dem Namen Spilocircus getrennt worden ſind,
obgleich ſie ſich im weſentlichen nur durch eigenthümliche Färbung, nicht aber durch Eigenthümlichkeiten
der Geſtalt unterſcheiden.

Der Fleckenweih (Spilocircus Jardinii) iſt etwa ſo groß, wie ein Rohrweih. Der Oberkopf,
die Wangen und die Ohrdecken ſind dunkel nußbraun mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen; das Geſicht,
der Rücken und die Bruſt ſind dunkelgrau, die Unterſeite der Flügel, der Bauch und die Schenkel
kaſtanienbraun. Die meiſten Federn des Unterrückens und der Schultern und alle der Unterſeite von
der Bruſt an ſind zu beiden Seiten des Schaftes durch weiße runde Flecken geſchmückt; die Schwingen
ſind dunkel und die Schwanzfedern abwechſelnd dunkelbraun und grau gebändert. Der Schnabel iſt
an der Wurzel grau, an der Spitze ſchwarz, der Fuß gelb, das Auge orangegelb. Junge Vögel ſind
auf der Oberſeite einfarbig dunkelbraun, auf der Unterſeite aber geſtreift, anſtatt gefleckt.

Nach Gould findet ſich der Fleckenweih in ganz Neuſüdwales an geeigneten Orten überall
häufig. Jn ſeiner Lebensweiſe unterſcheidet er ſich nicht von ſeinen europäiſchen Verwandten. Kleine
Säugethiere, Vögel, Eidechſen und Schlangen bilden ſeine Nahrung. Der Horſt ſteht ebenfalls auf
dem Boden.



Beide Hälften und faſt alle Gürtel der Erde beherbergen große oder mittelgroße, etwas plump
geſtaltete Raubvögel, welche in vieler Hinſicht an die Adler erinnern, durch ihr unedles Weſen ſich
aber ſehr unterſcheiden. Wir nennen ſie den bei uns vorkommenden Arten zu Liebe Buſſarde oder
Busaare (Buteones). Jhr Leib iſt ziemlich plump, der Kopf iſt dick, breit und flach, der Schnabel

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[502/0534] Die Fänger. Raubvögel. Buſſarde. ſich, wenn ſie ihn ankommen ſehen, ſchnell zuſammen und eilen dem nächſten Schilf zu. „Verfolgt ſie der Raubvogel auch hier, ſo flüchten ſie wieder nach dem blanken Waſſer und ſuchen ſich durch Unter- tauchen zu retten; denn im Rohr macht er ſie oft müde, indem er von einem Rohrſtengel zum andern ſo lange hinter ihnen herſpringt, bis er eine ertappt. Den alten Enten thut der Rohrweih Nichts zu leide, und wenn die Mutter zugegen iſt, darf er ſich auch nicht an die Jungen wagen; denn die Alte ſpringt, ſobald der Räuber Miene macht, auf ihre Kinder zu ſtoßen, ihm entgegen und ſchnappt nach ihm.‟ Dem Jäger wird der Weih oft ſehr läſtig, namentlich in Egypten und Jndien, wo er gerade während der beſten Jagdzeit maſſenhaft auftritt. Er nimmt hier die geſchoſſenen Schnepfen in unverſchämter Weiſe dem Schützen vor den Augen weg. Der Horſt wird Anfangs Mai auf erhabenen Stellen im Röhricht gefunden. Er iſt ein wirrer Bau aus Rohr- oder Schilfſtengeln, Binſen und dgl. Das Gelege beſteht aus vier bis ſechs großen Eiern von grünlichweißer Farbe. Während das Weibchen brütet, unterhält es das Männchen durch allerlei Gaukeleien. „Es ſchwingt ſich‟, ſagt Naumann, „oft zu einer außerordentlichen Höhe in die Luft, läßt allerlei traurige, angenehme Töne hören, ſtürzt ſich plötzlich mit beſtändigen Schwenkungen aus der Höhe herab, ſchwingt ſich wieder hinauf und wiederholt Dies oft ſtundenlang.‟ Die Jungen werden von beiden Eltern mit entſprechender Nahrung aufgefüttert, ſehr reichlich verſorgt, warm geliebt und muthig vertheidigt. Alle Waſſer- und Sumpfvögel ſind dem Rohrweih von Herzen feind, aber auch die Krähen necken und verfolgen ihn, wo ſie ihn ſehen. Der Menſch thut wohl, wenn er ihn ſo viel als möglich ver- nichtet, weil der Schaden, welchen er anrichtet, den Nutzen, welchen er ſtiftet, weit überragt, ſelbſt wenn man es ihm zu Gute rechnen wollte, daß er als Baizvogel Dienſte leiſtet. Freilich geben ſich nur die Baſchkiren und Kirgiſen die Mühe, ihn zur Entenjagd abzurichten, bei uns zu Lande hat Niemand daran gedacht, Dies zu thun. Jm Käfig iſt der Rohrweih einer der langweiligſten Geſellen, welche die Ordnung der Raubvögel überhaupt aufzuweiſen hat. Jn Neuholland leben Weihen, welche unter dem Namen Spilocircus getrennt worden ſind, obgleich ſie ſich im weſentlichen nur durch eigenthümliche Färbung, nicht aber durch Eigenthümlichkeiten der Geſtalt unterſcheiden. Der Fleckenweih (Spilocircus Jardinii) iſt etwa ſo groß, wie ein Rohrweih. Der Oberkopf, die Wangen und die Ohrdecken ſind dunkel nußbraun mit ſchwarzbraunen Schaftſtrichen; das Geſicht, der Rücken und die Bruſt ſind dunkelgrau, die Unterſeite der Flügel, der Bauch und die Schenkel kaſtanienbraun. Die meiſten Federn des Unterrückens und der Schultern und alle der Unterſeite von der Bruſt an ſind zu beiden Seiten des Schaftes durch weiße runde Flecken geſchmückt; die Schwingen ſind dunkel und die Schwanzfedern abwechſelnd dunkelbraun und grau gebändert. Der Schnabel iſt an der Wurzel grau, an der Spitze ſchwarz, der Fuß gelb, das Auge orangegelb. Junge Vögel ſind auf der Oberſeite einfarbig dunkelbraun, auf der Unterſeite aber geſtreift, anſtatt gefleckt. Nach Gould findet ſich der Fleckenweih in ganz Neuſüdwales an geeigneten Orten überall häufig. Jn ſeiner Lebensweiſe unterſcheidet er ſich nicht von ſeinen europäiſchen Verwandten. Kleine Säugethiere, Vögel, Eidechſen und Schlangen bilden ſeine Nahrung. Der Horſt ſteht ebenfalls auf dem Boden. Beide Hälften und faſt alle Gürtel der Erde beherbergen große oder mittelgroße, etwas plump geſtaltete Raubvögel, welche in vieler Hinſicht an die Adler erinnern, durch ihr unedles Weſen ſich aber ſehr unterſcheiden. Wir nennen ſie den bei uns vorkommenden Arten zu Liebe Buſſarde oder Busaare (Buteones). Jhr Leib iſt ziemlich plump, der Kopf iſt dick, breit und flach, der Schnabel

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/534>, abgerufen am 22.11.2024.