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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Uhu.
wird nach des Orts Gelegenheit gewählt und angelegt. Er steht entweder in Felsennischen, in Erd-
höhlungen, in alten Gebäuden, auf Bäumen oder selbst auf dem flachen Boden und bezüglich im
Röhricht. Wenn es der Uhu haben kann, bezieht er einfach einen schon vorgefundenen Bau, den Horst
eines Bussards, das Nest eines Raben, eines schwarzen Storches u. s. w. Dann nimmt er
sich kaum die Mühe, den Bau etwas aufzubessern. Wenn er nicht so glücklich war, trägt er sich einige
Aeste und Reiser zusammen, polstert sie einigermaßen, liederlich genug, mit trockenem Laub und Genist
aus oder plagt sich nicht einmal mit derartigen Arbeiten, sondern legt seine zwei bis drei rundlichen,
[Abbildung] Der virginische Uhu (Bubo virginianus).
weißen, rauschaligen Eier ohne Weiteres auf den Boden ab. Das Weibchen brütet sehr eifrig und
wird, so lange es auf den Eiern sitzt, vom Männchen ernährt. Den Jungen schleppen beide Eltern so
viel Nahrung zu, daß sie nicht nur nie Mangel leiden, sondern im Gegentheile stets mehr als überreich
versorgt sind. Wodzicki besuchte einen Uhuhorst, welcher im Röhricht inmitten eines Sumpfes ange-
legt und einer Bauernfamilie eine höchst ergiebige Fleischquelle gewesen war. Um den Horst herum
lagen die Ueberbleibsel von Hasen, Enten, Rohr- und Bleßhühnern, Ratten, Mäusen, Jgeln und dgl.
in Masse, und der Bauer versicherte, daß er schon wochenlang tagtäglich hierher gekommen, alles

Brehm, Thierleben. III. 39

Uhu.
wird nach des Orts Gelegenheit gewählt und angelegt. Er ſteht entweder in Felſenniſchen, in Erd-
höhlungen, in alten Gebäuden, auf Bäumen oder ſelbſt auf dem flachen Boden und bezüglich im
Röhricht. Wenn es der Uhu haben kann, bezieht er einfach einen ſchon vorgefundenen Bau, den Horſt
eines Buſſards, das Neſt eines Raben, eines ſchwarzen Storches u. ſ. w. Dann nimmt er
ſich kaum die Mühe, den Bau etwas aufzubeſſern. Wenn er nicht ſo glücklich war, trägt er ſich einige
Aeſte und Reiſer zuſammen, polſtert ſie einigermaßen, liederlich genug, mit trockenem Laub und Geniſt
aus oder plagt ſich nicht einmal mit derartigen Arbeiten, ſondern legt ſeine zwei bis drei rundlichen,
[Abbildung] Der virginiſche Uhu (Bubo virginianus).
weißen, rauſchaligen Eier ohne Weiteres auf den Boden ab. Das Weibchen brütet ſehr eifrig und
wird, ſo lange es auf den Eiern ſitzt, vom Männchen ernährt. Den Jungen ſchleppen beide Eltern ſo
viel Nahrung zu, daß ſie nicht nur nie Mangel leiden, ſondern im Gegentheile ſtets mehr als überreich
verſorgt ſind. Wodzicki beſuchte einen Uhuhorſt, welcher im Röhricht inmitten eines Sumpfes ange-
legt und einer Bauernfamilie eine höchſt ergiebige Fleiſchquelle geweſen war. Um den Horſt herum
lagen die Ueberbleibſel von Haſen, Enten, Rohr- und Bleßhühnern, Ratten, Mäuſen, Jgeln und dgl.
in Maſſe, und der Bauer verſicherte, daß er ſchon wochenlang tagtäglich hierher gekommen, alles

Brehm, Thierleben. III. 39
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[609/0645] Uhu. wird nach des Orts Gelegenheit gewählt und angelegt. Er ſteht entweder in Felſenniſchen, in Erd- höhlungen, in alten Gebäuden, auf Bäumen oder ſelbſt auf dem flachen Boden und bezüglich im Röhricht. Wenn es der Uhu haben kann, bezieht er einfach einen ſchon vorgefundenen Bau, den Horſt eines Buſſards, das Neſt eines Raben, eines ſchwarzen Storches u. ſ. w. Dann nimmt er ſich kaum die Mühe, den Bau etwas aufzubeſſern. Wenn er nicht ſo glücklich war, trägt er ſich einige Aeſte und Reiſer zuſammen, polſtert ſie einigermaßen, liederlich genug, mit trockenem Laub und Geniſt aus oder plagt ſich nicht einmal mit derartigen Arbeiten, ſondern legt ſeine zwei bis drei rundlichen, [Abbildung Der virginiſche Uhu (Bubo virginianus).] weißen, rauſchaligen Eier ohne Weiteres auf den Boden ab. Das Weibchen brütet ſehr eifrig und wird, ſo lange es auf den Eiern ſitzt, vom Männchen ernährt. Den Jungen ſchleppen beide Eltern ſo viel Nahrung zu, daß ſie nicht nur nie Mangel leiden, ſondern im Gegentheile ſtets mehr als überreich verſorgt ſind. Wodzicki beſuchte einen Uhuhorſt, welcher im Röhricht inmitten eines Sumpfes ange- legt und einer Bauernfamilie eine höchſt ergiebige Fleiſchquelle geweſen war. Um den Horſt herum lagen die Ueberbleibſel von Haſen, Enten, Rohr- und Bleßhühnern, Ratten, Mäuſen, Jgeln und dgl. in Maſſe, und der Bauer verſicherte, daß er ſchon wochenlang tagtäglich hierher gekommen, alles Brehm, Thierleben. III. 39

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/645>, abgerufen am 22.11.2024.