Ausflüge unternimmt, aber doch nie entflieht, sondern regelmäßig aus freien Stücken zu seinem Gebieter zurückkehrt. Mit seines Gleichen lebt der gefangene Uhu in Frieden; schwächere Vögel aber fällt er mörderisch an, erwürgt sie und frißt sie dann mit größter Gemüthsruhe auf.
Jn Jndien und den malaiischen Ländern gibt es Eulen, welche sich von allen übrigen durch ihre Gestalt sowohl, als durch ihre Lebensweise auszeichnen. Sie bewohnen die Wälder und Haine nach anderer Eulen Art, halten sich aber fast ausschließlich an eine Beute, welche ihre Verwandten ver- schmähen oder nur ausnahmsweise zu sich nehmen; denn sie nähren sich vorzugsweise von Fischen, Krebsen und anderen Wasserthieren. Sie sind Vögel von bedeutender Größe, mit großen Ohrbüscheln; der Schnabel ist stark, kräftig, mittelmäßig lang, gerade am Grunde, dann gleichmäßig gekrümmt, von der Wachshaut an seitlich zusammengedrückt mit mäßigem Haken; die Füße sind lang, die Zehen nackt; das Gefieder ist nicht besonders reich; die Schwingen sind sehr kurz und erreichen das Ende des mittel- langen Schwauzes nicht; die vierte Schwinge übertrifft die andern an Länge; die Ohren sind verhält- nißmäßig klein.
Der Utum der Bengalesen oder die braune Fischeule, wie die Engländer in Jndien sie nennen (Ketupa ceylonensis), ist ein Vogel von 21 bis 23 Zoll Länge und 40 bis 45 Zoll Breite, dessen Schwanz 8 Zoll und dessen Flügel 16 Zoll mißt. Das Gefieder ist oben weinröthlich rost- farben; die Federn des Kopfes und Nackens, die Ohrbüschel sind der Länge nach dunkelbraun gestreift, die Rücken- und die Flügeldeckfedern braun und falb gemischt; jede Feder ist blaßbraun mit einem dunkelbraunen Streifen, welcher durch blasse und wolkige Binden unterbrochen wird. Die Schwung- federn sind braun mit fahlen Bändern, weinröthlich oder gilblich an der Außenfahne, blaß mit Weiß gefleckt an der innern; der Schwanz ist braun mit drei oder vier blaßbräunlichen Binden und einem gleich gefärbten Endbande; das Gesicht ist braun mit dunkelbraunem Streif; die borstigen Federn sind weiß und schwarz gemischt; das Kinn und die Brust sind weiß, theilweise braun gestrichelt; das übrige Gefieder ist weinröthlichbraun gefärbt, jede Feder mit einem schmalen Schaftstreif von glänzend dunkel- brauner Farbe und zahlreichen Querbinden gezeichnet. Das Auge ist golden oder orangegelb; die Augenlider sind purpurbraun; der Schnabel ist blaßhorngelb, der Fuß schmuziggelb.
Die Fischeule findet sich durch ganz Jndien und ebenso häufig auf Ceylon. Sie kommt wahr- scheinlich auch in Burmah und möglicher Weise in China vor. Auf den malaiischen Jnseln wird sie durch eine andere Art vertreten. Sie bewohnt hauptsächlich die Baumgruppen und kleineren Gehölze in der Nähe der Dörfer, verbirgt sich wenigstens hier während des Tages, nach anderer Eulen Art dicht am Stamme sitzend, in der Krone irgend eines dickbelaubten Baumes. Die javanische Art liebt nach Bernstein vorzugsweise die Gruppen dicht bei einander stehender Arengpalmen, deren sich in solchen Fällen vielfach kreuzende Blätterwedel ein Laubdickicht bilden, welches ihr sehr erwünschte Schlupfwinkel darbietet. Die menschlichen Wohnungen selbst, in deren unmittelbarer Nähe sie vor- kommt, scheint sie nicht zu bewohnen. "Aufgejagt fliegt sie", wie Bernstein berichtet, "meistens auf einen nicht entfernten Baum und mißt von hier mit weit geöffneten Augen ihren Feind. Obschon sie nun ohne Noth ihren Schlupfwinkel nicht vor Beginn der Dämmerung verläßt, scheint sie durch das Tageslicht doch nur wenig am Sehen verhindert zu werden. Einige von mir in Gefangenschaft gehaltene wußten wenigstens Eidechsen, Schlangen, Ratten und andere Thiere, die zufällig in ihren geräumigen und durchaus nicht dunkeln Kerker kamen, auch bei Tage sehr geschickt zu fangen. Außer diesen Thieren sollen sie in der Freiheit, nach der Behauptung der Eingebornen, auch den Hühnern und andern Vögeln nachstellen." Jerdon hingegen sagt, daß die Fischeule gewöhnlich ihren Weg nach dem nächsten Gewässer nehme, gleichviel ob es ein Teich, Bach oder Fluß sei. Hier sieht man sie auf einem überhangenden Felsen oder dürren Baum sitzen und den Fischen auflauern. Hodgson
39 *
Uhu. Utum.
Ausflüge unternimmt, aber doch nie entflieht, ſondern regelmäßig aus freien Stücken zu ſeinem Gebieter zurückkehrt. Mit ſeines Gleichen lebt der gefangene Uhu in Frieden; ſchwächere Vögel aber fällt er mörderiſch an, erwürgt ſie und frißt ſie dann mit größter Gemüthsruhe auf.
Jn Jndien und den malaiiſchen Ländern gibt es Eulen, welche ſich von allen übrigen durch ihre Geſtalt ſowohl, als durch ihre Lebensweiſe auszeichnen. Sie bewohnen die Wälder und Haine nach anderer Eulen Art, halten ſich aber faſt ausſchließlich an eine Beute, welche ihre Verwandten ver- ſchmähen oder nur ausnahmsweiſe zu ſich nehmen; denn ſie nähren ſich vorzugsweiſe von Fiſchen, Krebſen und anderen Waſſerthieren. Sie ſind Vögel von bedeutender Größe, mit großen Ohrbüſcheln; der Schnabel iſt ſtark, kräftig, mittelmäßig lang, gerade am Grunde, dann gleichmäßig gekrümmt, von der Wachshaut an ſeitlich zuſammengedrückt mit mäßigem Haken; die Füße ſind lang, die Zehen nackt; das Gefieder iſt nicht beſonders reich; die Schwingen ſind ſehr kurz und erreichen das Ende des mittel- langen Schwauzes nicht; die vierte Schwinge übertrifft die andern an Länge; die Ohren ſind verhält- nißmäßig klein.
Der Utum der Bengaleſen oder die braune Fiſcheule, wie die Engländer in Jndien ſie nennen (Ketupa ceylonensis), iſt ein Vogel von 21 bis 23 Zoll Länge und 40 bis 45 Zoll Breite, deſſen Schwanz 8 Zoll und deſſen Flügel 16 Zoll mißt. Das Gefieder iſt oben weinröthlich roſt- farben; die Federn des Kopfes und Nackens, die Ohrbüſchel ſind der Länge nach dunkelbraun geſtreift, die Rücken- und die Flügeldeckfedern braun und falb gemiſcht; jede Feder iſt blaßbraun mit einem dunkelbraunen Streifen, welcher durch blaſſe und wolkige Binden unterbrochen wird. Die Schwung- federn ſind braun mit fahlen Bändern, weinröthlich oder gilblich an der Außenfahne, blaß mit Weiß gefleckt an der innern; der Schwanz iſt braun mit drei oder vier blaßbräunlichen Binden und einem gleich gefärbten Endbande; das Geſicht iſt braun mit dunkelbraunem Streif; die borſtigen Federn ſind weiß und ſchwarz gemiſcht; das Kinn und die Bruſt ſind weiß, theilweiſe braun geſtrichelt; das übrige Gefieder iſt weinröthlichbraun gefärbt, jede Feder mit einem ſchmalen Schaftſtreif von glänzend dunkel- brauner Farbe und zahlreichen Querbinden gezeichnet. Das Auge iſt golden oder orangegelb; die Augenlider ſind purpurbraun; der Schnabel iſt blaßhorngelb, der Fuß ſchmuziggelb.
Die Fiſcheule findet ſich durch ganz Jndien und ebenſo häufig auf Ceylon. Sie kommt wahr- ſcheinlich auch in Burmah und möglicher Weiſe in China vor. Auf den malaiiſchen Jnſeln wird ſie durch eine andere Art vertreten. Sie bewohnt hauptſächlich die Baumgruppen und kleineren Gehölze in der Nähe der Dörfer, verbirgt ſich wenigſtens hier während des Tages, nach anderer Eulen Art dicht am Stamme ſitzend, in der Krone irgend eines dickbelaubten Baumes. Die javaniſche Art liebt nach Bernſtein vorzugsweiſe die Gruppen dicht bei einander ſtehender Arengpalmen, deren ſich in ſolchen Fällen vielfach kreuzende Blätterwedel ein Laubdickicht bilden, welches ihr ſehr erwünſchte Schlupfwinkel darbietet. Die menſchlichen Wohnungen ſelbſt, in deren unmittelbarer Nähe ſie vor- kommt, ſcheint ſie nicht zu bewohnen. „Aufgejagt fliegt ſie‟, wie Bernſtein berichtet, „meiſtens auf einen nicht entfernten Baum und mißt von hier mit weit geöffneten Augen ihren Feind. Obſchon ſie nun ohne Noth ihren Schlupfwinkel nicht vor Beginn der Dämmerung verläßt, ſcheint ſie durch das Tageslicht doch nur wenig am Sehen verhindert zu werden. Einige von mir in Gefangenſchaft gehaltene wußten wenigſtens Eidechſen, Schlangen, Ratten und andere Thiere, die zufällig in ihren geräumigen und durchaus nicht dunkeln Kerker kamen, auch bei Tage ſehr geſchickt zu fangen. Außer dieſen Thieren ſollen ſie in der Freiheit, nach der Behauptung der Eingebornen, auch den Hühnern und andern Vögeln nachſtellen.‟ Jerdon hingegen ſagt, daß die Fiſcheule gewöhnlich ihren Weg nach dem nächſten Gewäſſer nehme, gleichviel ob es ein Teich, Bach oder Fluß ſei. Hier ſieht man ſie auf einem überhangenden Felſen oder dürren Baum ſitzen und den Fiſchen auflauern. Hodgſon
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[611/0647]
Uhu. Utum.
Ausflüge unternimmt, aber doch nie entflieht, ſondern regelmäßig aus freien Stücken zu ſeinem
Gebieter zurückkehrt. Mit ſeines Gleichen lebt der gefangene Uhu in Frieden; ſchwächere Vögel aber
fällt er mörderiſch an, erwürgt ſie und frißt ſie dann mit größter Gemüthsruhe auf.
Jn Jndien und den malaiiſchen Ländern gibt es Eulen, welche ſich von allen übrigen durch ihre
Geſtalt ſowohl, als durch ihre Lebensweiſe auszeichnen. Sie bewohnen die Wälder und Haine nach
anderer Eulen Art, halten ſich aber faſt ausſchließlich an eine Beute, welche ihre Verwandten ver-
ſchmähen oder nur ausnahmsweiſe zu ſich nehmen; denn ſie nähren ſich vorzugsweiſe von Fiſchen,
Krebſen und anderen Waſſerthieren. Sie ſind Vögel von bedeutender Größe, mit großen Ohrbüſcheln;
der Schnabel iſt ſtark, kräftig, mittelmäßig lang, gerade am Grunde, dann gleichmäßig gekrümmt, von
der Wachshaut an ſeitlich zuſammengedrückt mit mäßigem Haken; die Füße ſind lang, die Zehen nackt;
das Gefieder iſt nicht beſonders reich; die Schwingen ſind ſehr kurz und erreichen das Ende des mittel-
langen Schwauzes nicht; die vierte Schwinge übertrifft die andern an Länge; die Ohren ſind verhält-
nißmäßig klein.
Der Utum der Bengaleſen oder die braune Fiſcheule, wie die Engländer in Jndien ſie
nennen (Ketupa ceylonensis), iſt ein Vogel von 21 bis 23 Zoll Länge und 40 bis 45 Zoll Breite,
deſſen Schwanz 8 Zoll und deſſen Flügel 16 Zoll mißt. Das Gefieder iſt oben weinröthlich roſt-
farben; die Federn des Kopfes und Nackens, die Ohrbüſchel ſind der Länge nach dunkelbraun geſtreift,
die Rücken- und die Flügeldeckfedern braun und falb gemiſcht; jede Feder iſt blaßbraun mit einem
dunkelbraunen Streifen, welcher durch blaſſe und wolkige Binden unterbrochen wird. Die Schwung-
federn ſind braun mit fahlen Bändern, weinröthlich oder gilblich an der Außenfahne, blaß mit Weiß
gefleckt an der innern; der Schwanz iſt braun mit drei oder vier blaßbräunlichen Binden und einem
gleich gefärbten Endbande; das Geſicht iſt braun mit dunkelbraunem Streif; die borſtigen Federn ſind
weiß und ſchwarz gemiſcht; das Kinn und die Bruſt ſind weiß, theilweiſe braun geſtrichelt; das übrige
Gefieder iſt weinröthlichbraun gefärbt, jede Feder mit einem ſchmalen Schaftſtreif von glänzend dunkel-
brauner Farbe und zahlreichen Querbinden gezeichnet. Das Auge iſt golden oder orangegelb; die
Augenlider ſind purpurbraun; der Schnabel iſt blaßhorngelb, der Fuß ſchmuziggelb.
Die Fiſcheule findet ſich durch ganz Jndien und ebenſo häufig auf Ceylon. Sie kommt wahr-
ſcheinlich auch in Burmah und möglicher Weiſe in China vor. Auf den malaiiſchen Jnſeln wird ſie
durch eine andere Art vertreten. Sie bewohnt hauptſächlich die Baumgruppen und kleineren Gehölze
in der Nähe der Dörfer, verbirgt ſich wenigſtens hier während des Tages, nach anderer Eulen Art
dicht am Stamme ſitzend, in der Krone irgend eines dickbelaubten Baumes. Die javaniſche Art
liebt nach Bernſtein vorzugsweiſe die Gruppen dicht bei einander ſtehender Arengpalmen, deren ſich
in ſolchen Fällen vielfach kreuzende Blätterwedel ein Laubdickicht bilden, welches ihr ſehr erwünſchte
Schlupfwinkel darbietet. Die menſchlichen Wohnungen ſelbſt, in deren unmittelbarer Nähe ſie vor-
kommt, ſcheint ſie nicht zu bewohnen. „Aufgejagt fliegt ſie‟, wie Bernſtein berichtet, „meiſtens auf
einen nicht entfernten Baum und mißt von hier mit weit geöffneten Augen ihren Feind. Obſchon ſie
nun ohne Noth ihren Schlupfwinkel nicht vor Beginn der Dämmerung verläßt, ſcheint ſie durch das
Tageslicht doch nur wenig am Sehen verhindert zu werden. Einige von mir in Gefangenſchaft
gehaltene wußten wenigſtens Eidechſen, Schlangen, Ratten und andere Thiere, die zufällig in ihren
geräumigen und durchaus nicht dunkeln Kerker kamen, auch bei Tage ſehr geſchickt zu fangen. Außer
dieſen Thieren ſollen ſie in der Freiheit, nach der Behauptung der Eingebornen, auch den Hühnern
und andern Vögeln nachſtellen.‟ Jerdon hingegen ſagt, daß die Fiſcheule gewöhnlich ihren Weg nach
dem nächſten Gewäſſer nehme, gleichviel ob es ein Teich, Bach oder Fluß ſei. Hier ſieht man ſie
auf einem überhangenden Felſen oder dürren Baum ſitzen und den Fiſchen auflauern. Hodgſon
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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