Azara's Angabe, nach welcher die Jäger Paraguay's um die Mittagszeit dem Urutau eine Schlinge über den Kopf werfen und dann vom Baume herabziehen. Auch Burmeister erfuhr Aehnliches. Er sah einen Jbijau frei unter der Krone eines der höchsten Bäume sitzen und feuerte wiederholt nach ihm, ohne den Vogel auch nur zum Fortfliegen bewegen zu können. Daß die größte Nachtschwalbe auch die dümmste ist, geht aus einer einfachen Untersuchung ihres Schädels hervor; denn die Hirn- masse des fast rabengroßen Jbijau kommt nach den Untersuchungen des Prinzen nur einer Haselnuß an Umfang gleich.
Ganz anders zeigt sich der Vogel in der Dämmerung. Er ist dann verhältnißmäßig ebenso behend und gewandt, wie alle übrigen. Eine ausführliche Beschreibung seines Betragens ist mir allerdings nicht bekannt; doch nehme ich keinen Anstand, Dasjenige, was der Prinz von einer nahe verwandten Art anführt, auch auf den Jbijau zu beziehen. "Die unbeschreiblich angenehmen Mondnächte heißer Länder sind oft im höchsten Grade hell und klar und gestatten dem Jäger, auf weithin mit ziemlicher Schärfe zu sehen. Jn solchen Nächten gewahrt man die Jbijaus, in großer Höhe gleich den Adlern dahinschwebend und weite Strecken durchfliegend, mit dem Fange großer Abend- und Nachtfalter sich beschäftigend. Es gibt in Brasilien eine Menge sehr großer Schmetterlinge, welche eben nur ein so ungeheurer Rachen zu bewältigen weiß, und diese Schmetterlinge haben in den Riesenschwalben ihre furchtbarsten Feinde: sie werden von ihnen in Menge verzehrt. Die Spuren der von den Mahl- zeiten zurückbleibenden Schmetterlingsflügel, welche nicht mit verschluckt werden, findet man oft massenhaft auf dem Boden der Waldungen." Bei diesen Jagden setzen sich, wie Azara mittheilt, die Riesenschwalben selten auf die Erde, und wenn es geschieht, breiten sie ihre Flügel aus und stützen sich auf sie und den Schwanz, ohne sich ihrer Füße zu bedienen (?). Jhr lang gezogenes und trau- riges Geschrei vernimmt man mit wenig Unterbrechungen während der ganzen Nacht, und einer der Gatten des Paares beantwortet das Geschrei des anderen. Gegen den Morgen hin sucht jeder seinen Sitz.
Azara sagt, daß der Urutau in hohlen Bäumen, Burmeister, daß er in ausgehöhlten, offenen Baumästen niste und in eine kleine Vertiefung zwei braune, dunkler gefleckte Eier auf das bloße Holz lege. Letzterer erhielt auch eines der Eier. Es war länglich rund, am dicken Ende kaum stumpfer, als am spitzen, glanzlos und auf reinweißem Grund mit graubraunen, lederbraunen und schwarz- braunen Spritzpunkten besetzt, welche gegen das eine Ende hin am dichtesten sich zusammen drängten.
Ueber das Betragen der gefangenen Riesenschwalbe gibt Azara dürftige Auskunft. Zu Ende Dezembers erhielt er einen altgefangenen Vogel dieser Art und fütterte denselben mit klar gehacktem Fleisch, bei welcher Nahrung er bis zum März aushielt. Als um diese Zeit die Winterkälte eintrat, wurde er traurig und verweigerte eine ganze Woche lang jegliche Nahrung, so daß sich Azara ent- schloß, ihn zu tödten. Dieser Gefangene saß den ganzen Tag über unbeweglich auf einer Stuhllehne, die Angen geschloffen; mit Einbruch der Dämmerung aber und in den Frühstunden flog er nach allen Richtungen im Zimmer umher. Er schrie nur, wenn man ihn in die Hand nahm, dann aber stark und unangenehm, etwa wie "Kwa kwa". Näherte sich ihm Jemand, um ihn zu ergreifen, so öffnete er die Augen und gleichzeitig den Rachen, so weit er konnte.
Jn tiefen Felshöhlen oder Felsschluchten der Gebirge Mittelamerikas lebt ein wunderbarer Vogel, welcher von den Forschern den Nachtschwalben beigezählt wird, obgleich er sich durch seine Lebensweise so auffallend von allen übrigen Arten dieser Familie unterscheidet, daß man wohl annehmen darf, seine Aehnlichkeit mit den ihm zuertheilten Verwandten könne nur eine scheinbare, keine wirk- liche sein. Jch halte es für angemessen, ihn gesondert hier aufzuführen.
Der Fettvogel oder Guacharo (Steatornis caripensis) zeigt, was die Gestalt anlangt, allerdings die hauptsächlichen Merkmale der Nachtschwalben und zumal der Riesen dieser Familie, bewahrt sich
Jbijau.
Azara’s Angabe, nach welcher die Jäger Paraguay’s um die Mittagszeit dem Urutau eine Schlinge über den Kopf werfen und dann vom Baume herabziehen. Auch Burmeiſter erfuhr Aehnliches. Er ſah einen Jbijau frei unter der Krone eines der höchſten Bäume ſitzen und feuerte wiederholt nach ihm, ohne den Vogel auch nur zum Fortfliegen bewegen zu können. Daß die größte Nachtſchwalbe auch die dümmſte iſt, geht aus einer einfachen Unterſuchung ihres Schädels hervor; denn die Hirn- maſſe des faſt rabengroßen Jbijau kommt nach den Unterſuchungen des Prinzen nur einer Haſelnuß an Umfang gleich.
Ganz anders zeigt ſich der Vogel in der Dämmerung. Er iſt dann verhältnißmäßig ebenſo behend und gewandt, wie alle übrigen. Eine ausführliche Beſchreibung ſeines Betragens iſt mir allerdings nicht bekannt; doch nehme ich keinen Anſtand, Dasjenige, was der Prinz von einer nahe verwandten Art anführt, auch auf den Jbijau zu beziehen. „Die unbeſchreiblich angenehmen Mondnächte heißer Länder ſind oft im höchſten Grade hell und klar und geſtatten dem Jäger, auf weithin mit ziemlicher Schärfe zu ſehen. Jn ſolchen Nächten gewahrt man die Jbijaus, in großer Höhe gleich den Adlern dahinſchwebend und weite Strecken durchfliegend, mit dem Fange großer Abend- und Nachtfalter ſich beſchäftigend. Es gibt in Braſilien eine Menge ſehr großer Schmetterlinge, welche eben nur ein ſo ungeheurer Rachen zu bewältigen weiß, und dieſe Schmetterlinge haben in den Rieſenſchwalben ihre furchtbarſten Feinde: ſie werden von ihnen in Menge verzehrt. Die Spuren der von den Mahl- zeiten zurückbleibenden Schmetterlingsflügel, welche nicht mit verſchluckt werden, findet man oft maſſenhaft auf dem Boden der Waldungen.‟ Bei dieſen Jagden ſetzen ſich, wie Azara mittheilt, die Rieſenſchwalben ſelten auf die Erde, und wenn es geſchieht, breiten ſie ihre Flügel aus und ſtützen ſich auf ſie und den Schwanz, ohne ſich ihrer Füße zu bedienen (?). Jhr lang gezogenes und trau- riges Geſchrei vernimmt man mit wenig Unterbrechungen während der ganzen Nacht, und einer der Gatten des Paares beantwortet das Geſchrei des anderen. Gegen den Morgen hin ſucht jeder ſeinen Sitz.
Azara ſagt, daß der Urutau in hohlen Bäumen, Burmeiſter, daß er in ausgehöhlten, offenen Baumäſten niſte und in eine kleine Vertiefung zwei braune, dunkler gefleckte Eier auf das bloße Holz lege. Letzterer erhielt auch eines der Eier. Es war länglich rund, am dicken Ende kaum ſtumpfer, als am ſpitzen, glanzlos und auf reinweißem Grund mit graubraunen, lederbraunen und ſchwarz- braunen Spritzpunkten beſetzt, welche gegen das eine Ende hin am dichteſten ſich zuſammen drängten.
Ueber das Betragen der gefangenen Rieſenſchwalbe gibt Azara dürftige Auskunft. Zu Ende Dezembers erhielt er einen altgefangenen Vogel dieſer Art und fütterte denſelben mit klar gehacktem Fleiſch, bei welcher Nahrung er bis zum März aushielt. Als um dieſe Zeit die Winterkälte eintrat, wurde er traurig und verweigerte eine ganze Woche lang jegliche Nahrung, ſo daß ſich Azara ent- ſchloß, ihn zu tödten. Dieſer Gefangene ſaß den ganzen Tag über unbeweglich auf einer Stuhllehne, die Angen geſchloffen; mit Einbruch der Dämmerung aber und in den Frühſtunden flog er nach allen Richtungen im Zimmer umher. Er ſchrie nur, wenn man ihn in die Hand nahm, dann aber ſtark und unangenehm, etwa wie „Kwa kwa‟. Näherte ſich ihm Jemand, um ihn zu ergreifen, ſo öffnete er die Augen und gleichzeitig den Rachen, ſo weit er konnte.
Jn tiefen Felshöhlen oder Felsſchluchten der Gebirge Mittelamerikas lebt ein wunderbarer Vogel, welcher von den Forſchern den Nachtſchwalben beigezählt wird, obgleich er ſich durch ſeine Lebensweiſe ſo auffallend von allen übrigen Arten dieſer Familie unterſcheidet, daß man wohl annehmen darf, ſeine Aehnlichkeit mit den ihm zuertheilten Verwandten könne nur eine ſcheinbare, keine wirk- liche ſein. Jch halte es für angemeſſen, ihn geſondert hier aufzuführen.
Der Fettvogel oder Guacharo (Steatornis caripensis) zeigt, was die Geſtalt anlangt, allerdings die hauptſächlichen Merkmale der Nachtſchwalben und zumal der Rieſen dieſer Familie, bewahrt ſich
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Jbijau.
Azara’s Angabe, nach welcher die Jäger Paraguay’s um die Mittagszeit dem Urutau eine Schlinge
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Er ſah einen Jbijau frei unter der Krone eines der höchſten Bäume ſitzen und feuerte wiederholt nach
ihm, ohne den Vogel auch nur zum Fortfliegen bewegen zu können. Daß die größte Nachtſchwalbe
auch die dümmſte iſt, geht aus einer einfachen Unterſuchung ihres Schädels hervor; denn die Hirn-
maſſe des faſt rabengroßen Jbijau kommt nach den Unterſuchungen des Prinzen nur einer Haſelnuß
an Umfang gleich.
Ganz anders zeigt ſich der Vogel in der Dämmerung. Er iſt dann verhältnißmäßig ebenſo behend
und gewandt, wie alle übrigen. Eine ausführliche Beſchreibung ſeines Betragens iſt mir allerdings
nicht bekannt; doch nehme ich keinen Anſtand, Dasjenige, was der Prinz von einer nahe verwandten
Art anführt, auch auf den Jbijau zu beziehen. „Die unbeſchreiblich angenehmen Mondnächte heißer
Länder ſind oft im höchſten Grade hell und klar und geſtatten dem Jäger, auf weithin mit ziemlicher
Schärfe zu ſehen. Jn ſolchen Nächten gewahrt man die Jbijaus, in großer Höhe gleich den Adlern
dahinſchwebend und weite Strecken durchfliegend, mit dem Fange großer Abend- und Nachtfalter ſich
beſchäftigend. Es gibt in Braſilien eine Menge ſehr großer Schmetterlinge, welche eben nur ein ſo
ungeheurer Rachen zu bewältigen weiß, und dieſe Schmetterlinge haben in den Rieſenſchwalben ihre
furchtbarſten Feinde: ſie werden von ihnen in Menge verzehrt. Die Spuren der von den Mahl-
zeiten zurückbleibenden Schmetterlingsflügel, welche nicht mit verſchluckt werden, findet man oft
maſſenhaft auf dem Boden der Waldungen.‟ Bei dieſen Jagden ſetzen ſich, wie Azara mittheilt,
die Rieſenſchwalben ſelten auf die Erde, und wenn es geſchieht, breiten ſie ihre Flügel aus und ſtützen
ſich auf ſie und den Schwanz, ohne ſich ihrer Füße zu bedienen (?). Jhr lang gezogenes und trau-
riges Geſchrei vernimmt man mit wenig Unterbrechungen während der ganzen Nacht, und einer der
Gatten des Paares beantwortet das Geſchrei des anderen. Gegen den Morgen hin ſucht jeder
ſeinen Sitz.
Azara ſagt, daß der Urutau in hohlen Bäumen, Burmeiſter, daß er in ausgehöhlten, offenen
Baumäſten niſte und in eine kleine Vertiefung zwei braune, dunkler gefleckte Eier auf das bloße Holz
lege. Letzterer erhielt auch eines der Eier. Es war länglich rund, am dicken Ende kaum ſtumpfer,
als am ſpitzen, glanzlos und auf reinweißem Grund mit graubraunen, lederbraunen und ſchwarz-
braunen Spritzpunkten beſetzt, welche gegen das eine Ende hin am dichteſten ſich zuſammen drängten.
Ueber das Betragen der gefangenen Rieſenſchwalbe gibt Azara dürftige Auskunft. Zu Ende
Dezembers erhielt er einen altgefangenen Vogel dieſer Art und fütterte denſelben mit klar gehacktem
Fleiſch, bei welcher Nahrung er bis zum März aushielt. Als um dieſe Zeit die Winterkälte eintrat,
wurde er traurig und verweigerte eine ganze Woche lang jegliche Nahrung, ſo daß ſich Azara ent-
ſchloß, ihn zu tödten. Dieſer Gefangene ſaß den ganzen Tag über unbeweglich auf einer Stuhllehne,
die Angen geſchloffen; mit Einbruch der Dämmerung aber und in den Frühſtunden flog er nach
allen Richtungen im Zimmer umher. Er ſchrie nur, wenn man ihn in die Hand nahm, dann aber
ſtark und unangenehm, etwa wie „Kwa kwa‟. Näherte ſich ihm Jemand, um ihn zu ergreifen, ſo
öffnete er die Augen und gleichzeitig den Rachen, ſo weit er konnte.
Jn tiefen Felshöhlen oder Felsſchluchten der Gebirge Mittelamerikas lebt ein wunderbarer
Vogel, welcher von den Forſchern den Nachtſchwalben beigezählt wird, obgleich er ſich durch ſeine
Lebensweiſe ſo auffallend von allen übrigen Arten dieſer Familie unterſcheidet, daß man wohl annehmen
darf, ſeine Aehnlichkeit mit den ihm zuertheilten Verwandten könne nur eine ſcheinbare, keine wirk-
liche ſein. Jch halte es für angemeſſen, ihn geſondert hier aufzuführen.
Der Fettvogel oder Guacharo (Steatornis caripensis) zeigt, was die Geſtalt anlangt, allerdings
die hauptſächlichen Merkmale der Nachtſchwalben und zumal der Rieſen dieſer Familie, bewahrt ſich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/715>, abgerufen am 22.11.2024.
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