Gesellschaften vereinigt, daß sie fast ausschließlich auf Bäumen und hier von Kerbthieren mancherlei Art leben, welche sie entweder von den Zweigen der Bäume ablesen oder im Fluge fangen. Einige sollen auch Beeren verzehren, wie die eigentlichen Fliegenfänger unter Umständen eben- falls thun.
Jch habe eine Art der Familie zur Beschreibung erwählt, welche von Hartlaub nicht hierher gerechnet wird: den Mennigvogel (Pericrocotus speciosus), weil er schon wegen der Pracht seines Gefieders der Erwähnung verdient. Die Kenuzeichen der Sippe, welche er vertritt, liegen in dem ziemlich kurzen Schnabel, welcher breit am Grunde, aber nicht gerade niedrig und auf der Firste leicht gebogen ist, in den kurzläufigen, schwachen Füßen, deren mittellange Zehen mit stark gebogenen Krallen bewehrt, in den mittellangen Flügeln, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längsten und in dem mittellangen Schwanze, dessen mittlere Federn gerade abgeschnitten sind, während die drei seitlichen sich scharf abstoßen. Die Länge des männlichen Vogels beträgt 9 Zoll, die Breite 121/2, die Fittiglänge 41/4, die Schwanzlänge 4 Zoll. Das Kleid ist prächtig gefärbt. Beim Männchen sind die Oberseite, die Schwingen und die beiden mittleren Schwanzfedern glänzend blauschwarz, der Unterrücken, ein breites Band über die Flügel, welches durch einen Flecken an der Außenfahne der Schwingen und einige Deckfedern gebildet wird, die seitlichen Schwanzfedern und die ganze Unterseite von der Brust an prächtig scharlachroth. Beim Weibchen sind alle Farben mehr graulich, der Vorder- kopf, der Rücken und die Oberschwanzdecken grünlichgelb, die Schwingen düster schwarz, gelb gefleckt, die mittleren Schwanzfedern dunkelgelb gespitzt, die übrigen Federn hochgelb, mit dunklerer Quer- zeichnung. Das Auge ist braun, der Schnabel und die Füße sind schwarz.
Ein großer Theil Jndiens vom Himalaya an bis Kalkutta, Assam, Burmah und andere Land- striche jener Gegenden sind die Heimat dieses prachtvollen Vogels, Waldungen in einer Höhe von 3 bis 4000 Fuß über dem Meere sein Hauptaufenthalt. Wie andere Arten der Familie vereinigt er sich zu kleinen Gesellschaften, welche sich den Tag über in dem Gezweige umhertreiben und von den Blättern und Blüthen Kerbthiere aufnehmen oder sie nach Art der Meisen von den unteren Theilen der Zweige ablesen, zuweilen, wenn auch selten, emporsteigen, aber auch zum Boden herabkommen. Sein oft wiederholter Ruf ist lebhaft, aber ansprechend. Jm Uebrigen scheinen über die Lebensweise Beobachtungen zu fehlen. Jerdon, welchem ich das Vorstehende entnommen habe, berichtet aber über andere Arten, deren Lebensweise mit der des beschriebenen Vogels ebenso übereinstimmt, wie Gestalt und Färbung. Aus diesen Berichten erfahren wir, daß die Mennigvögel sich gewöhnlich auf lichtkronigen Bäumen aufhalten, meist in Flügen von fünf oder sechs Stücken, die Geschlechter oft getrennt, daß sie munter umherhüpfen und Kerbthiere aufnehmen oder sie nach echter Fliegenfängerart in der Lust verfolgen. Für einzelne Arten scheinen Schmetterlinge das hauptsächlichste, wenn auch nicht ausschließlichste Futter zu bilden. Ein Nest, welches man Jerdon brachte, war ziemlich sorgfältig aus Wurzeln, Fasern und Mos zusammengebaut und enthielt drei Eier, welche auf weißem Grunde spärlich mit ziegelrothen Punkten gezeichnet waren. Die Gefangenschaft scheinen die Mennigvögel nicht zu vertragen; Hamilton versichert wenigstens, daß sie im Käfig bald dahinwelken und sterben.
Ueber die Lebensweise eines anderen Mennigvogels, welcher auf den Philippinen, in China und Ostsibirien lebt und ein sehr bescheidenes graues Kleid trägt, theilt Radde noch Einiges mit. Er traf den Vogel in den Wäldern des Burejagebirges in Schwärmen von 15 -- 20 Stücken und glaubt, daß diese Gesellschaften sich zur Brutzeit in Paare auflösen, die Gegend nicht verlassen und auf dem Bureja brüten.
Die Flüge tummelten sich, wie Radde sagt, sehr wild und lärmend in den Kronen der höchsten Bäume umher, besonders gern im lichten Hochwalde, welcher von Eichen und Rüstern gebildet wird. Sie verriethen sich durch den Lärm, welchen sie hervorriefen, in den sonst so stillen Wäldern schon auf sehr bedeutende Entfernungen. Sie waren, obgleich sehr häufig, so scheu und wachsam, daß Radde nur zwei von ihnen erlegen konnte. Einmal aufgescheucht, schwärmten sie in bedeutender
Hähnchen. Mennigvogel
Geſellſchaften vereinigt, daß ſie faſt ausſchließlich auf Bäumen und hier von Kerbthieren mancherlei Art leben, welche ſie entweder von den Zweigen der Bäume ableſen oder im Fluge fangen. Einige ſollen auch Beeren verzehren, wie die eigentlichen Fliegenfänger unter Umſtänden eben- falls thun.
Jch habe eine Art der Familie zur Beſchreibung erwählt, welche von Hartlaub nicht hierher gerechnet wird: den Mennigvogel (Pericrocotus speciosus), weil er ſchon wegen der Pracht ſeines Gefieders der Erwähnung verdient. Die Kenuzeichen der Sippe, welche er vertritt, liegen in dem ziemlich kurzen Schnabel, welcher breit am Grunde, aber nicht gerade niedrig und auf der Firſte leicht gebogen iſt, in den kurzläufigen, ſchwachen Füßen, deren mittellange Zehen mit ſtark gebogenen Krallen bewehrt, in den mittellangen Flügeln, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längſten und in dem mittellangen Schwanze, deſſen mittlere Federn gerade abgeſchnitten ſind, während die drei ſeitlichen ſich ſcharf abſtoßen. Die Länge des männlichen Vogels beträgt 9 Zoll, die Breite 12½, die Fittiglänge 4¼, die Schwanzlänge 4 Zoll. Das Kleid iſt prächtig gefärbt. Beim Männchen ſind die Oberſeite, die Schwingen und die beiden mittleren Schwanzfedern glänzend blauſchwarz, der Unterrücken, ein breites Band über die Flügel, welches durch einen Flecken an der Außenfahne der Schwingen und einige Deckfedern gebildet wird, die ſeitlichen Schwanzfedern und die ganze Unterſeite von der Bruſt an prächtig ſcharlachroth. Beim Weibchen ſind alle Farben mehr graulich, der Vorder- kopf, der Rücken und die Oberſchwanzdecken grünlichgelb, die Schwingen düſter ſchwarz, gelb gefleckt, die mittleren Schwanzfedern dunkelgelb geſpitzt, die übrigen Federn hochgelb, mit dunklerer Quer- zeichnung. Das Auge iſt braun, der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz.
Ein großer Theil Jndiens vom Himalaya an bis Kalkutta, Aſſam, Burmah und andere Land- ſtriche jener Gegenden ſind die Heimat dieſes prachtvollen Vogels, Waldungen in einer Höhe von 3 bis 4000 Fuß über dem Meere ſein Hauptaufenthalt. Wie andere Arten der Familie vereinigt er ſich zu kleinen Geſellſchaften, welche ſich den Tag über in dem Gezweige umhertreiben und von den Blättern und Blüthen Kerbthiere aufnehmen oder ſie nach Art der Meiſen von den unteren Theilen der Zweige ableſen, zuweilen, wenn auch ſelten, emporſteigen, aber auch zum Boden herabkommen. Sein oft wiederholter Ruf iſt lebhaft, aber anſprechend. Jm Uebrigen ſcheinen über die Lebensweiſe Beobachtungen zu fehlen. Jerdon, welchem ich das Vorſtehende entnommen habe, berichtet aber über andere Arten, deren Lebensweiſe mit der des beſchriebenen Vogels ebenſo übereinſtimmt, wie Geſtalt und Färbung. Aus dieſen Berichten erfahren wir, daß die Mennigvögel ſich gewöhnlich auf lichtkronigen Bäumen aufhalten, meiſt in Flügen von fünf oder ſechs Stücken, die Geſchlechter oft getrennt, daß ſie munter umherhüpfen und Kerbthiere aufnehmen oder ſie nach echter Fliegenfängerart in der Luſt verfolgen. Für einzelne Arten ſcheinen Schmetterlinge das hauptſächlichſte, wenn auch nicht ausſchließlichſte Futter zu bilden. Ein Neſt, welches man Jerdon brachte, war ziemlich ſorgfältig aus Wurzeln, Faſern und Mos zuſammengebaut und enthielt drei Eier, welche auf weißem Grunde ſpärlich mit ziegelrothen Punkten gezeichnet waren. Die Gefangenſchaft ſcheinen die Mennigvögel nicht zu vertragen; Hamilton verſichert wenigſtens, daß ſie im Käfig bald dahinwelken und ſterben.
Ueber die Lebensweiſe eines anderen Mennigvogels, welcher auf den Philippinen, in China und Oſtſibirien lebt und ein ſehr beſcheidenes graues Kleid trägt, theilt Radde noch Einiges mit. Er traf den Vogel in den Wäldern des Burejagebirges in Schwärmen von 15 — 20 Stücken und glaubt, daß dieſe Geſellſchaften ſich zur Brutzeit in Paare auflöſen, die Gegend nicht verlaſſen und auf dem Bureja brüten.
Die Flüge tummelten ſich, wie Radde ſagt, ſehr wild und lärmend in den Kronen der höchſten Bäume umher, beſonders gern im lichten Hochwalde, welcher von Eichen und Rüſtern gebildet wird. Sie verriethen ſich durch den Lärm, welchen ſie hervorriefen, in den ſonſt ſo ſtillen Wäldern ſchon auf ſehr bedeutende Entfernungen. Sie waren, obgleich ſehr häufig, ſo ſcheu und wachſam, daß Radde nur zwei von ihnen erlegen konnte. Einmal aufgeſcheucht, ſchwärmten ſie in bedeutender
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Hähnchen. Mennigvogel
Geſellſchaften vereinigt, daß ſie faſt ausſchließlich auf Bäumen und hier von Kerbthieren
mancherlei Art leben, welche ſie entweder von den Zweigen der Bäume ableſen oder im Fluge fangen.
Einige ſollen auch Beeren verzehren, wie die eigentlichen Fliegenfänger unter Umſtänden eben-
falls thun.
Jch habe eine Art der Familie zur Beſchreibung erwählt, welche von Hartlaub nicht hierher
gerechnet wird: den Mennigvogel (Pericrocotus speciosus), weil er ſchon wegen der Pracht ſeines
Gefieders der Erwähnung verdient. Die Kenuzeichen der Sippe, welche er vertritt, liegen in dem
ziemlich kurzen Schnabel, welcher breit am Grunde, aber nicht gerade niedrig und auf der Firſte leicht
gebogen iſt, in den kurzläufigen, ſchwachen Füßen, deren mittellange Zehen mit ſtark gebogenen Krallen
bewehrt, in den mittellangen Flügeln, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längſten und in
dem mittellangen Schwanze, deſſen mittlere Federn gerade abgeſchnitten ſind, während die drei
ſeitlichen ſich ſcharf abſtoßen. Die Länge des männlichen Vogels beträgt 9 Zoll, die Breite 12½, die
Fittiglänge 4¼, die Schwanzlänge 4 Zoll. Das Kleid iſt prächtig gefärbt. Beim Männchen ſind
die Oberſeite, die Schwingen und die beiden mittleren Schwanzfedern glänzend blauſchwarz, der
Unterrücken, ein breites Band über die Flügel, welches durch einen Flecken an der Außenfahne der
Schwingen und einige Deckfedern gebildet wird, die ſeitlichen Schwanzfedern und die ganze Unterſeite
von der Bruſt an prächtig ſcharlachroth. Beim Weibchen ſind alle Farben mehr graulich, der Vorder-
kopf, der Rücken und die Oberſchwanzdecken grünlichgelb, die Schwingen düſter ſchwarz, gelb gefleckt,
die mittleren Schwanzfedern dunkelgelb geſpitzt, die übrigen Federn hochgelb, mit dunklerer Quer-
zeichnung. Das Auge iſt braun, der Schnabel und die Füße ſind ſchwarz.
Ein großer Theil Jndiens vom Himalaya an bis Kalkutta, Aſſam, Burmah und andere Land-
ſtriche jener Gegenden ſind die Heimat dieſes prachtvollen Vogels, Waldungen in einer Höhe von
3 bis 4000 Fuß über dem Meere ſein Hauptaufenthalt. Wie andere Arten der Familie vereinigt er
ſich zu kleinen Geſellſchaften, welche ſich den Tag über in dem Gezweige umhertreiben und von den
Blättern und Blüthen Kerbthiere aufnehmen oder ſie nach Art der Meiſen von den unteren Theilen
der Zweige ableſen, zuweilen, wenn auch ſelten, emporſteigen, aber auch zum Boden herabkommen.
Sein oft wiederholter Ruf iſt lebhaft, aber anſprechend. Jm Uebrigen ſcheinen über die Lebensweiſe
Beobachtungen zu fehlen. Jerdon, welchem ich das Vorſtehende entnommen habe, berichtet aber
über andere Arten, deren Lebensweiſe mit der des beſchriebenen Vogels ebenſo übereinſtimmt, wie
Geſtalt und Färbung. Aus dieſen Berichten erfahren wir, daß die Mennigvögel ſich gewöhnlich auf
lichtkronigen Bäumen aufhalten, meiſt in Flügen von fünf oder ſechs Stücken, die Geſchlechter oft
getrennt, daß ſie munter umherhüpfen und Kerbthiere aufnehmen oder ſie nach echter Fliegenfängerart
in der Luſt verfolgen. Für einzelne Arten ſcheinen Schmetterlinge das hauptſächlichſte, wenn auch nicht
ausſchließlichſte Futter zu bilden. Ein Neſt, welches man Jerdon brachte, war ziemlich ſorgfältig
aus Wurzeln, Faſern und Mos zuſammengebaut und enthielt drei Eier, welche auf weißem Grunde
ſpärlich mit ziegelrothen Punkten gezeichnet waren. Die Gefangenſchaft ſcheinen die Mennigvögel
nicht zu vertragen; Hamilton verſichert wenigſtens, daß ſie im Käfig bald dahinwelken und ſterben.
Ueber die Lebensweiſe eines anderen Mennigvogels, welcher auf den Philippinen, in China und
Oſtſibirien lebt und ein ſehr beſcheidenes graues Kleid trägt, theilt Radde noch Einiges mit. Er
traf den Vogel in den Wäldern des Burejagebirges in Schwärmen von 15 — 20 Stücken und glaubt,
daß dieſe Geſellſchaften ſich zur Brutzeit in Paare auflöſen, die Gegend nicht verlaſſen und auf dem
Bureja brüten.
Die Flüge tummelten ſich, wie Radde ſagt, ſehr wild und lärmend in den Kronen der höchſten
Bäume umher, beſonders gern im lichten Hochwalde, welcher von Eichen und Rüſtern gebildet wird.
Sie verriethen ſich durch den Lärm, welchen ſie hervorriefen, in den ſonſt ſo ſtillen Wäldern ſchon auf
ſehr bedeutende Entfernungen. Sie waren, obgleich ſehr häufig, ſo ſcheu und wachſam, daß
Radde nur zwei von ihnen erlegen konnte. Einmal aufgeſcheucht, ſchwärmten ſie in bedeutender
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/769>, abgerufen am 22.11.2024.
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