übergebogenen Spitze tief gekerbten Schnabel, mit dünnen, langläufigen Füßen, deren äußere Zehen mit den mittleren theilweise verbunden sind, etwas zugespitzten Flügeln, in denen die zweite Schwinge die längste ist, kurzem Schwanz und angenehm gezeichnetem Gefieder.
Die bekannteste Art der Sippe ist der Diamantvogel (Pardalotus punctatus). Das Gefieder ist sehr bunt. Der Oberkopf, die Flügel und der Schwanz sind schwarz, alle Federn nächst der Spitze mit einem runden weißen Flecken geziert. Ein Streif, welcher über dem Auge verläuft, ist weiß; die Wangen und die Halsseiten sind grau, die Rückenfedern an ihrer Wurzel grau, hierauf braun und endlich schwarz gesäumt, die Oberschwanzdeckfedern zinnoberroth, Gurgel, Brust und Unterschwanz- deckfedern gelb, der Bauch und die Seiten fahl. Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel braun- schwarz, der Fuß braun. Das Weibchen ist weniger lebhaft, dem Männchen aber nicht unähnlich gezeichnet. Die Länge beträgt 31/2 Zoll.
Der Diamantvogel ist die verbreitetste Art seiner Sippe. Er findet sich in ganz Südaustralien von der West- bis zur Ostküste und häufig auch noch auf Vandiemensland. Da, wo es Bäume oder Gesträuche gibt, trifft man ihn überall an. Er kommt ebenso oft in die Gärten herein, als er sich in den offenen Wäldern findet. Ungemein beweglich, meisenartig im Gezweig der Bäume umherkletternd, ober- und unterhalb der Blätter mit gleicher Leichtigkeit sich bewegend, sucht er nach Kerbthieren, welche seine hauptsächlichste, wenn nicht ausschließliche Nahrung zu bilden scheinen. Seine Stimme ist ein nicht eben angenehm pfeifender, zweisilbiger Ton, welcher beständig wiederholt und von den Ein- gebornen durch die Worte "Wie tief, wie tief" übersetzt wird. Das Auffallendste im Leben dieses Vogels ist die Art und Weise seines Nestbaues. Während die anderen Arten in hohlen Bäumen nisten, gräbt der Diamantvogel in senkrechten Abstürzen oder selbst in flachen Boden eine Höhlung, eben groß genug, um bequem hineinkommen zu können, von 2 bis 3 Fuß Tiefe, erweitert sie an dem einen Ende und bringt hier das Nest an, regelmäßig in größerer Höhe, als der Eingang, so daß es vor Regen gesichert ist. Das Nest selbst ist nett und schön gebaut, fast ausschließlich aus Streifen der inneren Rinde der Gummibäume, innen mit denselben Stoffen ausgefüttert. Es hat die Gestalt einer Kugel von etwa 3 Zoll im Durchmesser und besitzt ein seitliches Flugloch. Gould entdeckte mehrere Nester, obwohl dieselben schwer zu finden sind; denn die Oeffnung ist gewöhnlich durch Kräuter oder Wurzeln verdeckt, und man bemerkt sie nur, wenn man den Vogel durch sie aus- und einfliegen sieht. Bewunderungswürdig ist, wie er am Ende einer so finstern Höhle ein so zierliches Nest bauen kann: er steht möglicherweise in dieser Kunstfertigkeit einzig da; denn alle übrigen Vögel, welche in ähnlicher Weise nisten, errichten sich Baue, welche kaum den Namen eines Nestes verdienen. Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern. Sie sind ziemlich rund, glänzend und lichtröthlichweiß. Jedes Pärchen scheint jährlich zwei Bruten zu machen.
Fast alle Thierkundigen, welche ein System aufstellten und ebenso die Reisenden, welche das Leben der Vögel an Ort und Stelle beobachteten, sehen die Kropfvögel (Gymnoderi) als nahe Verwandte der Schmuckvögel an, obgleich jene durch bedeutende Größe und eigenthümliche Sitten von diesen abweichen. Die Familie umfaßt Vögel von Krähen- bis zur Drosselgröße, welche in ihrem Leibesbau vielfach an die Raben erinnern, sich aber durch Schnabel und Fußbau hinlänglich unterscheiden. Der Leib ist kräftig, der Hals kurz, der Kopf groß, der Flügel mittellang, ziemlich spitz, in ihm die dritte Schwinge die längste, der zwölffedrige Schwanz ziemlich kurz und gerade abge- schnitten. Der Schnabel ändert in seinen Verhältnissen ab, ist aber im allgemeinen an der Wurzel platt gedrückt, auf der Firste stumpfkantig, an der Spitze flach übergebogen und neben ihr mit einem schwachen Ausschnitt versehen, in welchen die Spitze des Unterkiefers sich einlegt. Die Kiefergelenkung beider Hälften liegt weit nach rückwärts, der Schnabel ist also tief gespalten und erinnert an den der Sperrvögel. Die Füße sind stark und kurz, nur zum Sitzen, kaum zum Gehen geeignet. Das
Die Fänger. Singvögel. Schmuckvögel. Kropfvögel.
übergebogenen Spitze tief gekerbten Schnabel, mit dünnen, langläufigen Füßen, deren äußere Zehen mit den mittleren theilweiſe verbunden ſind, etwas zugeſpitzten Flügeln, in denen die zweite Schwinge die längſte iſt, kurzem Schwanz und angenehm gezeichnetem Gefieder.
Die bekannteſte Art der Sippe iſt der Diamantvogel (Pardalotus punctatus). Das Gefieder iſt ſehr bunt. Der Oberkopf, die Flügel und der Schwanz ſind ſchwarz, alle Federn nächſt der Spitze mit einem runden weißen Flecken geziert. Ein Streif, welcher über dem Auge verläuft, iſt weiß; die Wangen und die Halsſeiten ſind grau, die Rückenfedern an ihrer Wurzel grau, hierauf braun und endlich ſchwarz geſäumt, die Oberſchwanzdeckfedern zinnoberroth, Gurgel, Bruſt und Unterſchwanz- deckfedern gelb, der Bauch und die Seiten fahl. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel braun- ſchwarz, der Fuß braun. Das Weibchen iſt weniger lebhaft, dem Männchen aber nicht unähnlich gezeichnet. Die Länge beträgt 3½ Zoll.
Der Diamantvogel iſt die verbreitetſte Art ſeiner Sippe. Er findet ſich in ganz Südauſtralien von der Weſt- bis zur Oſtküſte und häufig auch noch auf Vandiemensland. Da, wo es Bäume oder Geſträuche gibt, trifft man ihn überall an. Er kommt ebenſo oft in die Gärten herein, als er ſich in den offenen Wäldern findet. Ungemein beweglich, meiſenartig im Gezweig der Bäume umherkletternd, ober- und unterhalb der Blätter mit gleicher Leichtigkeit ſich bewegend, ſucht er nach Kerbthieren, welche ſeine hauptſächlichſte, wenn nicht ausſchließliche Nahrung zu bilden ſcheinen. Seine Stimme iſt ein nicht eben angenehm pfeifender, zweiſilbiger Ton, welcher beſtändig wiederholt und von den Ein- gebornen durch die Worte „Wie tief, wie tief‟ überſetzt wird. Das Auffallendſte im Leben dieſes Vogels iſt die Art und Weiſe ſeines Neſtbaues. Während die anderen Arten in hohlen Bäumen niſten, gräbt der Diamantvogel in ſenkrechten Abſtürzen oder ſelbſt in flachen Boden eine Höhlung, eben groß genug, um bequem hineinkommen zu können, von 2 bis 3 Fuß Tiefe, erweitert ſie an dem einen Ende und bringt hier das Neſt an, regelmäßig in größerer Höhe, als der Eingang, ſo daß es vor Regen geſichert iſt. Das Neſt ſelbſt iſt nett und ſchön gebaut, faſt ausſchließlich aus Streifen der inneren Rinde der Gummibäume, innen mit denſelben Stoffen ausgefüttert. Es hat die Geſtalt einer Kugel von etwa 3 Zoll im Durchmeſſer und beſitzt ein ſeitliches Flugloch. Gould entdeckte mehrere Neſter, obwohl dieſelben ſchwer zu finden ſind; denn die Oeffnung iſt gewöhnlich durch Kräuter oder Wurzeln verdeckt, und man bemerkt ſie nur, wenn man den Vogel durch ſie aus- und einfliegen ſieht. Bewunderungswürdig iſt, wie er am Ende einer ſo finſtern Höhle ein ſo zierliches Neſt bauen kann: er ſteht möglicherweiſe in dieſer Kunſtfertigkeit einzig da; denn alle übrigen Vögel, welche in ähnlicher Weiſe niſten, errichten ſich Baue, welche kaum den Namen eines Neſtes verdienen. Das Gelege beſteht aus vier bis fünf Eiern. Sie ſind ziemlich rund, glänzend und lichtröthlichweiß. Jedes Pärchen ſcheint jährlich zwei Bruten zu machen.
Faſt alle Thierkundigen, welche ein Syſtem aufſtellten und ebenſo die Reiſenden, welche das Leben der Vögel an Ort und Stelle beobachteten, ſehen die Kropfvögel (Gymnoderi) als nahe Verwandte der Schmuckvögel an, obgleich jene durch bedeutende Größe und eigenthümliche Sitten von dieſen abweichen. Die Familie umfaßt Vögel von Krähen- bis zur Droſſelgröße, welche in ihrem Leibesbau vielfach an die Raben erinnern, ſich aber durch Schnabel und Fußbau hinlänglich unterſcheiden. Der Leib iſt kräftig, der Hals kurz, der Kopf groß, der Flügel mittellang, ziemlich ſpitz, in ihm die dritte Schwinge die längſte, der zwölffedrige Schwanz ziemlich kurz und gerade abge- ſchnitten. Der Schnabel ändert in ſeinen Verhältniſſen ab, iſt aber im allgemeinen an der Wurzel platt gedrückt, auf der Firſte ſtumpfkantig, an der Spitze flach übergebogen und neben ihr mit einem ſchwachen Ausſchnitt verſehen, in welchen die Spitze des Unterkiefers ſich einlegt. Die Kiefergelenkung beider Hälften liegt weit nach rückwärts, der Schnabel iſt alſo tief geſpalten und erinnert an den der Sperrvögel. Die Füße ſind ſtark und kurz, nur zum Sitzen, kaum zum Gehen geeignet. Das
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Die Fänger. Singvögel. Schmuckvögel. Kropfvögel.
übergebogenen Spitze tief gekerbten Schnabel, mit dünnen, langläufigen Füßen, deren äußere Zehen
mit den mittleren theilweiſe verbunden ſind, etwas zugeſpitzten Flügeln, in denen die zweite Schwinge
die längſte iſt, kurzem Schwanz und angenehm gezeichnetem Gefieder.
Die bekannteſte Art der Sippe iſt der Diamantvogel (Pardalotus punctatus). Das Gefieder
iſt ſehr bunt. Der Oberkopf, die Flügel und der Schwanz ſind ſchwarz, alle Federn nächſt der Spitze
mit einem runden weißen Flecken geziert. Ein Streif, welcher über dem Auge verläuft, iſt weiß;
die Wangen und die Halsſeiten ſind grau, die Rückenfedern an ihrer Wurzel grau, hierauf braun
und endlich ſchwarz geſäumt, die Oberſchwanzdeckfedern zinnoberroth, Gurgel, Bruſt und Unterſchwanz-
deckfedern gelb, der Bauch und die Seiten fahl. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel braun-
ſchwarz, der Fuß braun. Das Weibchen iſt weniger lebhaft, dem Männchen aber nicht unähnlich
gezeichnet. Die Länge beträgt 3½ Zoll.
Der Diamantvogel iſt die verbreitetſte Art ſeiner Sippe. Er findet ſich in ganz Südauſtralien
von der Weſt- bis zur Oſtküſte und häufig auch noch auf Vandiemensland. Da, wo es Bäume oder
Geſträuche gibt, trifft man ihn überall an. Er kommt ebenſo oft in die Gärten herein, als er ſich in
den offenen Wäldern findet. Ungemein beweglich, meiſenartig im Gezweig der Bäume umherkletternd,
ober- und unterhalb der Blätter mit gleicher Leichtigkeit ſich bewegend, ſucht er nach Kerbthieren,
welche ſeine hauptſächlichſte, wenn nicht ausſchließliche Nahrung zu bilden ſcheinen. Seine Stimme iſt
ein nicht eben angenehm pfeifender, zweiſilbiger Ton, welcher beſtändig wiederholt und von den Ein-
gebornen durch die Worte „Wie tief, wie tief‟ überſetzt wird. Das Auffallendſte im Leben dieſes
Vogels iſt die Art und Weiſe ſeines Neſtbaues. Während die anderen Arten in hohlen Bäumen
niſten, gräbt der Diamantvogel in ſenkrechten Abſtürzen oder ſelbſt in flachen Boden eine Höhlung,
eben groß genug, um bequem hineinkommen zu können, von 2 bis 3 Fuß Tiefe, erweitert ſie an dem
einen Ende und bringt hier das Neſt an, regelmäßig in größerer Höhe, als der Eingang, ſo daß es
vor Regen geſichert iſt. Das Neſt ſelbſt iſt nett und ſchön gebaut, faſt ausſchließlich aus Streifen der
inneren Rinde der Gummibäume, innen mit denſelben Stoffen ausgefüttert. Es hat die Geſtalt
einer Kugel von etwa 3 Zoll im Durchmeſſer und beſitzt ein ſeitliches Flugloch. Gould entdeckte
mehrere Neſter, obwohl dieſelben ſchwer zu finden ſind; denn die Oeffnung iſt gewöhnlich durch Kräuter
oder Wurzeln verdeckt, und man bemerkt ſie nur, wenn man den Vogel durch ſie aus- und einfliegen
ſieht. Bewunderungswürdig iſt, wie er am Ende einer ſo finſtern Höhle ein ſo zierliches Neſt bauen
kann: er ſteht möglicherweiſe in dieſer Kunſtfertigkeit einzig da; denn alle übrigen Vögel, welche in
ähnlicher Weiſe niſten, errichten ſich Baue, welche kaum den Namen eines Neſtes verdienen. Das
Gelege beſteht aus vier bis fünf Eiern. Sie ſind ziemlich rund, glänzend und lichtröthlichweiß.
Jedes Pärchen ſcheint jährlich zwei Bruten zu machen.
Faſt alle Thierkundigen, welche ein Syſtem aufſtellten und ebenſo die Reiſenden, welche das
Leben der Vögel an Ort und Stelle beobachteten, ſehen die Kropfvögel (Gymnoderi) als nahe
Verwandte der Schmuckvögel an, obgleich jene durch bedeutende Größe und eigenthümliche Sitten
von dieſen abweichen. Die Familie umfaßt Vögel von Krähen- bis zur Droſſelgröße, welche in
ihrem Leibesbau vielfach an die Raben erinnern, ſich aber durch Schnabel und Fußbau hinlänglich
unterſcheiden. Der Leib iſt kräftig, der Hals kurz, der Kopf groß, der Flügel mittellang, ziemlich ſpitz,
in ihm die dritte Schwinge die längſte, der zwölffedrige Schwanz ziemlich kurz und gerade abge-
ſchnitten. Der Schnabel ändert in ſeinen Verhältniſſen ab, iſt aber im allgemeinen an der Wurzel
platt gedrückt, auf der Firſte ſtumpfkantig, an der Spitze flach übergebogen und neben ihr mit einem
ſchwachen Ausſchnitt verſehen, in welchen die Spitze des Unterkiefers ſich einlegt. Die Kiefergelenkung
beider Hälften liegt weit nach rückwärts, der Schnabel iſt alſo tief geſpalten und erinnert an den der
Sperrvögel. Die Füße ſind ſtark und kurz, nur zum Sitzen, kaum zum Gehen geeignet. Das
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/794>, abgerufen am 22.11.2024.
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