auf dem Zuge Nordafrika. Bei uns erscheint es erst Ende Aprils und verweilt hier höchstens bis Ende Septembers; in Spanien hingegen sieht man es während des ganzen Jahres, ja, schon Groß- britannien verläßt es, nach den einstimmigen Angaben der englischen Forscher, während des Winters nicht mehr.
Wiesen, welche von Bächen durchschnitten sind oder in der Nähe von andern Gewässern liegen, an freies Feld oder an Waldungen grenzen und mit einzelnen niederen Gebüschen bestanden sind, bilden die beliebtesten Aufenthaltsorte des Braunkehlchens. Es meidet die Oede und findet sich fast ausschließlich im bebauten Lande. Je fruchtbarer eine Gegend ist, um so häufiger trifft man es an: in den Vegas oder Fruchtebenen Spaniens ist es überaus häufig. Während der Brutzeit hält es fest an den Wiesen, nach ihr wendet es sich dem Felde zu und treibt sich hier auf demselben, am liebsten auf Kartoffel- oder Krautfeldern umher, daher denn auch einer der Namen. Da, wo es vorkommt
[Abbildung]
Das Schwarzkehlchen oder der Schollenhüpfer (Pratincola rubicola).
wird man es selten vermissen; denn es wählt sich stets erhabene Punkte zu seinen Ruheorten und späht von diesen nach Beute aus.
Es läßt sich nicht verkennen, daß die Braunkehlchen oder die Wiesenschmätzer überhaupt lang- weiliger sind, als andere Arten der Familie; immerhin aber gehören sie zu den muntersten, bewegungslustigsten, unruhigsten und hurtigsten Vögeln unseres Vaterlandes. Auf der Erde hüpfen sie schnellen Sprunges dahin, machen auf jeder Erhabenheit Halt, beugen sich schnell vorwärts und wippen mit dem Schwanze nach unten. Jm Flug beschreiben sie kurze Bogen niedrig über dem Boden dahin, wissen sich aber sehr gewandt zu schwenken und zu wenden und sind im Stande, fliegende Kerbthiere aller Art mit Sicherheit aufzunehmen. Ueber Tags sind sie fast immer in Thätigkeit. Sie sitzen auf der Spitze eines niederen Busches oder Baumes, schauen sich hier nach allen Seiten um, stürzen plötzlich zum Boden herab, nehmen die erspähete Beute auf und kehren zu dem früheren Standorte zurück oder fliegen einem andern erhabenen Punkte zu. Sie sind nicht
Die Fänger. Singvögel. Schmätzer.
auf dem Zuge Nordafrika. Bei uns erſcheint es erſt Ende Aprils und verweilt hier höchſtens bis Ende Septembers; in Spanien hingegen ſieht man es während des ganzen Jahres, ja, ſchon Groß- britannien verläßt es, nach den einſtimmigen Angaben der engliſchen Forſcher, während des Winters nicht mehr.
Wieſen, welche von Bächen durchſchnitten ſind oder in der Nähe von andern Gewäſſern liegen, an freies Feld oder an Waldungen grenzen und mit einzelnen niederen Gebüſchen beſtanden ſind, bilden die beliebteſten Aufenthaltsorte des Braunkehlchens. Es meidet die Oede und findet ſich faſt ausſchließlich im bebauten Lande. Je fruchtbarer eine Gegend iſt, um ſo häufiger trifft man es an: in den Vegas oder Fruchtebenen Spaniens iſt es überaus häufig. Während der Brutzeit hält es feſt an den Wieſen, nach ihr wendet es ſich dem Felde zu und treibt ſich hier auf demſelben, am liebſten auf Kartoffel- oder Krautfeldern umher, daher denn auch einer der Namen. Da, wo es vorkommt
[Abbildung]
Das Schwarzkehlchen oder der Schollenhüpfer (Pratincola rubicola).
wird man es ſelten vermiſſen; denn es wählt ſich ſtets erhabene Punkte zu ſeinen Ruheorten und ſpäht von dieſen nach Beute aus.
Es läßt ſich nicht verkennen, daß die Braunkehlchen oder die Wieſenſchmätzer überhaupt lang- weiliger ſind, als andere Arten der Familie; immerhin aber gehören ſie zu den munterſten, bewegungsluſtigſten, unruhigſten und hurtigſten Vögeln unſeres Vaterlandes. Auf der Erde hüpfen ſie ſchnellen Sprunges dahin, machen auf jeder Erhabenheit Halt, beugen ſich ſchnell vorwärts und wippen mit dem Schwanze nach unten. Jm Flug beſchreiben ſie kurze Bogen niedrig über dem Boden dahin, wiſſen ſich aber ſehr gewandt zu ſchwenken und zu wenden und ſind im Stande, fliegende Kerbthiere aller Art mit Sicherheit aufzunehmen. Ueber Tags ſind ſie faſt immer in Thätigkeit. Sie ſitzen auf der Spitze eines niederen Buſches oder Baumes, ſchauen ſich hier nach allen Seiten um, ſtürzen plötzlich zum Boden herab, nehmen die erſpähete Beute auf und kehren zu dem früheren Standorte zurück oder fliegen einem andern erhabenen Punkte zu. Sie ſind nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0824"n="780"/><fwplace="top"type="header">Die Fänger. Singvögel. Schmätzer.</fw><lb/>
auf dem Zuge Nordafrika. Bei uns erſcheint es erſt Ende Aprils und verweilt hier höchſtens bis<lb/>
Ende Septembers; in Spanien hingegen ſieht man es während des ganzen Jahres, ja, ſchon Groß-<lb/>
britannien verläßt es, nach den einſtimmigen Angaben der engliſchen Forſcher, während des<lb/>
Winters nicht mehr.</p><lb/><p>Wieſen, welche von Bächen durchſchnitten ſind oder in der Nähe von andern Gewäſſern liegen,<lb/>
an freies Feld oder an Waldungen grenzen und mit einzelnen niederen Gebüſchen beſtanden ſind,<lb/>
bilden die beliebteſten Aufenthaltsorte des Braunkehlchens. Es meidet die Oede und findet ſich faſt<lb/>
ausſchließlich im bebauten Lande. Je fruchtbarer eine Gegend iſt, um ſo häufiger trifft man es an:<lb/>
in den Vegas oder Fruchtebenen Spaniens iſt es überaus häufig. Während der Brutzeit hält es feſt<lb/>
an den Wieſen, nach ihr wendet es ſich dem Felde zu und treibt ſich hier auf demſelben, am liebſten<lb/>
auf Kartoffel- oder Krautfeldern umher, daher denn auch einer der Namen. Da, wo es vorkommt<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Das Schwarzkehlchen oder der Schollenhüpfer</hi> (<hirendition="#aq">Pratincola rubicola</hi>).</hi></head></figure><lb/>
wird man es ſelten vermiſſen; denn es wählt ſich ſtets erhabene Punkte zu ſeinen Ruheorten und ſpäht<lb/>
von dieſen nach Beute aus.</p><lb/><p>Es läßt ſich nicht verkennen, daß die Braunkehlchen oder die Wieſenſchmätzer überhaupt lang-<lb/>
weiliger ſind, als andere Arten der Familie; immerhin aber gehören ſie zu den munterſten,<lb/>
bewegungsluſtigſten, unruhigſten und hurtigſten Vögeln unſeres Vaterlandes. Auf der Erde hüpfen<lb/>ſie ſchnellen Sprunges dahin, machen auf jeder Erhabenheit Halt, beugen ſich ſchnell vorwärts und<lb/>
wippen mit dem Schwanze nach unten. Jm Flug beſchreiben ſie kurze Bogen niedrig über dem<lb/>
Boden dahin, wiſſen ſich aber ſehr gewandt zu ſchwenken und zu wenden und ſind im Stande,<lb/>
fliegende Kerbthiere aller Art mit Sicherheit aufzunehmen. Ueber Tags ſind ſie faſt immer in<lb/>
Thätigkeit. Sie ſitzen auf der Spitze eines niederen Buſches oder Baumes, ſchauen ſich hier nach<lb/>
allen Seiten um, ſtürzen plötzlich zum Boden herab, nehmen die erſpähete Beute auf und kehren<lb/>
zu dem früheren Standorte zurück oder fliegen einem andern erhabenen Punkte zu. Sie ſind nicht<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[780/0824]
Die Fänger. Singvögel. Schmätzer.
auf dem Zuge Nordafrika. Bei uns erſcheint es erſt Ende Aprils und verweilt hier höchſtens bis
Ende Septembers; in Spanien hingegen ſieht man es während des ganzen Jahres, ja, ſchon Groß-
britannien verläßt es, nach den einſtimmigen Angaben der engliſchen Forſcher, während des
Winters nicht mehr.
Wieſen, welche von Bächen durchſchnitten ſind oder in der Nähe von andern Gewäſſern liegen,
an freies Feld oder an Waldungen grenzen und mit einzelnen niederen Gebüſchen beſtanden ſind,
bilden die beliebteſten Aufenthaltsorte des Braunkehlchens. Es meidet die Oede und findet ſich faſt
ausſchließlich im bebauten Lande. Je fruchtbarer eine Gegend iſt, um ſo häufiger trifft man es an:
in den Vegas oder Fruchtebenen Spaniens iſt es überaus häufig. Während der Brutzeit hält es feſt
an den Wieſen, nach ihr wendet es ſich dem Felde zu und treibt ſich hier auf demſelben, am liebſten
auf Kartoffel- oder Krautfeldern umher, daher denn auch einer der Namen. Da, wo es vorkommt
[Abbildung Das Schwarzkehlchen oder der Schollenhüpfer (Pratincola rubicola).]
wird man es ſelten vermiſſen; denn es wählt ſich ſtets erhabene Punkte zu ſeinen Ruheorten und ſpäht
von dieſen nach Beute aus.
Es läßt ſich nicht verkennen, daß die Braunkehlchen oder die Wieſenſchmätzer überhaupt lang-
weiliger ſind, als andere Arten der Familie; immerhin aber gehören ſie zu den munterſten,
bewegungsluſtigſten, unruhigſten und hurtigſten Vögeln unſeres Vaterlandes. Auf der Erde hüpfen
ſie ſchnellen Sprunges dahin, machen auf jeder Erhabenheit Halt, beugen ſich ſchnell vorwärts und
wippen mit dem Schwanze nach unten. Jm Flug beſchreiben ſie kurze Bogen niedrig über dem
Boden dahin, wiſſen ſich aber ſehr gewandt zu ſchwenken und zu wenden und ſind im Stande,
fliegende Kerbthiere aller Art mit Sicherheit aufzunehmen. Ueber Tags ſind ſie faſt immer in
Thätigkeit. Sie ſitzen auf der Spitze eines niederen Buſches oder Baumes, ſchauen ſich hier nach
allen Seiten um, ſtürzen plötzlich zum Boden herab, nehmen die erſpähete Beute auf und kehren
zu dem früheren Standorte zurück oder fliegen einem andern erhabenen Punkte zu. Sie ſind nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/824>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.